(hier der geforderte Erfahrungsbericht über den Schwarzbarsch-Trip)
Hi Benjamin,
Nun wo soll ich anfangen.
Also wir waren zu zweit und hatten 2 Tage Guiding mit Bassboot und 2 Nächte in seiner Unterkunft gebucht.
Wir kamen um ca. 8 Uhr in der Früh bei Matteo an und fuhren gleich gemeinsam zum Wasser. Boot geslippt und los gings.
Zuerst verlangte er, dass wir die Schuhe am Boot ausziehen sollten, was mir absolut kein Problem war, allerdings doch etwas merkwürdig vorkam. Vor allem die Begründung, damit wir morgen auch ein sauberes Boot hätten. Aber egal, das hab ich gerne gemacht, auch wenn ich zuhause noch nie einen Freund auf meinem Boot darum gebeten habe...
Dann saßen wir im Boot und knüpften unsere Vorfächer schnell an die Hauptleine. (Geflecht in 0,17 und 0,30 FC) Vor der Abreise hat er mir geschrieben, dass das schon so passen würde und ist überhaupt nicht auf meine weiteren Tacklefragen eingegangen.
Als wir noch am Knüpfen waren, stand er schon auf der Wurfplattform und fing an zu fischen. ?????
Wasn das fürn Guide? Nicht dass ich nicht wüsste wie man etwas knotet usw. aber als Angler glaube ich trotzdem dass man immer etwas Neues lernen kann und lass es mir auch gerne erklären.
Ebenso bei der Köderwahl, kaum ein Tipp oder informativer Beitrag.
Auch erwarte ich mir von einem Bass-Guide, dass er mir Sachen zeigt bzw. Köder in Unmengen dabei hat und verschiedene Empfehlungen abgeben kann.
Fehlanzeige: er fischte den ganze Tag mit einem Köder, und war nicht sonderlich motiviert uns etwas anderes zu zeigen oder zu empfehlen.
So fuhren wir schön langsam einen Fluss in Padova ab, den man vom Ufer aus besser hätte befischen können - oberhalb verlief ein Fußgänger- und Radweg.
Mit dem Bugmotor steuerte er das Boot so, dass wir ca. 10 m vom Ufer die Linie abfuhren. Wenns einen Hänger oder so gab, trieb das Boot trotzdem weiter und wenn mein Kollege etwas abriss dann kam nur die Ansage, dass er eine zu dünne Schnur fischen würde. ??? Jetzt auf einmal!
Er selbst fischte eine 1,5 oz Rute die ordentlich Kraft hatte und als Schnur eine 0,4 FC. Wenn er Hänger hatte - was durchaus vorkam - dann riss er einfach den Busch aus.
So gings Stunden dahin ohne Bisse, ab und an sahen wir Schwarzbarsche von ca. 25-35 cm und dann sagte er jedesmal:" Look, a big one. cast, cast."
Big one??? Wir sahen uns fragend an, wussten da aber noch nicht genau wie wir das interpretieren sollten.
Viel später als ich im Internet und Zeitschriften öfter davon gelesen hatte, dass die Schwarzbarsche in Sizilien oder Spanien nicht mit Padova vergleichbar sind, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Auch das Video von Leo und Jakob wo sie mit dem Belly unterwegs sind und größere Bass fangen, sagt eigentlich viel aus.
Nach etlichen Stunden ging mir ein Döbel an den Haken und als die Bass noch immer nicht beißen wollten fragte er uns, ob wir auf Döbel angeln wollten, denn er kennt eine Stelle in der Nähe wo viele stehen würden.
???? Klar dafür sind wir ja auch nach Italien gekommen!!
Also verneinten wir und es ging genauso weiter wie bisher.
Das beste, was ich bis jetzt verschwiegen habe: Entweder stand ER vorne am Castingdeck an den Hocker gelehnt und steuerte das Boot so wie es für ihn am besten war und ich durfte in der Mitte stehen, wo das Werfen schlechter ging, oder er saß am Lenkrad und spielte mit dem Handy.
Also entweder hat er selbst gefischt - an den guten Spots die er kannte - oder er überließ uns das Boot. Dh. ich durfte es auch einmal retten, wenn es wo dagegen zu treiben drohte. Er sah nur kurz von seinem Handy hoch und spielte dann weiter mit dem Handy.
Nach Stunden kamen wir an einen Spot, dort stand er wieder am Casting-Deck und fing den ersten und einzigen Bass des Tages.
Als der Tag dem Ende zuging, sagte ich ihm, dass wir kein Problem damit hätten nichts zu fangen, aber so wie das hier läuft hätten wir keine Lust noch einen Tag mit ihm zu verbringen. Daraufhin wurde er anfangs richtig zornig und erklärte uns dass wir keine guten Angler wären, weil wir nicht zielgenau werfen konnten und wenn wir nur noch näher ins Cover werfen würden, hätten wir auch Chancen. Außerdem sei er kein Zauberer und so ist Fischen eben.
Ich erklärte ihm, dass wir schon öfter geschneidert hätten und ich auch schon mit anderen Guides mal nen Schneider erlebt hatte, trotzdem war das Fischen an sich lustig und der Tag sehr lehrreich, da sich die Guides immer größte Mühe gaben, uns mit wertvollen Tipps und Tricks zu versorgen, aber das hier....
Er meinte wir können gerne heimfahren, müssten aber die € 650,- für beide Tage zahlen.
Dann hat er noch ein bisschen rum telefoniert und uns vorgeschlagen, das wir morgen an einen kleinen Privatsee gehen würden, wo wir auf jeden Fall Bass fangen würden und er müsse noch mit dem Besitzer abklären ob wir kommen dürfen.
Dort hätten wir ein kleines Boot, das wir verwenden dürften.
Also Bass-Puff-Fischen dachten wir uns. Nein Danke! Echt ein Witz, da wollte er uns quasi einen Teich vorsetzen nur um einen Bass zu fangen und damit wir hier blieben würden.
Aber nachdem er uns im Vorfeld schon gesagt, dass wir so schlechte Angler wären ... hatten wir null Bock auf noch einen Tag mit ihm.
Also einigten wir uns. Wir gaben ihm € 400,-(!!!) für den Tag und fuhren nachhause um uns die nächsten Scherereien zu sparen.
Fazit. NIE NIE NIE wieder mit diesem Guide.
Und auch eher nicht zum Bassangeln nach Padova, denn was er als groß bezeichnetet, war eher klein bis sehr klein. Also kann man sich vorstellen wie der Bestand dort im Allgemeinen aussieht.
Abschließen muss ich noch sagen:
Ich war bei Guides in Kroatien, Schweden, Deutschland und Österreich und wir haben wirklich nicht immer etwas gefangen, aber die Tage waren trotzdem immer genial und ich würde sofort wieder zu diesen Leuten fahren. Auch ohne die ersehnten Fänge verstanden Sie es den Tag so zu gestalten, dass man gerne gemeinsam Fischen war. Aber dieser Typ in Italien ist kein Guide sonder einfach jemand mit einem Bassboot.
lg,sims
ps.
Das ist MEIN persönlicher Erfahrungsbericht und bei anderen kann es natürlich anders gewesen sein, solltest du wirklich hinfahren, würde es mich interessieren wie es bei dir war.
Vielleicht hat er ja etwas daraus gelernt, ich werde ihn jedenfalls niemandem empfehlen und ihn auch nie mehr buchen.