Da greifst du ein sehr spezielles Thema auf, vor allem mit dem lebenden Köderfisch.
Man kann aber nicht einerseits Argumentieren dass Fische keinen Schmerz oder sonstige Qualen beim Angeln empfinden und gleichzeitig mit eben genau diesen Gründen gegen das Angeln mit lebenden Köderfischen Argumentieren.
Persönlich fische ich nicht mit lebendem Köderfisch, da es für mich nicht spannend genug ist, desweiteren stört mich die Köderbeschaffung vor dem Angeln und dass ich gefangene Fische leider öffters als erwünscht einer Verwertung zuführen müsste, da das Schluckverhalten der beißenden Fische nur schlecht kontrolliert werden kann. Aber keinesfalls weil ein etwaig benutzter Köderfisch, qualen oder sonstige Unannähmlichkeiten erfahren würde. Würde ich nämlich von dieser These ausgehen, würde ich das Angeln ansich in Frage stellen, da mir dadurch sämtliche Argumente ausgehen würden, die das Angeln legitimieren würden. Es ist schon erstaunlich das dies in Deutschland so gehandhabt wird.
Dies ist wohl allerdings nicht nur beim Angeln so, sondern fest in der deutschen Mentalität verankert. Der Deutsche scheint eine gewisse Selbstgeisselung wohl zu genießen und sich ebenso einen Spass daraus zu machen jede Sau die in greifbarer Nähe ist durchs Dorf zu schleiffen, ob diese nun Unschuldig ist oder nicht, egal ob deren Leben dadurch zerstört wird oder nicht. Hauptsache der Pöbel hat Erheiterung erfahren und man muss sich nicht zu sehr mit den eigenen Unpässichkeiten beschäftigen, solange die, der Anderen zur genüge im Gespräch sind.
Dabei wäre es von absoluter Wichtigkeit, dass der Deutsche Angler anfängt sich einzugestehen, warum er Angeln geht. Da wäre zum einen der Grund der Nahrungsbeschaffung, die so unter anderem Gesetzeskonform wäre, zweitens wäre da der Grund des Spasses zu nennen, zu dennen auch ich selbst mich zähle.
Da die reine Nahrungsbeschaffung wohl nicht mehr das Hauptziel der meisten Angler ist, würde es wohl langsam Zeit werden, sich einzugestehen, wie man den Fischen gegenüber steht, ob man sie als Lebewesen in Augenhöhe des Menschen betrachtet oder als nicht schmerzfähige niedrigere Lebewesen betrachtet und sich dies auch eingesteht.
Sollte man die Fische als Menschengleich betrachten, so müsste man das Fischen aus Spassgründen nochmals schwer überdenken.
Geht man allerdings von der aktuell Weltweit angenomenen These aus, das Fische weder Leid, noch Schmerz oder Qualen erfahren können, so darf man sich auch nicht mehr gegen die Verwendung von lebenden Köderfischen aussprechen. Genausowenig gibt es dann noch eine Begründung etwaig verletzte Fische "erlösen" zu müssen.
Eine Anerkennung der Fische als niedrige Lebensform bedeutet ja nicht gleich, dass dies jetzt ein Freibrief zur Massenhaften entnahme wäre oder dergleichen.
Da kann ich dir leider nicht zustimmen und würde gern folgende Punkte zu bedenken geben:
1) Die wissenschaftliche Sicht auf das Schmerzempfinden von Fischen ist keineswegs so eindeutig, wie du es hier schreibst. Es ist nach wie vor ein kontroverses Thema, das aber sicher hier und bei f4m schon genug durchgekaut wurde, jedenfalls sind mir seit der letzten Diskussion keine neuen Studien bekannt.
2) Es gibt zwischen "menschengleich" und "nicht schmerzfähig" noch einige denkbare Zwischenstufen, und irgendwo in diesem Bereich würde ich auch die Fische sehen. Klar ist doch, dass es für Fische Stress bedeutet, wenn sie am Haken hängen. Wie schon so oft gesagt - so lange man nicht mit Bestimmtheit sagen kann, wie es sich mit dem Schmerzempfinden von Fischen verhält, sollte man ihnen möglichst weitgehend eine Behandlung gewähren, als ob sie Schmerzen empfinden könnten.
3) Man kann auch angeln und sich dessen bewusst sein, dass man dabei in einem ethischen Spannungsfeld handelt. Ist halt eine Leidenschaft und tut verdammt gut. Die Auswirkungen einer vernünftigen Ausübung des Angelns wären auch nicht zu verachten: eine bessere Lobby für saubere Gewässer, stabile Fischbestände & die Wirtschaft wird angekurbelt...
Dafür können sich ein paar Fische ruhig mal opfern und in den sauren Apfel respektive Köder beissen.
Ich gehe davon aus, dass Fische Schmerzen empfinden
könnten und versuche daher mögliche Verletzungen zu minimieren. Um auf das Angeln zu verzichten, ist meine Leidenschaft jedoch zu groß...
Mit Köderfisch zu Angeln und dann beim Zielfisch C&R zu betreiben, finde ich aber auch ziemlich übel. Ich sehe durchaus einen Unterschied darin, einen Fisch zu fangen und ihn dann ggf. wieder schwimmen zu lassen oder eine Fisch zu töten bzw. ihn dauerhaftem Stress auszusetzen, um einen anderen Fisch zu fangen, den ich dann wieder schwimmen lasse... Um mangels anderer Fangmethoden in guten Gewässern (wo auch immer auf der Welt diese sein mögen) einen Fisch für den eigenen Verzehr zu fangen, fände ich das wiederum ok.
Und nun vielleicht wieder Back to Topic, oder?
Ich finde Entnahmefenster super, lege mir meistens im Koppe auch ein persönliches fest, bevor ich ans Gewässer gehe. Meist so klein, dass kein Fisch durchs Fenster kommt
... Scheint mir auch populationsbiologisch sehr sinnvoll zu sein: ein Gewässer braucht einfach große Räuber. Aber wie bei allen Regelungen: die Effektivität steht und fällt mit Kontrollen und Sanktionen.