Aus dem Schnurtyp-Thema wird meines Erachtens nach eine ziemlich unnötige Wissenschaft gemacht - auch mit vielen emotionalen, trotzigen oder anderweitig verzerrten Ansichten.
Der Trend zu FC/Nylon schwappte ja wie so oft aus USA und/oder Japan zu uns rüber. Was der Japan-Basspro da im Video treibt, muss ja auch hierzulande super funktionieren! So denken hier nicht gerade Wenige und fallen dann auf die Nase, weil ihre Angelei halt wenig bis nichts mit dem zu tun hat, was die da drüben so anstellen. Dort wird in aller Regel vom Boot und auf kurze Distanzen gefischt (geschätzt im Bereich von 5 bis max. 25m). Dazu noch auf eine Fischart, die den Köder - je nach Bait - lange im Mund behält und damit herumschwimmt. Da hat man mit FC/Nylon eigentlich nur Vorteile. Hierzulande wird halt auch viel vom Ufer gefischt und selbst vom Boot aus pfeffern viele Leute so weit raus wie geht. Dazu sind unsere Fische eher vorsichtig und riechen den Braten meist recht schnell.
Ist jetzt recht plump herunter gebrochen aber trifft nüchtern betrachtet sehr häufig zu...
Ausnahmen gibt es natürlich, gerade hier bei BA...z.B. Bellybootler, die "mitten im Fisch" angeln und nicht weit werfen müssen oder Kollegen, die kleine/schmale Gewässer befischen.
Liest man sich 1x ordentlich die Angaben seriöser Schnurhersteller durch, gibt es eigentlich nur noch wenig Klärungsbedarf und auch diverse Aussagen von Angelkollegen lassen sich besser einordnen:
Stroft gibt z.B. für sein FC1/2 eine Anhiebdehnung von 14% an. In dem Bereich +- wenige Prozent werden sich auch die anderen Hersteller aufhalten. Ein Stroft LS Nylon wird mit 9% beziffert. Die Feinlastdehnung (also bei der Köderführung) liegt bei lediglich 2% für das FC und 3% für die LS. Aus diesem Grund ist FC bei der Köderführung ähnlich sensibel wie PE und bei bestimmten Bedingungen (z.B. Wind und Wellengang) sogar etwas im Vorteil aufgrund des geringeren Schnurbogens.
Wenn hier jetzt jemand erzählt, dass er auf "volle Wurfdistanz" von 40m und mehr mit FC/Nylon den Anschlag problemlos durchbringt, dann ist das schlicht gelogen bzw. falsch empfunden. Selbst auf 30m und je nach Situation/Bedingung auch weniger, ist es meiner Erfahrung nach fast unmöglich, einen wirklich effektiven Anschlag zu setzen. Natürlich bin ich nicht der Maßstab und es mag Anschlagmonster geben, die sich auch auf 60m Entfernung in einer Sekunde 3x um die eigene Achse drehen und genau so schnell kurbeln. 14% von 40m kann sich aber jeder selbst ausrechnen, dazu noch Schnurbogen und der Druck von Köder und Wassersäule...da müssen wir uns nicht drüber unterhalten, ob da noch tatsächlich viel vom Anschlag durchkommt. Schnappt euch mal einen Kumpel, bindet das Schnurende um den Finger und lasst den Kollegen in 40m Entfernung anschlagen. Selbst unter diesen Idealbedingungen an der Luft, ohne Wasserwiderstand oder Schnurbogen oder Köderdruck, wird nicht übermäßig viel passieren. Die Fische - gerade Barsche - hängen halt häufig trotzdem, weil sie sich mit ihrem weichen Maul selbst haken.
Wenn also jemand Rigs oder leichtere Jigs auf kürzere Distanzen oder Moving Baits fischt, spricht überhaupt nichts gegen FC/Nylon und man kann sich die vielen Vorteile gegenüber PE wirklich zu Nutzen machen.
Feuert jemand seine Rigs 30, 40m oder mehr an FC raus, fängt trotzdem regelmäßig und hat ein gutes Gefühl dabei, dann soll auch derjenige mit seinem Setup glücklich sein und behält am Ende Recht. Der Fisch hängt dann aber trotzdem nicht primär aufgrund des Anschlages
Die in Deutschland häufig anzutreffenden Jigger und BiszumMondWerfer werden auf jeden Fall mit PE glücklicher.