Hallo,
anwo71 schrieb:
Eieiei 8O , Jungs, mal locker bleiben....
.
dem kann ich nur zustimmen 8)
Das Thema ist schon recht komplex und daher sind die Wogen vieleicht bisl hoch geschlagen. Da bei solchen Themen gerne schon mal pauschalisiert wird und gerne auch "vorgefertigte" Meinungen "nachgebetet "werden (soll nun nicht bedeutet, dass nur nachgeplappert wird oder das immer alles flasch ist ) möchte ich mal ein paar Fakten hinzusteuern, die auf eigener, langjähriger Erfahrung, der ebenso langjährigen Erfahrung einiger Angelkollegen und nennen wir es ein wenig mechanischem Grundwissen beruhen. Das soll
nicht dem Zwecke dienen, jemandem auf "die Füsse zu treten" oder sein Wissen / Erfahrung abzusprechen oder sonst einem Blödsinn!!!!
Das soll vielmehr eine Anregung sein - mehr nicht!
Zu den Voraussetzungen meiner Erfahrungswerten: Meine erste Multi / Baitcaster habe ich im September 1991 in den USA, währed eines mehrmonatigen Aufenthaltes gefischt. Hier habe ich damals auch schon die heute so beliebten Methoden kennen gelernt. Seit dem bin ich absolut begeistert und beschäfige mich ein wenig mit diesen Geschichten.
Meine beiden Angelkollegen, deren Wissen ich anzapfen möchte, sind beide schon seit gut 15 Jahren begeisterte Baitcaster Nutzer und können ebenfalls auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Da einer der beiden sogar Maschinenbauingenieur (Er ist auch der Tuner unter uns) ist, konnte ich hier sehr viel lernen.
Zum Einsatz kommen bei allen dreien Köder von ca. 5g bis ca. 120g, da mangelt sicher nicht an Erfahrung mit schweren, als auch leichten Ködern.
Da wir alle Abu Fans sind, kommen entsprechend fast nur Abu Baitcaster zum Einsatz. Da SX, STX, Torro,Orra, Winch und auch Inshore Rollen vorhanden als auch im Einsatz sind, lässt sich sehr gut vergleichen.
Ich werden nun nicht zu jeder Rolle etwas schreiben, da das zu weit führen würde. Ich denke, wenn die STX und die Torro als Beispiel dienen, reicht das vollkommen aus.
Einer meiner Grundsätze ist es mechanische Bauteile / Geräte nicht dauerhaft an ihrer Leistungsgrenze zu betreiben. Manch einer mag das ängstlich nennen, es dient aber, meiner Meinung und Erfahrung nach, der Langlebigkeit der Rollen (um beim konkreten Beispiel zu bleiben) als auch dem dauerhaft sauberen Lauf einer Rolle (mich stört es einfach, wenn eine Rolle, ein Lager auch nur leicht "eiert" - mag evtl. nicht bei jedem so sein).
Eine grosse Rolle 8) bei der Betrachtung spielt die Belastung der Rolle. Bedeutet, wie oft wird die Rolle gefischt? Wie häufig kommen schwere Köder zum Einsatz? Bei der häufigen Verwendung mit schweren Ködern, wird eine Rolle entsprechend einiges aushalten müssen.
Fangen wir bei der Achse an. Die Achse ist i. d. T. das unkritischste Bauteil. Da sie bei einer Multi / Baitcaster beidseitig gelagert ist, kann sie wesentlich weniger schnell verbiegen, als bei einer Stationärrolle. Um genau zu sein - man müsste sich schon sehr anstrengen, um hier etwas zu verbiegen. Die Achsen aller genannten Rollen halten unheimlich etwas aus. Da bräuchte es viele Kilogramm, um Schaden anzurichten. Da sind wir also auf jeden Fall immer im sicheren Bereich. Hier kann man vieleicht noch die Achse der STX ewähnen, die mit ihrer "Everslick" Beschichtung das ganze sehr Wartungsfreundlich macht.
Das Gehäuse soll nur kurz erwähnt werden. Es muss halt verwindungssteif sein und den Lagern etc. genügend Halt bieten, um möglichst Spielfrei zu arbeiten. Da alle betroffenen Gehäuse hier keine Probleme haben, brauchen wir da nicht näher drauf einzugehen, denke ich.
Die Lager - und da ist der neuralgische Punkt. Beim Jerken, und darum geht es ja, werden die Achsen belastet, was denen ja wenig ausmacht. Aber die Achsen sind gelagert und dort, in den Achskugellagern tritt ebenfalls eine grosse Belastung auf (bei jedem Ruck und übrigens auch beim Wurf - trotz Daumen), genau wie am IAR Lager (Rücklaufsperre), das als Walzen- / Nadellager ausgeführt ist.
Dazu muss man wissen, dass die Belastbarkeit von Kugellagern / Lagern im allgemeinen vom verwendeten Material, der Bauform und auch den Toleranzen der Fertigung abhängt. Einfach formuliert hat ein Lager mit geringen Toleranzen (vor allem in Belastungsrichtung) i. d. R. eine höhere Belastbarkeit und oft auch Lebensdauer.
Um alle nun zu beruhigen - die Lager, die Abu verbaut sind druchweg als gut zu bezeichnen und sollten bei angemessener Beanspruchung lange halten und ordentlich arbeiten.
Wenn aber eine Baitcaster überlastet wird, dann treten hier die ersten Probleme auf. Die Lager schlagen dann regelrecht aus und die Rolle eiert und schleift. Würfe können ggf. zur Qual werden - so weit kommt es meist aber nicht, da die meisten vorher schon die Lager tauschen oder sogar eine neue Rolle kaufen. Das hört sich erst einmal sehr dramatisch an, ist in der Praxis aber nicht ganz so dramatisch. Beim Nachmessen des Lagerspiels (wurde bei einer STX durchgeführt) hatte sich nach ca. 6 Monaten "Missbrauch" das Spiel nur geringfügig erhöht, war aber durchaus schon spürbar. Muss halt nicht sein, finde ich.
Für die IAR Lager gilt letztendlich das selbe. Jeder Ruck sorgt auch hier für eine Belastung. Je feiner ein solches Lager ist, umso stärker macht sich die Belastung bemerkbar. Man könnte nun argumentieren, dass selbst Pleuellager in Motoren als walzen- / Rollenlager ausgeführt sind und auch halten. Der Vergelich hinkt aber, da solche Lager wesentlich "deftiger" ausgeführt sind und auch nicht bei Belastung in eine Richtung blockieren müssen.
Das Getriebe von Baitcastern / Multis ist selbst bei kleinen Rollen oft erstaunlich robust, so auch bei der SX / STX. Da hier in erster Linie grosse Belastungen beim Einkurbeln von schweren Ködern mit grossem Wasserwiderstand auftreten (wurdeja schon richtig erkannt), kann man das beim Jerken eher vernachlässigen. Das Getriebe wird zwar auch etwas belastet, aber nicht übermässig. Da kann man evtl. noch erwähnen, dass das Getriebespiel bei den Abus recht gut eingestellt ist, was ebenfalls zur Laufruhe und Langlebigkeit beiträgt. Hier droht also i. d. R. keine "Gefahr".
Eine SX / STX wurde, wenn wir das richtig verstanden haben, für das leichte bis mittlere Fischen entwickelt - vieleicht irren wir uns da aber auch... Das Jerken mit 70g Jerks zählt da dann eher nicht zum eigentlichen Einsatzgebiet dieser Rollen. Die Rollen können das sicher mal ab und das auch eine ganze Zeit lang, aber auf Dauer wird das Spuren hinterlassen.
Zum Gelegenheitsjerken geht das ganz sicher, aber wenn jemand richtig loslegt, dann ist eine SX / STX eher nicht die beste Wahl - nicht absolut untauglich, aber eben nicht wirklich gut - es kann halt zu erhöhtem Lagerspiel kommen, was ja Verschleiss bedeutet. . Die Torro hingehen (Beispielsweise) ist wesentlich kräftiger ausgelegt und es sind stärkere Lager verarbeitet (Da verlasse ich mich ganz auf unseren Maschinenbauer). Die Rolle kann richtig was ab (wir konnten noch kein erhöhtes Lagerspiel feststellen). Diese Rolle ist ein Arbeitstier und wohl kaum kleinzukriegen. Da kommen Erinnerungen an die alte 5501 C3 auf, von denen heute noch eine in meinem "Arsenal" tadellos ihren Dienst versieht.
Zur SX kann vieleicht noch erwähnt werden, dass diese wohl sehr "schmutzwassertauglich" ist. Bei trüben Tümpeln also weniger "anfällig" ist, wenn dort lehmiges Wasser, Algen etc. die Bedingungen erschweren.
Quelle sind hier amerikanische Foren (wie gesagt, nicht alles ist Falsch, was irgendwo geschrieben steht). Die Aussagen der amerikanischen Kollegen sind hier alle recht schlüssig, konnten aber von uns nicht überprüft werden. Ich denke, man kann das ruhig einmal im Hinterkopf behalten.
Fazit meinerseits wäre also, eine SX (reicht hier vollkommen aus) zu kaufen, wenn weniger mit 70g Jerks gefischt wird. Das ist eine tadellose Rolle, die viel Freude macht, wenn sie entsrechend eingesetzt wird. Eine STX geht sicher auch, macht ebenfalls viel Freude , muss aber nicht sein.
Soll aber häufiger richtig gejerkt werden, dann doch eher Winch oder beser gleich Torro. Ich weis, dass gerade die Torro teuer ist, aber es lohnt sich. Beim Rollenkauf ist es erfahrungsgemäss immer besser einmal etwas mehr Geld auszugeben und zufrieden zu sein und Spass an der Rolle zu haben und das auch noch möglichst lange. Alternativ kann sicher die in einem Post erwähnte Inshore eine Alternative sein. Hier wurde sogar, von einem Fachhändler mit Verstand vermute ich, von der STX abgeraten.
Ich finde halt, das muss ich nochmal loswerden, dass man eine Rolle nicht bis an die Grenze des machbaren belasten sollte - schon gar nicht dauerhaft. Eine Baitcaster / Multi ist ein kleines, feinmechanisches Wunderwerk, das richtig Freude macht und es wäre schade, wenn das Schaden nehmen würde.
Mein Post soll nun keine "absolute Weisheit" darstellen! Die ausgesprochene Empfehlung ebensowenig! Es ist zum einen nur eine Empfehlung, die auf einiger Erfahrung (mehrer Angler) und Grundwissen beruht und es soll ein wenig, wenn auch komprimiertes, Wissen weitergegeben werden - für alle die es nützlich finden.
Ich hoffe, dass sich nun niemand "gebeutelt" fühlt, das lag nicht inmeiner Absicht und ich hoffe, dass möglichst viele Angler hier ihren Nutzen draus ziehen könenn.
Gruss
Michael