Erfahrungsbericht Kajak - Angelsport ...

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ChrisO

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Kennt Ihr das auch ?… ihr seid den ganzen Tag am Wasser und egal wie erfolgreich ihr wart, ob ihr zu Fuß oder mit dem Boot unterwegs wart, Ihr Seid abends einfach platt. Konzentriert zu angeln ist anstrengend, auch vom Boot … nur die daheimgebliebenen Nicht-Angler sehen das scheinbar nicht so. Schon gar nicht wenn man mit einem top ausgestatteten Boot angeln ist. Angeln gehen ist doch easy und entspannend … aber mit Sport hat es für die meisten nichts zu tun. Warum heißt es überhaupt Angelsport …

Gut, Gut habe ich mir gedacht … Challenge accepted. Ich mache mein ganzes Leben lang schon Sport, nichts weltbewegendes aber halt Sport, Laufen, Mannschaftssport, Wandern, MTB etc. und auch wenn man nach einem Angeltag einfach platt ist, so ist es doch kein Vergleich zu einem Halbmarathon oder ähnlichem. Das geht aber bestimmt auch anders.

Sind euch schonmal die Kajakangler aufgefallen, die auf den Seen und Flüssen auftauchen oder an Euch vorbeiziehen, während ihr schön gemütlich mit Motörchen, Spotlock, i-Pilot und Co. unterwegs seid. Man sieht sie zwar, aber es schaut so einfach aus wie sie da übers Wasser gleiten, das man erstmal nicht weiter drüber nachdenkt. Da kommen dann so Sprüche wie „ja, die haben ja auch kaum Tiefgang“ als Erklärung … aber hier und da wundert es einen dann doch „wie die denn hier hinkommen“ oder „ob das nicht lebensgefährlich ist bei der Strömung“ … und wenn man mal länger drüber nachdenkt … vllt. in den kurzen Angelpausen z.B. beim Hochklappen des Trolling Motors oder beim Anker lichten … dann wird schon klar, dass die Jungs und Mädels das letztlich alles mit Ihrer Muskelkraft machen müssen, es sich also im wortwörtlichen Sinne um Angelsport handeln muss.

Ja Moment mal, werden jetzt alle Belly Boot Angler sagen … wir paddeln doch auch, das ist auch Sport … und ja das tut Ihr und ich spreche euch nicht ab das Ihr Sport macht. Aber die Challenge lautete ja eine sportliche Alternative zum Bootsangeln zu finden und dies bedeutet auch den Stauraum, die Reichweite (15PS) und die zu befahrenden Gewässer mit in die Challenge einfließen zu lassen und das mit so wenig Kompromissen wie möglich. Ihr gesteht mir hoffentlich zu, dass ein Kajak mit muskelbetriebenen Pedalantrieb eine höhere Geschwindigkeit, Reichweite und „Seetauglichkeit“ bietet als ein rein mit Muskelkraft betriebenes Belly oder Belly-Schlauchboot.

So, und nu … mal eben ein Angel-Kayak der 12 Zoll Kategorie mit Pedalantrieb zu kaufen kam nicht in Frage, also musste ein Verleih oder besser noch direkt ein Guiding her. Da der Verleih von Kajaks sich in DE scheinbar zu 99% auf der reinen Freizeit-Paddel-Sport bezieht und nicht aufs angeln, wurde ich hier nicht fündig. Bei den Guidings sah es schon anders aus, so flatterte mir spontan eine Ankündigung von Helrec Fishing in den Instagram Account. „Kajak Guiding mit Marcel – ab sofort buchbar“. Da es mir ja primär um den sportlichen Aspekt des Kajak Angelns ging und ich auf einen Fluss mit guter Strömung wollte, dünkte es mir das es sicher keine schlechte Idee wäre dies nur mit einem erfahrenen Guide zu machen. Keine 5Min später hatte ich ein Angel Guiding mit Marcel Tahn gebucht … Marcel ist Teamer bei Hobie … und nachdem was ich bis dato so von Kajaks gesehen (YT) und gelesen habe ist Hobie ja schon mal einer der Big Player wenn’s ums Kajak angeln geht … also, wenn testen dann auch direkt richtig, wenn es auf nem Hobie in die Buchse geht dann liegts wenigstens schonmal nicht am Material

In einem Telefonat mit Marcel fragte er mich „Was ich mir denn vom Guiding erwarte?“ ich sagte Marcel „Ich will wissen ob das was für mich ist“ und „Was mit dem Kajak so alles geht“ ach ja … dass ich sportlich Fit sei habe ich Ihm auch versichert … dazu später mehr

Zwei Wochen später trafen wir uns an einem Freitagmorgen um 08.00 auf einem Campingplatz in der Nähe von Waal und Ijssel zum Flussangeln auf Zander Barsch und Co. … zeitlich gabs für uns keinen festen Rahmen, also starteten wir mit einer Tasse Kaffee, einem Plausch und dem gemeinsamen auftakeln der Kajaks … Marcel hat - logischerweise - zwei Kajaks, ich konnte wählen zwischen einem Hobie Pro Angler 12 und einem Outback 12 … Marcel empfahl mir zuerst mal das Pro Angler zu fahren bis ich ein Gefühlt dafür bekommen habe. Ich nahm seine Empfehlung an … dieses Teil macht ob seiner Größe, Höhe und des breiten Rumpfs einen massiv vertrauenswürdigen Eindruck und bietet Unmengen Platz.

a.png
- Hobie Pro Angler – 3.66m x 0.91m ~44kg -

b.png
- Hobie Outback – 3.89. x 0.86m ~40kg -

c.pngMein Tackle Bestand aus 2 Ruten, einem Tackle Container, Schwimmweste, Kescher, 1 Paar Crocs, einem kleinen wasserfesten „Seesack“ und was zu trinken … mehr nehme ich auch auf dem Boot nicht mit. Hinzu packe mir Marcel noch eine Schale mit Köderfischen auf Eis, Erste-Hilfe-Hecht Set (Pflaster Desinfektionskram). Echolot + Geber und einen Rutenhalter für 3 Ruten (waagerecht) kamen auch noch an den „Panzer“.

Alles hat auf diesen Kajaks seinen Platz, überall gibt’s Stauraum, Netze usw. Im Bug der ProAngler sind sogar Rohre verbaut, um die Rutenspitzen zu schützen. Unters Kajak kam dann noch ein Gestänge mit Luftreifen und ab gings ans Wasser.

Am Wasser hieß es dann logischerweise aufsitzen/einsteigen … und … das ging erstaunlich gut, klar wackelt es etwas, aber tatsächlich nicht mehr als auf dem Boot. Marcel stoß mich vom Ufer ab und mit dem Stechpaddel musste ich ein zwei Meter raus, bis es tief genug ist, um den Antrieb einzusetzen. Bei Hobie heißt das Ding Mirage Drive und hat keinen Propeller wie bei anderen Herstellern, sondern besteht im Wesentlichen aus zwei Flossen die nach dem „Piguin Prinzip“ … naja … paddeln. Besonders hierbei ist, dass sie halt besonders flach unter den Rumpf angelegt werden können und somit auch in sehr flachen Gewässern nutzbar sind bzw. der Antrieb nicht wieder raus genommen werden muss.

d1.gif

Es gibt zwei „Gänge“ einen für Vorwärts und, welch Wunder, einen für Rückwärts. Anders als bei Propellerantrieben … bei denen man einfach Rückwärts tritt (ähnlich wie beim Freilauf aufm Fahrrad) muss man beim Pinguinantrieb für den jeweiligen Gang and einem Hebel ziehen … dadurch drehen sich die Flossen in die andere Richtung und man fährt Rückwärts. Geht einfach, aber man muss es halt mit den Händen umstellen. Ebenfalls anders ist bei den Antrieb das man nicht, wie beim Fahrrad oder Liegerad, durchtritt sondern die Bewegung eher mit einem Stepper zu vergleichen ist. Das Ruder am Heck ist bei beiden Kajaks erstmal im oder auf dem Rumpf verstaut. Im Wasser kann es über ein einfaches System aus Zügen ausgeklappt und natürlich auch wieder eingeklappt werden, falls es mal etwas flacher wird. Man steuert über Hebel, die man ebenfalls ganz einfach mit der Hand bedient. Je nachdem welche Hand grad fei ist nimmt man halt den Hebel links oder den rechts vom Stuhl. Nach der ersten „Aufregung“ und ein paar einfachen Manövern und Fahrtests stellte ich mich hin, wackelte ein wenig hin und her und stellte fest … dat geht. Das ging sogar so gut das man im Stehen ohne Probleme „kramen“ konnte. Sei es im Bug Stauraum oder am Heck im Tackle Container … wohl gemerkt im ProAngler und in ruhigen Wassern. Im Outback kann man auch stehen, aber es ist auf Grund der Rumpfform etwas anderes … allerdings bestimmt auch nur eine Frage der Eingewöhnung … war ja mein erster Trip überhaupt mit einem Kajak.

Beim Hinsetzen machte sich Erleichterung breit, das Popometer war zufrieden und ich war optimistisch das das was werden würde. Marcel meinte ich soll mir den Sitz noch einstellen … und den Pedalabstand prüfen … da war was dran. Ich sag mal so, wenn ich so nen Bürostuhl hätte wäre das schon der Hammer … Höhe und Neigung der Sitzfläche sowie der Rückenlehne sind bequem einstellbar, auch die Spannung des Futters der Rückenlehne lässt sich fein dosieren. Die Pedale können über ein Klicksystem so eingestellt, das man die Knie nicht überstreckt … Ich zog mir die Automatikweste über und los ging die Fahrt.

.... Teil 2 im folgenden Post (wegen den 10000 Zeichen Beschränkung)
 
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ChrisO

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... Teil 2

Die ersten 3km waren wir in einem Altarm einer der Flüsse unterwegs „zum Eingewöhnen“ sagte Marcel. Bevor wir dann an den Fluss kommen. Ich hatte mit Marcel abgesprochen das wir „nochmal drüber sprechen“ bevor es auf einen stark strömenden Fluss gehen würde und er versicherte mir das er mir schon sagen würde, wenn ich mich doof anstelle oder er mir das nicht zutrauen würde. Gleiches habe ich Ihm versprochen

Im gemütlichen Tritt kam ich laut Echolot auf gut 5km/h. Wir schleppten auf der Strecke mit größeren Cranks, wiederholten hier und da nochmal eine Drift, stoppten ganz und versuchten ein paar Würfe mit SpinJigs auf raubende Rapfen oder bemühten uns ein paar Barsche unter Booten und Stegen hervorzulocken. Praktisch bedeutet das … Rückwärtsgang rein oder einfach das Boot gegen die leichte Strömung drehen und ein wenig paddeln bis man steht oder halt auf der Stelle bleibt … quasi Spotlock. Allerdings massiv geräuschlos. Das Wasser war gut 4m tief und mit der Polbrille sah ich trotz unserer Manöver und dem ständigen Paddeln die Fische direkt am Boot stehen … nicht nur die tausenden Brutfische, sondern halt auch Rapfen und Barsche zogen hier und da unter uns vorbei … also scheinbar Null-Spooking. Das sähe beim Trolling Motor bestimmt anders aus und überhaupt … es war verdammt leise, bis auf mein Fluchen hier und da … Die Logistik an Bord ist schon „besonders“. Treten, steuern und Köder mit scharfen Drillingen an die Titanspitze fummeln, das bedarf schon etwas Koordination und Übung. Glücklicherweise bin ich zumindest jemand der sehr gut durch Schmerzen lernt und somit bekam ich nach ein paar ungewollten Hakenkontakten den Dreh recht schnell raus.

Nach ein paar Fehlbissen fuhren wir weiter letztlich weiter bis zur Flussmündung. Das offensichtliche Hochwasser, das durch die letzten Regentage verursacht wurde, hatte ich schon auf dem Hinweg bemerkt, als ich über die Waal gefahren bin. Auf dem Wasser schaute das nicht besser aus, als wir an die Mündung kamen stelle ich ernüchtert fest … dass wir da mit dem Boot und unserem 15ps Motörchen wohl eher nicht rausfahren würden. Marcel sah das jedoch völlig anders und sah keinen Grund jetzt nicht, wie geplant, ein paar der Buhnen abzuklappern. Ich teste ein wenig das Verhalten des Kajaks an der Strömungskante und beschloss mich auf seine Expertise einzulassen. Ich wollte es ja auch so haben, ab jetzt wird’s sportlich dachte ich mir … beginnen wir also mit dem wortwörtlichen Angelsport.

Wir querten den Fluss stromabwärts, um an die gewünschten Buhnen zu kommen. Das ProAngler ließ sich ohne Mühe über den Fluss bringen. Der Kraftaufwand war natürlich ein anderer mit der Strömung, aber es funktionierte sehr gut. Das Kajak lag im Wasser wie ein Brett, trotz einiger stattlichen Wellen, die die vorbeifahrenden Schiffe hinterließen, machte ich mir keinerlei Sorgen das ich kippen würde oder ich aus dem sitz geworfen werde. In der ersten Buhne waren etwa 15 fette Brassen mit dem Laichgeschäft beschäftigt. Wir waren keine 2 Meter von Ihnen weg, sie ließen sich jedoch nicht aus der „Ruhe“ bringen. In den folgenden Buhnen, die wir stromabwärts befischten kämpfe ich mit der Hand/Augen/Bein-Koordination. Raus aus der Buhne, Kajak eindrehen lassen, gegen den Strom paddeln und langsam am Buhnenkopf vorbei in das nä. Buhnenfeld driften, Echolot beobachten und ach ja Köder ins Wasser.

Marcel hat die ganze Zeit ein Auge auf mich und ich wiederum staune nicht schlecht wie er das alles gleichzeitig hinbekam … denn er angelte dabei sogar noch … es sah recht spielerisch aus wie er von Buhne zu Buhne hoppte, mir Tipps gab und den Echos hinterherjagte. Respekt dafür. Ich hatte mittlerweile jedoch ein ganz anderes Problem in der 4 Buhne musste ich spontan … naja … wohin halt.

„Antrieb rausnehmen und hinhocken“ … rief mir Marcel zu … aber die Schweinerei wollte ich mir und letztlich auch ihm ersparen, außerdem sah ich schon die Schlagzeile vor mir „Deutscher Angler beim P… vom Kajak gefallen. Wasserwacht startete Großeinsatz“. Ich legte also an. Was auch erstaunlich gut funktionierte. Ran ans Ufer, kurz vorher Antrieb raus, mit dem Stechpaddel die letzten zwei Meter an die Steinpackung, raus ins Wasser Kajak etwas hochziehen und ab hinter den nä. Busch. Da habe ich so manch ein Anlegemanöver mit dem Boot in schlechterer Erinnerung.

Nachdem ich wieder auf dem Wasser war und wir weiterhin keinen Fischkontakt hatten beschlossen wir „etwas“ stromaufwärts zu fahren, zu einem kleinen Hafen und einigen Strukturen. Nachdem wir also gut 1km stromabwärts getrieben waren galt es jetzt „etwas Gas zu geben“ wie Marcel meinte … und ich kann euch sagen die folgenden gut 4km stromaufwärts habe ich gut gemerkt und das auch noch zwei Tage danach. Man muss schon ordentlich treten, um gut voran zu kommen. Anfangs schleppte ich noch ein wenig, aber auch das war wegen der Strömung nicht sehr angenehm, zumindest nicht mit einem größeren Crank und der Rute in nur einer Hand, die Andere wurde permanent am Ruder benötigt. An dem besagten Hafen angekommen querten wir nochmals den Fluss um eine Spundwand zu beangeln. Aber während Marcel auch hier wieder spielerisch seinen Köder wechselte, zu Wasser lies und mir Tipps rüberwarf. War mir das wegen der Strömung nur sehr sehr schwer möglich, den vor der Spundwand in der Außenkurve war der Druck natürlich noch höher. Dennoch schaffte es ein Barsch sich meinen Köder am Jigkopf zu schnappen, obwohl dieser, mit nur 12gr, bestimmt nie den Fluss Grund gesehen hatte. Eigentlich ein Grund zur Freude, aber als mir klar wurde das ich den Kollegen ja jetzt irgendwie versorgen musste, wurde es stressig. Ihr könnt euch das in etwas so vorstellen, als ob ihr versucht freihändig mit einem Mountainbike eine Downhillstrecke runterzufahren und dabei versucht euch die Schnürsenkel zu binden. Aus der Strömung raus ging nicht und eine Hand- oder besser gesagt eine Bass-Landung hätte dem Fisch nicht sehr gutgetan, da er ganz vorne am Maul gehakt war. Auch wenn Marcel schon auf dem Weg zu mir war, um zu helfen, senkte ich also die Rutenspitze und nach ein zwei weiteren Kopfschlägen war der Barsch wieder vom Haken. Ich beschloss mich mehr aufs Kajak fahren zu konzentrieren, als in dieser Strömung und an dieser Stelle weiter zu angeln. Das ist eher etwas für erfahrene Kajakangler und noch nichts für mich. Wir fuhren noch ein gutes Stück weiter stromaufwärts an einigen etwas beruhigten Zonen vorbei, bis zu einer weiteren Hafeneinfahrt. Ich machte hier und da ein paar Würfe, wo ich mir sicher war das ich einen Fisch auch landen konnte, aber wir konnten keinen Abnehmer für unsere Köder finden. Wir waren jetzt gut 4-5 Stunden ohne Pause unterwegs und meine Oberschenken hatten schon ganz gut mit der Sauerteig Produktion begonnen. Wir machten also eine kurze Pause in einem der kleinen „Passantenhaven“ wie man sie immer wieder in den Niederlanden findet und traten danach den Rückweg an.

Wir beschlossen uns mit einer DS Montage kontrolliert stromabwärts treiben zu lassen, bis zu den Buhnen Feldern vom Morgen, von denen wir die ersten Zwei dann nochmal befischen wollten. Bevor wir dann in den geordneten Rückzug übergehen wollten. Das taten wir auch und es funktionierte auch sehr gut, meine Koordination wurde besser und das kontrollierte Driften gelang mir trotz Strömung immer besser. Neben einigen Hängern, die übrigens nur gelöst werden können, indem man blitzschnell reagiert und wieder ein paar Meter stromaufwärts ballert bevor es einem die Rute aus der Hand reißt, hatten wir sogar einige zaghafte Fischkontakte jedoch ohne nachhaltigen Erfolg. Auch in den zwei Buhnen, die zwar laut Echo voll mit Fisch waren, konnten wir keine Gefangen machen. Nachdem Marcel dann nach kurzem Drill noch einen Aussteiger hatte, beschlossen wir uns in den Altarm zurück zu ziehen und den ein oder anderen Spot vom Morgen nochmals zu beangeln. Den Zandern wird wohl das spontane Hochwasser auf den Magen geschlagen sein, oder aber irgendein Depp hatte in Köln ein Fahrrad in den Rhein geworfen und das hatte sich bis hier herumgesprochen.

Wir „schleppten“ und also wieder mit gemütlichen ~5km/h zurück durch den Altarm und an dem Zugang zu einer überfluteten Aue stiegt ein schöner Hecht auf meinen Crank ein. Ich drehte bei, schaute mich nach Schiffen um und stellte mich wie selbstverständlich hin, um zu drillen. Der Drill war ordentlich und meine leichte Rute bog sich fast bis zum Griffstück. Der Hecht dreht eine Runde um das Kajak und nahm bei seinen Fluchten immer wieder Schnur von der Rolle. Das Kajak drehte sich zwar leicht mit, aber das Handling war problemlos. Ich konnte mich voll auf den Drill konzentrieren. Mittlerweile war Marcel auch schon mit dem großen Kescher neben mir und wir konnten den Hecht sauber landen. Schöne Sache, auch wenn ich nicht so der Schlepp Fan bin, da es m.E. ja nicht sehr viel angeltechnisches Können benötigt, um einen Köder hinter sich durchs Wasser zu ziehen und seine Angel fest zu halten. Aber immerhin ein schöner Drill und ein sicherlich ü80er Hecht war im Kescher. Das versorgen des Fisches ging für beide Parteien verletzungsfrei über die Bühne und nach ein zwei Fotos zog der Hecht leicht verärgert wieder von dannen.


1.png 2.png

... Teil 3 folgt im folgenden Post
 

ChrisO

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... Teil 3

Kurz vor der Anlegestelle schnappe sich dann der eine, ja eigentlich fast schon obligatorische größenwahnsinnige Barsch den es immer gibt, den gleichen Crank den der Hecht vorher schon probiert hatte. Auch hier wurde der Fisch mit einem Foto belohnt bevor er wieder schwimmen gehen durfte.

3.png
Ein echter Löwe ;)

An der Anlegestelle angekommen, testet ich noch das Outback12 ein wenig. Es ist im Vergleich zum ProAngler um einiges wendiger und auch schneller. Ich kam trotz meiner mittlerweile schon gut übersäuerten Beine noch auf 12km/h (laut HandyApp der Echo Akku war leer). Das Outback spricht schneller auf die Ruderbewegung an und das auch bei niedriger Geschwindigkeit. Dafür ist es aber auch etwas „wackeliger“ als das ProAngler und das Fischen im Stehen auf dem Outback muss man ein paar Mal gemacht haben, bevor man sich sicher ist. Ich wäre auf dem Outback sicher nicht mal eben so aufgestanden, um den Hecht zu drillen. Auf dem Fluss hat es zwar unter Marcels einen sehr soliden Eindruck gemacht, aber für mich als Anfänger wäre es wohl etwas zu viel des Guten gewesen bei all der Störung und den teilweise echt ordentlichen Wellen die die motorisierten Wassersportfreunde für uns übrig hatten. In Gewässern mit nur wenig Strömung wäre es aber auch für mich sehr gut und mit weniger Kraftaufwand handlebar gewesen. Aber es ist halt auch ein anderes Kajak ... und das von Kopf bis Fuß … Aufbau, Rumpfform und Einsatzzweck sind unterschiedlich.

Nach dem Abrüsten unserer Streitrösser und dem Verstauen der Kajaks aßen wir noch nett eine Kleinigkeit, bevor ich dann die Heimreise antrat. Mann war ich platt. Ich hatte das bekommen wonach ich gefragt hab, wir hatten gut 16km mit den Kajaks zurückgelegt und davon auch noch gut 4km gegen die Strömung. Der Muskelkater der mich am nä. Morgen erwartete war schon ordentlich. Die Auswertung meiner Fitnessuhr zeigte relativ humane Werte an, ähnlich einer strammen Fahrradtour, aber die Belastung der spezifischen Muskulatur war schon besonders und somit auch ausschlaggebend für diesen herrlichen Muskelkater. Das war Angelsport im wahrsten Sinne des Wortes und ich fand es teilweise doch sehr herausfordernd. Grade in der Strömung ist die Koordination von Beinbewegung, Ruderkontrolle und dem eigentlichen Angeln m.E. sehr reizvoll und fordernd. Es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein, das ich mit einem Kajak angeln gehe, um mehr über diese Sportart zu lernen. Vllt. beim nä. Mal nicht direkt auf einem schnell fließenden Fluss, so dass ich mich etwas mehr mit dem angeln beschäftigen kann. Das Angeln auf einem schnell fließenden Fluss ist dann doch was für Fortgeschrittene und davor ziehe ich meinem Hut. Auch wenn es noch so leicht und spielerisch ausschaut, es ist nicht nur der Schmalz in den Beinen, sondern auch das persönliche Können mit dem Kajak und eine ausgefeilte Logistik an Bord gefragt, um da was ans Band und auch ordentlich aus dem Wasser zu kriegen. Nicht auszudenken was ich gemacht hätte, wenn mir ein Wels ans Band gegangen wäre, aber ich wette Marcel hätte sich einfach die Rute geschnappt und wäre eine Runde mit dem Fisch gesurft

Denkt vllt. mal dran wenn ihr die Jungs und Mädels beim nä. Mal irgendwo seht und motzt nicht, wenn sie auf „Eurem Spot“ angeln wollen, die haben sich den Weg zum Spot meist hart erarbeitet, deren Akkus sind nicht aus Blei.
 

Japanolli

Gummipapst
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Danke für diesen tollen Bericht!!!!!
Ich liebäugle auch mit einem Hobie.
wenn da nur nicht der Preis wäre!!!
 

marco/Hb

Gummipapst
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Vielen Dank für den tollen und ausführlichen Bericht.
 

Basstölpel

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Ich bin auch seit Jahren vom Kajak Virus infiziert. Ist einfach eine geile Angelei. Das ganze macht süchtig.
Hast du schön beschrieben, hat Spass gemacht zu lesen. Danke!
 

senso

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Schöner Einblick, Dank für die Mühe. Es muss nicht immer ein Hobie sein. Ich fische seit Jahren ein 12er mit Paddel. Schleppen klappt prima. Handling ist etwas einfacher und die Kosten sind deutlich geringer. Für den Einstieg gibt es auch immer Gebrauchte für unter 1 k€. Grüße aus Bremen
 

flax98

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Super Bericht Chris,

ich spiele seit Jahren auch mit dem Gedanken mir ein Kajak zuzulegen.
Für mich vereint es die Vorteile von sportlicher Betätigung, fischen vom Boot und es nimmt nicht so viel Platz weg wie ein "normales" Boot.

Wirklich abgehalten hat mich bis jetzt nur das ich in der Nähe nur den Rhein zum Bootsfischen habe. Ob der so geeignet ist als Anfänger.... :rolleyes:
 

ChrisO

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Danke Euch für das Feedback, ist immer so ne Sache mit dem Schreiben :emoji_thinking:

Ich werd mal dranbleiben und vllt. gibts mal ein FollowUp ... mich reizt ein ganz spezielles Kajak, da würde man dann sogar noch den Bogen zu den Belly's schlagen können, was transport und Lagerplatz angeht. aber was noch viel Wichtiger wäre ... in Sachen Familientauglichkeit sollte man mit dem Ding bestens punkten können. Ist ja bei solchen Summen nie zu verachten, da schadet es bei den "Verhandlungen" nichts wenn es ein Dual-Use Produkt ist ...

Könnte, quasi als Eierlegende-Wollmilchsau für Gelegenheitsgangler mit Familie durchgehen ... ist nur schwer das Ding irgendwo testen zu können. Ich suche schone eine Weile ... bleib aber dran.
 

Alinho

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Danke Euch für das Feedback, ist immer so ne Sache mit dem Schreiben :emoji_thinking:

Ich werd mal dranbleiben und vllt. gibts mal ein FollowUp ... mich reizt ein ganz spezielles Kajak, da würde man dann sogar noch den Bogen zu den Belly's schlagen können, was transport und Lagerplatz angeht. aber was noch viel Wichtiger wäre ... in Sachen Familientauglichkeit sollte man mit dem Ding bestens punkten können. Ist ja bei solchen Summen nie zu verachten, da schadet es bei den "Verhandlungen" nichts wenn es ein Dual-Use Produkt ist ...

Könnte, quasi als Eierlegende-Wollmilchsau für Gelegenheitsgangler mit Familie durchgehen ... ist nur schwer das Ding irgendwo testen zu können. Ich suche schone eine Weile ... bleib aber dran.
Welches ist es denn? Ich suche was ähnliches....
 

ChrisO

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Das inflatable Hobie vermutlich

Korrekt ... das i11s um genau zu sein. Hatte eigentlich vor mir das irgenwie zu leihen für den anstehenden Urlaub an der Müritz aber ist nicht zu kriegen.
Floß, SUP, Kajak für Frau und Kinder und Angelkajak für Papa
 

DirkS

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Da kann ich behaupten ich hätte mich aufs angeln konzentriert und da die Holden glauben wir wären eh nicht Multitaskingfähig auch damit durchgekommen :emoji_stuck_out_tongue_closed_eyes:
 

ChrisO

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Das habe ich auch schon mal gesehen. Aber 3000 Euro sind schon ne echte Ansage.

Jupp ... Kompromisse sind höchst individuell, meist alles andere als günstig und sollten nicht übers Knie gebrochen werden. Da gebe ich dir vollkommen recht
Aber, von den ~3000 Neupreis fällt schon mal fast die Hälfte auf den Antrieb. Gebraucht gibt es sowohl den Antrieb als auch das Jak selbst hier und da auch schon mal. Da wird auch klar das der Wiederverkaufswert ok ist.

Für'n Belly kann man auch gut Geld ausgeben und für ein Boot sowieso ... und bei dem was bei den meisten von uns so im "Barsch -Schrein" rumsteht und nur exklusiv für einen Zweck bestimmt ist ... relativiert sich das doch recht schnell wieder.
 

Alinho

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Ich hatte auch schon mal das Hobie Mirage Passport ins Auge gefasst. Ist natürlich ein Festkörper-Kayak. Hat aber auch den Mirage-Antrieb. Aber wohin damit in der Mietwohnung und immer wieder rauf aufs Auto und runter?
Oder z.B das NRS Pike als aufblasbares Kayak, das hat dann aber wieder keinen Pedalantrieb. Schwierig. Das i11s ist dann wohl die perfekte Mischung aus beidem. Wenn der Preis nicht wäre. Wenn Du es Dir holst, freuen wir uns wohl alle auf einen Bericht :)
 

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