Heute mal etwas, was nur im übertragenen Sinne mit unserem Hobby zu tun hat. Ich würde so weit gehen und sagen, dass ich persönlich auch keine Fische damit ausweiden wollen würde. Trotzdem wollte ich es Euch mal zeigen - schwingt da meinerseits doch ein klein wenig Stolz mit. Schließlich kann ich mit Fug und Recht behaupten, hiermit mein bislang schönstes Messer fertiggestellt zu haben.
An sich gehen meine Frau und ich sehr gerne auf Mittelaltermärkte. Einfach mal Handwerk gucken, Zeug essen und Met trinken. Sie trägt dabei auch gerne so'n mittelalterliches Kleidchen mit mehr oder weniger authentischem Klimbim am Gürtel. Was ihr noch fehlte: Ein kleines Gebrauchsmesser. Nicht zu groß und martialisch, eher dezent. Wäre doch ein tolles Geschenk zum Geburtstag. Meine Wenigkeit tobt sich logischerweise komplett aus. Und heute ist der Tag gekommen, da ich meiner Kleinen eine kleine Freude machen kann.
Alles ist handgemacht. Das einzige Elektrowerkzeug, welches ich genutzt habe, war ein Akkuschrauber. Ansonsten kamen u.a. Japanische Feinsägen, Schlüsselfeilen, Schnitzmesser, Stechbeitel, Opas alter Hobel (den hat er in französischer Kriegsgefangenschaft selber gebaut) und Schleifpapier und Stahlwolle bis Korn 2000 zum Einsatz.
Das Heft besteht aus Olivenholz - von den Feldern der Großeltern meiner Frau. Authentisch aus Calabrien. Kindheitserinnerungen lassen grüßen - meine Frau ist Süditalienerin. Ich sage immer scherzhaft Nordafrika. Findet sie leider nicht so witzig...
Leider wird der Berghang nicht mehr von der Familie bewirtschaftet, das Land gehört ihnen aber noch. Also ist das Holz für das Heft, den Abschluss der Scheide und die Holzleiste in der Scheide von Hand aus einem trockenen Stamm Olivenholz heraus gearbeitet.
Ich habe für meine Frau eine eigene Bindrune entworfen. Diese habe ich in das Ende des Heftes geschnitzt, mit Epoxidharz (vermengt mit Zeichenkohlestaub) aufgefüllt und plan verschliffen. Meine Frau heißt Laura. Wer kann's lesen?
Die Passung ist aus Büffelhorn. Darunter ein Blech aus 935er Silber (ist härter als 925), darunter Vulkanfiber.
Geschliffen ist das Heft bis Korn 2000, zwischendurch mit Danish Oil geölt und poliert.
Die Scheide habe ich aus Blankleder gemacht. Selbst nass geformt, vernäht und eingefärbt. Abschließend mit Sattellederfett behandelt. Das Inlay (damit die Klinge nicht durch das Leder sticht) ist aus Eschenholz - hatte ich noch da.
Der kreuzförmige Anhänger ist aus einer Büffelhornplatte geschnitten, gefeilt, geschliffen, geölt und poliert. Hat keine Bedeutung, passt aber ganz gut.
Die Klinge kommt von "Polar" aus Finnland. Ist rostfrei bei 58 HR und um die 50mm lang. Ist universeller als die Kohlenstoff-Stahlklingen und braucht weniger Pflege.
Das war's. Wir gehen jetzt frühstücken und zu zweit den Tag genießen.
Fotos:
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