Das Beschweren ist so eine Sache. Das Standardverfahren (Löcher bohren, Blei reingießen, Blei rausbohren, rumprobieren bis es passt etc.) ist wahrscheinlich bekannt. Ich machs anders:
1. Vorbereitung Köder: Zunächst sollte der Köder (sofern aus Holz) soweit versiegelt sein, dass er ein kurzes Bad im Waschbecken übersteht, ohne Wasser zu ziehen. Lege meine Rohlinge dafür einige Wochen in Leinöl und Terpentin ein, lasse die dann (ebenso für einige Wochen) bei guter Belüftung aushärten. Dann kommt noch eine Schicht Tonkin-Lack drauf. Das ist die Luxusversion und dauert ewig. Schneller gehts mit einer Schicht Epoxid oder nem wasserfesten Lack. Dann installiere man die Ösen, in die hänge ich die später verwendeten Haken und Sprengringe ein. An dieser Stelle wiege ich den Köder und schreib mir das Gewicht auf. Zum Beispiel wog mein dunkelgrüner Jerk (#2884) in dieser Phase knapp 80 g.
2. Vorbereitung Beschwerung: Verwende Rundeisen (Stahlstäbe) statt Blei. Der Durchmesser muss zur Dicke des verwendeten Holzes passen. Meine Buchenplatten sind 24 mm dick, die Kanten der Köderrohlinge werden rund gefräst. Der Bereich dazwischen ist knapp halb so breit. Also nehm ich Rundeisen die einen entsprechenden Durchmesser haben. Die Stahlstäbe länge ich sehr grob in max. 1 cm lange Zylinder ab. Grob deshalb, damit ich später verschiedene Gewichte zur Auswahl hab. Falls es einen Grat gibt, knipse ich den ab. Da darf nix überstehen.
3. Waschbecken-Test: Der Köder kommt ins Wasserbad und legt sich erwartungsgemäß auf die Seite. Nun nehme ich Kabelbinder, in die ich ein paar größere Muttern einfädel. Geht natürlich auch mit was anderem. Bei Jerkbaits möchte ich immer zwei Punkte haben an denen ich die Beschwerung einbringe, d.h. der Köder kriegt zwei Halsketten aus Muttern und Kabelbindern verpasst. Die hänge ich dem Köder über. Durch Änderung der Positionen und der Anzahl der Muttern kann ich jetzt die Wasserlage und das Sinkverhalten verändern. Das mach ich solange bis ich zufrieden bin. Die idealen Positionen der Schwerpunkte markiere ich am Köder, z.B. durch einen kleinen Kratzer. Dann wird der Köder aus dem Wasser genommen und die Positionen und Gewichte der Beschwerungen (inkl. Kabelbinder) notiert. Ein Beispiel: 10 g, 1,5 cm vor Bauchöse, 7 g, 2 cm dahinter.
4. Zwischenfazit: Nun weiß man wieviel der Köder an zusätzlichem Gewicht braucht, um eine bestimmte Wasserlage / ein bestimmtes Sinkverhalten zu erhalten (siehe Punkt 3). Man weiß auch, wie schwer der gesamte Köder vor und nach Beschwerung ist (80 g vorher, 97 g nachher) und wo die Gewichte hinkommen sollen. Falls es gleich eine Köderserie wird lohnt es sich alles zu dokumentieren. So hat man einen guten Startpunkt um bei den folgenden Exemplaren etwas zu experimentieren. Und ein gutes Ergebnis lässt sich leicht reproduzieren.
5. Installation Beschwerung: Nun kann man die geeigneten Stahlzylinder raussuchen. Leider müssen für die Installation Löcher gebohrt werden, d.h. der Rohling wird ein wenig leichter. Folglich müssen die Stahlzylinder etwas schwerer sein, als die in Punkt 3 ermittelten Gewichte. Sowas kann man rechnerisch ermitteln. Oder halt ausprobieren. Wieder die Gewichte notieren (z.B. 12 g statt 10 g, 9 g statt 7 g). Die Löcher sollten etwas tiefer sein als die Stahlzylinder lang sind, aber so flach wie möglich, damit die Schwerpunkte später soweit unten sind wie möglich. Unbedingt darauf achten, dass sie mittig auf der Köderachse liegen. Die Löcher bohre ich mit einem Forstner-Bohrer im Durchmesser der Zylinder und weite sie dann noch ein wenig mit dem Dremel auf. Nun mit einem längeren Stück testen, ob sich die Gewichte gut reinschieben lassen. Deshalb dürfen die auch keinen überstehenden Grat haben. Wenns passt ein wenig 5-Minuten-Epoxid reingeben und die Stahlzylinder eindrücken. Falls es da doch Probleme gibt, hilft eine Zange und ein Hammer. Zunächst mit Gefühl probieren, dann mit Gewalt.
6. Den Rest des Lochs verschließe ich ebenso mit Expoxid und schleife den Überstand nach Aushärten ab. Da Epoxidharz und auch der Staub nicht so gesund sind, sollte man sowas vielleicht nicht im Schlafzimmer machen. Ich schleife nass unter dem Wasserhahn und trage geeignete Handschuhe. Nun den Köder bemalen, versiegeln und fischen!
So viel zu meinem technischen Vorgehen. Letztendlich ist die Sache mit der Beschwerung immer auch ein ausprobieren und experimentieren. Meiner Erfahrung nach der entscheidendste Schritt beim Bau von Jerkbaits.
Grüße