Testbericht:
Zuallererst wenn man sie in den Händen hält, schweifen die Augen neugierig an dem schlanken Körper entlang und die Finger tasten entlang der glatten Haut, auf der Suche nach interessanten Stellen.
Wer jetzt denkt, ich hätte eine neue Freundin, liegt falsch – das erlaubt leider meine Frau nicht.... ;-)
Es geht auch mitnichten um die holde Weiblichkeit, sondern um eine neue Angelrute. Dieses Gefühl des Kennenlernens, wenn man die neue Partnerin für die Jagd nach dem Flossenwild noch erwartungsvoll berührt, kennt wohl jeder Angler, der mehr als nur ein paar Ruten sein Eigen nennt.
Meine neue Partnerin heißt in diesem Fall -
A-TEC CRAZEE! EGING S822M.
Optik, Haptik und Technik
Schau ich mir das hübsche Ding so frisch aus dem Futteral an, fällt als erstes der bis zum Startring
kreuzgewickelte Blank auf. Neben der Optik ist dies auch besonders der Versteifung des Rückgrates dienlich und davon hat dieses
112gr. leichte Rütchen reichlich, wovon noch zu lesen sein wird.
ERSTES BILD (zuviele Grafiken im Text)
Gleitet der Blick an der 2,49cm langen Rute entlang, finden sich dort allerhand
Fuji Anbauteile. Der VSS Rollenhalter und besonders die metall- und
carbonverzierte Feststellmutter ist ein echter Eyecatcher und erinnern an die bekannten Tailwalk Modelle aus gleichem Haus.
Auch die Alu-Oxid Ringe sind von
Fuji und exakt in einer Linie auf den Blank gewickelt.
Der Startring ist ein 16er und wie auch bei anderen Eging Ruten funktionsbedingt relativ klein. Darauf folgt ein 10er, 8er, 6er, 5er. Zwei 4,5er und ein 5er Spitzenring vervollständigen die Beringung.
Insgesamt präsentiert sich die Rute sehr leicht beringt, was sich positiv auf die Schnelligkeit bzw. Rückstellgeschwindigkeit des Blank auswirkt.
Gebunden sind die Ringe qualitativ gut – kleinste Lufteinschlüsse im Lack sind bei schnellgehärtetem Industrie UV-Lack von käuflichen Ruten Standard – mit schwarzem Garn und kupferfarbener Zierwicklung.
Der Griff der
CRAZEE! EGING besteht aus festem Duplon und ist guter Standard.
Damit komme ich auch schon zu einem Wermutstropfen.
Der Leichtbau am Griffende führt bei längeren Ruten(besonders in Verbindung mit kurzen Hintergriffen) unweigerlich zu einer gewissen Kopflastigkeit, welche sich durch Einsatz von z.B. Vollkorkgriffen verbessern ließe. Das würde aber sicher den Preis in die Höhe treiben und man würde sich mit der CRAZEE! Serie aus dem angepeilten Bereich der günstigen JDM Ruten entfernen.
Irgendwo muss ja schließlich gespart werden! Bei 112gr. Gesamtgewicht sticht Kopflastigkeit nicht derart heraus, dass sie das Angeln fühlbar erschwert.
Der Drehpunkt mit einer 294gr. schweren Rolle liegt am vorderen Ende des Vorgriffs.
Da ich die Rute am Rollenfuß so greife, dass drei Finger vor dem Rollenfuß liegen und nur einer dahinter, hilft mir das Rollengewicht bei der Balance.
Gut zu sehen auch, dass der kurze Reargrip – genau 30,5cm von Rutenende bis zur Mitte des Rollenfußes – nicht über den Unterarm hinausragt. Deshalb ist die Rute sehr handlich.
Auch der leichte und dünne Blank, der an der Spitze 1,8mm misst und am Ende gerade mal 10,9mm, trägt dazu bei.
Die Aktion ist mit „fast“ angegeben und tatsächlich weist die Rute eine 1a Spitzenaktion auf, die sich unter Last progressiv immer weiter „runterrollt“, dabei aber enorme Kraft einzusetzen weiß!
Um das zu verdeutlichen folgen ein paar persönliche Belastungsfotos:
50gr.
100gr.
200gr.
300gr.
400gr.
Erstaunlich welche Kraft in der Rute steckt! Dass man damit tatsächlich pfündige Tintenfische aus dem Wasser wuppen kann, wurde mir erst bei den Belastungstests klar. Trotzdem sollte man aber einen sich wild schüttelden Fisch besser nicht damit heben.
Apropos Fisch. Genug der technischen Details – ab ans Wasser.
Dort angekommen, probierte ich bei strahlendem Sonnenschein allerhand Köder, Montagen und Techniken aus, was „dank“ dem Kaiserwetter anglerisch eher wenig erfolgreich war. Aber Ziel war ja, herauszufinden was die Rute kann.
Begonnen habe ich mit dem Jiggen von Kopytos, dem Klassiker, den wohl jeder hat und kennt und der stellvertretend für Action-Shads aller Art steht.
Kopytos ab 6cm Länge mit Köpfen ab 5gr. lassen sich schon werfen aber besser wird’s mit 7gr..
Damit werden schon ansehnliche Weiten erreicht und die kleinen Dinger sind auch fühlbar!
Danach kamen Kopytos bis 11cm am 12g. Kopf und auch mal ein 4“ TT Shad zum Einsatz. Da mir Bastelei und Fotografiererei am Wasser zuviel wurden, entschied ich, die verwendeten Köder in einer Box für ein späteres Klassenfoto zu sammeln.

Mit dem 11cm Kopyto(14gr Eigengewicht) und 12gr. Kopf ist die Rute dann am Jigging-Limit.
Zwischendurch ließ sich dann doch auch mal ein Barsch blicken.
Faulenzen ließe sich wohl noch mit ein paar Gramm mehr.
Ebenfalls lassen sich schlanke Softjerks an der Rute gut bewegen und in Größen bis zu 15cm auch sehr gut animieren. Dafür sind mir allerdings kürzere Ruten lieber. Hat man aber nur die
CRAZEE! EGING dabei, ist es erfreulich dass sie so vielseitig ist.
Auch zum twitchen favorisiere ich kürzere Ruten aber trotzdem ließen sich Köder wie der 100er Arnaud, 10er und 8er X-Rap sowie 67 Squirrel super zupfen.
Diesem Jungspund gefiel es anscheinend:
Danach biss zwar nichts mehr, aber ich probierte noch T- und C-Rig mit verschiedenen Ködern und Gewichten und ich legte die Obergrenze beim 20gr. Bullet mit einem 12cm Hellgieverschnitt( mit 4gr. Eigengewicht) fest. Das Optimum liegt aber beim 14gr. Bullet.
Auch Blinker wollten noch geschleudert werden und da beförderte die Rute vom 16gr. Effzett über einen 22gr. Spinjig bis zum 24gr. Effzett allesamt auf sehr gute Weiten!
Dabei manifestierte sich der vorher eher vage Gedanke, dass diese Rute
Potential zur Meerforellenruten aufweist!
Durch den kurzen Griff sollte sie gerade auch zum
Watangeln hervorragend geeignet sein.
Maximalaufladung und -weite erreichte ich mit 22gr. Ködergewicht. Das ist aber auch eine Frage der Wurftechnik und soll nur als Richtwert dienen.
LETZTES BILD!
Zeit für ein
Fazit.
Die makellos verarbeitete
A-TEC CRAZEE! EGING S822M ist sicher eine nicht ganz alltägliche Rute mit ihren Wurzeln beim Tintenfischangeln.
Vielleicht auch deshalb sehe ich ihre Stärken primär dort, wo große Wurfweiten erforderlich sind – hierzulande vorrangig also beim Ufer- und Watangeln. Trotzdem lässt sie sich – aufgrund des kurzen Griffes - auch noch im Boot bequem bedienen.
Dementsprechend eignet sie sich ganz hervorragend zum angeln mit Blinkern, zum Jiggen und besonders auch fürs T- und C-Rig. Sekundär sind auch Techniken wie twitchen und softjerken möglich. Bei allen Anwendungen gibt der mittelschnelle, spitzenbetonte Blank zuverlässig Rückmeldung vom Ort des Geschehens!
Das P/L Verhältnis halte ich für gelungen und der Einstieg in die JDM Rutenwelt ist damit greifbarer geworden.