Bleiverbot in der EU geplant

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Bzgl. Einpreisung des Energieaufwands und aller weiteren Aufwände und Kosten für die Herstellung einer Stahlkugel kann ich nur folgende Info geben:
Der Preis für die fertigen, ungehärteten Stahlkugeln, die ich für meine Stahljigs verwende, beträgt bei der 10g-Ausführung 11 Cent/Stk. (siehe Shopseite). Das ist der Endverbraucherpreis inkl MWSt bei kleiner Stückzahl. Der Großhandelspreis bei großer Abnahmemenge für Massenfertigung ist vermutlich geringer.

Diese Info ist aber leider nur bedingt hilfreich, weil bei den IronClaw-Jigs ja Edelstahl verwendet wird, zu dem (mir) keine näheren Daten bekannt sind.
Vielleicht gibt der Hersteller auf Anfrage Auskünfte zu deinen Fragen.

Bzgl. Thema gehärtet/ungehärtet kann ich noch Folgendes sagen:
Mein Härtetest mit einer einfachen Hand-Metallsäge ergab, dass ich in den IronClaw-Jigkopf ähnlich leicht einen Schlitz sägen konnte, wie das bei meinen Stahljigs der Fall ist, was meiner Erfahrung nach nur dann möglich ist, wenn der Stahl ungehärtet ist.

Ich bin der Meinung, dass es aus Ökosicht besser wäre, für Angelgewichte einfachen, ungehärteten Stahl zu verwenden (weniger Energieaufwand, keine unnötigen Schwermetallzusätze, abgerissene Gewichte verschwinden mittelfristig durch Verrosten von selbst ungiftig aus den Gewässern).
Würde Rost nicht recht schnell auf den Haken übergehen? Gerade auch wenn die Kugel um den Haken gequetscht wird? Tauschst du die Haken immer wieder aus, bzw. lassen sich deine Kugeln wieder „relativ einfach“ öffnen?
 
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Stahljigger

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Würde Rost nicht recht schnell auf den Haken übergehen? Gerade auch wenn die Kugel um den Haken gequetscht wird?
Ob das der Fall ist, wenn der Jighaken eingepresst wird, weiß ich nicht. Aus meiner Erfahrung mit eingeklebten Jighaken kann ich sagen, dass ich diesbezüglich noch kein Problem festgestellt habe. Bei trockener, verschlossener Lagerung schreitet mEn das Verrosten sowieso nur sehr wenig voran. Ob ein Problem langfristig entstehen könnte, kann ich nicht sagen, weil bei meiner Angelei, dem Jiggen in der Donau, kommt immer wieder mal ein Abriss vor. Bevor da der Jig bedeutenden Rost ansetzen könnte, ist er früher abgerissen.

Generell scheint es mir sinnvoll und wichtig, vor allem bei Angelarten, bei denen viel und oft abgerissen wird (wie eben zB dem Jig- und Grundangeln in großen Flüssen), möglichst umweltschonende Materialien einzusetzen. Hier sollte also einfacher Stahl statt Edelstahl genügen, weil Rost aufgrund der kurzen Verwendungszeit in der Regel kein Thema ist. Sollte ein Gewicht doch einmal länger zum Einsatz kommen, kann man es auf Rostschäden kontrollieren. Und vielleicht kommen ja noch innovative Ideen, wie man Korrosion bei Gewichten aus einfachem Stahl umweltfreundlich beherrschen kann.

Bei Angelarten mit wenigen Abrissen, also langer zu erwartender Einsatzdauer, passt wohl Edelstahl besser, weil dadurch ist man bzgl. Rost auf der sicheren Seite und die Menge der abgerissenen Gewichte ist ja gering. Deswegen halte ich in diesen Fällen auch die Verwendung von Blei für nicht so problematisch. Oder den Einsatz der auch nicht ganz unproblematischen Materialien Tungsten bzw. der in letzter Zeit schon öfter gesehenen Bismut/Zinn-Legierung.
Wie weiter oben schon mal angegeben, fische ich seit längerem hptsl. mit Offsethaken und einer Stahlkugel als Vorschaltgewicht. Auch bei dieser Montage sind eventuelle Probleme durch Rost kein Thema, weil der Haken ja nicht in dauerhaften Kontakt mit der Stahlkugel kommt.
Tauscht du die Haken immer wieder aus, bzw. lassen sich deine Kugeln wieder „relativ einfach“ öffnen?
Da ich die Kugel nicht presse, brauche ich sie nicht erneut zu öffnen. Der Jighaken samt Montagekleber löst sich bei einem Zug von ca 3-5kg aus der Kugel (Weil mein Plan mit der Klebebefestigung ist ja, dass die Klebestelle zugleich auch als Sollbruchstelle für Kopfhänger dient). Danach läßt sich ein neuer Jighaken einsetzen. Bei Bedarf tausche ich den Haken aus, wenn er nach einem lösbaren Hänger stumpf oder locker geworden ist. Dass ich ihn je getauscht hätte, weil der Haken bei der Kontaktstelle mit dem Kopf stark angerostet wäre, kann ich mich nicht erinnern.

Abschließend: Ich halte den Ansatz 'freiwilliger Selbstverzicht' (oder Umstieg), den auch du weiter oben schon angesprochen hast, für einen guten Ansatz.
 
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Walstipper

Bigfish-Magnet
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Bzgl. Einpreisung des Energieaufwands und aller weiteren Aufwände und Kosten für die Herstellung einer Stahlkugel kann ich nur folgende Info geben:
Der Preis für die fertigen, ungehärteten Stahlkugeln, die ich für meine Stahljigs verwende, beträgt bei der 10g-Ausführung 11 Cent/Stk. (siehe Shopseite). Das ist der Endverbraucherpreis inkl MWSt bei kleiner Stückzahl. Der Großhandelspreis bei großer Abnahmemenge für Massenfertigung ist vermutlich geringer.
Den perfekten Materialvergleich haste bei denen übrigens auf der Website, die gleichschwere Bleikugel kostet dort das Doppelte https://www.kugelpompel.at/de/shops...au/kugel/18625-bleikugel-ca-10-mm-din-en12659

Wir können also davon ausgehen, dass der hohe Preis des Stahl-Jigs vom erheblich schwierigeren (und somit energieintensiveren) Herstellungsprozess stammt.
Ich gehe davon aus, dass der Guss eines Blei-Jigs nur unwesentlich schwieriger ist als der Guss einer Bleikugel.
Preis 10g Bleikugel: 22 Cent
Preis 10g Blei-Jig: 40-50 Cent (inkl. Haken!)
Preis 10g Stahl-Jig: 206 - 255 Cent (20-facher Preis der Stahlkugel)
Ich bin der Meinung, dass es aus Ökosicht besser wäre, für Angelgewichte einfachen, ungehärteten Stahl zu verwenden (weniger Energieaufwand, keine unnötigen Schwermetallzusätze, abgerissene Gewichte verschwinden mittelfristig durch Verrosten von selbst ungiftig aus den Gewässern).
Ich fass die letzten Seiten nochmal zusammen:

- Toxizität von Angelblei im Gewässer laut Dr. Meinelt vom Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei unwesentlich mit Tendenz zum Aktionismus
- Belastung der aquatischen Avifauna wesentlich auf Nichtangel-Blei zurück zu führen
- Bleigießen hat nix mit der Blei-Emission durch Angler zu tun, für Teilnehmer diesen Threads völlig unverständlich
- Bleiverbrauch durch Angler irgendwo im 0,XY - 1%-igen Bereich des globalen Abbaus
- Der Preis eines Blei-Jigs (und damit Energieverbrauch ≈ Ökol. Fußabdruck) liegt nah am Materialpreis, während der Stahl-Jig 5-6 mal so teuer ist, etwas günstiger als Tungsten

Stahl für mich daher (noch) keine Alternative. Aber wer weiß was der Markt noch bringt :)

Achja eine Sache wollte ich noch erwähnen: Nach oberen Kriterien fände ich relevanter ein Alternativ-Material zu Nylon & FC zu finden, eine Angelegenheit die auch für die Netzfischerei von enormer Brisanz ist (Stichwort: Geisternetze, ~10% des Plastiks im Meer). Nylon/FC-Leader sind sehr schlecht abbaubar, haben aber eine große Oberfläche & beinträchtigen daher Wasservögel & co.
 
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benwob

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Cybister

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Tungsten wird perspektivisch noch teurer, die Dt. Bank rechnet mit erheblichem Anstieg in den nächsten 12 Monaten.

Die Deutsche Bank rechnet mit kräftig steigenden Wolframpreisen und sieht das Metall in den nächsten zwölf Monaten auf dem Weg in Richtung 1.000 USD pro metrischer Tonne (MTU). Aktuell notiert Wolfram über 500 USD, was ein neues Allzeithoch markiert. Treiber sind neben der robusten Nachfrage, besonders aus Verteidigung und Hightech, auch anhaltende geopolitische Spannungen. Ähnlich wie bei Antimon zuvor könnten staatliche Ausfuhrbeschränkungen, vor allem aus China, die ohnehin knappe Versorgung weiter zuspitzen und die Preise befeuern. Die volle Wirkung solcher Maßnahmen entfaltet sich oft erst mit Verzögerung. (Quelle: https://www.finanznachrichten.de/na...oduzent-sitzt-im-epizentrum-des-booms-631.htm)
 

Stahljigger

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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... robusten Nachfrage, besonders aus Verteidigung und Hightech
Möchte kurz auf den Technologiebereich Bezug nehmen: Soweit ich weiß, macht u.a. die extrem hohe Schmelztemperatur von 3422°C Wolfram zu einem unverzichtbaren Material für technische Anwendungen wie zB Glühbirnen und Hartmetallwerkzeuge. Das Vorkommen auf der Welt ist aber eher gering. Ich finde es daher schade, dass die Angelindustrie dieses wertvolle, einzigartige Material, das zudem nur mit rel. hohem Resourcen- und Enegieaufwand gewonnen werden kann, in breiterem Stil als Angelgewicht einsetzen will und damit dafür sorgen würde, dass Wolfram in größerem Stil durch Abrisse von Angelgewichten einfach verlorenginge. Und das nur, weil Wolfram eine sehr hohe Dichte hat, die aber bei Angelgewichten in vielen Anwendungsfällen gar nicht erforderlich ist. Bei Anwendungen, bei denen kleine Mengen gebraucht werden (wie zB beim Fliegenfischen) )und eher wenig Abrisse passieren, finde ich den Einsatz ok, aber beim hängerträchtigen Masseneinsatz wie zB beim Jiggen in großen Flüssen?...

Ich verstehe seit langem nicht, warum die Angelindustrie nicht in größerem Stil auf Gewichte aus Stahl setzt. Stahl ist ähnlich billig wie Blei und für viele Anwendungsfälle beim Jig-, Dropshot-, Grundangeln etc. ausreichend schwer. Eisen ist ein bekannt ungiftiges Element. Ich zumindest fange meine Zander seit etlichen Jahren unter Verwendung von Jig-Gewichten aus Stahl. Es funktioniert einfach.

Soweit ich beobachte, setzen Hersteller in letzter Zeit auch vermehrt auf Bismut/Zinnlegierungen. Bin nicht sicher, ob dieses Material nicht ähnlich problematisch ist wie Wolfram/Tungsten. Bismut und Zinn sind ebenfalls ein Vielfaches teurer als Blei. Zinn ist ein sog. Konflikt-Rohstoff (nebenbei: auch Wolfram ist ein Konflikt-Rohstoff). Das Vorkommen von Bismut ist mWn eher gering und Bismut wird hptsl. als Nebenprodukt bei der Bleigewinnung gewonnen und ist daher vermutlich auch nicht in größerem Stil verfügbar.
 
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Pabstat

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Auch wenn es anscheinend keine einfachen Lösungen mehr zu geben scheint: Wie wäre es damit, den Status Quo einfach beizubehalten?

Es hat sich ja in diesem Thread herauskristallisiert, dass unser Angelblei offensichtlich nicht zum Untergang unserer Umwelt führt.

Dafür müsste man allerdings etwas weniger hysterisch sein, was wiederum aktuell eher schwierig zu sein scheint.
 

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