DesireEarth98
Dr. Jerkl & Mr. Bait
Heute möchte ich mich mal mit einem etwas anderen und auch intimeren Bericht bei euch melden.
Ein so leises, aber ein nach innen gleichzeitig so verdammt lautes Thema.
Ja, das Forum besteht aus überwiegend dann doch eher älteren (Sorry
) Herren und das Hobby ist schon sehr männlich (!!
), aber ich bin mir mehr als sicher, auch hier bin ich damit nicht allein. Genauso ist mir aber auch bewusst, dass manche von euch damit nichts anfangen können, bzw. meine kommenden Worte nicht nachvollziehen können. Mag sich komisch anhören, aber auch darüber bin ich froh, denn das bedeutet, dass es DIR gut geht.
Gebt mir (+ uns Betroffenen) trotzdem bitte die Chance und nehmt euch paar Minütchen Zeit.
Als kleiner Bub, als ich so ca. 6 Jahre alt war, bekam ich ein interessantes Gespräch mit, welches mein Leben im Nachhinein extrem beeinflusst hat. Mein Vater und ein Bekannter sprachen über Fische, über große Fänge und schöne Tage am Wasser - Meine Kinderaugen fingen an zu leuchten!
Seit diesem Tag vergehen keine 24 Stunden mehr, ohne mich zumindest gedanklich am Wasser zu sehen!
Die Saat wurde gepflanzt und so wuchs über Jahre meine Passion fürs Angeln, bis heute. Egal wie es mir ging, wie stressig eine Zeit auch war.. ab ans Wasser, der Kopf war frei, ich mehr als zufrieden und glücklich! Es konnte nicht oft und lang genug sein - Angeln, mein "Zuhause".
Man liest mich hier nicht häufig und trotzdem bekomme ich nach fast jedem Bericht vereinzelt Nachrichten. Man möge meinen Schreibstil, man könne so gut mitfühlen usw., das schätze ich extrem und dafür bin ich mehr als dankbar!
Vor allem dieses "Mitfühlen" trifft mich persönlich, denn wenn ich ehrlich zu euch bin, meine Berichte erzählen von mehr Gefühlen und Emotionen, als ich meist in diesen Momenten wirklich gefühlt habe, bzw. leben kann.
Diese Krankheit hat eines Tages mein geliebtes Hobby entdeckt und konnte es anscheinend nicht ertragen.. wie viel Freude es mir bereitet.
Oh man, gar nicht mal so einfach darüber zu schreiben. Kurze Pause..
...
Dank Depressionen ist Angeln für mich seit nun einigen Jahren nicht mehr das was es einmal war. Diese tiefe innere Freude und Lust, die verspüre ich kaum noch. Mich ans Wasser zu kriegen.. so schwer wie noch nie. Mein Herz schreit: "komm geh los, das tut dir gut", während mein Kopf den Krieg gegen sich selbst führt.
Dann stehe ich am Wasser, Kopf ist still, vor mir 3 Angler, alle beackern meine geliebte Strecke schon seit längerer Zeit, aber es läuft nichts. "Wenn ich heute einen erfolgreichen Tag anstreben möchte, dann muss ich out of the box denken und was anders machen", so meine Gedanken.
Um es kurz zu machen, am Ende des Tages hatte ich, als Einziger dort nen richtig schönen Zetti gefangen und meine Mitstreiter gingen als Schneider nach Hause. Was ein Tag, das gibt Vertrauen, das Angler-Herz lacht und nach solch einem Erlebnis, kann man doch nur glücklich nach Hause kommen oder nicht? Die Wahrheit, ich verspürte nichts!
Ein etwas neueres Beispiel gefällig?
Mein letzter Post bei "Kanalthread 2024", mein Vater und ich sind für einen Kurz-Trip an den Kanal und fingen 2 richtige Traumfische! Mein jüngeres Ich hätte geheult vor Freude. Ich habe in diesem Moment nichts gefühlt.. mein Vater hat den fetten Barsch anfangs verkeschert und es war mir so egal. Ich hätte ihn verlieren können, es hätte nichts mit mir gemacht. Ich spüre das Adrenalin durch meinen Körper schießen und brauche danach auch erstmal ne Pause, aber alles fühlt sich so unglaublich dumpf an.
Gleichzeitig führt es dazu, dass ich sehr schnell alles als selbstverständlich sehe und mich nicht lange über etwas freuen kann. Ende letzten Jahres habe ich mir einen Wunsch erfüllt und mir die Shimano Expride 2022 zugelegt, wovon ich schon lange geschwärmt hatte. Für mich ist sie optisch mit die schönste Rute überhaupt!
Dann kam das Paket bei mir an, ich steckte die zwei Teile zusammen, alle Ringe in einer Flucht, hielt die schönste Rute in meinen Händen und konnte sie "meins" nennen und dennoch.. ich fühlte mal wieder nichts. Ab damit ans Wasser und nach ca. 30min war sie für mich selbstverständlich. Versteht das bitte nicht falsch, das hat absolut nichts mit Undankbarkeit zutun und glaubt mir, das schmerzt so sehr.
Von solchen Angeltagen kann ich leider so einige aufzählen. Manchmal ist Angeln für mich auch einfach nur Anstrengung und danach brauche ich erstmal Pause.. erst viele Tage danach merke ich, es hat mir eigentlich ganz gut getan.
Ein Bild möchte ich euch aber ganz gern noch zeigen.
Mein Kanal-PB, mein erster C-Rig und Krebs Fang ever:

Über das improvisierte Bild, den doofen Winkel, der meine Zähne auch echt schief aussehen lässt, sehen wir mal hinweg. Seht ihr das Lächeln? DAS war ehrlich, da hat die Freude und das Glück meine Depressionen durchbrechen können! Scheiß auf schön in Szene gesetze Bilder, DAS bedeutet mir viel mehr!
Es ist so unglaublich schwer mir immer wieder klar zu machen, dass es die Krankheit ist und mir Angeln nicht plötzlich keinen Spaß mehr macht. Angeln, meine Passion.. und sie gibt mir so gut wie gar nichts mehr. An diesem Punkt anzukommen ist so schmerzhaft.
Dazu dann noch die Ängste, wie ein kleiner Teufel auf der Schulter. "Der Spot lief die Tage so unglaublich gut, aber da sind schon viele Spaziergänger unterwegs.. stimmt, der ruhige Spot war eh besser oder.. ach lass erst gar nicht los."
Die letzten Male lief es extrem gut am Kanal und zudem konnte ich das dann auch noch mit meinem Vater teilen.. schöner geht es doch gar nicht oder?! Momente, an denen ich eines Tages doch traurig und sehnsüchtig zurückblicken sollte und ich kann es nicht genießen. Fuck.. und ja, ich schäme mich.. ohne Grund (das weiß ich), aber auch dafür schäme ich mich, ohne Grund.
Depression ist nichts "Hausgemachtes", es ist eine Krankheit, die einem echt viel Lebensfreude rauben kann. Und leider hilft "lächel doch mal", "du hast doch alles um glücklich zu sein", "denk an was schönes", "geh mal raus" usw. nicht im Ansatz. Jeden Tag muss man seinen Selbstwert neu bestimmen - ein Kampf gegen Windmühlen. Was für viele Alltag ist, ist für mich unvorstellbar anstrengend. Viele Tage am Bett gefesselt, die Welt grau in grau und mit den Gedanken am Wasser.
Ich weiß zwar noch was Freude ist, doch fühlen kann ich es im Moment nicht und mein Kopf ist vollgestellt mit "wozus".
Das Schlimmste daran, man kann sich nicht einmal daran erinnern wie es davor war.
Und mit diesen Worten öffne ich wieder meinen Bügel, klemme die Schnur zwischen Zeigefinger und Rollenfuß, lade die Rute voll auf und werfe mit voller Wucht aus.. in der Hoffnung eines Tages den dicken Fang zu machen und die ehrliche innere Freude an den Haken zu haben! Egal wie lange ich darauf hinarbeiten muss, wie viele Guidings ich besuchen muss und welche Rigs ich dafür auspacken muss:
Eins kann ich euch versichern, DER Fang wird nicht wieder released!
Fabian
Ein so leises, aber ein nach innen gleichzeitig so verdammt lautes Thema.
Ja, das Forum besteht aus überwiegend dann doch eher älteren (Sorry
Gebt mir (+ uns Betroffenen) trotzdem bitte die Chance und nehmt euch paar Minütchen Zeit.
Als kleiner Bub, als ich so ca. 6 Jahre alt war, bekam ich ein interessantes Gespräch mit, welches mein Leben im Nachhinein extrem beeinflusst hat. Mein Vater und ein Bekannter sprachen über Fische, über große Fänge und schöne Tage am Wasser - Meine Kinderaugen fingen an zu leuchten!
Seit diesem Tag vergehen keine 24 Stunden mehr, ohne mich zumindest gedanklich am Wasser zu sehen!
Die Saat wurde gepflanzt und so wuchs über Jahre meine Passion fürs Angeln, bis heute. Egal wie es mir ging, wie stressig eine Zeit auch war.. ab ans Wasser, der Kopf war frei, ich mehr als zufrieden und glücklich! Es konnte nicht oft und lang genug sein - Angeln, mein "Zuhause".
Man liest mich hier nicht häufig und trotzdem bekomme ich nach fast jedem Bericht vereinzelt Nachrichten. Man möge meinen Schreibstil, man könne so gut mitfühlen usw., das schätze ich extrem und dafür bin ich mehr als dankbar!
Vor allem dieses "Mitfühlen" trifft mich persönlich, denn wenn ich ehrlich zu euch bin, meine Berichte erzählen von mehr Gefühlen und Emotionen, als ich meist in diesen Momenten wirklich gefühlt habe, bzw. leben kann.
Diese Krankheit hat eines Tages mein geliebtes Hobby entdeckt und konnte es anscheinend nicht ertragen.. wie viel Freude es mir bereitet.
Oh man, gar nicht mal so einfach darüber zu schreiben. Kurze Pause..
...
Dank Depressionen ist Angeln für mich seit nun einigen Jahren nicht mehr das was es einmal war. Diese tiefe innere Freude und Lust, die verspüre ich kaum noch. Mich ans Wasser zu kriegen.. so schwer wie noch nie. Mein Herz schreit: "komm geh los, das tut dir gut", während mein Kopf den Krieg gegen sich selbst führt.
Dann stehe ich am Wasser, Kopf ist still, vor mir 3 Angler, alle beackern meine geliebte Strecke schon seit längerer Zeit, aber es läuft nichts. "Wenn ich heute einen erfolgreichen Tag anstreben möchte, dann muss ich out of the box denken und was anders machen", so meine Gedanken.
Um es kurz zu machen, am Ende des Tages hatte ich, als Einziger dort nen richtig schönen Zetti gefangen und meine Mitstreiter gingen als Schneider nach Hause. Was ein Tag, das gibt Vertrauen, das Angler-Herz lacht und nach solch einem Erlebnis, kann man doch nur glücklich nach Hause kommen oder nicht? Die Wahrheit, ich verspürte nichts!
Ein etwas neueres Beispiel gefällig?
Mein letzter Post bei "Kanalthread 2024", mein Vater und ich sind für einen Kurz-Trip an den Kanal und fingen 2 richtige Traumfische! Mein jüngeres Ich hätte geheult vor Freude. Ich habe in diesem Moment nichts gefühlt.. mein Vater hat den fetten Barsch anfangs verkeschert und es war mir so egal. Ich hätte ihn verlieren können, es hätte nichts mit mir gemacht. Ich spüre das Adrenalin durch meinen Körper schießen und brauche danach auch erstmal ne Pause, aber alles fühlt sich so unglaublich dumpf an.
Gleichzeitig führt es dazu, dass ich sehr schnell alles als selbstverständlich sehe und mich nicht lange über etwas freuen kann. Ende letzten Jahres habe ich mir einen Wunsch erfüllt und mir die Shimano Expride 2022 zugelegt, wovon ich schon lange geschwärmt hatte. Für mich ist sie optisch mit die schönste Rute überhaupt!
Dann kam das Paket bei mir an, ich steckte die zwei Teile zusammen, alle Ringe in einer Flucht, hielt die schönste Rute in meinen Händen und konnte sie "meins" nennen und dennoch.. ich fühlte mal wieder nichts. Ab damit ans Wasser und nach ca. 30min war sie für mich selbstverständlich. Versteht das bitte nicht falsch, das hat absolut nichts mit Undankbarkeit zutun und glaubt mir, das schmerzt so sehr.
Von solchen Angeltagen kann ich leider so einige aufzählen. Manchmal ist Angeln für mich auch einfach nur Anstrengung und danach brauche ich erstmal Pause.. erst viele Tage danach merke ich, es hat mir eigentlich ganz gut getan.
Ein Bild möchte ich euch aber ganz gern noch zeigen.
Mein Kanal-PB, mein erster C-Rig und Krebs Fang ever:

Über das improvisierte Bild, den doofen Winkel, der meine Zähne auch echt schief aussehen lässt, sehen wir mal hinweg. Seht ihr das Lächeln? DAS war ehrlich, da hat die Freude und das Glück meine Depressionen durchbrechen können! Scheiß auf schön in Szene gesetze Bilder, DAS bedeutet mir viel mehr!
Es ist so unglaublich schwer mir immer wieder klar zu machen, dass es die Krankheit ist und mir Angeln nicht plötzlich keinen Spaß mehr macht. Angeln, meine Passion.. und sie gibt mir so gut wie gar nichts mehr. An diesem Punkt anzukommen ist so schmerzhaft.
Dazu dann noch die Ängste, wie ein kleiner Teufel auf der Schulter. "Der Spot lief die Tage so unglaublich gut, aber da sind schon viele Spaziergänger unterwegs.. stimmt, der ruhige Spot war eh besser oder.. ach lass erst gar nicht los."
Die letzten Male lief es extrem gut am Kanal und zudem konnte ich das dann auch noch mit meinem Vater teilen.. schöner geht es doch gar nicht oder?! Momente, an denen ich eines Tages doch traurig und sehnsüchtig zurückblicken sollte und ich kann es nicht genießen. Fuck.. und ja, ich schäme mich.. ohne Grund (das weiß ich), aber auch dafür schäme ich mich, ohne Grund.
Depression ist nichts "Hausgemachtes", es ist eine Krankheit, die einem echt viel Lebensfreude rauben kann. Und leider hilft "lächel doch mal", "du hast doch alles um glücklich zu sein", "denk an was schönes", "geh mal raus" usw. nicht im Ansatz. Jeden Tag muss man seinen Selbstwert neu bestimmen - ein Kampf gegen Windmühlen. Was für viele Alltag ist, ist für mich unvorstellbar anstrengend. Viele Tage am Bett gefesselt, die Welt grau in grau und mit den Gedanken am Wasser.
Ich weiß zwar noch was Freude ist, doch fühlen kann ich es im Moment nicht und mein Kopf ist vollgestellt mit "wozus".
Das Schlimmste daran, man kann sich nicht einmal daran erinnern wie es davor war.
Und mit diesen Worten öffne ich wieder meinen Bügel, klemme die Schnur zwischen Zeigefinger und Rollenfuß, lade die Rute voll auf und werfe mit voller Wucht aus.. in der Hoffnung eines Tages den dicken Fang zu machen und die ehrliche innere Freude an den Haken zu haben! Egal wie lange ich darauf hinarbeiten muss, wie viele Guidings ich besuchen muss und welche Rigs ich dafür auspacken muss:
Eins kann ich euch versichern, DER Fang wird nicht wieder released!
Fabian
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