Fangberichte Zurück im Geschäft
Vorbei die Zeit, in der ich mehr mit der Kamera als mit Gummifischen
auf dem Wasser hantiert habe. Vorbei die Zeit, während der ich
sehnsüchtig aus meiner Schnittzelle im Herzen Neuköllns aus dem Fenster
geblickt habe, während auf dem Monitor ein Barsch nach dem anderen über
Bordwände gehoben wurden. Seit einer Woche darf ich den Fischen wieder
mit der Angel und dem Kunstköder nachjagen.
Und das habe ich dann auch mehr oder weniger intensiv getan – mit
teilweise recht bescheidenem Ertrag. Für einen kleinen Bericht vom
Wiedereinstieg ins Angel-Business haben die Fänge – dem gestrigen
Sonntag sei Dank – trotzdem gereicht. Zwar lief auch da nicht alles wie am Schnürchen. Aber um ein positives Fazit ziehen zu können, muss es so oft ja gar nicht klingeln…
Ergebnisloses Waten um Leipzig
Weil meine Freundin in Leipzig lebt, habe ich, nachdem letzten Dienstag feststand, dass alle Daten für das Barsch-Spezial unversehrt bei der Fisch&Fang eingetroffen sind, meinen Bolliden nach Süden gesteuert, um dort ein bisschen zu entspannen und zu angeln. Plan war, ein paar DAV-Gewässer um die Perle des Sachsenlandes herum zu befischen und dort die eine oder andere herbstliche Barschhatz anzustarten.
Plan I ist dabei voll aufgegangen. Die Nummer mit den Barschen aber ging gründlich daneben. In erster Linie lag das daran, dass ich da eine Menge Neuland erschließen muss. Zwar wurde mir zugetragen, dass es da unten Gewässer gibt, deren Barschbestand sich extrem gut entwickelt hat – allen voran die in den letzten Jahren frisch gefluteten ehemaligen Tagebauten. In der Praxis wurden mir aber sprichwörtlich meine Grenzen aufgezeigt.
Während an den verschiedenen ehemaligen Kohleabbaugebieten wie dem Cospudener oder Markkleeberger See überhaupt gar kein Kleinfisch im Uferbereich auszumachen war – und dementsprechend auch die Barsche außer Reichweite waren – erwiesen sich viele andere Geheimtipps im Bereich vor der Scharkante als extrem verkrautet. Und weil mir Ruderbootmietpreise von 7 Euro die Stunde überteuert erschienen, blieb es bei ein paar kleinen Barschen. Unterm Strich aber waren die Fische so klein, dass den Fotoapparat getrost in der Tasche ruhen lassen konnten. Insofern dienten die vielen Stunden in der Wathose eher der körperlichen Ertüchtigung denn der Verbesserung der diesjährigen Fangstatistik.
Überraschung in Berlin
Als ich wieder zuhause ankam, fand ich so ein kleines Kärtchen von der Post unter meinen Briefen. Diese Kärtchen liebe ich. Denn sie bedeuten mir, zu meinem Tabakhändler hinunterzugehen, um dort Päckchen in Empfang zu nehmen, deren Inhalt manchmal an Weihnachten und Geburtstage erinnern. Diesmal waren es gleich zwei Pakete. Ein langes Rohr. Und ein kleiner Karton. Endlich waren sie also da: meine einteilige Fantasista und die dazugehörige Revo. Also schnell den Veit kontaktiert und für Sonntag einen Angeltermin vereinbart. Nach kurzer Beratschlagung stand fest: Die Rute sollte an einem Brandenburger See entjungfert werden.
Früh aufstehen & spät ernten
Um 5.30 klingelte der Wecker. Nachdem ich während es langweiligen Länderspiels gegen Irland eingeschlafen bin, eigentlich kein Problem. Einen Milchcafe und ein kleines Frühstück später war ich dann pünktlich bei Veit.
Windstärke 1 bis 2 aus Süd, Sonnenschein und der erste Nachfrost ließen uns von einem wunderbaren Angeltag träumen. Als wir dann mit Sack und Pack am Wasser ankamen, lag noch ein leichter Nebel über der Oberfläche des Sees. Die Sonne blinzelte uns an. Ein paar Würfe am Ufer. Doppelbiss bei Veit. Leider zweimal daneben. Also nichts wie rein ins Ruderboot und ab dafür.
Und dann haben uns die Barsche mal gezeigt, was eine Harke ist. Nach vier Stunden hatte Veit zwei kleine Fische und ich einen. Unser Vergnügen zogen wir aus meiner neuen Errungenschaft. Für beidseitiges Schmunzeln sorgte vor allem das zu Anfang wirklich krasse Missverhältnis von Kraftaufwand zu Wurfweite. Zum Ende des Angeltages sah das dann schon besser aus. Aber bis meine Traumkombo und ich gänzlich miteinander verschmolzen sind, wird es noch etwas dauern.
Jedenfalls kamen wir gegen 14 Uhr an einer steilen Kante vorbei. Von der langen Durststrecke und den sich daraus ergebenden Motivationslöchern geplagt, ließen wir den Anker herunter. Als aber ein paar Ringe an der Oberfläche Futterfische anzeigten, waren wir wieder mit vollem Eifer dabei.
Doch auch hier tat sich erst mal rein gar nichts. Bis mich ein satter Biss aus dem meditativen Werfen, Zupfen und Kurbeln riss. Anhieb. Endlich. Ein kräftiges Rütteln. Typisch Barsch. Und dazu noch richtig Gewicht dahinter.
Dass es ein großer Fisch war, sahen wir bereits im Wasser. Als er vor uns im Kescher lag, waren wir uns beide fast sicher, dass es sich um einen 50er handelte. Knapp daneben. Aber 48 cm im Barschdesign sehen eben einfach gigantisch aus.
Natürlich wollten wir sofort noch so einen Löwen fangen. Aber es sollte erst mal beim frommen Wunsch bleiben.
Also ab zur nächsten Kante. Und zur nächsten. Und noch eine Kante weiter. Kein Zupfer. Inzwischen war es 16.30 Uhr. Um 18 Uhr sollte Schluss sein. Also noch eine Bucht. Zwei kleine Barsche für Veit. Ein fetter Biss. Versemmelt. Dann nichts mehr. Also noch mal schnell an die „Dickbarschkante“.
Immer noch krautiger Grund. Ein idealer Belag für mein Texas-Rig. Den zu Anfang montierten No-Action-Shad hatte ich schon nach kurzer Zeit gegen einen Wurm mit Twisterschwanz ausgetauscht. Weil es hier an vielen Stellen über 10 m tief war, wollte ich unbedingt einen Köder dran haben, der sich auch beim einfachen Hochkurbeln verführerisch bewegt. Oft stehen die Barsche ja auch über Grund und es bestand die Hoffnung, dass einer im Mittelwasser zuschnappen würde.
Ein paar Würfe später setzte es einen gewaltigen Einschlag. Witzigerweise auf halbem Weg nach oben. Nachdem ich den Wurf bis vor die Bordwand durchgezogen habe, hat sich der knackige Kampf komplett unter dem Boot abgespielt. Als dieser von neuerlichen Adrenalinausschüttungen begleitete Vertikaldrill dann erfolgreich zu Ende gerbacht wurde, konnte Veit den Barsch dann für mich landen. Dieser Fisch war unwesentlich kleiner als der erste (3 cm, um genau zu sein),…
… so dass man sagen kann, dass die neue Rute standesgemäß eingeweiht wurde und die Angelwoche im gestrigen Tag einen sehr schönen Abschluss fand. Und nachdem der Veit oft besser fängt als ich, wird er wohl bestens damit leben können, diesmal den Hauptverantwortlichen fürs sichere Anlanden gemacht zu haben und mir somit beim Wiedereinstieg ins aktive Angeln geholfen zu haben.