Finesse-Methoden Zander-Jiggen mit der Solid-Tip?!
Beitrag enthält WerbungIn der aktuellen Barsch-Alarm-Episode angle ich mit einer Solid-Tip-Rute auf Zander. Nicht mit Dropshot. Und nicht mit Carolina. Sondern mit ganz leichten Jigs und 4er Gummis. Den meisten Kommentatoren hat’s gefallen. Ein paar Wenigen hat sich die Frage gestellt, ob man aufgrund der weichen Spitze nicht deutlich mehr Fehlbisse bekommt. Hier im Forum kam der Einwand, dass man durch die leichte Rute unnötig lang drillen muss und nicht genug Druck ausüben kann.
Zunächst einmal möchte ich kurz erläutern, warum ich auf die Idee kam, mit einer 2,6 m langen Solid-Tip-Rute (Yasei LTD Perch Finesse Softbait) mit einem Wurfgewicht von 3 bis 21 Gramm auf Zander zu faulenzen respektive zu jiggen.
Also: Es ist Sommer. Da steht für gewöhnlich viel Brut im Flachwasser – in diesem Fall haben wir Wolken vorm Schilf gefunden. Das Buffet ist also eröffnet. Und so ziehen die Zander hier ihre Bahnen. Dass da auch Barsche kommen und Hechte aus dem Schilf spritzen, ist ja klar.
Im konkreten Fall ist es in der Randzone 0,5 bis 1,5 m tief. Strömung? Fehlanzeige. Es ist ein Stillgewässer. Ich muss also sehr leicht fischen, verwende Jigs von 1,8 und 3,5 Gramm. Dazu passt für mich am besten ein Easy Shiner, weil der auch ohne Gewicht schon mit dem Paddel wedelt und an den leichten Jigs voll in Aktion ist. Und weil er einfach eine Fangmaschine ist. So ein Gespann aus Gummi plus Jig wiegt dann 7 bzw. 9 Gramm. Dazu passt keine hauptamtliche Zanderjigge. Zumal ich besonders im Flachwasser gern mit feiner Schnur (0,10er) fische, weil unauffällig, leise und wurfdistanzfördernd.
Deshalb die Rute mit der Vollcarbon-Spitzte, die beim Anhieb den ersten Druck abpuffert. Nachdem ich (rig-unabhängig) von der Übertragung meiner Yasei LTD sehr überzeugt bin und schon vor Jahren mit Solid-Tip Zander texiert habe, hatte ich weder Bedenken, was die Bissverwertung angeht, noch Angst vor dicken Fischen. Aus Gründen: Erstens hauen sich Zander so leichte Jigs für gewöhnlich sauber weg, wenn sie ordentlich Knast haben. Zweitens ist ein 4er Shiner kein reinrassiger Großfischköder. Drittens habe ich die Rute mit einem Meterhecht eingeweiht (im Flachwasser vor einem Hafen gejiggt) und dabei erfahren dürfen, dass nach der weichen Spitze aus den unteren zwei Dritteln ganz viel Backbone kommt.
Ganz klar: In tiefem Wasser und in starker Strömung würde ich nicht mit Solid-Tip-Ruten und Shad am Jig angeln. Für die beschriebene Situation ist das aber eine mega Kombo. Im Flachwasser ist ja nicht viel Schnur im Wasser, wir fischen ohne Schnurbogen, haben direkten Kontakt. Da macht es nichts aus, wenn die ersten 30 cm der Rute nachgeben. Zumal dann ja noch 2,3 m harter Hebel folgen. Wenn die Fische kurz vorm Boot einsteigen, wirkt sich die weiche Spitze sogar positiv auf die Bissverwertung aus.
Außerdem macht die leichte Rute (wiegt nur 116 Gramm bei 2,6 m Länge!) einfach superviel Spaß. Die Tocks sausen in den Blank, als wäre keine Solid-Tip (Shimano nennt die Vollcarbonspitzen „Taftec“) vorgeschaltet und die Drills sind der Hammer. Mir als Finesse-Fan, Klein- und Mittelklasse-Zander-Spezialist kommt das jedenfalls voll entgegen.
Was es zu beachten gilt: Die Haken müssen fein sein, um sie einzutreiben. Im Video verwende ich Keitech-Jigs. Die gefallen mir gut wegen der schwarzgefärbten Tungsten-Murmeln. Alternativ kann ich Aberdeen-Jigs empfehlen. Der Aberdeen-Haken ist zwar recht weich, das macht in diesem Zusammenhang aber ja nix aus. Die Rute puffert ja gut ab.
Klar: Das ist ein bisschen Zweckentfremdung. Normal nehme ich die Rute primär zum Angeln mit dem Carolina-Rig oder zum Dropshotten. Aber ich finde, das kann man gut machen.
Mag sein, dass die Rute inzwischen vergriffen ist. Die gute Nachricht für alle Solid-Tip-Fans: Ende Juli kommt eine ganze Batterie von Taftec-Zodias-Ruten auf den Markt. Da sind auch lange und „schwere“ Modelle dabei.
Bis dahin sammelt sich sicher frische Brut vorm Schilf…