Fangberichte WPC 2017: Unser Weg zum Titel
Ein Teil von euch ist ja richtig heiß auf die Schilderung der Geschehnisse rund um den WPC-Gewinn vom Angelduo Schöne/Dietel. Ich bin – ehrlich gesagt – noch ziemlich platt und auch ein bisschen uninspiriert. Einfach k.o., weil’s richtig anstrengend war. Körperlich und auch mental. Aber oft fliegen meine Finger wie von Geisterhand gesteuert über die Tastatur und produzieren auch in solchen Zuständen Dinge, die sich dann einigermaßen lesen lassen. Ich will es mal versuchen. Schließlich sind die Eindrücke noch ganz frisch. Und hier auf dem Barsch-Alarm kann ich ins Detail gehen, wie nirgendwo anders. Allerdings: Da wir da nächstes Jahr unseren Titel verteidigen wollen, kann ich jetzt nicht jeden Köder verraten und auch nicht alle Trickse. Also los:
Da Dustin beruflich ziemlich eingespannt ist, stand zwar schon früh im Jahr fest, dass er teilnehmen will. Eine Absage im Frühsommer hätte mich jetzt aber auch nicht groß gewundert. Audi, Porsche, Mercedes, Mini und wie Dustins Klienten alle heißen, wollen halt am liebsten vom Meister selbst bedient werden. Und wenn die einen Werbeclip wollen, muss das Bassboat auch mal länger auf den Einsatz warten, als ihm lieb ist. Aber Anfang Juni war ich mir dann doch recht sicher, dass wir das Turnier zusammen fischen werden.
Und so habe ich ein bisschen trainiert. Nicht in Holland – denn zum gemeinsamen Training vor Ort hatten wir keine Zeit. Aber ich habe mir in Berlin und im Umland so ähnliche Angelsituationen gesucht wie wir sie in Holland vorfinden würden, um mich ein bisschen auf die Flachwasserangelei einzustellen. Das diesjährige Zandertrainingslager im Frühjahr am Embalse de Mequinenza nicht zu vergessen. Das liegt zwar ein bisschen zurück, aber auch die vier Wochen dort habe ich zum Verfeinern meiner Führungstechniken und zur Vertrauensverfestigung in bestimmte Köder genutzt. Dustin war Anfang Juni zehn Tage in Holland. Zwar am Nebengewässer, aber da angelt man eigentlich recht ähnlich wie am Haringvliet. Also: Am Gewässer selbst haben wir nicht geübt. Aber unvorbereitet waren wir nicht.
Als Dustin am Montag ankam, hatte ich mein Angelgerät schon perfekt zusammengestellt. Alles pikobello: neue Schnüre, neue FC-Leader, frisch geknotet, feinste Titan-Vorfächer mit den besten Wirbeln oben und Einhängern unten. Bestimmt zehn Ruten waren fertig montiert und ca. sechs gut organisierte Köderschachteln, eine Jigkopfbox, ein FC-Vorratstäschchen, eine Hakentüte, eine Mappe mit Austauschvorfächern. Nur das Beste vom Besten. Super-Gummis, Spitzen-Wobbler, Toppies, Spinnerbaits, Premium Offsets. Weighted und unbeschwert…
Ich hatte auch eine Mini-Trainingseinheit mit Willem Stolk absolviert. Am Sonntag war das. Der war aber so platt vom Guiding, dass wir nicht voll durchgezogen haben und uns nur am oberen Zipfel des HV ein paar Stellen angeschaut haben. Fisch habe ich da keinen gefangen. Willi hatte immerhin drei Hechte. Sein Bootspartner Chris einen Zander. Kenne ich aber schon. Beim Training vor dem letzten Jahr habe ich auch nur Seife gekaut und dann im Wettkampf gut gefangen. Am Montagabend wollten wir eigentlich nochmal raus zum Funktionscheck und Plätzegucken. Da war aber dann Captainsdinner und das wollten wir nicht versäumen. (Letztes Jahr fand im Anschluss eine fette und sehr lustige Party statt, die wir in diesem Jahr nicht verpassen wollten.) Da waren wir aber ziemlich brav, so dass wir den Dienstag nutzen konnten, um uns zu erholen und auch Dustins Tackle auf Wettkampfniveau zu bringen. Das Nitro haben wir auch gecheckt. Wir waren also bereit für den Startschuss am Mittwochmorgen. (Auf dem Captainsdinner haben wir erfahren, dass es sehr schwer werden würde, Fische zu fangen. Die Barsche wollten wohl gar nicht, Hecht ging ein bisschen, die Zander bissen eher schlecht.)
Noch ein paar Worte zu den WPC-Regularien: Gefischt wird über drei Tage. Jeden Tag können drei Zander, drei Barsche und ein Hecht eingereicht werden. Die Zentimeter werden addiert. (Übermittelt werden die Daten via Spezial-App.) Durch Addition der Tagesplatzierungen wird ermittelt, wer am Ende vorne steht. Die niedrigste Zahl gewinnt. Bei Punktegleichstand entscheidet die Zahl der gefangenen Barsche.
Mittwoch: 1. Tag der WPC 2017
Perfektes Angelwetter. Ein bisschen heiß vielleicht (28 Grad). Aber auch ein bisschen windig. Allerdings: Ostwind. Egal. Auf der Fahrt zur Startlinie startet Dustin eine Live-Übertragung auf Instagram. Dort frage ich die Leute spaßeshalber, was für eine Rute ich fischen soll. „Go big gor go home.“, heißt es da. „Fische die 80 Gramm Fireblood.“ Es ist Dustins Fireblood mit meiner Rolle dran. Meine eigene habe ich vor wenigen Minuten beim Aufbauen zerbrochen. Sie muss beim Transport einen Schlag mitbekommen haben. Später wird man sich fragen, ob das der Tribut war, den ich einzahlen musste, um das Glück auf unsere Seite zu lotsen.
Der Startschuss fällt, wir pacen los. Dank mutiger Fahrweise und 250 PS hinterm Bassboat sind wir die ersten am Spot und wohl auch die ersten, die einen Köder ins Wasser werfen. Wie geil wäre es, wenn es gleich beißen würde. Das Problem: Wir haben ja nicht trainiert und wissen nicht, ob überhaupt Fische an unserem Platz sind. Expride MH oder Fireblood? Ich gehe auf Nummer sicher und fische die längere und stärkere Rute. Ich will einfach jeden Fisch verhaften. Nach ca. 45 Minuten der erste Biss. Hängt. Ein Zander.
Es dauert noch ca. eineinhalb Stunden, bis wir die drei Zander zusammenhaben.
Ich fange sogar noch einen vierten. Der war aber kleiner als die anderen und wurde dementsprechend außerbords abgehakt. Und jetzt? Barsch! Also los. Spotwechsel. Wir versuchen es erst auflandig im Kraut mit Spinnerbaits und Chatterbaits. Nix. Also mal an die windgeschützte Seite. (Es war dann doch einigermaßen windig.) Dort fange ich einen 43er auf meinen Lieblings-X-Rap, der mir auf der Spree und in Spanien Barsche ohne Ende gebracht hat.
Er ist mein Flachwasser-Wobbler No. 1. Geil. Jetzt haben wir noch viel Zeit für zwei Barsche und einen Hecht. Es beißt aber nix mehr. Was tun? Wir schmieden einen Plan, schauen aber nochmal ins Leaderboard und sehen, dass unser Teamkollege Willem Stolk einen 120er Hecht gefangen hat.
Wir kennen seine Lieblingsstellen. Und jetzt? Bleiben wir bei unserem Plan oder düsen wir in die Willi-Zone? Immer diese Entscheidungen. Los. Wir fahren da hin. Ein Hecht würde uns krass nach oben katapultieren. Wir liegen eh schon nicht schlecht. Tatsächlich hat Dustin ziemlich schnell einen Fehlbiss. Cuts im Köder. Oh nein! Wir probieren es noch lange, aber es will nix beißen. Also nochmal an einen bekannten Barsch-Spot gefahren. Es ist der, an dem an diesem Tag dieses Video entstanden ist, das abends auch noch online ging und am nächsten Tag viele Leute in die Zeitfalle locken sollte.
Uns war klar: Wir haben einen Fehler gemacht. Man muss einfach seinen Plan durchziehen und sich nicht ablenken lassen von den Fängen anderer Leute. Am Abend erfahren wir, dass Willem und Chris fünf Hechte innerhalb einer Stunde gefangen haben. Einer kam sogar auf die tote Rute, während Willi eine Stange Wasser vor der Bordwand abstellte. Hätte der nicht bei uns beißen können? Egal. Wir sind mit vier Fischen Siebter an diesem Tag. Kein ganz schlechter Start. An Nummer eins: Pierre Johnen (der frischgebackene Europameister) zusammen mit Danni Schäfer.
Donnerstag: 2. Tag der WPC 2017
Windrichtungswechsel um 180 Grad. Westwind statt Ostwind. Leichter Temperaturrückgang. Angst, dass alles anders ist. Wir fahren natürlich erstmal wieder an den Spot, an dem wir am Vortag die Zander hatten. Es dauert eine gefühlte Stunde bis ich den ersten Biss bekomme. Verwandelt. Es ist mein sechster Biss bei dieser Competition. Ausbeute: 100 Prozent. So muss das sein.
Dann passiert lange nichts mehr. Spotwechsel? Ja! Dustin sagt zu mir: „Komm. Mach noch einen Wurf.“ Ich mache einen langen Wurf, jigge zweimal an. Peng. Anhieb. Hängt. „Ein kleiner Fisch!“ Keine Gegenwehr. Egal. Er hat Maß.
Jetzt bleiben wir natürlich hier. Nach einer halben Stunde fängt Dustin einen 61er. Bingo. Zander voll.
Auf zu den Barschen. Auf unserem Spot liegt ein Mann mit einem 100 Jahre altem Kahn, auf dem er wohnt. Er zieht einen Spinner durch, ist sehr nett, gibt uns Tipps. Wir plaudern ein bisschen mit ihm, müssen aber unseren Plan verwerfen, weil er mit seinem 15 m langen Schieber plus hinterhergezogenem Beiboot das Flachwasser „versaut“ hat. Spotwechsel. Wir fischen nun überm Kraut. Ich habe einen Softjerk dran. Das Softjerken stand auf meinem Trainingsplan. Das lief in Brandenburg so gut, dass da auch ein Artikel die Sommerausgabe des ESOX raussprang. Ich werfe vor eine Sandlücke aufs Kraut. Wassertiefe: Ca. 30 Zentimeter. Ich zupfe den Köder auf den Sand. Da schießt ein großer Barsch aus dem Kraut und auf den Köder. Anhieb. Hängt! Die Expride (aufgrund des inzwischen sehr starken Windes fische ich nur mit meinen Spinnings) biegt sich. Der Fisch flitzt weiter und flüchtet sich ins sehr dichte Kraut. Dort hängt er fest. Keine Panik. Drüberfahren. Warten. „Zur Not springe ich rein und tauche den raus!“ Muss ich nicht. Es wippt in der Rute. Der Barsch kommt frei und wird alsbald vermessen. 48 Zentimeter. Was ein Brocken. Das sind die Dinger, die man braucht, wenn man eine Competition gewinnen will.
Weiter im Konzept. Das funktioniert doch gut hier. Der E-Motor hält uns an der Krautkante. Wir werfen ins Flache und ziehen den Köder an die Kante. „Oh Mann. Nicht ein Zufallsfisch. Zander am Zanderspot. Barsche bei den Barschen. Kann sich nicht mal eine Hechtfritte einklinken, wenn man schon so flach angelt?“ Ja. Kann sie. Zwei Würfe später schraubt sich ein 54er Hecht auf den Softjerk.
Noch drei Stunden für zwei Barsche. Weiter Flachwasserkantenfischen. Doch dann setzt unser E-Motor auf einem Stein auf. Nur ganz kurz. Es reicht aber, um ihn zu killen. Was ein Mistdreck. Kein Driftsack. Windstärke 5 und wir ohne E-Motor. In den Regeln steht, dass das abankern mit dem normalen Anker verboten ist. Genauso wenig darf mich Dustin mit dem Außenborder am Platz halten. Und so fischen wir noch knapp drei Stunden vom superschnell über den Teich gepeitschten Bassboat. Ich vorneraus mit einem schweren Ocean Spin, Dustin diagonal mit einem schweren Jig. Kein Biss. Nix mehr. Mist. Echt. Und trotzdem: Im Hafen erfahren wir, dass wir auf Platz zwei gelandet sind.
Der gefürchtetet Luc Coppens, der hier jeden Stein mit Namen kennt, hat an diesem Tag geblankt. Damit war einer der Favoriten aus dem Rennen. Aber Hybrida-Gregor und sein Mitangler Daniel haben es super gemacht und liegen nach einem dritten Platz am ersten Tag und dem Tagessieg mit nur vier Punkten klar auf Platz eins. Pierre Johnen und Dani Schäfer haben 8 Punkte. Genauso wie das Mercury-Team aus Frankreich. Wir sind mit neun Punkten immerhin Vierter und haben sogar noch kleine Chancen, uns nach ganz oben zu schieben. Aber nur, wenn es bei uns super läuft und bei Gregor gar nicht.
Freitag: „Ruhetag“
Der Freitag stand ganz im Zeichen der Reparatur des Motors. Der wurde noch am Donnerstagabend abgeholt. Er sollte um 12 Uhr fertig sein. Dustins Werkstatt des Vertrauens liegt allerdings 100 km entfernt, so dass wir die Reparatur nicht live mitverfolgen konnten. Es lag wohl an der Platine. Teuer. Aber egal. Wichtig war, dass wir den Motor bekommen würden. Die Abholung verschob sich mit jedem Telefonat weiter nach hinten. Um 20 Uhr hieß es, Dustin solle sich schon mal schlafen legen. Vor Mitternacht würde das nix werden. Ich durfte durchpennen. Dustin fuhr letztendlich um 1.30 die halbe Strecke und nahm einen Ersatzmotor in Empfang, von dem wir nicht wussten, wie viel Saft er zieht. Aber egal. Hauptsache ein Motor. Wer Dustins Schlafgewohnheiten kennt, kann sich vorstellen, wie gut gelaunt er war, als ich ihn um 6 Uhr aufwecken musste.
Samstag: 3. Tag der WPC 2017
Brutaler Wind. Fast schon ein Sturm. Windstärke 5 bis 6. Zum Glück nicht mehr. Sonst hätte man die WPC abbrechen müssen und Gregor, dem wir das alle gegönnt hätten, hätte gewonnen gehabt. Die Startlinie wurde sicherheitshalber auf die windgeschützte Seite verlegt, so dass wir mit dem Wind im Rücken losfuhren. Startschuss. Wir mit Vollgas zu unserem Zanderspot. Apropos Vollgas. An alle, die glauben, so ein Bassboat sei nicht rauwassertauglich: Das stimmt mal so überhaupt gar nicht. Die großen Nitros schießen auch bei Wind und Welle übers Wasser, wenn man sie fahren kann.
Man wird praktisch nicht nass (nur wenn die Welle seitlich kommt) und auch das Angeln ist genial in der Welle. Die 1,5 Tonnen schwere Plattform liegt im Wasser wie eine umgenietete Eins auf dem Tanzparkett. Durch die Breite des Bootes kann man sich mittig hinstellen und der Länge nach umkippen, ohne ins Wasser zu plumpsen. Besser geht’s nicht. Perfekte Angelboote. Cool, dass sich Dustin so eine Schüssel geleistet hat. Es ist sicher kein Zufall, dass am Ende drei Nitros auf den ersten Plätzen landeten. Aber die Geschichte hier landet jetzt erstmal am Zanderspot. Da tut sich wieder gar nix. Moment. War das nicht ein Biss beim Hochkurbeln vor der Bordwand? Barsche? Am Zanderspot? Tatsache. Wenig später habe ich den ersten. Ein 44er.
Klappt ja doch mit den Zufallsfängen. Jetzt noch drei Zander hier und wir liegen gut im Rennen. Dann hat Dustin einen brutalen Biss. Die Rute ist krumm. Die Spitzte wackelt. Das sieht doch aus wie ein superfetter Barsch. Jupp. Tatsache. Ein Fuffi! Und was für ein schönes Tier! Perfekt!
Jetzt noch die drei Zander und wir sind richtig weit vorne. Aber: Pustekuchen. Keine Zanderbisse mehr und spätestens als ein Boot viel zu nah an uns ranfährt und dann auch noch über unseren Barschplatz driftet (haben wir uns aufgeregt…), geht hier gar nix mehr. Dann fällt auch noch der E-Motor aus. Batterie leer. Ok. Er hat uns drei Stunden zentimetergenau am Spot gehalten mit der GPS-Anker-Funktion. Aber fünf Stunden ohne E-Motor. Das ist ein Dämpfer. Dustin schaut mal aufs Leaderbord. Da sind wir vorne. Platz eins zum jetzigen Zeitpunkt. Deshalb hält sich auch das Boot mit dem Kameramann in unserer Nähe auf. Geil.
Also Driftangeln. Gut, dass wir gestern den letzten Driftsack von Hellevoetsluis erstanden haben! Krautdriften. So haben wir hier schon viele Zettis gefangen. Die Dinger verstecken sich im Kraut und stehen oft ganz flach. So wie die Hechte bei uns daheim. Wir setzen mehrere Driften an und freuen uns, dass auf unserer Seite niemand fischt. Es fühlt sich gut an, sieht gut aus. Aber: Nix auf Softjerk. Nix auf Spinnerbait. Nix auf Gummi. NIX. Die Zeit rennt davon. Wir entschließen uns zu einem Spotwechsel. Jetzt voll rein in den Wind. Der treibt uns diagonal aufs Ufer zu. Wir fischen eine Flachwasserzone mit einer Wassertiefe von drei Meter auf 70 Zentimeter. Die Driften sind lang. Alles ist perfekt. „Wie auf dem Bodden. Und da klappt das ja auch.“ Ich werfe einen mittleren 360 GT (auch in den habe ich mir vor der WPC Vertrauen erangelt) mit der Fireblood und zwar kerzengerade in Driftrichtung. Ich kurble das Ding schnell übers Kraut und haue es dann wieder auf volle Distanz raus. Highspeed-Mefo-Style. Dustin macht es ganz genauso – nur mit einem anderen Köder. Der Rücken brennt nach zwei erfolglosen Driften. Egal. Noch zwei Stunden.
Wir brauchen unbedingt noch einen Fisch. Dritte Drift: Ich setzte den zehnten Wurf (oder so). Der Köder kommt auf. Der letzte Biss ist lange her (ca. fünf Stunden). Ich kurble an. Peng. Was ein Einschlag. Anhieb. Die Rute ist krumm. Ein schwerer Fisch. Zander? Hecht? Egal! Wir können beides gebrauchen. Ich hole den Fisch ran. Allerdings driften wir auch schnell auf ihn zu. Sobald er in die Abdrift kommt, wird’s richtig hart. Das ist ein großer Fisch. Genial. Der 50.000 Euro-Fisch. YES! Ich hole ihn bis zehn Meter vors Boot. Und dann? NEEEEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN. Schlaffe Leine. Der Fisch hat sich verabschiedet. 50.000 Euro weg. Der Titeltraum geplatzt. Mir wird schlecht. Ich könnte jetzt wirklich erbrechen. Ich denke an Videos von Basscracks, die große und entscheidende Fische beim Classic verloren haben und dann im Boot zusammengebrochen sind. Aber ich denke auch an Iaconelli: „Never give up!“ Hilft ja nix. Hier scheint Fisch zu sein. Und der beißt.
Weitermachen. Auch wenn es weh tut und der Kopf gerade leer ist. Und dann fängt Dustin in der selben Drift noch einen 70er Hecht.
„Den hätten wir nicht gefangen, wenn wir den Zander fotografiert hätten, Dustin.“ (Im Gummi waren keine Hecht-Cuts.) „Stimmt. So kann man das sehen.“ Positiv bleiben. Nach vorne denken. Confidence. Hagane Spirit. Und als ich dann bei der nächsten Drift noch einen schönen Barsch fange, sind wir wieder voll da.
Das Medienboot verfolgt uns. Das bedeutet, dass wir wieder im Rennen sein müssen.
Jetzt noch eine Stunde alles geben und so einen vermaledeiten Zander fangen. Dann schaffen wir es vielleicht. Aber wir fangen keinen Zander mehr und fahren dann in den Hafen. Auf dem Weg dahin jubelt man uns zu. Die Daumen gehen nach oben. Am Steg werden wir interviewt und erfahren, dass wir es zu 95 Prozent geschafft haben. Zweiter sind wir sicher. Oh krass. Und was wenn die fünf Prozent eintreffen. Wie hart muss der Sturz dann sein. Lasst uns in Ruhe! Wir hauen ab, essen Spaghetti Bolognese a la Hannes und sind dann aber doch die ersten Bootsangler bei der Siegerehrung. Schulterklopfer hier. Handshakes da. Wir wollen eigentlich gar keine Gratulationen annehmen, bevor wir die Trophäe nicht in den Händen halten. Es lässt sich aber nicht vermeiden. Auf dem aktualisierten Leaderbord sind wir irgendwann tatsächlich das Team an der Spitze.
Den dritten Tag schlossen wir als Achter ab.
Und als die Franzosen dann aufgerufen wurden, um den Preis für den zweiten Platz in Empfang zu nehmen, steht fest: Wir haben GEWONNEN! Der Hammer. Man kann es gar nicht recht begreifen. Aber es ist wahr. Auf der Bühne müssen wir zum Glück keine Rede halten, stellen uns den Fotografen, posen ein bisschen extrovertierter als wir in Wahrheit sind…
… und sind einfach nur happy.
Dann wird uns von allen Seiten gratuliert. Offensichtlich gönnt man uns das Ding. Die armen Franzosen haben Tränen in den Augen, als sie uns gratulieren. Ein Fisch mehr und sie hätten gewonnen. (Zwei Zander sind ihnen knapp vorm Boot ausgestiegen.) Das gilt auch für Hybrida-Gregor und Daniel, die an dem Tag nur einen Hecht erwischt haben. So nah liegen Glück und Pech beieinander. Und wenn man so ein Turnier gewinnen will, braucht man halt auch Glück. Das war auf unserer Seite. Ob’s an dem riesigen Scheißhaufen lag, der unseren Steg am Morgen zierte, an der zerbrochenen Fireblood oder daran, dass uns so viele Leute die Daumen gedrückt haben? Positive Energien helfen auf jeden Fall. Und ein bisschen erarbeitet haben wir uns das ja auch.
Für Shimano lief es super an diesem Event. Denn wir haben auch die Teamwertung gewonnen mit Willem Stolk und Chris Bloemert und Willi hat den größten Hecht gefangen. Sehr toll!
Seit ich wieder in Berlin bin, steht mein Telefon nicht still. Facebook explodiert. Der Barsch-Alarm geht steil. Das erste Interview hat die Rute &Rolle schon gelayoutet. Man könnte fast meinen, man hätte was Besonderes geleistet.
Wir gratulieren allen Gewinnern und Teilnehmern und Organisatoren. Super Event. Super Leute. TOP!
Ich schließe mit meinem Facebook-Post vom Sonntag:
„Doch kein Traum. Die Trophäe steht tatsächlich neben mir und ringt mir ein fettes Grinsen ab. World Predator Classic-Champion 2017 steht da drauf. Die Barsche haben’s rausgerissen. Jetzt gilt es, 20 Ruten und Rollen, 10.000 Ködertüten und 30 Köderboxen und so weiter ins Auto zu packen, das Boot rauszuholen, wenn Champion Schöne irgendwann mal erwachen sollte, und den Passat dann sicher auf Wolke 7 nach Hause zu fliegen. Ganz schön geil. Nach wie vor. Ich hab viel Spaß gehabt hier. Vielen Dank für die Glückwünsche der „Konkurrenten“. Eine superfaire Angelegenheit war’s gewesen. Hat mich gefreut, die Bekanntschaften zu vertiefen. Wir sehen uns wieder! Apropos „wiedersehen“: Immer wieder schön, die Höllenritte mit dem Nitro zu überleben. Klasse gefahren, Dustin und top gefischt trotz Dreifachbelastung! Vielen Dank auch ans Shimano-Team (Arend, Marc, Benoit, Willi, Chris, Arthur, Gerard and all the others). Ohne euren Spirit, wäre das nicht möglich gewesen. Danke an Shimano überhaupt für den Support und das geniale Gerät. Tina Turner rulez. (Danke Willem Stolk für die Enthüllungsstories. I love you for all that shit in your brain, dude!) Danke an die Orga, Christian Biereth und Team, für ein großartiges Event. Danke Petri. Danke an alle, die uns positive Energien rübergeschickt haben. Ihr habt ganz stark geholfen. War eine ganz tolle Zeit hier! #Confidence #HaganeSpirit #Shimano #worldpredatorclassic #einfachnurgeil“