Meeresräuber Wolfsbarsch, Shorejigging und Light Rock Fishing in Irland
Man hört draußen die Schneeschaufeln kratzen, das Radio vermeldet Chaos auf den Straßen und der Kamin lodert. Auf diesen Moment habe ich gewartet, denn jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, euch mit ein paar Zeilen aus einem Angelabenteuer in Irland mit Hochs und Tiefs zu berichten und um die Wintertage auf dem Sofa etwas erträglicher zu machen. Stichwort: „Wolfsbarsch„. Den Anfang und die Wolfsbarschangelei schreibe ich, Nicho wird euch dann den zweiten Teil des Tripps mit Shorejigging und Light Rock Fishing zeigen. Viel Spaß damit!
Alles fing mit einem fatalen Zeckenbiss und einer Dönerbude in Mannheim an. Wie bitte? Richtig! Diese zwei Momente sollten die Weichen für ein emotionales Auf und Ab stellen, die Belastbarkeit von Freundschaft unter Anglern auf die Probe stellen und euch allen klar machen, dass vieles aber nicht alles mit bloßem Willen zu schaffen ist. Doch alles zu seiner Zeit.
Es war an einem Tag im Sommer, als wir (Rick, Nicho und Ich) eine Bellyboat-Tour starteten und nach gefühlt 12 Stunden auf dem Wasser unserer schrumpeligen Füße in eine Dönerbude schoben. Was ein Frust, wenn man alles akribisch plant, sich tagelang freut und bis auf ein paar Hechtschniepel und Microbarsche nichts zu holen ist. So saßen wir also da, schaufelten Falafel und Yufka in uns hinein und überlegten, was wir gegen diese anglerische Depression unternehmen könnten. Ich wollte unbedingt zur Wolfsbarschhochsaison nach Holland (siehe Barschalarm Ultralight vs. Ultraheavy), Nicho wollte zum Pikepark und Rick wollte alles und viel davon. So überlegten wir, wohin es gehen könnte. Vorbelastet, wie wir sind (Barschalarm: Holland die Hoe Teil 1-3), bewegte sich unser gedanklicher Radius nur bis zur Nordsee. Wer die glorreiche Idee hatte, weiss ich nicht mehr genau, aber plötzlich wurde Irland zum Thema. Europas Wolfsbarschrevier número uno und das Mekka für jeden Raubfischangler! Noch beim Ayran sitzend suchten wir nach Flügen, googelten Berichte zu dem Thema und als wir unsere Rechnung zahlten, befand sich die Planung bereits in den Kinderschuhen.
Wir teilten uns die Aufgaben auf und so kümmerte ich mich um Flug, Sportgepäck und Mietwagen, während Sherlock Nicho die anglerische Recherche übernahm. Und Rick? Der gab uns das Versprechen, sich um seine Gesundheit zu kümmern. Zu diesem Zeitpunkt war nämlich klar, dass seine Teilnahme aufgrund eines fatalen Zeckenbisses im Frühjahr auf der Kippe stand. Und jetzt spulen wir kurz acht Wochen nach vorne.
Für Flug, Sportgepäck und Auto zahlten wir 280 Euro pP. Nicho hatte sich mit dem Tidenkalender, den gängigsten Fischarten und den Berichten von Dicht-am-Fisch vertraut gemacht. Desweiteren stand er mit den Jungs und anderen BAlern in regem Kontakt und präsentierte uns seine Ergebnisse in Form von ausgedruckten Tidenkalendern, markierten Spots und mögliche Fischarten auf Landkarten und dazu eine schriftliche Zusammenfassung, was wann wo zu fangen war. Alles in fein säuberlicher Nicho Manier in einen Ordner abgeheftet. Träumchen! Detektivarbeit auf Championsniveau! Es folgten Köderbestellungen bei Camo und co. und nach und nach trudelten die Sluggos, die BlackFiish Minnows und die Hogy Lure Sandeels ein. Jigköpfe, Seabass Fluoro, XXl Offsethaken und ein Raubkauf bei den Jungs von SWAT in Altlußheim rundeten das ganze ab. Andi Volz aus dem SWAT-Team gab mir dann noch was zum Ausprobieren mit. Es handelte sich um einen Prototypen der Köderneuheit ParaWorm Dart aus dem Hause Major Craft.
Ricks Zustand war wenige Tage vor unserem Abflug wirklich kritisch. Wer seine Artikel gelesen hat (Blackbass in Bella Italia), weiß, dass seine Schmerzgrenze fernab des Normalbürgers ist. Rick blutet sprichwörtlich für den Fisch und die Tatsache, dass ihn die Krankheit mehr und mehr in die Knie zwang, war auch für uns sehr schlimm mit anzusehen. Und an dieser Stelle, mein Freund, nochmal meinen allergrößten Respekt, wie du uns beim Packen und Heissreden zusahst und sich deine Teilnahme immer mehr auf der Kippe befand. Selten habe ich solche Folter erleben müssen, wenn ein elementarer Bestandteil unserer Crew, mit schlimmsten Borreliose-Symptomen geplagt, energielos flachliegt und zusehen muss, wie der Abreisetag immer näher rückt. Im Nachhinein komme ich mir auch sehr rücksichtslos vor und nochmal: meine Hochachtung, dass du uns das Tackle nicht um die Ohren gehauen hast, denn ich weiß nicht ob ich in deinem Zustand Haltung bewahrt hätte. Daher hier mein Versprechen: Wir werden noch gemeinsam in den Fluten stehen und Wolfis fangen, mein Bester!
Endlich war der lang ersehnte Abreisetag gekommen. Nichos Vater brachte uns nach Frankfurt Hahn, wo wir einige neugierige Blicke ernteten. Kein Wunder bei all dem Geraffel!
Nach dem Check-In bestiegen wir das Flugzeug und ein Heineken später kamen wir auch schon in Kilkenny Airport an. Das einzige was schief gehen konnte, war dass unsere Ruten nicht ankommen, trotz PVC Abflussrohr kaputt sind, beschlagnahmt wurden oder, oder, oder. Denkste! Alles lief glatt, bis auf die Autovermietung. Ich hatte einen Kreditrahmen von 2000 Euro, was laut Hertz ausreichend als Sicherheit sei. Vor Ort erfuhren wir von einem unfreundlichen, irischen Kneipenschläger (Übrigens die einzige unfreundliche Person auf der vermutlich ganzen Insel-berufsbedingt?) im Herz Office, dass 2400 Euro Kreditrahmen benötigt würde. Wir diskutierten ewig rum, telefonierten nach Deutschland zu meiner Bank und eine Stunde später hatten wir endlich einen Deal mit diesem…..egal. Am nächsten Tag sei mein Kreditrahmen erhöht (laut der freundlichen Dame der Postbank) und Wayne Roonie war bereit für einen Tagessatz von 50 Euro extra uns einen Wagen zu geben, bis der Kreditrahmen erhöht sei. Wir hatten einen fünf Türer Combi gebucht und er meinte, er hätte so ein Auto nicht da. Entweder wir nehmen die Limousine oder wir kriegen eben gar kein Auto! Und das in einem Ton……Pain in the ass, window licker!
Letzten Endes saßen wir im VW Jetta und ich kämpfte mich nachts durch den Linksverkehr, auf schmalsten Straßen, quer über die Insel bis in die Region Waterford Wexford. Wir suchten uns im Dunklen und bei Nieselregen einen Parkplatz an der Küste und bauten nicht erst das Zelt auf, sondern die beiden Shimano STC Monsters. Wir feuerten unserer Krallenbleie und Makrelenfetzen in die Dunkelheit, doch bis auf einen brutalen Fehlbiss und drei Abrisshänger in Folge passierte nichts. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn alles klappt…. Also schnell das Zelt aufgebaut und als Betthupferl gönnten uns ne Tasse schwarzen Tee mit nem Schuss Jameson und schliefen ein. Am nächsten Tag fuhren wir die letzten Kilometer zu der Flussmündung, an der wir die ersten Tage verbringen wollten. Unser erster Zeltplatz (später zogen wir nochmal zwischen die Sanddühnen um) war mehr als malerisch und nachdem wir alles eingeräumt und die Wolfsbarschruten aufgetackelt hatten, ging es endlich los!
Wir machten die ersten Würfe an einer Stelle, wo die Flussmündung am engsten ist und sich dann in Richtung offenes Meer immer weiter öffnete. DC Bullets schnell und langsam, Hogys, Sluggos, Mefoblinker sowie gejiggte und gefaulenzte SG Sandeels. Wir peitschen wirklich alles, was unsere Chestpacks hergaben, in die Fluten aber es tat sich nichts. Wirklich gar nichts. Nach zwei Stunden gesellte sich ein weiterer Angler zu uns. An dieser Stelle sei angemerkt, dass wir zur besten Zeit des Jahres an einem wahren Hotspot fischten. In den folgenden vier Tagen sahen wir trotzdem keinen einzigen weiteren Angler! Bis auf den Iren Michael und die verrücktesten Engländer aller Zeiten, doch dazu später mehr…
Irgendwann gesellte sich ein weiterer Angler in Watstiefeln zu uns. Wir kamen mit Michael dann auch schnell ins Gespräch. Michael ist Guide vor Ort und gab uns Wolfsbarschrookies wirklich Tipps ohne Ende. Er sagte, wir machen eigentlich alles richtig, ABER (und jeder Angler hasst es, sowas zu hören) das Flusswasser sei durch den Regen der vergangenen Tage leicht getrübt. Und der Bass mag kein trübes Wasser, da er ein reiner Augenräuber ist. Michael fischte einen Popper, den er gegen die Strömung ufernah führte. Nach dem Angeln gab es uns die entscheidenden Tipps und bot uns an, uns zum Studipreis mit dem Boot die Tage rauszunehmen, da ein paar Kunden wetterbedingt abgesprungen waren. Jackpot! Im Übrigen sollte sich das Wasser schon am nächsten Tag aufklaren.
Nachdem wir mit Michael erfolglos bis in die Dunkelheit fischten, verlegten wir unseren Zeltplatz direkt in die Dühnen um weniger Laufweg zu haben. Unser Auto stellten wir auf einem nahgelegenen Feld ab. Uns beschlichen dann aber deutsche Sorge: Dürfen wir denn da überhaupt parken? Wo ist der Parkscheinautomat? Ist das hier Privatgrundstück? Was wenn die Politesse anrückt? Michael lachte und sagte: „Jungs, ihr seid jetzt in Irland. Klar dürft ihr hier zelten, Feuer machen und euer Auto abstellen. Bei uns geht das so: don’t fuck my life and I don’t fuck yours!“, was sinngemäß soviel heißt wie: Geht niemandem auf den Sack, dann tut das bei euch auch keiner. Müll wegräumen, Feuerstelle sichern, keine Einfahrt zu parken und ihr lernt die Iren von ihrer besten Seite kennen.“ Das tun wir sowieso, auch in Deutschland, allerdings sieht man bei uns vieles…..naja, da kann sich jeder seinen Teil dazu denken. Auch über C&R, was in Irland übrigens Pflicht ist, diskutierten wir mit ihm. Er hielt die deutsche Gesetzeslage für einen schlechten Scherz…was sie am Ende des Tages ja auch ist.
Die Dunkelheit kam und wir legten uns ins Zelt um unseren Biorythmus ab jetzt der Tide zu überlassen. Um sich das kommende Szenario besser vorstellen zu können, ein paar mahnende Worte zu den Spots beziehungsweise, warum man hier höllisch aufpassen sollte. Bei Flut drückt das Salzwasser den Fluss hoch, bei Ebbe fließt es logischerweise ab. Dazwischen ist etwa eine halbe Stunde Stillstand. Der Tidenhub beträgt bei Vollmond fast fünf Meter, dementsprechend ist die Strömung etwa so stark wie der Rhein im Hauptstrom, wenn nicht sogar noch stärker! Bei Ebbe wird eine Sandbank freigelegt, die man mit Wathosen begehen kann. Dazu muss es aber flach genug sein, da sie keinen Zugang zum Ufer bietet und man große Watstrecken in Kauf nehmen muss. Und das ist in hüfthohem Wasser gegen die Strömung richtig anstrengend. Wer also körperlich nicht ganz auf der Höhe ist, sollte sein Leben besser nicht wegen ein paar Bass aufs Spiel setzen. Auch Iren ertrinken jedes Jahr vor der irischen Küste beim Watangeln! Nennt mich Oberpapi, aber es ist mein voller Ernst. Unterschätzt das Meer besser nicht, denn wenn man fällt, abrutscht, strauchelt oder wie auch immer in die Strömung gelangt ist, wird man in wenigen Sekunden mit Höchstgeschwindigkeit aufs offenen 15 Grad kalte Meer rausgetrieben. Und dann ist jede Seerettung zu spät! Es hängen genug Warnschilder überall rum und das zu Recht! Doch genug Belehrung und Warnungen und zurück zum Fisch.
In der Morgendämmerung wärmten wir uns mit einem schwarzen Tee auf und schlüpften zackig in die Wathosen. Jeder band nochmal seine Knoten neu, traf eine Köderauswahl und als das Wasser flach genug zum Durchwaten war, stiefelten wir los Richtung Sandbank. Ich fing mit einem kleinen SG Sandeel an, den ich am 14 Gramm Kopf mit der Strömung über den Grund hüpfen ließ und Nicho startete mit nem Duo Tide Minnow in 14 cm. Mit sinkendem Wasserspiegel liefen wir die Sandbank runter, immer wieder darauf bedacht nicht auszurutschen und weggespült zu werden. Man kann es nicht oft genug betonen, Konzentration ist hier lebenswichtig!
Nach einer Weile wechselte ich auf einen 8“ Sluggo, einer Sandaalimitation, an einem 8/0er beschwerten Offsethaken. Ich warf ihn immer wieder in die Vollströmung (das Wasser war mittlerweile richtig klar) und mit „pullenden“ Bewegungen holte ich ihn ran. Wir waren zu diesem Zeitpunkt schon ca. zwei Stunden am Fischen und die Möwen sammelten sich langsam und begannen zu stechen. Allerdings viel zu weit weg. Die Erwartung wich langsam der blanken Hoffnung, als ich auf meinen Sluggo plötzlich mitten in der Brandung einen Einschlag der härstesten Sorte bekam. Ich setzte einen brachialen Anhieb und sofort wurde mir unter Vollkrümung der MajorCraft Seabass ca. zehn Meter Schnur von der fast geschlossenen Rolle gerissen. Was ein Fight! Was für geballte, furiose Kraft! Aus Leibeskräften schrie ich nach Nicho „Hab einen! Hab einen!“, der auch, so schnell ihn die Watschuhe trugen, „angerannt“ kam. Sicher landete er meinen ersten Bass und schoss ein Foto, bevor ich ihn releaste! Das war etwa die obere Durchschnittsgröße, die uns erwarten sollte und gleichzeitig mein neue personal best.
Leider kam bis auf einen weiteren Fehlbiss am Vormittag nichts mehr und wir waren auch wirklich bedient. Körperlich und geistig komplett zerlegt aber glücklich, wie kleine Kinder an Weihnachten! Mittlerweile war die Ebbe an ihren Tiefpunkt und dann hat man etwa 20 Minuten Stillstand, bevor die Flut einsetzt. Dann sollte man sich auch wirklich auf den Rückweg begeben, da man sonst Gefahr läuft, von der Flut den Weg abgeschnitten zu bekommen!
Wir stiegen in unser Auto und fuhren erst mal in das beschauliche Dörfchen Fethard, wo wir uns zunächst mal kräftigten. Mit einem Frühstück, das sich gewaschen hat. Würstchen, fingerdicker Speck, Pilze, die obligatorischen Beans, Pudding (rote und weisse angebratene Blutwurst), zwei Eier, smashed potatoes, die Alibi-Tomate, zwei Scheiben Brot und ne Tasse Kaffe, die einem die Watschuhe auszieht. So frühstücken die Hartgesottenen Iren also.
Der Vorteil liegt ganz klar auf der Hand, da man bis abends eigentlich nichts mehr Essen muss und sich vollkommen der Fischerei widmen kann. Allerdings mussten wir ja noch nach Waterford wegen der Sache mit dem Mietwagen und erledigten bei der Gelegenheit noch ein paar Einkäufe. Dies zog sich alles und als wir endlich wieder am Zelt waren, war die Flut schon fast im Höchststand. Ich versuchte mein Glück mit kleineren Sandeels am Football-Jigkopf und bekam auch promt Bisse in Ufernähe. Binnen kürzester Zeit konnte ich einen kleinere Kollegen fangen, die allerdings kämpften als hätten sie ebenfalls ein Full Irish gefrühstückt.
Am nächsten Morgen verleibten wir uns ein Müsli ein und warteten bei einer Tasse Tee, bis die Untiefe zur Sandbank bewatbar wurde. Natürlich schmissen wir auch da schon fleißig die DC Bullets, Minnows und Gummilappen und plötzlich hörte ich links von mir das lang ersehnte brunnersche Siegesjubeln! Ich zog die Cam raus und hielt einfach nur drauf.
Mit fortschreitender Ebbe liefen wir unsere mittlerweile heilig gesprochenen Sandbank ab. Ich hatte mittlerweile den 120er DC Bullet dran und leierte ihn ganz langsam ein. Dabei warfen wir immer leicht stromaufwärts. Ab der Hälfte wurde der Köder dann von der Strömung erfasst und man lies ihn ans Ufer „wobbeln“ um ihn dann gegen die Strömung einzuleiern. Bedingt durch den Rückenwind und das tolle magnetische Weitwurfsystem der Baits waren ewig weite Würfe möglich. Ich zog voll durch und bekam auf voller Wurfdistanz nach zwei Kurbelumdrehungen einen Biss. Anhieb, Flucht und die gewohnte Machtlosigkeit, wenn sich der Labrax die Strömung voll zu Nutzen macht. Wieder mal „nur“ ein Mitte 50er, die sich allerdings zu Höchstpreisen verkauften. Was für eine Power! Man muss es erlebt haben, sonst glaubt man es nicht! Als ob die Jungs ein full irish gefrühstückt hätten und Sprinten ihr Lieblingssport ist!
So langsam kamen die Fische richtig in Fahrt und wir bekamen Bisse, mussten aber auch viele Aussteiger verschmerzen. Wir hörten auch auf, die „kleineren“ Bass (unter 50 cm) zu fotographieren und hakten sie direkt im Wasser ab. Am Folgetage waren wir für mittags mit Michael verabredet und verbrachten den Vormittag wieder auf der Sandbank. An dieser Stelle möchten wir keine Schleichwerbung machen, sondern ganz klar hervorheben, was für ein toller Guide Michael ist. Er hat uns zu Beginn mit wertvollen Tipps umsonst versorgt, die entscheidend zum Erfolg beigetragen haben. Und auch das Bootsguiding mit ihm war absolut Weltklasse und zu wirklich fairen Konditionen. An dieser Stelle hier also Nicho und mein Tipp für alle, die sich etwas helfen lassen wollen (was aus diversen Gesichtspunkten auch wirklich notwendig ist):
https://www.discoverireland.ie/Activities-Adventure/bass-angling-ireland/91632
Wir folgten zunächst den Möwen auf der „wachsenden“ Sandbank und feuerten unser bis dato bewährtes Köderrepertoir unentwegt in die harte Tidenströmung. Als wir fast am Ende der Sandbank angekommen waren, fühlte es sich schon beinahe so an, als ob wir den ersten Blank einfahren müssten. Doch wie so oft, hatten wir uns auch diesmal glücklicherweise getäuscht. Denn plötzlich schrie Labrax-Dompteur Nicho irgendetwas Unverständliches durch den Lärm der Brandung zu mir herüber. „Jaaaaaaa…scheißeeeeee…Maschine…kommschnellher….jaaaaaaa…!“
Tatsächlich hatte er diesmal nen richtigen Torpedo auf seine DC Bullet bekommen. Ähnlich wie kurz zuvor meine Daiwa Freams sang, schrie nun seine Caldia unser Lieblingslied. Mit der vollgekrümmten Rute in der Hand und einem Blick der abwechselnd Freude und Aufregung wich, schaffte er es schließlich den Wolfsbarsch aus der harten Strömung zu bewegen. Nach bangen Minuten hatte er ihn schließlich im strömungsarmen Bereich am Ende der Sandbank. Dort legte der Silbertorpedo sich nochmal richtig ins Zeug und schlug das Wasser zu Schaum. Irgendwann wichen seine Kräfte jedoch und ich konnte ihn landen. Teamwork par excellence!
Auch wenn dieser Fisch zu diesem Zeitpunkt das Tageshighlight und Gesprächsthema Nummer eins war, fingen wir noch weitere Wolfis. Wieder mal waren wir uns beim Heimweg über die Sandbank einig: Definitiv ein Fisch mit Suchtpotential! Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass der DC Bullet 120 langsam geführt, der absolute Renner war!
Nach der Morgensession begaben wir uns erst mal ins Wheelhouse (der Tankstelle für echtes irisches Kraftfutter). Anschließend gabs ne kleine Siesta im Zelt und gegen Mittag holte uns Michael mit seinem Boot an unserem Zeltplatz ab. Wir fuhren auf die gegenüberliegende Sandbank und ließen uns mit auflaufendem Wasser landeinwärts treiben. Nicho und ich verloren kurz hintereinander jeweils einen guten Fisch auf einen pinken 8er Hogy Lure. Dann klinkte ich den ParaWorm Darts Prototypen von Major Craft ein in den Snap ein, warf aus und die Darting Action des Köders gefiel wohl nicht nur mir auf Anhieb. Auswerfen, in die slacke Schnur jiggen und den Köder dadurch darten lassen. Ich hatte die Bewegung im flachen, klaren Wasser bereits getestet und wusste daher, wie der Köder zu animieren sei und wie er unter Wasser läuft. Es dauerte ungelogen nur einen einzigen Wurf und dann kam der Biss in der Uferbrandung. Mit knapp 60 cm der bessere Durchschnitt und in der Vollströmung, wie eigentlich alle Bass, ein richtiges Kraftpaket!
Auch bei Nicho stieg kurz danach auf nen aggressiv gejiggten Gummi der erste Bootsbass ein. Wir bekamen noch ein paar Kleinere und nach zwei Stunden war Schluss. Keine Strömung gibt halt keine Bisse, das hatten wir in den Tagen gelernt. Es gibt wirklich Fresszeiten und Zeiten in denen man ruhigen Gewissens selbst futtern gehen kann. Nach Rücksprache mit Michael meinte er, es sei vollkommen ok, wenn wir uns einen Bass zum Essen mitnehmen. Da meiner mit knapp 60 cm die ideale Küchengröße für beide hatte, durfte er mit zum Landgang. Während Nicho den Fisch säuberte, fand ich eine alte Reuse an unserem Zeltplatz. Ganz wie ich es bei einer argentinischen Parillada gelernt habe, bekam die Krabbenreuse eine neue Funktion. Wir buddelten sie neben unserer Feuerstelle ein, tüdelten mit etwas rostigem Draht und ein paar rumliegenden Alugrillpfannen einen Windschutz dran und schon konnte im argentinischen Style der Bass gegrillt werden.
Satt und zufrieden saßen wir noch lange am Feuer bis uns die Kombi aus Jameson, Müdigkeit und anglerischer Zufriedenheit ins Zelt schickten.
Am nächsten Tag war gleichzeitig auch Vollmond und unser letzter Tag in Waterford Wexford. Wir fingen am Vormittag eine Hand voll Kleinere und ich erwischte einen etwas Besseren.
Als wir fast am Ende der Sandbank ankamen, bekam ich auf volle Distanz einen unglaublich harten Biss. Nimm den härtesten Rapfenbiss, den du erlebt hast, multipliziere ihn mit dem Faktor zehn und du weißt nur annähernd, wie es sich anfühlt, wenn der Labrax zulangt. Einfach nur brutal und wer sich da nicht gut am EVA festhält, der kann sich getrost von seiner Kombo verabschieden. Ich wollte geistesgegenwärtig reagieren, doch zum Anhieb kam ich nicht. Der Fisch riss sofort etliche Meter Schnur von der Rolle. Ich hatte keine Ahnung, wie weit der Fisch geflüchtet war aber ich hörte meine Bremse sekundenlang Schreien. Endlich stand er still und ich versuchte Druck aufzubauen, was sofort die nächste Flucht provozierte. Mittlerweile waren gut 70 Meter Schnur weg, der Blank meiner Major Craft Seabass war auf Vollkrümmung und ich ging nervlich auf dem Zahnfleisch.
Der Fisch stand einfach nur in der brachialen Strömung und ich konnte quasi nichts unternehmen. Ich hielt den Druck so gut ich konnte aufrecht und langsam gewann ich ein paar Meter Schnur. Von wegen! Der Wolfsbarsch holte sie sich samt Zinsen sofort wieder zurück und spielte dieses Spielchen noch zwei weitere Mal mit mir. Tausend Fragen schossen mir durch das salzwasserdurchtränkte Hirn! Sitzt der Haken gut? Ist es ein Dicker oder nur quer gehakt? Wie groß ist das Hakenloch mittlerweile? Machen die Drillinge mit? Mein Kopf war ein melting pot aus Aufregung, Freude, Panik und Adrenalinstößen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir ihn endlich in Sichtweite und waren beide sprachlos, als wir das erste Mal diesen massiven Schädel sehen konnten. Nicho landete ihn routiniert, wie immer, und schon konnte ich ihn im Arm halten. Meinen, mit knapp 70 cm, bislang größten Wolfsbarsch! Was für eine Kanone! Sowas kannte ich bisher nur von Bildern und nun war ich selber darauf!
Am nächsten Morgen packten wir alles ein, räumten jede noch so kleine Hinterlassenschaft von uns (und anderen Campern) in Müllbeutel und begaben uns auf nen Roadtrip nach Süd-Osten. Kurz vor der Abfahrt trafen wir noch drei Typen, die in ihrem Landrover auf ein nahliegendes, abgeerntetes Feld fuhren. Wir tauschten uns aus und sie fragten uns, wie es lief. Wir berichteten und fragten wiederum auf was sie es abgesehen haben. Ich übersetze hier mal kurz. „Wir angeln hier im Rahmen eines Multi-Spezies-Wettkampf der innerhalb unserer English Coarse Fishing Association ausgetragen wird.“ Ich: „Klingt cool und wie lange geht das Match?“
„Wir angeln seit 1989 im dreier-Team gegen andere Clubmitglieder.“ Mehr muss man über die britische Einstellung dem Angeln gegenüber nicht mehr sagen.
Ab hier übergebe ich den Stift an Nicho, der euch berichtet, wie uns das Shorejigging und Rockfishing gemundet hat. Und nebenbei auch, wie wir erstmals mit der geballten Kraft der irischen Natur konfrontiert wurden!
Nach 4 Tagen ambitionierter Wolfsbarsch-Angelei waren wir bereit für neue Aufgaben. Nach einem kleinen, erfolglosen, aber dennoch interessanten Abstecher nach Killmore Quay, machten wir uns auf dem Weg Richtung Kerry.
Auf den kleinen, meistens schlecht ausgebauten irischen Straßen können sich selbst kürzere Distanzen durchaus in die Länge ziehen und so kam es das wir für die knapp 250 Kilometer zum angestrebten Ziel, Castletownbere, knapp 4,5 brauchten. Während der Fahrt wurde die Landschaft zunehmend rauer & weniger zivilisiert. Nach einem kurzen Abstecher in den Tackle-Shop war der genaue Spot schnell gefunden & ein geschützter Lagerplatz innerhalb einer alten Ruine gefunden.
Japanisch in Irland: Techniken wie Shorejigging oder Light Rock Fishing führen gerade im Norden Europas immer noch ein Schattendasein, zu unrecht wie sich später heraus stellen sollte. Für die letzten paar Stunden des Tages entschieden wir uns dafür die Umgebung noch ein wenig zu erkunden. Simon setzte auf LRF & krabbelte bewaffnet mit Micro-Baits & seiner heiß geliebten Major Craft First Cast Aijing auf die erste Felsige Zunge.
Ich versuchte mein Glück mit Shorejigging, aufgrund des ein oder anderen Aufenthalt in den Tropen war ich mit der Technik vertraut und das Vertrauen war da.
Also, Duo Drag Metal Cast in den Snap gehängt und raus gefeuert. Als der Jig den Grund erreichte wurde er nun mit den klassischen, wippenden Jig Bewegungen vom Grund weg animiert. Lange dauerte sein Spiel allerdings nicht da innerhalb der ersten Sekunden ein offensichtlich nicht allzu schlechter Fisch den Jig voll inhalierte, nach einem kurzen Brachialen Drill war der erste Pollack mit um die 70cm gelandet & die Freude war groß! Innerhalb der nächsten Stunde konnten wir noch einige Pollacks landen – Shore Jigging Rulez!
Nach einer kurzen Nacht im Zelt waren wir bereit um uns unseren Küstenabschnitt genauer unter die Lupe zu nehmen. Also rein in die Wanderschuhe, welche auf den rutschigen, rauen Felsen ein Muss sind und ab auf die Rocks! Da wir diesen Tag komplett zu Fuß gestalten wollten, aber auch auf nichts verzichten wollten stiefelten wir beide bewaffnet mit Shore Jigging und LRF Ruten in Richtung Felsen. Der vorherrschende Tidenstand schien den Pollacks aber vorerst noch nicht sehr zu munden. So entschieden wir uns ersteinmal den Lippfischen zwischen Felsen, Sandbänken & Tangfeldern nach zu stellen.
Foto 30: Neben tollen Fischen hat Irland auch eine spektakuläre Natur zu bieten.
Als Setup zur gezielten Lippfisch-Angelei empfiehlt sich eine ML-Rute mit starken Backbone und eine 2000er Rolle gefüllt mit 12-16 lb. PE-Line. Wer sich nicht so sehr versteifen möchte kann aber auch zur LRF-Kombo greifen & damit so ziemlich alles fangen was Flossen hat. Das landen der größeren Lippfische erfordert hierbei dann zwar allerlei Können & ein gutes Quäntchen Glück – aber hey, no Risk- no Fun!
Am ersten Spot sank so das kleine Shad-Imitat am Off-Set langsam Richtung Grund & bahnte sich seinen Weg zwischen Fels und Tang. Nach etwa einer halben Stunde war ein vorsichtiger Biss zu spüren. Anschlag – Vollkrümmung, der Vorsichtige Biss hätte niemals vermuten lassen mit welcher Aggressivität der Gegner ununterbrochen Richtung Grund zog. Solch ein Verhalten war uns bisher nur aus tropischen Gefilden bekannt. Nach einem Drill auf Biegen und Brechen stieg der Fisch leider aus und ließ uns erstmal wortlos auf den Felsen zurück. Was zur Hölle war das?! Egal, Schweiß abwischen, weiter machen. Am nächsten Spot, einer exponierten, tiefen Felswand am Ende der Meerenge war es dann endlich so weit.
Selbes Spiel, super vorsichtiger Biss, Anhieb & ein brachialer Kampf ging los. Der Fisch stürmte mit ungeahnter Kraft Richtung Cover, die fast komplett geschlossene Bremse gab dennoch wild zischend immer wieder einige Zentimeter Schnur frei. Doch so unnachgiebig wie der Wrase am Ende der Schnur war der Angler am anderen Ende auch und so konnten wir unseren ersten richtig guten Ballon Wrase mit knapp 2,5 Kilo in Händen halten.
Dies war sozusagen der Startschuss. Vor unseren Füßen fielen die Lippfische reihenweise, auf LRF konnte Simon Pollacks bis an die 60 cm landen.
Die Pollacks in der Mitte der Meerenge schienen auch langsam in Fahrt zu kommen. Also legten wir die LRF-Ruten erst einmal beiseite und feuerten unsere Jigs in Richtung der rauben Möven. Die Bisse kamen meist direkt wenn wir anfingen unsere Shore-Jigs vom Grund weg zu führen. Daraus resultierten teilweise harte Drills und eine deutlich bessere Durchschnittsgröße als bei den Pollacks die wir unter Land fingen. Teilweise kam es sogar zu Doppel-Drills.
Nach etwa einer halben Stunde war der Spuk vorbei, die Bisse ließen nach & wir machten uns auf zum nächsten Spot. Dieser war allerdings nicht einfach zu erreichen, doch dank passender Outdoor-Ausrüstung kamen wir unbeschadet ans Wasser.
Wrasse ließen sich hier nur noch wenige Blicken, doch dafür schlug Simons Stunde, er fing mit seiner super leichten Ajing-Rute bei fast jedem Wurf einen Fisch. Die kleinen Major Craft Paraworms taten wofür sie gebaut wurden.
Nach diesem Spot fischten wir noch an einigen anderen Stellen und fingen auch noch einige Pollacks. Den Abend ließen wir dann noch bei tollen Irischen Lamm und einen Guinnes im Pub ausklingen.
In der Nacht verschlechterte sich das Wetter leider zusehend, was uns nicht davon abhielt am nächsten morgen an das Ende der Landzunge zu fahren, leider fingen wir bis auf ein paar Makrelen nichts. Der Wind war hier auch wesentlich stärker und erschwerte das fischen enorm. Also entschieden wir uns die doch sehr geschützte Meerenge nochmals zu befischen. Hier erlebten wir dann ein wahrliches Fest, nachdem sich die erste Stunde nahezu nichts tat bekam Nicholas einen vorsichtigen Biss auf sein 10 Gramm-Chebu welches langsam über den Grund geführt wurde.
Anschlag – Fisch! Nach einem kurzen, extrem brutalen Drill kam eine Fette Wrasse zum Vorschein. In der nächsten Stunde bekamen wir auf fast jeden Wurf eine Aktion und konnten diverse Fische landen.
Aufgrund des angetrübten Wassers und des starken Windes waren die Pollacks an diesem Tag leider nicht mehr so aktiv.
Über die Nacht nahm der Wind dann noch mehr fahrt auf und wir hatten durchgehend mit Windgeschwindigkeiten von 80-120 km/h zu kämpfen, dazu kam starker Regen. Da an das klettern über die vom Regen rutschigen Felsen nicht zu denken war ließen wir den letzten Tag mit einer Wanderung ausklingen.
Am nächsten Morgen nahmen wir noch ein letztes Full-Irish in Castletownbere ein und machten uns entlang wunderschöner Täler und sehr hechtverdächtiger Seen auf den Rückweg zum Flughafen.