Eigenbau Wobbler im Schichtverfahren reproduzieren


Meine bisherigen Wobbler waren meist Krücken und wenn dann mal einer lief, stellte sich das Problem der Nachvollziehbarkeit der Form und der Bebleiung. Um es kurz zu machen: Mit der Zeit reifte der Gedanke, die Wobbler einfach im Schichtsystem aufzubauen. Dies ist zugegebenermaßen sehr aufwendig, aber man kommt mit relativ wenig Werkzeug aus und die Ergebnisse sind reproduzierbar.

Am Anfang stand direkt das Problem der Materialbeschaffung. Wohin ich auch ging – 2-3mm dünne Holzplatten gab es nicht und die 4-5 mm dicken waren echt teuer. Traurigen Herzens  kaufte ich dennoch eine. Zuhause, mit der Schieblehre in der Hand, erbost über die schwankende Dicke des Holzes, fiel mein Blick auf meine Stiftekiste auf dem Schreibtisch. So eine kleine Mandarinenkiste vom Obsthändler. Und siehe da: 3mm Schichtholz überall gleich dick. Als meine ersten drei Jerks fertig waren, standen beim Laden um die Ecke gleich fünf weitere Mandarinenkistchen bei den Mülltonnen – ich sah das als Zeichen und nahm sie alle mit. Den Rest nun hier in einer kleinen Fotoreportage…

Um die Schablonen zu basteln, malt man den vorgestellten Wobbler in Tiefenlinien auf Papier.

Nun schneidet man entlang der Tiefenlinien die einzelnen Schablonen  aus. Man beachte, in die kleinste Schablone (auch wenn hier später nichts aufgeklebt wird) auch ein Loch zu schneiden, sonst hält das Klebeband im nächsten Schritt nicht. Wenn man es wie ich hier vergisst, ist es auch nicht tragisch.

Nun müssen die fragilen Papierfitzelchen noch stabilisiert werden. Dazu klebt man sie mit transparentem Klebeband auf eine dünne, aber stabile Pappe und schneidet sie erneut aus. Das ganze natürlich so sorgfältig wie möglich. Die Schablonen zeigen jetzt die äußere Form der Holzplättchen und die innere Grenzfläche (rotes Papier/weiße Pappe) zeigt, wo das nächst anliegende Teil aufgeklebt werden muss.

Damit wir die innere Grenze auch auf das Holz übertragen können, durchstechen wird die Schablone genau dort senkrecht mit Nadeln. Zur Illustration habe ich hier ein paar Löcher gepiekt, mehr davon und rundherum sind aber besser. Die Löcher und Ränder der Schablonen sichere ich zusätzlich noch mit Sekundenkleber.

Das war einmal eine Mandarinenkiste.

Nun überträgt man die äußeren Umrisse der Schablonen auf das Holz. Jede Schablone zweimal (für linke und rechte Seite), die größte sogar dreimal (linke Seite, rechte Seite und das Mittelstück)

Mit der Laubsäge aussägen und solange mit dem Schleifpapier bearbeiten, bis die Form wirklich der Schablone entspricht. Linkes Stück und rechtes Stück sollten genau deckungsgleich sein.

Nun biegt man sich die Drahtachse. Als Referenzpunkt nimmt man sich das Mittelstück.

Danach überträgt man die Umrisse der Drahtachse auf das Mittelstück.

Hat man das getan, kann man sich daran machen, Platz für die Achse zu schaffen. Mit der Laubsäge ist das kein Problem.

Zum Ausbleien gibt es hier im Archiv einen ausgezeichneten Bericht auf Barschalarm, und ich mache es auch nicht anders. Mein letzter Köder dieser Art hatte genau 18ml Volumen/Verdrängung und ein Gewicht von 13,2g (ohne Blei mit Haken und Sprengringen). Da ich einen sinkenden haben möchte, setze ich 6g Blei ein. Die angepeilte Überbleiung hier also 1,2 g.

Dazu benutze ich Walzblei vom Dachdecker. Das spart Platz und wenn es rasseln soll, nimmt man halt Stahlkugeln oder gleich eine Glassrassel.

Die Umrisse des Bleis auf das Mittelstück übertragen.

Und wieder mit der Laubsäge die Umrisse des Bleis aus dem Mittelstück aussägen.

Jetzt kommen die Schablonen wieder aus der Schublade. Durch die Löcher, die wir in die Schablonen gestochen haben, überträgt man nun die Markierungen auf die einzelnen Holzplättchen. Durch Festpinnen der Holzplättchen kann man den exakten seitengleichen Sitz sicherstellen. Zum Festkleben nehme ich ganz einfachen Holzleim.

Die Hochzeit. Das sind die einzelnen Seiten. Die einzelnen Teile des mittleren Holzstückes sind auch schon aufgeklebt, Achse und Blei sitzen. Also dann: Leim drauf und zuklappen!

So, die Grundform ist jetzt schon zu erkennen. Jetzt muss man die Drahtachse genau in der Mitte des Körpers fixieren. Das klappt am besten mit Zahnstochern und Sekundenkleber. Die Mitte ist sehr gut auszumachen, da das 3mm Schichtholz aus 3 Lagen zu je 1mm Holz besteht. Somit findet man die Mitte auf den Millimeter genau.

Das Ganze mal aus einer anderen Perspektive.

Noch einmal muss man in die Hände spucken und das Ganze beischleifen. Durch die Millimeterschichtung des Holzes kann man ganz einfach „zählen“ wie weit man schon runter ist.

Und hier Mutter und Tochter mal zusammen auf einem Bild. Sind sie nicht hübsch? Und sie sehen sich jetzt schon soooo ähnlich.

Zum Finish benutze ich Farbe aus der Spraydose und Epoxidharz. Aber meiner Meinung nach gibt es hier im Forum größere Experten in Sachen Finish. Man schaue sich nur einmal die Eigenbauten-Galerie an. Ich bin sicher, einer dieser Meister wird uns irgendwann einen entsprechenden Bericht liefern.

Snakehead

T
nette idee mit den schichten. wäre mir aber wohl zu aufwendig.

aber guter artikel mit guten foto-erklärungen ! toll.
D
was ein arbeitsaufwand. sehr fein dokumentiert! gute arbeit! weiter so.
H
respect!
hammerharte arbeit!!! sehr aufwendig aber fest, und vor allem mit recycling materialien ;) sehr gute idee und schöner bericht.
A
interessante arbeitsweise sehr schön beschrieben! gestehe aber, dass es mir, wie meinen vorkommentatoren, ein wenig aufwändig erscheint. aber das macht u.a. den reiz der eigenbaiuten aus, dass es viele verschiedene herstellungsmöglichkeiten gibt. aus welchem holz sind diese mandarinenkisten eigentlich?
A
das mit dem aufwendig glaube ich auch - aber ne super
beschreibung wie man mit einfachsten mitteln weiterkommt .

aber die idee is gut wenn man vorher die schichten
verleimt um an leichteres material zu kommen.

andi
C
Gut beschrieben! ... mal ne ganz andere weise holzköder zu bauen :D Vorallem das man dabei durchgehenden stahldraht benutzen kann gefällt mir. Wenn man statt Holzleim 2k-Epoxi nimmt, ist die stabilität wahrscheinlich noch um einiges höher, hat dann was von gewebe laminieren.
gruß claus
S
Hallo Leute schön das es euch gefällt. die Stabilität ist kein Problem auch mit Holzleim. Man kann die Köder mit der Hand kaum durchbrechen. Ausserdem ist Holzleim in 20 min trocken und grösster Vorteil von Leim- er lässt sich von den Pfoten einfach abknibbeln.
G
wow! sehr pfiffiges mandarinenkistenrecycling! :D
auch was das finish angeht, können sich deine köder sehr wohl sehen lassen! :wink:
was für einen holzleim verwendest du denn? ich dachte immer, daß geleimtes holz besonders wasserempfinlich ist. kann ja durchaus mal passieren, daß sich ein hechtzahn durch die epoxyschichten durcharbeitet.
S
Hallo godfather
Ich benutze Ponal und im Prinzip hast du recht mit Holzleim und Nässe. Aber eigentlich bin ich ganz zuversichtlich denn die unterste schicht Epoxi "verstärke" ich in dem ich eine (winter)Damenstrupfhose drübernähe. Das steigert die Schicht dicke und die Stabilität.
S
Ja Hallo Godfather,
im Prinzip hast du Recht mit Holzleim und Nässe. Aber eigentlich bin ich ganz zuversichtlich denn meine unterste schicht Epoxi ist "verstärkt". Dazu nähe ich eine Winterdamenstrumpfhose über den Rohling und tränke ihn dann in Epoxi. Das steigert die Schichtdicke und die Bissfestigkeit.
S