Rapfen, Döbel & Co. Spinnfischen auf Winterrapfen
Samstag morgen. Auf zu den Havelbarschen. Es ist jetzt 9.30 Uhr. Der Nebel hat sich so langsam verzogen. Und die Barsche scheinen recht aktiv zu sein, so wie es an der Oberfläche platscht. Also lasse ich den kleinen Twister gar nicht erst absinken und hole ihn nach dem Wurf gerade ein. Kleine Rucke mit der Rutespitze sollen den Köder ausbrechen lassen. Fast ist das Gummi bei mir angekommen. Paff. Und schon zeigt die Spitze meiner feinen Skeletor zur Wasseroberfläche.
Der Einschlag kam kurz und heftig. Das kann kein Barsch sein. Tatsache. Wenig später lande ich einen kleinen Rapfen, so ca. 40 cm lang. Nach dem Releasen verfahre ich entsprechend. Na? Da war doch was. Diesmal hat der Fisch den Köder verfehlt. Nach ein paar weiteren Fehlbissen, Nachläufern und einigen gelandeten Fischen stand fest: Rapfen beißen auch im Winter ganz hervorragend auf oberflächennah geführte Köder. Weil kaum ein Fisch mehr Spaß macht, als ein guter Rapfen, haben Felix, David und ich an der winterlichen Rapfenhatz herumgetüftelt. Zwar gab’s kaum wirklich fette Bomber. Dafür aber zuverlässig krumme Ruten.
Beißphasen und Hotspots
Im Sommer toben die Rapfen während der Phase der Abenddämmerung wie die Wilden. Das laute Rauben zieht sich dann bis spät in die Nacht. Und auch am Morgen bereiten sie der Fischbrut ein ungemütliches Erwachen. Im Winter konzentrieren sich die eigentlichen Raubaktivitäten auf einen wesentlich kürzeren Zeitraum. Bei uns hier beläuft sich diese heiße Fressphase auf jeweils maximal eine Stunde am Morgen (nicht zwanghaft direkt nach dem Hellwerden) und eine Stunde vor dem Sonnenuntergang. Sich am helllichten Nachmittag an den Jägern zu versuchen ist meist sinnlos. Zumindest bei uns. Trotzdem sind klare Tage am erfolgreichsten. Wenn die Sonne durchkommt, setzt es viel mehr Bisse als an trüben Tagen.
Natürlich muss man auch wissen, wo sich die Fische zur kalten Jahreszeit aufhalten. Während sie im Sommer gern unterhalb von Wehren stehen und dort ihr Unwesen treiben, sind es im Winter stillere Zonen mit ordentlichem Kleinfischvorrat. Steganlagen und Häfen stellen jetzt bevorzugte Rückzugsrefugien dar, die oft mit einer außergewöhnlichen Rapfendichte aufwarten. Hier stehen die Rapfen zwischen den Pfählen bzw. neben oder unter den noch im Wasser befindlichen Booten.
Und da sind sie nicht allein auf Raubzug.
Sensible Montage
Es ist wichtig, dass man wirklich alles mitbekommt, was sich am Köder abspielt. Denn hat ein Rapfen den Köder einmal kurz angetickt und der läuft davon unbeeindruckt weiter geradeaus, bleibt der zweite Zugriff oft aus. Beschleunigt man aber nach der fehlgeschlagenen Attacke, gehen die meisten Fische noch mal drauf. Und zwar viel entschlossener, so dass sie dann auch am Haken kleben bleiben. Deswegen setze ich auf feine, aber steife Ruten wie meine Skeletor. 20er bis 25er Mono sollte reichen. Wenn nicht hart gefriert mag ich noch lieber die Kombination 23er-Vanish-Vorfach / Fireline. Den Köder binde ich direkt an und bilde mir ein, dass diese Maßnahme die Bissfrequenz steigert.
Schnelle und laute Köder
Das tun außerdem auch Köder, die laut aufs Wasser klatschen. Oft kommt der Biss fast direkt nach dem Einwerfen. Insofern sind Blinker eine hervorragende Wahl. Am besten eignen sich schmale Modelle. Wir haben zum Beispiel sehr gute Erfahrungen mit dem kleinsten Toby von ABU gemacht, den wir ruckhaft durchs Wasser jerken. Das funktioniert noch besser als das oft empfohlene sture schnelle Einkurbeln des Rapfenköders.
Aber eigentlich angle ich am liebsten mit kleinen Gummis. Der Einfachhaken ist einfach waidgerechter als ein Blinker-Drilling, den man eigentlich gegen einen Einzelhaken austauschen sollte, wenn man die Fische nicht verwertet.
Im klaren Winterwasser machen sich natürliche und gedeckte Farben gut: Smoke, Weißfisch, Weiß, Braun… Ein bisschen Rot am Köder kann auch nie schaden. Sehr erfolgreich ist z.B. der 5 cm lange Kopyto von Relax. Twister kurble ich etwas schneller ein. Bewährt haben sich oft drei schnelle und drei etwas langsamere Kurbelumdrehungen im Wechsel. Rapfen lieben Spinnstopps bzw. die Ausbrüche nach dem Spinnstopp. Deshalb lohnt es sich, den Köder auch mal kurz absacken zu lassen.
Wie oben bereits angedeutet, verleiht man dem Köder zusätzlich ein wenig Spiel, indem man die Rutensitze immer mal ein paar Zentimeter ausbrechen lässt. Die Fische ballern dann von unten nach oben auf den Köder. Und wenn man rechtzeitig wieder Gas gibt, greifen sie auch nach Fehlbissen wieder zu.