Gewässer-Tipps Winterliches Watfischen auf Hiddensee
Der Winter hält Einzug an der Ostsee. Die ersten Minusgrade lassen das
Laufen zu einer rutschigen Angelegenheit werden. Ein paar romantische
Urlauber genießen die Stille, die sich in dieser Jahreszeit über die
Küste legt. Es geht kaum Wind. Die Brandung ist ruhig. Hier und da
stehen Angler in dicken Jacken und Wathosen bis zur Hüfte im eiskalten
Wasser und feuern ihre Köder weit hinaus in die See. Es ist die Zeit,
wo Dorsche und Meerforellen dicht „unter Land“ ziehen.
Die Chancen stehen gut, ein paar schöne Fische in traumhafter Natur vom
Ufer aus zu erbeuten. Wer Meeresangeln ohne Kleinboot oder Kutter
erleben möchte, der sollte sich jetzt warm anziehen und den fast
menschenleeren Stränden einen Besuch abstatten. Für mich eine gute
Gelegenheit, euch einmal das winterliche Watfischen auf Hiddensee
vorzustellen, wohin mich vor einigen Wochen ein Kurzurlaub verschlagen
hatte.
Als Watfischer lohnt sich jetzt das seeseitige Angeln im Nordwesten und an der Nordspitze Hiddensees. Dort liegt die Ortschaft Kloster mit einer wunderschönen Steilküste und dem Leuchtturm. Schon vor Angelbeginn kann man sich von einem hoch gelegenen Wanderweg aus einen sehr guten Überblick über das Ufer, die Struktur und die Seegrasverhältnisse im Wasser verschaffen. Pflanzen und Sand wechseln sich hier ab mit Geröll und großen Steinen. Darüber und dazwischen jagen zu dieser Zeit die Raubfische. Der Strömungsdruck der Ostsee ist an dieser Stelle relativ hoch und bringt zusätzlich pflanzliche Nahrung, Kleintiere und Futterfische mit sich. Das Ufer fällt sehr schnell ab und erreicht somit eine ansehnliche Tiefe, die noch in Wurfweite liegt.
Schon den ganzen Vormittag hatte mich die Sonne und das fast spiegelglatte Wasser nervös und kribbelig gemacht. Dem Regen und Wind der letzten Woche waren ein paar fast wolkenlose Tage gewichen, die nur hier und da einem kleinen Schauer Platz machen mussten. Schlechte Bedingungen für den Brandungsangler – große Begeisterung beim Spinnfischer! Denn die ruhige See lässt die Dorsche im Mittelwasser rauben. Ist das Wasser bewegt, nehmen die Fische im Gegenzug den Kopf nach unten, um Kleinkrebse und Muscheln zu knacken. Dann hat man es als Spinnangler enorm schwer, da sich Gummifische und kleine Pilker zu schnell im Geröll fest setzen. Ich konnte also gespannt sein.
Auf meinen Internetrecherchen bin ich auf die Information gestoßen, dass die Dorsche um Hiddensee ausgesprochene Fischfresser sein sollten. Auch das passte. Die erste Köderwahl waren also Küstenwobbler und schmale Blinker. Rein damit in die Box! Der Kaffee war gekocht und in die große Thermoskanne gefüllt. Noch schnell die Kopflampe eingesteckt und auf ging es, zu einem kleinen Fußmarsch. Es war früher Nachmittag. Gegen 17:30 Uhr würde es völlig dunkel sein, somit blieben mir also rund zwei Stunden, um bei Tageslicht zu fischen. Danach wollte ich es noch eine weitere Stunde in der hereinbrechenden Nacht versuchen. Die Dorsche kommen in der Regel nur während dieser Zeit „unter Land“, beziehungsweise in ufernahe Wurfweite, während die Meerforellen hingegen die frühen Morgenstunden bevorzugen.
Von Kloster aus stieg ich die Steiltreppe zum Meer hinunter und lief dann in Richtung Norden, vorbei an der sogenannten Hucke, einem Schutzdamm aus Steinen, der schon sehr interessante Angelstellen verspricht. Der Dornbusch, das ist die Steilküste die parallel zum Wasser verläuft, erstreckt sich von hier aus bis zur Nordspitze der Insel. Hier kann man sich watend bis zum nördlichen Ende der Insel entlang bewegen – überall gibt es tolle Stellen zum Fischen.
Da ich es aber auf Dorsche abgesehen hatte, war das viele Laufen gar nicht nötig. Die Fische ziehen immer an der Küste entlang und es genügt, sie mit fächerförmigen Würfen „abzupassen“. Ich konnte mir also das schönste Naturpanorama als Fischeroptik aussuchen und einfach loslegen. All zu weit ins Wasser musste ich auch nicht waten, da ich nur wenige Meter vom Strand entfernt bereits auf Hüfthöhe im Wasser stand. Herrlich! Der Sonnenuntergang, das Meer und weit und breit keine Menschenseele. Das ist wirklich etwas Besonderes an Hiddensee im Winter. Durch die besondere Verkehrssituation und den damit verbundenen geringen Angeldruck hat man fast das ganze Strandrevier für sich allein.
Noch ein paar Worte zum Tackle. Es empfiehlt sich eine relativ lange Rute mit einer steifen Aktion, höchstens in der Spitze ein wenig weicher, da der Anhieb oft auf große Entfernung noch durchkommen muss und das Fischen große Wurfweiten erfordert. Auf die Rolle gehört geflochtene Schur, zum Beispiel 14er bis 17er Fireline und an das Ende der Hauptschnur kommt ein dickeres, ca. 150 cm langes Hardmonovorfach. Das hat den Vorteil, dass die Dorsche im Drill die Schnur nicht so leicht an großen Steinen durchscheuern können und trotz steifer Rute und geflochtener Schnur weniger ausschlitzen, da die Monoschnur als Puffer wirkt. Mit Hechten ist hier um diese Jahreszeit nicht zu rechnen, daher wird kein Stahlvorfach benötigt. Die besten Köder sind meiner Meinung nach Spökets von Falkfish. Diese Meerforellenwobbler lassen sich extrem weit werfen und man kann sie sehr variabel führen. Klassische Farben sind rot/schwarz, in der Dunkelheit kann man ruhig auf komplett schwarze Köder umsteigen. Aber auch natürliche Farben bringen Fisch…
Nach einer halben Stunde rummst es nämlich in meiner Rute. Ein Dorsch hat sich den silber/schwarzen Spöket geschnappt. Auf die große Entfernung habe ich zunächst das Gefühl, mich im Seegras festgehangen zu haben. Aber der vermeintliche Hänger entpuppt sich als sehr lebendig. Erstaunlich, welche Kampfkraft der Fisch an dem für Küstenverhältnisse doch recht leichten Spinngeschirr entwickelt. Ich muss ganz schön pumpen, um den Dorsch in Ufernähe zu bekommen. Auf halber Strecke reißt er mir noch einmal mehrere Meter Schnur von der Rolle. Wahnsinn! Plötzlich Attacke – der Fisch schießt direkt auf mich zu. Bloß nicht zwischen die großen Steine im Flachwasser schwimmen lassen. Ich muss aufpassen, dass ich auf dem steinigen Untergrund keine Fehltritte mache und wegrutsche. Am Ende liegt ein schöner Sechspfünder im Kescher. Petri Heil! Alles richtig gemacht!
Ein wenig später kann ich noch einen weiteren Dorsch der selben Gewichtsklasse landen, diesmal auf einen Spöket in schwarz. Es ist dunkel, meine Kopflampe beleuchtet das wunderschön gezeichnete Tier und ich bin sicher, ich werde dieses für mich neu entdeckte Angelrevier in naher Zukunft noch ausführlicher erforschen.
Wer ebenfalls Lust auf Hiddensee im Winter bekommen hat, dem seien die nachfolgenden weiterführenden Informationen zu Unterkünften und Fährverbindungen ans Herz gelegt. Und nicht vergessen – Laichdorsche bitte schonend zurück setzen! Ebenso Meerforellen, die ja in Mecklenburg Vorpommern noch bis zum 31.12. Schonzeit haben.
Viel Spaß beim Fischen und stets warme Füße!
Anreise: http://www.hiddensee.de/inselfuehrer/anreise.html
Fahrplan der Fähre / Wassertaxis /
Reederei Hiddensee: http://www.reederei-hiddensee.com
Unterkünfte und Übernachtungsmöglichkeiten
auf Hiddensee: http://www2.hiddensee.de/gastgeber/menu.html
Schonzeiten: http://www.fang-online.de/?bereich=schonzeiten&filter=&orderby=fischart