Fangberichte Wind, Sonne, Wolken, Regen, Graupel, Schnee: das Boddenersatzprogramm
Es ist Montag der 5. November und ich blicke auf die Windprognosen für
das kommende Wochenende. Freitag soll der stärkste Sturm seit Kyrill
übers Land ziehen. Na Super, da wollten wir eigentlich frohgemut auf
dem Bodden Hechte verhaften. Wochenlang war dort oben klasse Wetter und
pünktlich zu einem schon Monate im Voraus geplanten Trip kommt mal
schnell ein Sturm vorbei. Bodden fällt damit wohl in die Kategorie “Vom
Winde verweht“.
Und Nun. Wir sind schließlich 10 Leute und wollen 3 Tage fischen. Ben,
Tom und Vige kommen extra aus der Schweiz rauf und hatten sich
rechtzeitig Tourischeine organisiert. Ich sitze und grüble. Kölpin
fällt bei dem Wind am Freitag aus, außerdem ist Günther Ziebarth seit
Wochen ausgebucht. An die Müritz sollte man erst gar nicht denken. Aber
was ist mit dem Plauer See. Ich wusste durch Godfather von einem
Bootsbauer in Plau am See, der auch Boote verleiht. Zudem liegen seine
Boote in einer geschützten Bucht. Kurzer Anruf bei Familie Meister und
ja, sie haben drei Boote für uns und könnten auch ein Quartier
besorgen. Abends noch ne Rundmail an alle, wer denn ein
Boddenersatzprogramm am Plauer See mitmacht.
Alle bis auf einer schlagen dann Freitagmorgen in Plau auf und können es kaum noch abwarten Hechte zur ärgern, trotz pünktlich einsetzenden Regen und Windstärke 6+. Am Freitag blieb uns nur die tiefe, kleine Bucht, welche aber gerade zu dieser Jahreszeit eine Topstelle sein sollte. Also machten wir uns jeweils zu dritt auf die Suche nach den Futterfischen und den dazu passenden Räubern. Die Futterfische hatten wir auch ziemlich rasch lokalisiert und identifiziert.
Nur die Hechte wollten nicht beißen, trotz Schleppen und Jiggen mit allen was neun Leute so mitschleppen. Dazu der Wind und teilweise heftige Regen. Tom, Vige und ich beschlossen daher, uns in die Windgeschützteste Ecke zu verkrümeln. Oskar, Fred und Wolf folgten uns umgehend. So standen wir 50m nebeneinander und schlenzten immer größere Köder in Richtung Ufer. Irgendwann warf ich mal Richtung Seemitte. Beim 2. anjiggen kam das Unverhoffte, ein Biss. Kurze Zeit später durfte ein schöner Hecht zur Fotosession antreten.
Noch kurz vermessen und weiter geht es.
Hoch motiviert und mit der Erkenntnis, dass die Hechte sehr tief stehen, wurde hartnäckig weitergefischt. Kurze Zeit später erhielt ich wieder einen Biss auf 11m Wassertiefe, der aber nicht hängen blieb. Wir fischten jetzt alle sehr dicht nebeneinander, denn auch Rene, Tinsen und Ben hatten sich zu uns gesellt. Bis zum Abend gab es noch ein paar sehr zaghafte Anfasser, von denen aber nur die Abdrücke in den Gummis blieben.
Klatschnass und durchgefroren machten wir kurz vorm Dunkelwerden Schluss und trafen und uns kurze Zeit später zu einer kulinarischen Köstlichkeit. Ben, Tom und Vige hatten mehrere Kilo Käse inklusive kompletten Fondue-Set und auch noch den passenden Weißwein mitgebracht. Echt klasse. Anschließend wurde geklönt bis in die Nacht und die Fische logischerweise immer größer.
Der nächste morgen erwartete uns mit Frost, aber dafür ohne Regen, viel weniger Wind und reichlich Sonne.
An diesem Tag fuhren wir erstmals raus auf den Hauptsee und klapperten die tiefen Löcher ab. Wir hatten die Bootsbesatzungen gemischt, so dass ich heute mit Ben und Oskar unterwegs war. Gleich bei der ersten Drift über eins der vielen Löcher schlug es bei Ben auf einen 25cm Twister ein. Anhieb…. weg. Alles weg, Schnurbruch. Lange Gesichter, die Strippe war nagelneu, wir hatten sie am Abend vorher aufgespult. Aber hier war Fisch, dachten wir zumindest. Aber nichts tat sich weiter. Nichts, aber auch gar nichts ging. Nur das Wetter machte seine Kapriolen. Wir hatten mal Sonne, mal Regen, mal Graupel, dann wieder Sonne und immer ne gute 4 aus West. Auch Blicke in die Schweizer Wundertüte brachten nichts.
Oder doch. Auf jeden Fall gelang Tom der Fang des Hechts des Tages, ein schöner wohl genährter Geselle.
Wieder ging ein Tag zu Ende, wieder nur ein Hecht, bei neun Leuten, die alles versuchten. Die Stimmung war abends trotzdem spitze, aber alle todmüde. Das Wetter forderte seinen Tribut.
Am nächsten Morgen versprach der Blick aus dem Fenster nichts Gutes – Regen. OK, erstmal Frühstücken. Der Regen wird zu Schnee. Schön hatten wir bisher noch nicht. Rene und Tinsen wollen abhauen. Oskar, Wolf und der Rest plädieren für Durchhalten.
Am Steg ankommen, entscheiden sich Tinsen und Rene im Angesicht eines spiegelglatten Sees und des aufhörenden Schneefalls, dann doch noch einen Versuch zu starten. Zusammen mit Wolf machen sie sich auf den Weg zu einem Platz an dem in den letzten Tagen immer Fisch stand. Und verhaften auch tatsächlich auch einen.
Wir anderen machten uns wieder auf den Weg zu den tiefen Stellen des Hauptsees. Oskar bekommt auch gleich bei der ersten drift einen Biss, aber der nicht hängen bleibt. Nächste Drift, gleiches Spiel bei Oskar. Na denn, Spotwechsel, nächstes Loch. So machen wir mit 2 Booten ein regelrechtes Lochhopping. An einem großen Loch mit durchschnittlich 11 – 14m Wassertiefe entscheiden wir uns für eine lange Drift. Wir sind guter Dinge, denn wir haben immer wieder große Sicheln und Futterfisch auf dem Echo. Aber nix passiert. Ben telefoniert da mal lieber in Schweiz (sag mal was kostet so ein Viertelstundentalk vom Handy aus ins Käseland eigentlich?). Nach dem er endlich fertig ist, fragt er Oskar und mich ganz frech was denn die Fische machen?
Laut Echo müssten wir schon jeder einen Meter im Boot haben, mein ich. Kaum ausgesprochen schlägt Oskar an. Rute krumm, aber plötzlich Kontakt weg. Oskar kurbelt wie verrückt Schnur ein. Der Fisch kam auf uns zu. Jetzt bockt er rum. Fette Schläge zeigen uns, der ist besser. Kurz darauf ist der Fisch unter dem Boot, aber statt hochzukommen nimmt er lieber meterweise Schnur. Driftsack einholen, Kamera klarmachen, Oskar fragt nach dem Kescher. Als der Fisch dann endlich das erste Mal hochkommt, gucken Ben und ich Oskar an – vergiss mal den Schniepelkescher, der ist ne Nummer zu groß für den.
Endlich ist der Fisch reif zur Landung, ich greif mir das Vorfach und hol mir die Dame ran. Man, diese Kiemendeckel kann man gar nicht verfehlen. Ab ins Boot, YYYYEEEAAAAHHHH., was für ein Hecht.
Auf Wiedersehen, schöne Dame.
Schnell den anderen Bescheid gesagt, denn wo einer ist sind noch mehr Hechte. Wir machten eine Drift nach der anderen, aber nichts.
Langsam müssen wir uns auf den Rückweg machen. Aber schnell noch einen Stopp an dem Spot, wo Tinsen morgens den Barsch hatte. Kurze Zeit später ist Bens Rute krumm. Wieder ein wirklich guter Fisch. Ich krempele mir schon den Ärmel hoch, da entscheidet sich der Hecht noch zu einer Flucht unters Boot. Auf einmal ist die Schnur schlaff, Sch…., ausgestiegen. Danach ist Schluss, es wird dunkel. Wieder nur ein Hecht am Tag, dafür aber ein Traumfisch.
Drei Tage, neun Leute, drei Hechte, das war hart. Dazu fischen bei teilweise extremen Wetterbedingungen. Aber eins steht fest, wir kommen wieder an den Plauer See, nicht wahr, Oskar?