Meeresräuber Wie eine Farbe, die keine ist, den Ostseetrip rettete
Ich habe noch gut die Worte meiner Lehrerin im Kunstunterricht in den Ohren: „Schwarz ist keine Farbe“ gab es da immer zu hören, aber ich fange mal ganz am Anfang an. Ich war gestern mal wieder nach langer Zeit auf der Ostsee, um mit meinem Bruder die seit Monaten geplante Brüder-Ostseetour zu machen.
Es sollte mit Gufis auf Dorsch im Flachwasser gehen. Als 20 km vor dem Ziel dann Schneeschauer einsetzten und die Temperaturanzeige 0,5 Grad Celsius anzeigte, kamen uns die ersten Zweifel, ob dies das ideale Wetter für die Ostsee wäre. Wenigstens der Wind spielte mit, denn mit 2-3 Stärken aus Süd konnte nicht viel schief gehen. Also das Boot geslippt, Tackle verstaut und Vollgas in Richtung Fanggründe. Wir starteten bei 7-8 m Wassertiefe.
Doch es begann äußerst zäh, denn erst nach 2 Stunden fing mein Bruder einen Minidorsch auf braunglitter mit rotem Bauch. Sind die Dorsche doch im tiefen Wasser bei den Heringen? Ach was, letztes Jahr klappte es doch auch im Flachwasser, also weiter geht´s. Wir wollten es noch etwas flacher versuchen.
Um beim Stellenwechsel Fangchancen zu haben, wurde dann ein schwarzer 4,5er Shaker von LUNKER CITY am 42g-Kopf montiert. Ein Freund hatte vor kurzem bei einer Boddentour erwähnt, dass dieser sehr erfolgreich vor Rügen auf Dorsche eingesetzt wird.
Naja, warten wir´s mal ab.
Nach 250m Schleppen dann bereits der erste Kontakt. Wie, war das schon der erste Biss oder doch nur Kraut?
Nach weiteren 200m krümmte sich dann die Rute und der erste schöne Dorsch konnte gelandet werden. 5 Minuten später biss dann der nächste Fisch bei meinem Bruder. Das passierte noch 2-3 mal, so dass wir beschlossen erneut zu werfen.
Also wieder die anderen Gufis montiert, weil diese den leichteren Kopf hatten und der Mensch ja bekanntlich bequem ist.
30 Minuten und es gab keinen einzigen Zupfer. Was soll´s, erneuter Stellenwechsel und dabei wurde natürlich wieder geschleppt.
Wieder gab es Bisse auf die schwarzen Köder. Alle paar hundert Meter waren die Ruten krumm und schöne Fische lieferten an den Spinnruten spektakuläre Drills. Wenn die Zander und Barsche mal so viel Power hätten bei 6 Grad kaltem Wasser.
Da Schleppen eigentlich nicht so mein Ding ist, haben wir uns doch noch mal driften lassen und die schwarzen Shaker diesmal am 28g-Kopf montiert. Und siehe da, es gab Fisch. Wir fingen mehrere schöne Dorsche zwischen 5-7m. Köderwechsel wurden zu 100% mit langen Phasen ohne Fisch bestraft. 95% der Dorsche kamen an diesem Tag auf die schwarzen Shaker. Selbst Farben, welche letztes Jahr sehr gut liefen, wurden von den Fischen vollständig ignoriert.
Nach 6 Stunden bei 1 Grad Celsius, eisigem Wind und immer wieder Schnee, wollten wir vernünftig sein und abbrechen. Mein Bruder bestand dann doch darauf, wenigstens einen Teil der Rückfahrt die schwarzen Gufis zu schleppen.
Nach 10 Minuten der erste Fischkontakt. Dann plötzlich war der Kontakt weg oder doch nicht? Er kurbelte schneller und siehe da, der Fisch hing noch.
Doch was war das? Nicht der erwartete Minidorsch, sondern eine Meerforelle hing am Haken. Diese hatte sich den Köder am 42g-Kopf geschnappt und hing sauber am Einzelhaken.
Bereits die zweite Mefo, die mein Bruder mal nebenher beim Dorschangeln gefangen hat (wir waren in den letzten 2 Jahren genau 2 mal zusammen los), vielleicht sollten wir es demnächst mal gezielt auf Mefo versuchen. Danach brachen wir endgültig ab und traten die Rückfahrt an. Wirklich ein verrückter Tag. Keine leichten Bedingungen, ein Köder der alles rettete und dann noch ein Überraschungsfang.
Schwarz sollte also in keiner Köderbox fehlen, eine Topfarbe für die Ostsee, auch im flacheren Wasser.
Gruß
Stephan