Bass Wenn (fast) alles Basst – Die Revanche (II): Na Als(eri)o, geht doch!
Und weiter geht’s. Nach unterschiedlichen Erfahrungen am ersten Tag unsrer Bass-Tour starteten wir am zweiten Tag voll durch, wenn auch 3 Stunden später als geplant. Der verkorkste Schlafrhythmus lag uns noch in den Knochen und bei Sonnenaufgang am Wasser zu sein, hätten wir spätestens beim Blick auf die Uhr um 1 Uhr nachts als Wunschdenken abstempeln können. Abgesehen davon waren Hin- und Rückfahrt mit einer recht aufwendigen Prozedur verbunden, da unser Parkplatz einige hundert Meter vom Haus entfernt lag und wir somit ständig unser Tackle hin und her schleppen mussten. An den Seen dann nochmal das selbe Spiel…. Wir versuchten, unseren Kleinkram auf das Nötigste zu reduzieren und die Bellytaschen am Vorabend für den darauffolgenden Tag zu befüllen. Das spart spätere Entscheidungsschwierigkeiten und schont die Nerven.
Was allerdings nicht die Nerven schont, ist ein Schild mit Hinweis auf Parkgebühren (ab April). 1,50 Euro die Stunde. Der einzige Parkplatz weit und breit… Bei einem ganzen Tag auf dem Wasser kam das allein schon aus Prinzip nicht in Frage (Parken teurer als Angelkarte), von unseren dünnen Portemonnaies ganz zu schweigen.
Und so gurkten wir noch ein paar Minuten in der Gegend rum, bis wir ein paar Straßen weiter eine Art Hinterhof fanden, wo kostenloses Parken am Wegrand erlaubt war. (Falls ihr auch zum Alersio wollt und genauso broke seid wie ich, könnt ihr mir diesbezüglich gerne schreiben).
Gegen 9 endlich am Wasser angekommen, ließen wir uns in die Bellys plumpsen und legten los.
Das Wetter spielte mit, die Fische auch. Schon nach wenigen Würfen entlang der Seerosen, gab es die ersten Anfasser. Kurze Zeit später konnten wir beide unseren ersten Alersio-Bass verbuchen. Ruben auf Doubleclutch, ich auf Wacky-Wurm. Nachdem ich einen Fehlbiss auf Easy Shiner am leichten Bullet kassiert hatte, pitchte ich sofort den Senko hinterher und wurde keine 2 Sekunden später mit einer krummen Rute belohnt.
Selektiv war diese Methode mit Sicherheit nicht, aber am Alserio galt es erst einmal, Strecke zu machen und herauszufinden, wo sich die meisten Fische tummelten.
Die Seerosenfelder bargen ein Problem: Man wusste nicht wohin! Die komplette Uferzone des Sees war ein einziger Hotspot was paradoxerweise heißt, dass sie kein Hotspot war. Es galt also die Hotspots innerhalb des Hotspot zu finden, was sich bei einer Größe von mehreren Kilometern, innerhalb weniger Tage kaum bewerkstelligen ließ. Hinzu kommt, dass in gut 20 m Entfernung zu den Lilypads (also ca. 50 m vom Ufer) ebenfalls Fische stiegen und raubten, was die Sache nicht gerade einfacher machte… Ruben feuerte seinen Double Clutch kreuz und quer – je nachdem wo sich ein aktiver Bass blicken ließ – und schaffte es, einen der Freiwasserraudis ans Band zu kriegen.
Ich erhielt noch ein paar Anfasser inmitten der Blätter, konnte diese aber nicht verwerten. Die zwischenzeitlichen Versuche mit Topwaterfrogs gingen ins Leere. Auch der vielversprechende Noisey Flapper am 5/0er Offset floppte unerwarteterweise. Zu den Daiwa D-Frogs ist zu sagen, dass sie sich vom Belly aus mit seitlich oder nach oben gehaltener Rutenspitze nicht besonders zuverlässig animieren lassen, für einen sauberen WalktheDog-Lauf müssen die Rutenschläge derart sanft und koordiniert ausfallen, dass es auf Dauer unzumutbar wird, diesen milimetergenauen Rhythmus einzuhalten. Zigzag tänzeln auf der Stelle bekommen sie gut hin, jedoch eignet sich das nicht zum Absuchen größerer Flächen. Straightes Einkurbeln ohne jegliche Druckmacher mag funktionieren und so mancher von euch wird damit vlt. schon gute Erfahrungen gemacht haben, ich jedenfalls konnte mich dazu nicht überwinden. Für den nächsten Trip werde ich mich mit den Frosch-Angeboten ein weniger genauer befassen und nach weiteren Modellen Ausschau halten. Wenn einer was weiß, immer her damit.
An dieser Stelle noch eine weitere Problematik für die es auf die Schnelle keine Lösung gab: Ab einer bestimmten Geschwindigkeit drehte sich der Noisey Flapper auf den Rücken und lief quasi Kopf über. Obwohl der Schwerpunkt des Baits dank ausgeprägtem Bauchvolumen und 5/0er Offset nach unten verlagert war, passierte das so gut wie bei jedem Wurf. Um ihn oberflächennah bzw. komplett Topwater zu führen, war wegen des relativ hohen Eigengewichts, schnelles Einkurbeln nötig, was mich aber jedes Mal mit dem Flip bestrafte. Bestimmt hätte da früher oder später trotzdem ein Bass zugepackt, aber die Tatsache, unbeabsichtigt so zu fischen und keine Kontrolle über den Köder zu haben, missfiel mir. Also wenn einer ne Idee dazu hat, ich wäre euch dankbar!
Nach mehreren hundert Metern Seerosenaction entlang des Westufers (vom Einstieg Richtung Norden) kündigte sich langsam aber sicher die Mittagshitze an. Die Bisse wurden weniger, die Schweißtropfen größer. Zwischendurch schmatze es laut aus den Tiefen des Blätterdschungels, der jedoch so dicht war, dass wir mit unserem Setup nicht viel erreicht hätten, außer den Fisch mit zugetackerter Fresse zu hinterlassen und wertvolle Schnurmeter zu verlieren. Oft war zwischen den einzelnen Blättern kein Wasser mehr zu erkennen, sie überlappten sich regelrecht. Ohne entsprechendem Prügel und fetter Braid gab es keine Chance, dem Salat aus Stängeln standzuhalten.
So aßen wir unsere mittlerweile ofenwarmen aber feuchten Brote (wenn man sie denn noch als solche bezeichnen konnte), schwitzten aus allen Poren, beobachteten den See und grübelten über das weitere Vorgehen.
Dass die Sonne eindeutig zu hart ballerte, ließ sich nicht nur am triefenden Schweiß, sondern auch sehr gut an folgendem Vorschlag von mir erkennen: „Paddeln wir rüber ins andere Eck, da wird sicher nicht so viel gefischt und der Fluss müsste da irgendwo reinkommen.“ Ich hätte Rubens anfangliche Skepsis als ein Zeichen der Rettung deuten sollen, stattdessen habe ich auf ihn eingeredet bis er klein beigab und mit der Idee down war. „Jetzt Mittags geht eh nichts und..“ * Nach hinten blick * „…in spätestens 20 Minuten sind wir drüben“ waren meine letzten Worte, bevor wir mit unseren „Papierschiffchen“ in See stachen…
Als ich mich dann nach 20 Minuten umdrehte, war das Haus auf der anderen Seite genauso groß wie zum Zeitpunkt des Starts, nur das alte Ufer hatte sich unwesentlich entfernt…
Ruben legte ein gemütlicheres Tempo an den Tag, da er sich einige Wochen vor dem Urlaub dummerweise einen Kapselriss im Bereich des Fußknöchels zugezogen hatte, der sich bei zu großer Belastung gerne mal zu Wort meldete. Bei langsamer Geschwindigkeit merkte er davon zum Glück nichts.
Als wir uns nach einer Stunde immer noch auf den ersten 2/3 der Strecke befanden, wurde klar, dass die Entscheidung nicht ohne Folgen bleiben würde, denn langsam begannen auch meine Füße abzukacken. Da die Flossen bei mir eine Nummer größer ausfallen und eine Wathose bei 35 Grad nicht zumutbar wäre, verwendete ich meine Crocs als eine Art Innenschuh. Eigentlich ganz geil – nur eben nicht für Paddel-Marathons. Und so machte mich jeder weitere zurückgelegte Meter um einen µ-Meter Hautschicht ärmer…
Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, nebenbei zu schleppen und während ich in der Hoffnung auf einen Hecht, größere Hardbaits und Gummis durchprobierte, schlug El Rubingo wieder mit dem Double Clutch zu:
Der Einstieg schien richtig krass gewesen zu sein und ließ erst einen dicken Bass vermuten. Falscher Alarm…trotzdem geil!
Nach 1,5 Stunden war die Mission vollbracht, das andere Ufer empfing uns mit – ihr werdet es kaum glauben – üppigen Seerosenfeldern und wuchernden Schilfgürteln… Um genau zu sein unterschied es sich kaum vom Westufer, nur ein Hauch mehr „Junglevibe“ lag in der Luft.
Schlagartig waren die Strapazen vergessen und wir machten uns ans Werk. Mit freien Hakenspitzen zu angeln war auf Dauer kaum möglich, zu viel Vegetation. Ich blieb beim Easy Shiner am 3g Bullet, hatte den Wacky immer griffbereit und ließ zwischendurch den MADWAG weightless durch die Seerosenfreien Flecken schwänzeln.
Ich bin sicher, mit Sorgfalt und Ausdauer wäre da was zu holen gewesen, aber die schier endlose, grüne Wüste in Kombination mit der Mittagshitze, machte es einem alles andere als leicht an lückenlosen Strategien festzuhalten. Ruben ließ es sich nicht nehmen, die optisch auffälligen Stellen gezielt anzusteuern und den Rest zu überspringen, was mich ebenfalls dazu bewegte einen Zahn zuzulegen, schließlich machte es wenig Sinn dort zu fischen, wo unmittelbar davor ein Belly den Unterwasserdschungel „abholzte“.
Und so bearbeiteten wir das Eck relativ zügig und unkoordiniert, was aber nicht weiter störte – schließlich lagen noch einige Meter an diesem Tag vor uns. Besonders interessant waren die stellenweise vorhandenen Bereiche zwischen Ufer und Seerosen. Hier hatten sich im Laufe der Zeit kleine Pools und Pflanzenfreie Engpässe gebildet, die man fast schon als eigenständige Gewässer bezeichnen könnte. Die Tiefe betrug je nach Pool zwischen 50 und 120 cm, das Wasser war glasklar und meistens kühler, was auf kleine Unterwasserquellen schließen lässt. Auffällig waren dabei die tiefen, unterspülten Schilfufer, wo dicke Wurzeln und überhängende Erdballen die perfekte Struktur für unseren Zielfisch formten.
In diesen Zonen war es wiederum möglich, hängerfrei zu fischen und so quälte sich Ruben durch Kiloweise Seerosen um innerhalb weniger Minuten mit mehreren Fischen belohnt zu werden. Die gängigen Größen tummelten sich dort in kleinen Rudeln und waren heiß auf Beute, insbesondere auf den Double Clutch.
80 % dieser Buchten sind definitiv zu klein um sie zu zweit zu befischen, jedoch fand sich bereits ein Stück weiter (Nordöstliches Eck) eine riesige, hinter dem Schilf versteckte Lagune, die auch zwei Anglern gleichzeitig ausreichend Spielraum bot. Hier war das Wasser trotz der geringen Tiefe von ca. 60 cm deutlich kälter und beherbergte keine Seerosen. Bei einem nachträglichen Blick auf Google Maps, wurde klar, dass es sich dabei um den zugewucherten Flusseinlauf handelte.
Kleine überhängende Büsche und Wurzelgeflechte waren hier nicht flächendeckend gesäht, was mir ein wenig Kopfzerbrechen bereitete. Kormorane (die gerne mal am Alserio unterwegs sind) hatten somit leichtes Spiel.
Ich entschied mich, zunächst kaum bebleite Krebse (reins Ringcraw, Ecogear Rockclaw) in die wenigen Unterstände zu skippen und gab anschließend dem Water Moccasin (Farbe: Aggr.Bass) eine Chance. → Niente!
Als wir nach 20 Minuten ohne Fischkontakt anfingen, an der Location zu zweifeln, brach Ruben erneut den Bann mit seinem Lieblingswobbler → Nice!
Eins musste ich zugeben: Ich zerbrach mir den Kopf, tüftelte an Taktiken und versuchte mich an jede Situation individuell anzupassen. Das Ergebnis war bis zu jenem Zeitpunkt vergleichsweise mager. Ruben machte sich weniger Gedanken, vertraute einem Bait, mit dem es auch hierzulande gut lief, fischte ihn und fing! Mit Finesse und Co. hatte er sich bis dato nur sehr wenig befasst und obwohl wir passenden Kleinkram dabei hatten, zog er es vor, seinem Twitchbait treu zu bleiben. Daumen hoch dafür! Wer fängt hat Recht, sagt man so schön.
Doch zum Glück hatten wir beide Recht, denn ein paar Minuten später fand mein Easy Shiner ebenfalls einen Abnehmer.
Die Schwarzbarsche schienen in diesem Tümpel sehr großflächig verteilt und nicht besonders zahlreich vertreten und nachdem Ruben noch ein wenig bleiben wollte, entschied ich mich dafür rauszupaddeln und mein Glück weiter entlang der Seerosen zu probieren. Irgendwie ließ mich die Vorstellung nicht los, dass dort die Chancen auf einen Großen besser standen.
Mittlerweile war eine ordentliche Briese zu Gange, natürlich genau entgegen der Schwimmrichtung. Vor Schmerzen pochende Füße und krebsrote Oberschenkel (die aus meiner mangelnden Bereitschaft sich einzucremen resultierten) trugen dabei nicht unbedingt zur Verbesserung der Umstände bei und ließen mich beim Gedanken an den Rückweg ordentlich schlucken. Der Satz „Zeit ist relativ“, nahm – im Hinblick auf die Entfernung zum anderen Ufer – einen ziemlich bedrohlichen Charakter an.
Besonders „erinnerungswürdig“, war das Gefühl der „zärtlich“ über die Beine streichenden Seerosenhalme, die sich beim Durchqueren der Felder, in den frisch geschundenen Gliedmaßen verfingen und – dank meiner Sonnenmilchabstinenz – zu Feuerquallen mutierten. Wenn ich heute nachts verschwitzt aufwache, das Licht anmache und einen Blick unter das Bett werfe, könnt ihr euch sicher sein, dass Sonnenbrand und Seerosen eine nicht unwesentliche Rolle in dem Traum gespielt haben.
Selber Schuld, es gab kein Zurück. Also doch, aber halt ein ziemlich schmerzhaftes. Egal: Ausblenden & auswerfen…
Bis auf einen weiteren „Rosenscheißer“ auf Wacky, ließ sich niemand für meine Baits begeistern und so entschied ich mich dazu, die „toten Stunden“ (15 Uhr, pralle Sonne, Wind) sinnvoll zu nutzen, in anderen Worten: Zurückzupaddeln. Dabei ließ ich das Nord-Eck aus und peilte das Haus – welches ziemlich genau in der Mitte des West/Nordwest Ufers liegt – an. Dort war es windstiller und die Entfernung zur Slipstelle kalkulierbar.
Unterwegs, machte ich an (vermutlich) von Menschenhand angelegten „Totholzgärten“ (Keine Ahnung wie ich das sonst nennen soll, zuvor noch nie gesehen) halt. Kleine Flächen von ca. 5 x 5 Meter, auf denen einige Astspitzen, verdächtig akurat aus dem Wasser ragten. Zwei kleine, verbleichte Schwimmkörper, ließen ausgelegte Netzte oder Krebszuchtstationen vermuten, um was es sich dabei genau handelt kann ich euch leider nicht sagen.
Kleine Ringe verrieten Brutfisch und wo der sich rumtrieb, konnte das hierarchisch übergeordnete Nahrungskettenglied nicht weit sein.
Mit Easy Shiner Spot überwerfen, kurz absacken lassen, anzocken, absacken lassen … BISS!!! … Kurz warten… Anschlag!…Hängt!!!… → im Baum…
Hinpaddeln…Alle Winkel auschecken…Rute ins Wasser…links, rechts…frei!…ohne Fisch…
Vielleicht wäre es vermeidbar gewesen, hätte ich das Bullet mit einem Stopper in Hakennähe fixiert, um den „Pendeleffekt“ unter Wasser zu minimieren. Im feingliedrigen Cover eigentlich ein Muss. Das klassische Texas-Rig kann in Kraut und dünnem Astgewirr nämlich durchaus für Frustration sorgen. Und es ist ja nicht so als hätten die dünnen Astspitzen nicht vermuten lassen, was sich unter der Oberfläche befindet. Mit welcher Größenordnung ich es da am anderen Ende der Leine zu tun hatte, lässt sich kaum sagen, Drillaction gab es ja keine. Der kräftige Einschlag und die Lage des Spots (50 m vom Ufer entfernt) ließen jedoch alles offen…
Weitere Versuche, inklusive anderer Baits (auch in der benachbarten „Stockstadt“) gingen ins Leere, sodass ich mich dazu entschloss, ohne weitere Verzögerung das Westufer auf geplanter Höhe anzusteuern.
Nach mehreren qualvollen, gefühlten Jahren ( ≈ 20 Minuten) hatte ich das „Haus am See“ erreicht, welches – ganz nebenbei bemerkt – an Idylle und Schönheit schwer zu übertreffen ist.
Ok der Zustand des Gebäudes erinnerte mehr an die Exilnotunterkunft eines flüchtigen Mafiapaten als an einen verwirklichten Traum, aber Das Grundstück riss alles wieder raus: Ein beängstigend perfekt gemähter Rasen umgeben von dichtem Wald, saftig grüne, riesige Weiden, deren Ranken eine Art Vorhang zur Bootseinfahrt bilden, und eine weiße Hollywoodschaukel am Rande des flach auslaufenden Ufers mit dem wohl besten Seeblick der Region. Fast so schön wie meine versiffte Einzimmerdachgeschosswohnung in Mannheim…
Wie immer entschuldige ich mir hier für mangelndes Bildmaterial, die Schönheit des Moments drängte meine selbstauferlegten Fotografenpflichten in den Hintergrund. Ok, lassen wir den Euphemismus weg: FISCHGEILHEIT AHOI!
Das Schöne an dem Spot: Er war anders! Das Ufer viel zu seicht für Seerosen, an deren Stelle sich irgendwelche anderen undefinierbare Gewächse breit gemacht hatten. Strukturelle Unterschiede (vor allem jene, von denen man keine Ahnung hat und sie einem deswegen hoffnungsvoll erscheinen) bergen immer Potential für höhere Fischdichte, sei es nahrungs-, unterstands-, oder wasserqualitätsbedingt.
Das extrem flache, aber hier wiederum trübe (!) und warme Wasser, mischte die Karten somit neu.
Und das Blatt, das ich auf der Hand hatte, war mehr als gut: Nachdem die Sonne jetzt tiefer stand und der Wind sich deutlich abgeschwächt hatte, begann die (B)assensglocke zu läuten. An den Kanten der Pflanzenfelder platschte es im Minutentakt und das erste überworfene „Jagd-Echo“ (Ring) brachte Fisch.
Und bevor ich jedem 25 cm + Bass einen eigenen Roman widme: 8 Weitere! Easy Shiner/Ayu /3 inch did the job. Ein paar kamen auch auf die mit Wurm bestückte Joker Rute.
Anders als am Krater und in den Kaltwasserpools, sorgten hier aggressives Jiggen und schnelle Sprints für eine bessere Resonanz, wobei die gierigen Attacken größtenteils in der Absinkphase bzw. unmittelbar nach Grundkontakt erfolgten. Der Schlamm hatte dabei sicherlich ein Wörtchen mitzureden, schließlich sind kleine Wölkchen das Ergebnis, sich in die Hosen scheißender Krebse.
Im Hinblick auf Wassertiefe und Aktivität der Fische, bot sich ein Versuch mit kleinen Hardbaits an, die jedoch überraschenderweise fast völlig ignoriert wurden. Auch der Illex Moccasin schien den Geschmack der (wohl doch nicht bedingungslos verfressenen) Biester nicht zu treffen. Fairerweise muss man aber auch dazu sagen, dass ich noch über kein nennenswertes Topwater Arsenal verfüge und es sich deswegen nicht lohnt, allgemeine Schlüsse daraus zu ziehen. 3-4 Stickies/Popper in anderen Größen und Ausführungen hätten den Kampf wahrscheinlich zu ihren Gunsten entschieden.
Nach etwa 20 Minuten war das „Feld geerntet“ und keine Früchte mehr zu holen. Ungeachtet der Größe, war die Mini-Sternstunde ein wahrer Segen. Der (aus meiner Sicht) recht zähe Start, war schlagartig vergessen, ebenso wie das Leiden meiner Beine, die mittlerweile so rot waren, dass jeder Stier im Umkreis von 10 Meilen eine potentielle Gefahr darstellte.
Mein Verlangen nach Frequenz war (vorerst) befriedigt und so verstaute ich das leichte Geschirr Mikadoartig hinter meinem Rücken und hängte den 5/0er Offset samt Madwag aus dem Rutenring.
In der Zwischenzeit hatte auch Ruben das Ufer gewechselt, allerdings in so großzügiger Entfernung , dass eine Lagebesprechung nicht zur Debatte stand. Er schien relativ zielsicher in Richtung der ersten Pools nahe der Slippstelle zu paddeln, dazu gleich mehr.
Obwohl wir natürlich bevorzugt zusammen fischen und es – abgesehen vom freundschaftlichen Aspekt – bei solch einer Gewässergröße von Vorteil ist mindestens als Duo anzugreifen, freute ich mich irgendwie darauf, die nächsten paar hundert Meter „Egoshooter“ zu spielen.
a) ich war konzentrierter
b) ich bestimmte das Tempo
c) keine Reizüberflutung für erfahrene Fische
Nur Sie und das große Schwarze, Stückchen Gummi… Ein leises, spannendes Duell.
Mit ca. 7 m Abstand zur Seerosenkante ist man meiner Meinung nach gut bedient. Genug Nähe um (bei Bedarf) fast bis ans Ufer zu feuern, die Kante senkrecht anzufischen und – sehr entscheidend – parallel entlang der Kante werfen zu können.
Gesagt, getan. Jede (meinem Setup gerade noch so zumutbare) Lücke wurde zur Bühne für die Performance von Mr. Madwag. Ein paar Sekunden sinken lassen, leicht anjiggen, sinken lassen, slow & steady einkurbeln – kurze Pause auf dem Blatt – weiter.
Nach ein paar Minuten beschlich mich allerdings das Gefühl, dass die aufgrund der extrem langsamen Absinkphasen fehlende Schwanzaktion während der Stopps, nicht ausreichend für (jetzt gegen Abend vermutlich) aktivere Fische sein könnte. Zudem musste ich mir eingestehen, dass ich in diesem Tempo die Slipstelle nicht vor dem nächsten Morgen erreichen würde. Und so fasste ich den Entschluss, ein kleines Tungstenweight vorzuschalten, um die Prozedur etwas zu beschleunigen. Abgesehen davon, kämpft sich ein beschwerter Köder zuverlässiger in die Tiefe, insbesondere bei dichter Vegetation.
Plumps…3 Sekunden sinken lassen..Zwei mal anzocken…sinken lassen…wieder anz… WAAAATZ!!! Adrenalinschub wäre nicht richtig, Overdose trifft es wohl eher. Zeit für Reaktion gab es keine, die Rute war krumm, der Fisch hing. Und zwar garantiert ein Brett! „Ok hart rannehmen aber ruhig bleiben“ sagte ich mir und gerade als Körper und Geist dabei waren vom überwältigten Schockzustand in Konzentration & Genuss überzuwechseln, passierte es: Ein Schwall an der Oberfläche, ein Erschlaffen der Schnur und eine Spur wackelnder Seerosen, wie sie eben wackeln, wenn ein dicker Fisch hindurch sprintet. Und mal wieder eine Teleportation vom Himmel in die Hölle…
Teilnahmslos kurbelte ich den „Glücks“bringer wieder ein. Nichts war gerissen, alles noch im Top-Zustand. Der Madwag baumelte halblose am Hakenschenkel. Wieder hatte ich nicht den Hauch einer Chance gehabt, den Take richtig zu verwerten. Anders als am Krater hatte er diesmal zwar gefasst, vermutlich aber nur knapp im vorderen Bereich, sodass die Verbindung nach ein paar kräftigen Kopfstößen riss. Oder er saß eben doch tief aber die Spitze war nicht richtig eingedrungen. Keine Ahnung. Ist auch egal. Abfuck pur…
4 Minuten Selbstmitleid in Form einer Zigarette und weiter ging‘s, ich meine hey, schließlich war die Taktik aufgegangen! Frischen Madwag drauf und ab in den Dschungel. 15 Minuten vergingen und es passierte… erneut. Aber diesmal war das Glück auf meiner Seite. Ich hatte mich bemüht, die Zugphasen im Vergleich zu den Absinkphasen kurz zu halten, um möglichst oft einen ordentlichen Schnurbogen als Puffer und Bissanzeiger drin zu haben. Und dennoch: Trotz schlaffer Leine, drang der Einschlag bis zur Spitze durch, sodass ich schnell reagieren und mit der Angel folgen musste, er zieht…und zieht…ZACK!
YES!!! Der sitzt!!! und fühlt sich ebenfalls verdammt gut an.
Binnen weniger Sekunden, prügelte ich den Fisch regelrecht aus dem „Krisengebiet“ und dirigierte ihn stets mit der Spitze im Wasser, um die sich anbahnende Luftakrobatik rechtzeitig zu unterbinden, was mir bis auf paar wütende Kopfschüttler oberhalb der Wasseroberfläche gut gelang. Dabei staunte ich nicht schlecht, als die Größe des Fisches zum ersten Mal ersichtlich wurde. Ordentlich genährt und kompakt, aber definitiv kleiner als gedacht und damit leider auch kleiner als sein Kollege von vorhin… Den gleichen Radau wie der verlorene Fisch, hätte dieser hier nicht veranstalten können. Aber das nennt man Meckern auf hohem Niveau, denn im nächsten Moment umschlossen die Maschen meines Keschers einen wunderschönen, moppeligen Voralpen-Bass. Kampfkraft für seine Größe? Mehr als nur Hut ab mein beschuppter Freund…
Shit…Und wer macht jetzt das Bild? Diesmal bitte nicht nur ein Selfie… Ruben war weder zu sehen noch in Schrei-Weite, zwei Angelboote am anderen Ufer (Nein, Danke) und sonst? Das Haus!!!
Irgendwer hatte sich da vorhin im Garten rumgetrieben, meine letzte Hoffnung. Bass in den Kescher und zurückpaddeln (am besten nicht auf die Füße schauen). Und tatsächlich, freundlich und offen, wie man es von den Italienern gewohnt ist, wurde mein erster vorzeigbarer Sommer-Blackie abgelichtet und zwar sogar ziemlich gut wenn man bedenkt, dass schiefe Horizonte, abgeschnittene Flossen und nervige Kompositionen bei Standartpassanten fast schon als Stilmittel gelten. Danke dafür my man!
Achja, 1-2mm vorbei an den 40… Muss man ehrlich sein… Nicht dass es groß von Bedeutung wäre, aber was mich erstaunte war der optische, und Drilltechnische Unterschied zum Bass vom März bei fast gleicher Größe. Jetzt im Nachhinein, kann ich mich bei dem Frühjahrsexemplar eigentlich nur um 1-2 Zentimeter (Aufregung) vermessen haben, drilltechnisch war es kaum der Rede wert (gut, es war kalt) und im Nachhinein kommt er mir doch um einiges kleiner vor, was aber an seiner Jahreszeit bedingten, schlanken Form liegen mag. Ist auch Latte, PB (knapp) verbessert! Tagesmission erfüllt!
Zurück zu Ruben, erstmal prahlen und seine Version des Nachmittags einholen. Unterwegs noch stellenweise Madwag baden, vielleicht bekomme ich ja nochmal die Chance… Ich bekam sie nicht. Stattdessen reagierte ich gezielt auf aktiv raubende Fische mit dem Wacky-Wurm und konnte noch ein paar Minibass verhaften.
Mitterweile war die Euphorie etwas abgeklungen und mein Gehirn hatte wieder Platz für die unschönen Dinge geschaffen wie z.B. die etwas in Vergessenheit gerateten Zombie-Beine (eine andere Beschreibung wäre den Umständen nicht gerecht geworden).
Als Ruben sich aus seinem Pool (in dem er sich bestimmt 2 Stunden aufgehalten hatte) den Weg zurück ins Freiwasser erkämpft hatte, versorgten wir uns mit detaillierten Infos über das jeweils Erlebte. Ruben zeigte sich sichtlich unbeeindruckt und hatte einen ungebremst mittteilungsbedürftigen Gesichtsausdruck. Aus gutem Grund: Nachdem ich den Flusseinlauf (Nordufer) verlassen hatte, war er noch tiefer in den Sumpf vorgedrungen. Alles was danach folgte, gebe ich am besten in gekürzten Zitaten wieder:
„Da gings noch richtig weit rein. Hab dann am Ufer gefischt. 45er Bass kommt unter dem Busch rausgeschossen und packt sich den Wobbler, paar Sekunden Drill…verloren…dann noch paar kleine Gefangen.. Danach hier in diesen Pool gekommen, und mir auch gedacht: Ok, versuchst du es ganz am Ufer. Und ich schwör dir: Plötzlich schwimmt einfach einer vorbei, der hatte locker 60 +, hat sich den Köder angeschaut und ist danach wieder abgehauen. Hab‘s dann noch mit Würmern und Krebsen probiert, aber keine Chance. Kam nicht mehr raus…“
Das erklärt die 2 Stunden im Pool.
Ruben ist zwar noch nicht so fit, was Fischidentifizierung bei schlechter Sicht angeht, aber im glasklaren, 80 cm tiefen Wasser kann er – so denke ich können wir uns einig sein – einen kapitalen Bassbrocken identifizieren… Und das Wichtigste ist: Er ist ehrlich. Würde er mir erzählen, dass er auf der anderen Seite einen Barracuda verloren hat, würde ich‘s ihm glauben – weil‘s stimmt.
Demnach: Alserio du hast uns gepackt! Die Frequenz stimmte, die ganz Großen Schätze gab es!
Noch ein paar Würfe im Bereich der Slipstelle bevor es dunkel wurde, brachten uns (soweit ich mich richtig erinnere) nichts bis auf ein, zwei Minis.
Als die Sonne hinter den Bergen verschwand, betraten wir endlich wieder Land. 11 Stunden Bellyaction sind definitiv genug, erst Recht mit nur 50 % intakten Körperteilen. Wäre der Schmerz (ohne Morphium-Cheat) auszuhalten gewesen, hätte ich problemlos meinen Namen per Fingerdruck auf meinen Schenkel schreiben können. Anwinkeln konnte ich die Haxen jedenfalls nicht mehr. Das tolle an Sonnenbränden: Am nächsten Tag stehen sie in voller Blüte. Na dann gute Nacht…
Zu den beiden anderen Teilen geht es hier lang:
Wenn (fast) alles Basst – Die Revanche (I): Anlaufschwierigkeiten