Fangberichte Wat ne Peitsche !!!
Leider ist es mir in diesem Jahr nicht möglich, oft angeln zu gehen. Die Familie, der Job und der Erwerb eines Wochenendgrundstücks, auf welchem ich das Häuschen komplett neu ausbaue, „fressen“ fast die gesamte Zeit auf. Da das Grundstück direkt an der Müggelspree hier in Berlin liegt (zwischen Müggelsee und Dämeritzsee), habe ich wenigstens am Wochenende in der Nacht Zeit, dem Hobby nachzugehen. Das „Posengucken“ ist zwar oft nicht ganz so spannend wie Meister Esox mit nem Wobbler nachzustellen, hat aber auch seine Reize.
Nach den handwerklichen Versuchen am Tag hatte ich mich mit meinem Kumpel auf ein Bier und 4 Angeln für den Abend verabredet. 50 Tauwürmer und ein neuer Lockstoff warteten schon auf ihren Einsatz. Zur Müggelspree muss man noch sagen, dass ich hier seit ca. 20 Jahren angel und in dieser Zeit eigentlich keine nennenswerten Highlights vorzuweisen habe.
Die Zander haben diesen Abschnitt der Spree das letzte mal vor 10 Jahren besucht. Liegt wohl an der Wasserqualität, welche von Jahr zu Jahr zunimmt. Hechte sind vorhanden, aber auch eher selten. 83 cm sind in unserer „Kolonie“ Rekord (ich klopfe mir dann mal ebend stolz auf die Schulter). Barsche gibt es je nach Jahreszeit. Im Herbst „kocht“ das Wasser zu gewissen Zeiten. Ja und der Aalbestand hat sich uns meist nur in Größen bis max. 60 cm gezeigt.
Die Werbung hat mich mal wieder dazu veranlasst, Dinge zu kaufen, die kein Mensch braucht. Diesmal sollte es der neue Lockstoff von Ultrabait sein. Den gibt es für diverse Fischarten. Ich habe mir dann für 99 Cent eine Ampulle speziell für Aal gekauft. Gegen 21.00 Uhr waren wir dann am Start. Die Angeln mit Posenmontage wurden mit Tauwürmern bestückt und diesmal gab’s noch 3 Tropfen von dem Zeug als Extra dazu. Ob der Begriff „Lockstoff“ richtig gewählt ist, mag ich bezweifeln, da das Zeug stinkt, als hätte sich Frau Holle 14 Tage nicht gewaschen … :-) Und ab dafür. 5 Minuten später zappelte der erste Aal an meiner Seite. Klein, aber mein. Da er nicht wirklich Ofengröße hatte, durfte er kurze Zeit später weiterschwimmen. Das ging ja gut los. Normal sind zwei solcher Aale in einer Session. Aber kurz darauf hing schon der nächste Aal am Haken. Leider wohl nicht gut genug, da er sich kurz vor dem Ufer wieder verabschiedete. Man, was denn hier los ??? Es ging förmlich Schlag auf Schlag.
Unsere Posen standen keine 10 Minuten still im Wasser. Leider haben wir sehr viele Fehlbisse. Ob es die Güstern sind oder die Aale, wir wissen es nicht. Es ist fast zum Verzweifeln. die Posen tänzelt leicht, zuckt schnell unter Wasser und kommt genauso schnell wieder hoch, wandert nach links, mal nach rechts. Egal was wir versuchen, der schnelle Anhieb, langes Warten auf den „richtigen Moment“, Anschlagen beim langsamen Wegziehen der Pose, wir bekommen die Fische nicht gehakt. Oft ist der Haken blitzeblank. Zum Verzweifeln. So geht das im übrigen schon seit Wochen.
Weil das ganze ausartet, schlage ich meinem Kumpel vor, ob man nicht mal nen Köderfisch versuchen sollte. Warum nicht? Mit der Senke schnell nen Kaulbarsch organisiert und diesen fein aufs Vorfach gefädelt. Natürlich durfte der Lockstoff nicht fehlen. Rechts vor einem Seerosenfeld etwas abseits unserer anderen Angeln sollte der Kauli seine letzten Minuten verbringen. Die Zeit verging mit vielen Fehlbissen, aber auch einigen Aalen und Güstern. wir hatten gegen 00.30 Uhr schon 4 maßige Aale verhaften können und 2 weitere released. 2 sind noch vor dem Landen abgegangen. Es war herrlich. Munteres Beißen, ein Bier und blöde Sprüche „Würdest du Schuhe kaufen, wenn du keine Füße hättest ? – Nee. – Warum kaufst du dann BH´s ??? “ :-) . So muss Angeln sein! Kurz vor dem Einpacken meint mein Kumpel noch „Man wär das geil, wenn deine Köderfischpose weg wäre …“.
Und keine zwei Minuten später bewegt sich das Teil tatsächlich. „Kann ein 4 cm langer, toter Kaulbarsch schwimmen“, frage ich mich? Es kann doch nicht sein, dass in unserer toten Müggelspree irgendwas auf Köderfisch beißt. Das geht doch nicht. Zack ! Weg war die Pose.
„Tinsen, warst DU das?“ „Nö, da ist was dran !“Aufregung macht sich breit. Nimmt „ER“ ihn? Was passiert da? Die Schnurr strafft sich. Wir sehen die Pose unter Wasser wandern. Plötzlich kommt sie hoch und bleibt stehen. Uhh, was nun? Ich habe nun schon lange die Angel in der Hand und bin verunsichert. Sämtliche Artikel aus diversen Angelzeitungen und Büchern verlassen mein Unterbewusstsein, um wild in meinem Hirn ihren Auftritt zu feiern.
Warten? Eine Rauchen? Sofort anschlagen? Alles ist dabei. Aber es ist wie immer. Man kann lesen was man will, wenn man nicht täglich diese Erlebnisse hat, dann fehlt halt doch immer wieder die Erfahrung. Ich entscheide mich, den Fisch ordentlich Schlucken zu lassen. Wer sich mit meinem Kaulbarsch anlegt, der muss wissen, was er tut. Zwei Minuten können lang sein. Hat er ihn wieder ausgespuckt? Was ist los? Endlich! Die Pose nimmt wieder Kurs aufs andere Ufer. Diesmal einen Gang schneller. Warum nur immer in Richtung der anderen Angeln? Also reinholen das Zeug. Die Zeit ist ran. Wenn er jetzt nicht sitzt, dann …
Anhieb! Voll ins Leere. Schei..e! Nichts! Aber die Pose läuft immer noch wie ferngesteuert durch die Spree. Ein nicht bemerkter Schnurrbogen war Schuld. Schreck überwunden. „Spannung“ auf die Schnur aufgenommen und nochmal … Anhieb! Bumm! Da wehrt sich was. Und wie! Yes, Sir. Der Puls nähert sich der 200er Marke. Gas geben. Ich kurbel schnell einige Meter ein und bedauere, dass es leider kein Zander ist. Die Laufpose dreht sich wild rotierend um die Schnurr, was immer ein sicheres Zeichen für einen Aal ist. Diesmal ein richtiger. Im Schein der Petzl kommt eine dicke „Schlage“ aufs Ufer zu. Die Stille wird durch einen kleine Schrei durchbrochen. Wir bekommen ihn sicher aus dem Wasser. Nur in unsere Milchkanne will er nicht rein. Mist. Hör doch mal auf, hier den Helden zu spielen. Es wehrt sich! Nach einem endlos erscheinenden Kampf ist der Aal endlich in der Kanne, der Deckel drauf und der Haken gelöst. Uff! Abklatschen und Freude wie bei kleinen Kindern…. :-) Wir angeln noch 30 Minuten weiter und lassen unsere beste „Aal-Nacht“ ausklingen. Mit einem Grinsen im Gesicht schlafe ich ein.
Am nächsten Morgen wird dann gewogen und gemessen. 67 cm und 750 Gramm. „Kurz und dick – Tinsen-Glück“. Neuer persönlicher Rekord. Noch ein paar Fotos und ab in den Froster.
Demnächst wird die Räuchertonne angeheizt. Insgesamt hatten wir 10 Aale, wovon wir 5 mitgenommen, 3 verloren und 2 released haben. Für unsere Verhältnisse unglaublich. Lag es am Wetter mit all seinen Einflüssen oder doch an Ultrabait?
Nichts genaues weiß man nicht. Am Abend darauf hatte ich bei gleichen Verhältnissen nicht einen Aal und kaum Bisse. Ich zumindest werde in der nächsten Zeit nicht mehr ohne Ultrabait ans Wasser gehen.
PS: Das ist keine Werbung, sondern nur ein persönlicher Eindruck!