Tackle-Tipps Von Längen Gewichten und Aktionen
Wenn man sich durch den, mittlerweile schwer überschaubaren und sehr vielfältigen, Rutenwald kämpft oder der unerschöpflichen Flut an immer mehr werdenden Kunstködern widmet, trifft man immer häufiger auf Angaben wie z.B. einer Rutenlänge von 6’3’’ mit Fast-Action, einer Schnurtragkraft von 20-40lb. oder Ködergewichten von 1/4 – 5/8 oz. Auf dem europäischen Festland sind die Angler meist die klassischen Angaben, wie Wurfgewicht und Ködergewicht in Gramm oder Ruten- und Köderlängen in Zentimetern gewohnt.
Wer dann aber mal Interesse an englischen oder amerikanischen Tackle zeigt, muss viel Zeit investieren, alle Maße und Angaben in die für sich geläufige Form zu übersetzen. Deshalb habe ich mal ein paar Tabellen und Erläuterungen zusammengebastelt, um zum einen ein wenig mehr Licht hinter die „unbekannten“ Angaben zu bringen und um zum anderen eine Art Nachschlagewerk zu erstellen.
Längenmaße:
Bei englischen und amerikanischen Ruten finden wir häufig keine Angabe der Rutenlänge im Metern, sondern in englischen feet (ft.). Ein foot entspricht 0,3048 Meter (ft. x 0,3048 = m). Manchmal sind die Längenangaben auch noch mit dem Maß inch (in)| Zoll kombiniert, wenn es sich um Ruten handelt, die eine Länge zwischen 2 „Füßen“ haben. Ein inch entspricht in etwa einer Länge von 2,54cm. Nun erst einmal zwei Tabellen, eine mit den Angaben in inch und eine weitere mit gängigen Rutenlängen in feet.
Diese Tabelle kann man auch dazu nutzen, sich Köderlängenangaben, zum Beispiel von amerikanischen Crankbaits oder Jerkbaits umzurechnen. So hat eine 10’’ Grandma eben eine satte Länge von 25cm und ist somit schon ein ordentlicher Happen.
Aber zurück zu den Rutenlängen (die Tauchtiefe eines Köders lässt sich hieraus auch einfach ablesen) und einer Tabelle mit gängigen Längen und deren Angaben in feet:
Wenn man nun eine Rute in der Hand hat, auf der eine Länge von z.B. 6’3’’ angegeben ist, so ist die Rute 6 feet + 3 inch lang, was einer Länge von ca. 1,90m entspricht. Ein Kunstköder, der eine Tauchtiefe von 6’ bis 8’ hat, wird dann zwischen ca. 1,8m und 2,4m tief laufen.
Gewichtsangaben:
Auf den meisten amerikanischen Ruten findet man, anstatt des Wurfgewichts im Gramm, Angaben zum Einsatzspektrum mit verschieden schweren Kunstködern. Diese Gewichtsangabe wird üblicherweise in Unzen/ ounce (oz) angegeben. Ein ounce entspricht 28,35 Gramm.
Auf den meisten amerikanischen Ruten findet man, anstatt des Wurfgewichts im Gramm, Angaben zum Einsatzspektrum mit verschieden schweren Kunstködern. Diese Gewichtsangabe wird üblicherweise in Unzen/ ounce (oz) angegeben. Ein ounce entspricht 28,35 Gramm.
Und hier wieder zwei kleine Beispiele: Auf einer mittelschweren Rute ist ein Ködergewicht (Lure Wt) von 1/2 bis 1 3/4 angegeben. Optimale Köder für diese Rute wären also zwischen 14 und 49 Gramm schwer. Eine feine Barschrute, mit den Angaben 1/16 bis 1/4 würde demnach am besten mit Ködern zwischen ca. 2 bis 7 Gramm ausgelastet sein.
Nicht selten findet man dann auf den amerikanischen Ruten zusätzlich eine Angabe, die eine Schnurstärke, passend zum Einsatzbereich und der Aktion der Rute, empfiehlt. Diese Schnurklassifikation wird meist in Pfund (lb.) angegeben. Exemplarisch mal ein paar gängige Schnurstärken (Line Wt) in lb. mit der vergleichbaren Schnurtragkraft in Kilogramm:
So würde man auf einer leichten Barschrute vielleicht die Angabe 6 – 12 lb. Line Wt. und auf einer schweren Jerkbaitrute die Angabe 40 – 80 lb. Line Wt. finden.
Um das Verwirrspiel noch ein wenig anzutreiben, folgt jetzt noch ein wenig zu den Wurfgewichtsangaben der (meist) englischen Ruten. Auf Karpfen-, Quiver-, Match- und Spinnruten findet sich oft das Wurfgewicht in lb. angegeben. Diese Angabe kann man in das uns bekannte Wurfgewicht umrechnen: dazu werden die angegebenen lbs mit dem Faktor 454 multipliziert und anschließend durch 16 dividiert. Das Ergebnis beschreibt nun das maximale Wurfgewicht (Wg) der Rute in Gramm. Subtrahiert man nun noch ca. 20% vom Ergebnis, so erhält man das optimale Wurfgewicht der Rute.
Exemplarisch mal anhand einer 2lbs Rute vorgerechnet: 2 lbs x 454 / 16 ergeben 56,75 Gramm welches dem maximalen Wg entspricht. Das maximale Wurfgewicht der Rute wird nun mit 4 multipliziert und durch 5 dividiert und schon hat man das optimale Wurfgewicht der Rute, also 45.40 Gramm ermittelt.
Zur besseren Übersicht hier eine Auflistung der gängigsten Wurfgewichte:
Diese Angaben beziehen sich weitestgehenst auf Ruten mit semiparabolischer Aktion. Bei Ruten mit vollparabolischer Aktion sollte man die Berechnung des optimalen Wurfgewichtes sicherlich noch ein bißchen mehr reduzieren. Bei relativ steifen Ruten liegt das optimale Wurfgewicht natürlich näher am maximalen Wurfgewicht.
Die folgenden Bilder dienen nur zur Entspannung und zur Weiterlese-Motivation und haben gar nichts mit dem Beitrag zu tun *g*
Neben der reinen lbs-Angabe, findet man auf Ruten aus dem englischen Sektor auch eine kombinierte Angabe des Wurfgewichtes, nämlich nicht nur eine Angabe in „lbs“ (pounds), sondern zusätzlich auch noch die Gewichtseinheit Oz (siehe oben). Dazu sollte man wissen, daß 1lb = 16oz entsprechen.
Bei diesen Ruten wird die Testkurve (TC; siehe unten) nur noch in ganzen Zahlen angegeben, wo hingegen bei der reinen Angabe in lbs, ja auch noch Zwischenstufen vertreten sind (z.B.: 1 3/4lbs oder 2 1/2lbs). Wie errechnet man nun das Wurfgewicht einer Rute mit kombinierten Tragkraftangaben? Eigentlich ist es recht einfach: Aus der ersten Tabelle sucht man sich die entsprechende Angabe in lbs. Aus der zweiten Tabelle entnimmt man sich die passende Angabe in oz.
*) Da die Werte gerundet sind, weichen sie geringfügig von den tatsächlichen Werten ab, ist aber vernachlässigbar.
Die beiden ermittelten Angaben in Gramm werden nun addiert und anschließend durch 16 dividiert. Das Ergebnis gibt uns nun relativ genau das uns bekannte Wurfgewicht in Gramm an.
Anzumerken bleibt, dass die Testkurve (TC) einer Rute folgendes beschreibt: Die TC ist das Gewicht, welches man an die Spitze einer Rute anhängen muss, bis sie sich in einem Winkel von 90° biegt. Im Falle einer 1lbs 10oz bezeichneten Rute, würde beim Durchbiegen der Rute auf 90°, z.B. beim Fischkontakt, auf den Fisch ein Gegendruck von 0,734gr. wirken. Die beschriebene Rute hätte also ein ungefähres Wurfgewicht von 45 gr. und könnte z.B. eine Allround-Spinnrute oder eine schwere Matchrute sein! In reiner „Lbs-Angabe“ würde sie irgendwo zwischen 1,5 und 1,75lbs liegen.
Action und Power
Abschließend möchte ich Euch noch ein wenig zu den Rutenangaben Action und Power näher bringen: Wir sind es gewohnt, eine Rute mit Spitzenaktion, semi- und vollparabolischer Aktion zu beschreiben. Dies gibt das Biegeverhalten einer Rute an. Bei amerikanischen Ruten hat sich eine andere Nomenklatur durchgesetzt, die ich im der letzten Tabelle mal zusammengetragen habe.
*) CPT = compound progerssive taper; diese Ruten zeigen zunächst eine Spitzenaktion, bei höherer Belastung gehen sie nach und nach in eine fast durchgehende Aktion über
Bei der Angabe Power handelt es sich um eine Art ergänzende Angabe, da sie meist mit der Aktion der Rute korreliert. So haben Ruten mit einer fast-action meist eine Powerangabe im bereich „heavy“ und slow-action Ruten eine Angabe im Bereich „medium“ bis „light“. Die Power einer Rute gibt somit noch zusätzlich an, wie „kräftig“ sie ist. Als Beispiel mal eine Rute mit „heavy Power“ und „fast Action“: Eine solche Rute weißt eine deutliche Spitzenaktion auf und hält diese auch noch bei höherer Belastung. Eine Rute mit „light Power“ und „medium Action“ wird schon bei geringerer Belastung recht schnell „krumm“ werden und eine Rute mit „slow-action“ sogar recht schnell bis ins Handteil durchgebogen sein.
Irgendwann fragt man sich dann aber: Wozu all diese Angaben und brauche ich die auch alle? Wenn man allerdings bedenkt, wie vielfältig die Anforderungen beim Angeln, gerade beim Spinnfischen, sind, dann wird einem schnell klar, dass diese Angaben gar nicht so unnütz sind, wie sie beim ersten Eindruck erscheinen mögen. Werfe oder schleppe ich, nutze ich Jigs oder Wobbler, welchen Druck baut mein Köder im Wasser auf? Wie kämpf der Zielfisch, welche Schnur verwende ich? Was wiegen meine Köder und die Zielfische … Nur einige Faktoren, die zusammentreffen und die man beachten kann, wenn es in einer bestimmten Situation, mit einem bestimmten Köder auf einen bestimmten Zielfisch geht. Und all diese Angaben zusammen erleichtern einem vielleicht sogar die Entscheidung, wenn man sich eine ganz bestimmte Rute zulegen möchte.
Mit den oben aufgeführten Angaben lassen sich sicher auch die Wurfgewichte von Meeres- und Welsruten berechnen. Aber da ich in diesen Bereich nur rudimentäre Erfahrungen habe, bin ich auch nicht näher drauf eingegangen. Ebenso verhält es sich mit den Ruten und den Schnüren aus der Fliegenfischerei. Aber da haben wir sicher auch noch jemanden an Bord, der uns was dazu erzählen kann …
Und nicht vergessen: Zu jedem Köder passt eine Rute!
Euer DozeyDragoN