Fangberichte Viva Mexiko !!!
Morgens um drei in Cabo San Lucas/Mexiko. Der Wecker schweigt. Die Nacht liegt noch mindestens 3 Stunden über dem Meer. Nichts los im Hotel. Selbst die Fische da draußen sind noch nicht aktiv. Und trotzdem: Ich bin hellwach. Mein Körper will seinen Biorhythmus einfach nicht aufgeben. In Deutschland wäre es jetzt 7 Stunden später. Für einen Frühaufsteher bin ich also eh schon recht spät dran. Im TV gibt’s amerikanische Celebrity-News vom Feinsten. Ich erfahre, warum sich Paul McCartney und seine Frau nach 4 Jahren getrennt haben; was so toll an J-Lo’s Hinterteil ist und welches Topmodel auch gern solche Kurven anbieten würde; wo sich Brad Pitt gerade herumtreibt; dass Britney Spears mit einem vorsintflutlichen Kindersitz das Leben ihres Babys in Gefahr bringt und was es sonst noch alles Wichtiges gibt im Universum amerikanischer Hausfrauen.
Wie gut, dass ich mich vor dem Flug von Dallas nach Cabo mit amerikanischen Angelzeitschriften eingedeckt habe. Glotze aus. Der im Badezimmer aufgebrühte Kaffee schmeckt erstaunlich gut. Aber natürlich: Ich will raus aufs Meer. Dahin, wo wir gestern gleich zum Auftakt ordentlich Fisch abgeräumt hatten. Mehrere Marline inklusive…
Um 6 ist Meeting-Point in der Lobby. Pünktlich sind sie alle da. 14 Mann insgesamt. Aus Paris, Amsterdam, Rotterdam, Montpellier, Karlsruhe, Koblenz, Leverkusen, Schweinfurt, Scheinfeld, Ketsch, Offenbach und Berlin waren wir nach Frankfurt gereist, um zusammen zuerst in die USA und dann nach Mexiko zu düsen. Pure Fishing Chef Michael Stahlberg hatte uns eingeladen, das Werk der Firma am Spirit Lake in Iowa zu besichtigen, vor Ort gleich ein paar Schwarzbarsche zu verhaften und danach mexikanische Thunas, Dorados, Sierras und Marline zu ärgern.
Gestern hatte Letzteres – wie bereits angedeutet – ja schon ziemlich gut geklappt.
Nachdem ich mit meinem Bootspartner Werner zwei Marline gefangen hatten (er mit der Angel, ich mit der Videokamera), wollten wir heute auf Frequenz setzten und kleinere Fische abschleppen.
Dieser Angeltag war für mich der schönste von den vieren. Am leichten Schleppgeschirr klingelte es alle paar Minuten.
Hin und hergerissen zwischen Angellust und Dokumentationszwang wusste ich zeitweise gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Denn eigentlich kann man ja nur eines richtig machen: Filmen oder Angeln. Wenn nun die Bremse einer Rolle aufkreischt, sich die Rute im Halter zum Halbkreis krümmt und die hektisch ruckende Rutenspitze die wilden Schläge des nächsten Fisches übermittelt, fällt es richtig schwer, den Kollegen dabei zu beobachten, wie er den vierten Drill hintereinander angeht. Noch schwerer, fällt es, der Aufforderung zu widerstehen, endlich auch mal aktiv ins Geschehen einzugreifen. Und wenn man das dann mal getan hat, ist der Weg zurück hinter die Kamera nicht einfach. Denn schon ein kleiner Bonito von 40 cm Größe macht bedeutend mehr Rabatz als ein dreimal so langer Hecht.
Wenn man dann aber den gehakten Fisch aus dem Wasser springen sieht, die krumme Rute im Auge behält und sich anschaut, wie das, was man da gerade neben das Boot gepumpt hat, im klaren Wasser blitzt und schimmert, wurmt es den Bewegtbildfreund hingegen, dass er nicht auch diesen Drill für die Nachwelt gesichert hat.
Doch müsst Ihr jetzt nicht mit mir leiden. Irgendwie hab ich es hinbekommen, den Spagat zu schlagen und kann auf den Fang einiger schöner Fische zurückblicken (darunter z.B. auch ein kleiner Hai), ohne dass ich mit dem Filmmaterial unzufrieden sein müsste.
Allerdings tut sich exakt an dieser Stelle der nächste Zwiespalt auf: Einerseits möchte ich Euch möglichst viel von meiner Exkursion berichten. Andererseits lebe ich unter anderem davon, den Angelzeitungen exklusive Berichte anzubieten.
Insofern kann ich hier und jetzt nicht wirklich ins Detail gehen. Aber ein paar Fotos kann ich Euch zeigen – wobei es wirklich schwer war, das Filmen, Angeln und Fotografieren unter einen Hut zu bringen und die Fotoarbeiten deswegen deutlich dürftiger ausgefallen sind, als mir das lieb war. Und so denke ich seit kurzem intensiv über den Zukauf zweier Armpaare nach. (Wären da nicht alle Mann fleißig am Knipsen gewesen, hätte ich Euch nur halb so viele Fotos zeigen können. Deshalb: Besten Dank, Leute!)
Zunächst also mal ein paar Bilder von den Ausfahrten aufs Meer. Hier machte sich gleich eine ganze Armada (ich schätze, dass täglich um die 100 Boote auf Marlin-Exkursion unterwegs waren) aus dem Hafen auf den Weg zu den Schwertträgern. Teilweise waren das gigantisch ausgestatte Luxus-Kähne.
Teilweise aber auch kleinere Gefährte, mit denen man den Launen des Meeres ein bisschen intensiver ausgesetzt war (bei unserem Ausflug mit so einem Boot, musste ich dann auch mal zum Anti-Kotz-Kaugummi greifen, um den guten Käptn und meinem Bootspartner keinen übel riechenden Strich durch die Rechnung zu machen). Geschleppt wird dann entweder richtig schnell mit großen Fransen-Poppern auf Marlin und mit etwas kleineren Geschossen auf Thunfisch & Co.
Alternativ kamen Köderfische (20 bis 30 cm lange Makrelen) zum Einsatz. Diese wurden entweder langsam geschleppt oder zum gezielten Anwerfen der Marline verwendet.
Das darf man sich dann so vorstellen: Der Skipper steht oben am Steuer und hält Ausschau nach den Finnen der Marline. Sieht er eine, wird es hektisch an Bord. Mit Vollgas geht es auf zum Fisch, parallel werden die Schleppangeln eingeholt, ein Schlenzer mit dem Köfi vor die Marlinschnauze. Und dann nimmt er den Köfi oder lässt es sein. Ein ungemein spannender Prozess, an dessen Ende im Optimalfall ein stundenlanger Tanz mit dem sich häufig aus dem Wasser schraubendem Schwertfisch steht.
Nun halten sich viele Fische ja auch in Ufernähe auf. Und so zog es einige von uns abends auch immer noch an den Strand vor dem Hotel. Der fiel allerdings ziemlich steil ab. Mit der Folge, dass sich die Wellen bis auf über 4 m hoch türmten und das Angeln das Prädikat „extrem“ mehr als verdient hatte. Um weit genug hinaus zu kommen, musste man den Moment abwarten, in dem der Sog das Wasser maximal zurückgezogen hatte und ans Wasser vorstürmen. Dann war ein sofortiger und schneller Rückzug angesagt. Denn die nächste Welle war schon wieder im Anmarsch.
Und wer von der reißenden Gischt erwischt wurde, verlor mindestens die Orientierung, wenn nicht Kappe, Sonnenbrille oder fast die Angelrute und war klatschnass. Während die anderen alle erfolgreich mit Thunfischfetzen und Grundmontagen fischten,…
…schleuderte ich am ultrafeinen Gerät (Signa Pike, ABU C 33, 17er Fireline, 35er Monoleader) Toby’s in die Brandung. Und weil der gute Werner gewettet hatte, dass ich damit nie einen Fisch an die Angel, geschweige denn aus dem Wasser bekomme, musste er ein paar mal zum Knipsen zu mir rüberrennen, um seine „Wettschuld“ in Form von Fangfotos einzulösen.
Wobei ich beim nächsten Mal auf jeden Fall mit stärkerem Geschirr angreife. Hab ich doch noch folgendes Bild von einem 150 m-Run an der schweren Berkley Vertic mit abschließendem Cut im Kopf:
Ach ja: Aus der Schwarzbarschnummer ist leider nix geworden. In den 2 Stunden auf dem Spirit Lake haben wir aufgrund des massiven Windes (mindestens ne 5) nur auf Walleyes trollen können. Dafür war ich bei Cabela’s (einer Angelladenkette mit riesigen Geschäften) umso erfolgreicher. In nur einer Stunde Einkaufszeit hab ich 40 Wobbler, 25 Spinnerbaits, ein bisschen Gummikram, Spezialblei und auch noch Klamotten rausgezerrt.
Fazit: Das hat unheimlich Spaß gemacht. Und ein bissel traurig sitze ich jetzt schon hinter dem Rechner. Wie gut, dass die Zandersaison jetzt so richtig anfängt und wir die mit dem Barsch-Alarm-Treffen am Peenestrom auch gebührend einleiten.