Barsch Ultra-Light-Schleppen auf Barsch
Barsche sind Vagabunden. Sie wechseln ihre Einstände oft mehrmals am Tag. Ziehen den Beutefischen hinterher und sind deshalb nicht immer ganz so einfach zu lokalisieren, wie wir Angler das gern hätten. Doch wer fleißig suchet, der findet sie auch. Mit der Spinnrute vom Ufer aus, hat man da allerdings oft ein Problem. Denn man muss oft sehr weite Wege gehen. Und wenn man dann auf Hindernisse wie Privatgrundstücke, Kuhweiden oder ähnliche Barrieren trifft, ist Schluss mit der Suche. Viel besser geht das Ganze vom Boot aus. Und zwar mit geschleppten Ködern.
Mein holländischer Freund Jan hat das Barsch-Schleppen perfektioniert. Mit kleinen Wobblern sucht er die Kollegen und es vergeht kein Tag, an dem er die Kameraden so nicht stellt, wenn er sie denn sucht.*Im Folgenden darf ich Euch mal ein paar seiner Tricks beim Ultra-Light-Schleppen verraten.
Als mich Jan vom Flughafen abholte, hat er angedeutet, dass er noch mal kurz ins Angelgeschäft nach Venlo gehen muss. Ein paar Wobbler holen. Erst dann wären wir wirklich gut für die nächsten Angeltage gerüstet. Wir also ins Angelgeschäft. Nach einer kurzen Unterhaltung marschierte der Verkäufer dann ins Lager. Und kam mit zwei fetten Kartons wieder. Und die drückte er Jan dann in die Hand. Der öffnete die Verpackung, um zu kontrollieren, ob da auch wirklich das drin ist, was er haben wollte. Nämlich einen ordentlichen Vorrat an tieflaufenden Salmo Boxern, einem bulligen Schwimmwobbler mit einer superagilen Aktion. Zwar fehlte das Barsch-Imitat. Aber Jan war trotzdem ganz zufrieden. Meine Frage, ob er ebenfalls einen Angelladen betreibe, beantwortete Jan mit einem Schmunzeln. „Die brauchen wir zum Schleppen.“ „Mehr als 100 Wobbler?“ „Wir angeln in der Maas.“
Naja. Nun geht der Kollege ja öfter ans Wasser. Und ab und zu verliert man schon mal einen Köder. Also ab ins Hotel, das Gepäck verstaut, rein in Jan’s Wagen, ab ans Wasser, das Boot geslippt und schon ging’s los. „Hol doch mal bitte die Ruten aus dem Kasten da. Die Einteiligen.“ Aus dem linken Kasten seines Tracker’s fischte ich zwei 1,8 m lange Rozemeijer-Vertikalrütchen, die mit kleinen SPRO-Röllchen bestückt waren. Auf den Rollen befand sich eine sehr dünne Geflochtene. Und daran knüpften wir jeder einen der kleinen Wobbler, die im Verlauf der nächsten Tage echte „Killer-Qualitäten“ entwickeln sollten.
Jan gab jetzt richtig Gas. Mit 100 km/h bretterten wir über die Maas. Genau die richtige Abkühlung bei der Hitze. Kurz vor einer Brücke bremste er dann den Boliden ab. Wir legten die Wobbler auf die Wasseroberfläche und gaben Schnur. Das Echolot zeigte Tiefen zwischen 2,5 und 4 m an. Der Grund war extrem strukturreich. Nachdem wir ca. 10 m Schnur ausgelegt hatten, wurde die Rolle zugeklappt. Der Wobbler stieß ziemlich schnell auf Grund. Peng. Schon hatte ich einen Hänger (ich fischte etwas flacher an der uferzugewandten Seite des Bootes). Mist. Wobbler weg. „Tut mir leid, Jan.“ „Da kannst Du nichts dafür. Mach Dir einen neuen Köder ran.“ Also gut. Nächster Wobbler, nächstes Glück. Keine 30 m später das selbe Spiel. Und auch diesmal kam der kleine Schwimmwobbler nicht nach oben. „In der Nähe von Brücken ist halt viel Müll im Wasser. Mach Dir schnell einen neuen Köder ran. Wo Müll ist, ist auch Fisch.“ Und weil ich den nächsten Wobbler nicht schon wieder gleich verlieren wollte, nahm ich ihn an die kurze Leine und die Rute etwas höher. Der Anpfiff von Jan ließ nicht lange auf sich warten. „Hast Du Bodenkontakt?“ „Nein. Ich hab keinen Bock, den dritten Wobbler in 5 Minuten zu versenken.“ „Aber Barsche willst Du fangen? Dann gib mehr Leine, bis Du den Boden wieder spürst.“ Gesagt, getan. Hänger. Doch diesmal kam der Köder wieder hoch…
An der Brücke sollten wir kein Glück haben. Doch wenig später klopften unsere Köder eine wellenförmig verlaufende Struktur ab. Und da hat’s dann zum ersten Mal richtig schön geklingelt. Die Barsche standen allesamt im Strömungsschatten eines kleinen Berges. Und weil wir mit der Strömung schleppten (die Schnur treibt so weniger auf und der Köder kommt leichter runter), kamen die Bisse genau dann, wenn unsere Wobbler den Hang hinauf pflügten.
Nicht dass wir so nur Klopper fingen. Am ersten Tag waren da eine Menge Schniepel mit dabei. Doch hatten wir richtig Spaß. Und bei 30 Grad und Windstille war das Schleppfischen genau der richtige Einstieg in diesen Angelurlaub der Extraklasse. Gegen Ende des Tages wurden die Fische auch schon größer.
Die besseren Barsche aber sollten wir auf diese Art und Weise erst in den nächsten Tagen fangen.
Das Risikoschleppen hat sich auf jeden Fall gelohnt. Und angesichts des hohen Spritverbrauchs (Jan fetzt schon ganz gern mal 20 km zum nächsten Spot hinunter), war der Materialverschleiß ein Klacks.
Jetzt noch ein paar Tipps vom Experten (damit mein ich Jan):
- Um zu spüren, ob sich Gras in den Drillingen verfangen hat und ob man auch Grund hat, wird aus der Hand geschleppt. Das macht auch viel mehr Spaß, weil man die Bisse – wie beim Spinnfischen – direkt mitbekommt.
- Damit sich große Fische nicht gleich losschütteln, wird die Rute mindestens im 90-Grad-Winkel zum Boot gehalten.
- Um tiefer runterzukommen, hält man die Spitze knapp über dem Wasser.
- Je tiefer es wird, desto wichtiger ist es, mit der Strömung zu schleppen. Je weiter man die Schnur rauslässt, desto tiefer taucht der Wobbler.
- Wenn ein Fisch beißt, wird nicht angeschlagen. Das pergamentartige Barschmaul würde sonst evtl. ausreißen. Aber auch Zander und Hechte haken sich beim Schleppen von allein.
- Dringend auf Schwimmwobbler setzen. Denn die kommen nach einem Hänger zu 50 Prozent wieder hoch.
- Am besten sind tieflaufende Wobbler mit einer Länge von 4 – 6 cm und einer sehr lebhaften Aktion (z.B. die erwähnten Boxer von Salmo)
- Mit der Bootsgeschwindigkeit ruhig mal variieren. Aber tendenziell kann man schon ein bisschen Gas geben. Barsche sind recht flink.
- Strukturreiche Zonen sind unter Barschen sehr beliebt. Am besten sucht man sich dann auch noch harten Grund.
- Und wenn es einmal ganz flach wird, dann schnell die Rute in den Himmel halten – das erlaubt sogar der Jan
Falls Ihr bei Euch schleppen dürft, würde ich das dringend mal versuchen. Das macht echt Laune und ist eine der effektivsten Methoden, den Kollegen da unten auf die Schliche zu kommen. Und für alle, die nicht dürfen bzw. nur schwer an gute Barsche rankommen, hab ich einen Tipp: Versucht es doch mal mit Jan. Der bietet Euch einen tollen Service, gibt alles, bis Ihr ordentliche Fische fang und danach seid Ihr angeltechnisch um einiges schlauer. Im Moment will er 225 Euro für ein Wochenende (inkl. 2 Übernachtungen). Und wenn Ihr mal drauf achtet, was der mit seinem Luxusboot für Strecken mit Euch abfährt, dann wundert man sich schon fast, wie er das zu diesem Preis hinbekommt.
Das riecht jetzt streng nach Werbung. Wer sich das aber leisten kann und dort hinfährt, wird diesen kleinen Hinweis zu schätzen wissen. Jede Wette…
Mehr Infos findet Ihr auf raubfisch-angeln.com