Barsch UL-Verticalen mit der Mormyschka
Nachdem das Mormyschka-Angeln mancherorts neben dem Wurmzupfen die einzig legale Methode ist, mit der man relativ gezielt auf Barsche fischen kann wird es höchste Zeit, diese Angelei mal etwas näher zu beleuchten. Schließlich ist es noch eine ganze Weile hin bis zum 1.Mai oder wann auch immer die Schonzeit bei Euch endet. Und Tacklepflege, Urlaubsplanung und ausgiebeige Lektüre*allein könne es ja wohl auch nicht sein. Die Barsche beißen noch. Und nicht nur die.
Die Mormyschka kommt ursprünglich aus Russland. Bei uns assoziiert man diesen Köder sofort mit dem Eisangeln. In Wahrheit aber handelt es sich bei der Mormyschka aber um den leichtesten Vertikalköder der Welt mit einem sehr vielseitigen Spektrum. Mormyschka-Angeln ist also die UltraLight-Version des Vertikalangelns (holländ. Verticalen). Und wer sich in die Materie hineinfuchst, wird schnell bemerken, dass auch diese Vertikaltechnik unglaublich erfolgreich ist. Und los geht’s…
Der Köder
Die Mormyschka ist ein kleiner Bleikörper, der meist bunt lackiert auf einem Einzelhaken sitzt. Wobei der Prototyp, der vor allem in Skandinavien und im ehemaligen Ostblock immer noch gern gefischt wird, ohne Lackierung daher kam. Heutzutage gibt es die Dinger in allen möglichen Farben und Formen.
Die Mormyschka wird nur in Notfällen blanko gefischt. Auf den Haken kommt entweder etwas Teig, eine Made oder eine Rotwurmhälfte. Oder wie hier ein Powerbait-Maden-Imitat.
Wichtig: Die Mormyschka geht rechtlich gesehen als Friedfischköder durch. In der Schonzeit dürft Ihr diese kleinen Fangmaschinen also fischen. Allerdings gibt es auch hier Bundesländer, die eine Maximalhakengröße (meist Größe 8 der internationalen Skala) im uns betreffenden Gesetzestext verankert haben.
Oft lautet die Passage so:
„Die Mormyschka-Angel ist eine Sonderform der Friedfischangel, bei der als Köder ein einschenkliger, bebleiter und unbeköderter Mormyschka-Haken in Größe 8 oder kleiner verwendet wird. Der Mormyschka-Haken darf zusätzlich auch mit zugelassenen natürlichen oder künstlichen Ködern versehen werden.“
Das Gerät
Ein sehr angenehmer Aspekt bei dieser Art des Angelns ist der geringe Material und Kostenaufwand. Einigermaßen taugliche Pimpelsets gibt es bereits ab ein paar Euro im Angelladen. Alternativ dazu kann man auch kurze Eisruten und Miniröllchen zu recht günstigen Preisen erstehen. Mormyschkas sind nicht wirklich teuer. Und die Hakendekoration kostet auch nur ein paar Cent. Das Detail, für das es sich am meisten lohnt, das hochpreisige Segment anzugehen, ist die Schnur. Denn die muss sehr dünn und möglichst geschmeidig sein, damit der Köder richtig schön spielt und gut zu kontrollieren ist. Mit einer 16er wird das schon schwierig. Einer 12er Monofile mit möglichst hoher Tragkraft ist wohl die beste Wahl – obschon immer noch ein Kompromiss.
Mit diesen Komponenten im Gepäck kann’s denn aber auch schon losgehen. Natürlich sollte man den Kescher und die Lösezange nicht vergessen!
Köderführung
Wichtig ist, dass die Mormyschka auch schön spielt. Möglichst lebendig sollte sie laufen. Nicht monoton in einer Richtung ausbrechen. Je nachdem wie die Momryschka konzipiert ist, macht es Sinn, die Hauptschnur durch das Öhr zu ziehen und dann am Hakenschenkel zu befestigen. Unten abgeflachte Modelle schweben so waagrecht wie ein kleines Fischchen. Aber auch ein senkrecht nach oben und unten wirbelndes L kann erfolgreich sein. Einfach kurz unter der Wasseroberfläche austesten. Man sieht ja selber, ob der Köder verführerisch spielt oder nicht. Bei so einem Filigranköder genügt oft schon ein leichtes Verbiegen des Hakens, um ihn wieder auf Fang-Kurs zu bringen.
Nach dem Funktionstest wird die Mormyschka zunächst einmal zum Gewässergrund herunter gelassen. Voraussetzung für den Fangerfolg ist also erst einmal ruhiges Wasser, denn schon gegen eine leichte Strömung kommt der Köder nicht mehr an. Wenn das Erschlaffen der Schnur den Grundkontakt anzeigt, nimmt man „Spannung“ auf, so gut das bei so einem leichtgewichtigen Köder möglich ist.
Eine Möglichkeit der Präsentation ist es, den Köder einfach einmal da unten hängen zu lassen und gelegentlich mit der Rutenspitze zu wackeln. Die Vibration überträgt sich dann auf den Köder und das reicht manchmal völlig aus, um die potentiellen Abnehmer zum Zupacken zu motivieren.
Oft noch erfolgreicher ist es, wenn man den Köder nach dem straffen der Schnur im Zeitlupentempo aufsteigen lässt. Der Arm geht dabei einfach mit hoch. Nachdem man die Mormyschka nun einen Meter nach oben steigen lassen hat, geht’s entweder wieder auf Tauchstation oder aber man nimmt den freien Meter Schnur auf und sucht den Fisch im Mittelwasser. Die Bisse kommen dann meistens in der Aufwärtsbewegung.
Unten abgeflachte Köder beschleunigt man mit einem kurzen Anheben des Zeigefingers der „Rutenhand“. Diese Bewegung reicht aus, um die Rutenspitze etwas nach oben zucken zu lassen. Der Köder steigt so leicht nach oben und bricht aus. Eine sehr verführerische Aktion für Barsche. Aber wohl auch für Rotaugen.
Der Biss
Wo wir beim Thema Bisserkennung wären. Wenn sich ein paar Barsche um den Köder balgen, fährt der typische Barschrucker durch die Rute. Diese Fische kann man nicht verfehlen.
Oft aber schwimmen die Barsche dem Köder nach oben hinterher. Und dann stülpt ein Barsch einfach sein Maul darüber. Dieser Biss kommt dann weniger deutlich an. Manchmal wird auch die Schnur schlaff. Dann schwimmt der Barsch mit dem Köder weiter nach oben. Eine Hebebiss, den es möglichst schnell zu parieren gilt. Weißfische beißen oft viel dezenter. Manchmal so, dass man den Biss weder an der Schnur sieht noch im Handgelenk registriert. Dann hängt plötzlich eben ein Rotauge dran.
Um die Bisse besser zu erkennen, sollte man den Zeigefinger vor der Rolle auf die Schnur legen. Das ist weit sensibler als der Versuch, die Bisse nur über die Rute bzw. Schnurbeobachtung zu registrieren.
Die Hotspots & Anwendungsgebiete
Die besten Momryschka-Reviere sind eindeutig Steganlagen, an denen es nicht viel tiefer als 4 m ist. Ruhige Yacht-Häfen oder Fähranleger ziehen erstens die Fische an. Zweitens hat man hier auch ein großes Terrain vor sich, auf dem man mit der kurzen Vertikalrute zum Erfolg kommen kann.
Besonders heiße Zonen sind die Spalten zwischen Steg und Boot. Denn unter beiden Schattenspendern halten sich die Fische bevorzugt auf. Einfach immer ein paar Zentimeter versetzen und so Spalte für Spalte nach Fisch absuchen.
Aber auch Steganlagen, an denen keine Boote festgemacht sind, beherbergen reichlich Interessenten. Hier geht man einfach alle Stege nacheinander ab, bis man die Kollegen irgendwo gefunden hat.
Natürlich kann man auch Gumpen befischen. Oder die Mormyschka vom Boot aus herunterlassen. Mit einer langen Wincklepicker kann man die kleinen Dinger auch an Scharkanten und Steinschüttungen anbieten.
Das Beutespektrum
Wie oben bereits angedeutet, ist die Mormyschka-Angeln kein wirklicher Barsch-Selektor. Schon gar nicht darf man sie als DEN Dickbarschköder ansehen. Das kleine Teil ist eine Fangmaschine. Und die fängt eben so ziemlich alles, was da untern herumschwimmt – in allen Größen: Barsche, Brassen, Rotaugen, Alande, Rapfen, Güstern etc.
Das hat dann zwar nicht viel mit gezieltem Raubfischangeln zu tun, ist aber ziemlich spannend. Am ultraleichtem Gerät liefern auch Weißfische einen heißen Drill. Wobei ich nicht verhehlen will, dass ich mich um einiges mehr freue, wenn ich die typischen Barschschüttler spüre.
Aussuchen kann man sich das aber nicht wirklich. Denn die Mormyschka fängt wirklich alles, was in ihrer Reichweite ist. Aber da gibt’s noch viel zu entdecken. Und wer weiß, vielleicht stoßen wir irgendwann dann doch auf die Dickbarsch-Mormyschka…