Fangberichte The Winner Takes It All
Mitte Mai: Am norwegischen Steinsfjord haben sich über 20 Teams aus ganz Europa eingefunden, um während des dreitägigen Raubfisch-Turniers „Predatortour“ auszufischen, wer der neue Besitzer eines fetten Marcraft Aluboots sein sollte. Mit dabei: Dustin_aus_Berlin und meine Wenigkeit.
Zwar wissen wir aufgrund der jüngsten Videobotschaft der Forschungsgruppe Profi-Blinker, dass ein Boot beim Angeln eigentlich nur stört (O-Ton R. L.: „Je größer das Boot und je dicker der Motor, desto weniger fangt Ihr!“). Für das hier zu gewinnende Luxus-Wasserfahrzeug würden wir die unvermeidbare Fangminderung aber durchaus billigend in Kauf nehmen …
Gewertet wurden die sechs größten Hechte, die drei größten Barsche und – tragischerweise – die größte Seeforelle.
Im 140 Quadratkilometer großen und bis 330 Meter tiefen Tyrifjord, der mit dem Steinsfjord verbunden ist, sollen sich angeblich zwei, drei Exemplare dieser Spezies herumtreiben.
Uns scheint diese Populationsstärke zwar deutlich übertrieben zu sein. Sicherheitshalber hatten wir uns aber extra noch mit allerhand Trolling-Krempel und diversen Wunderwaffen wie Perlmutt- und Apex-Blinkern und so weiter eingedeckt (mein aufrichtiger Dank geht an Krischan aka Godfather für den Last-minute-Support).
Am ersten Wettkampftag haben wir zu Ehren unseres Rennstalls zunächst die Barsche klargemacht: Nach einigem Rumprobieren an verschiedenen Spots, in verschiedenen Tiefen, mit verschiedenen Ködern hatten wir drei passable Exemplare abgelichtet (42, 40, 30), womit wir ziemlich zufrieden waren.
Kamen alle im Mittelwasser über steinigem Grund auf die üblichen Verdächtigen von Illex & Co., auf Gummi am Grund gab’s komischerweise fast nur kleine.
Das Turnier war übrigens selbstverständlich eine fischfreundliche Catch, Photo & Release-Veranstaltung: Die Fänge wurden vor ein Maßbrett gehalten und fotografiert, dann sofort zurückgesetzt.
Am zweiten Tag haben wir uns den Hechten gewidmet, denn am ersten hatten wir fast nur Schniepel fangen können.
In verkrauteten Flachwasserbereichen lief’s ganz gut mit dem Rapala Glidin’ Rap und natürlich mit Zalt und Zam.
Später gab’s noch paar Einschläge im Tiefen auf 23er Gummis. Am Ende des Tages hatten wir sechs halbwegs vorzeigbare Exemplare fotografiert, alle so zwischen Anfang siebzig und Mitte achtzig, richtige Kracher waren also nicht dabei.
Umso angenehmer waren wir überrascht, als wir uns am Abend des zweiten Tages immer noch auf Platz zwei der vorläufigen Gesamtwertung wiederfanden, was den Barschen zu verdanken war, die sich den anderen Teams bislang nur in kleineren Formaten präsentiert hatten. Bei den Hechten sah das allerdings etwas anders aus …
Am dritten Tag lieferten wir uns mit den bis dato Erstplatzierten ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Sowohl unsere Gegner als auch wir schraubten den Hecht-Schnitt jeweils noch um ein paar Punkte in die Höhe.
Langsam konnten wir uns der abwegigen Überlegung nicht mehr ganz erfolgreich erwehren, wo denn das Boot überhaupt liegen werde, wenn wir es wider Erwarten wirklich gewinnen sollten: in Koblenz bei Dustin, bei mir in Berlin?
Und tatsächlich: Bei Abpfiff lagen wir ganz knapp vor dem Vortagessieger! Allerdings nutzte das nicht viel, denn unglaublicherweise war einem bis dahin irgendwo im Mittelfeld vor sich hinfischenden holländischen Team beim Jerken im Flachwasser in unmittelbarer Ufernähe eine offenbar vollkommen verhaltensgestörte Seeforelle eingestiegen. Brutal! Weil die Jungs dank dieses Unfalls als einzige alle drei Spezies fangen konnten, waren sie der Sieger und erhielten als Lohn für ihre Leistung den Hauptpreis: Ein Marcraft Aluboot Pike Master 440, ausgestattet mit einem 30 PS Motor von Yamaha, Emotor, Echolot und sonst welchem Schnickschnack. Gesamtwert: Etwa 17.000 Euro!
Uns blieb nichts übrig als zu gratulieren …
Dustin und ich wurden Zweiter, als Preis gab’s immerhin nen Muskie-Trip nach Kanada. Dennoch waren wir erst mal traumatisiert. Die Seeforelle hat ihre Chance jedenfalls verspielt, jemals zu unserem Lieblingsfisch zu avancieren. Und wenn wir irgendwann doch mal eine fangen sollten, gibt’s vorn Kopp. Vielleicht hätten wir’s auch einfach mal mit diesem Beweisfoto versuchen sollen …
Nächstes Jahr findet die Predatortour in Irland statt, am legendären Lough Derg. Wer Interesse an einer Teilnahme hat, kann sich auf www.predatortour.com informieren und anmelden. Nähere Infos zu den Marcraft Booten gibt’s auf www.marcraft.nl.
Ein etwas ausführlicherer Bericht über die Predatortour 2009 erscheint übrigens im September-Heft der Fisch & Fang.