Zander Stintangeln auf Zander
In Holland gibt es eine Menge Gewässer, in denen Stinte die Hauptnahrung der Zander darstellen. Das sind dann die Flüsse und Seen, die mit dem Meer in Verbindung stehen. Aber auch bei uns machen Stinte mancherorts einen Großteil der Beute aus. Ja mehr noch: die Fische fressen dann oft nichts anderes mehr! So stellen die Twister-Experten an der Bremer Unterweser das Fischen auf Zander teilweise gänzlich ein, wenn im November die Stintschwärme Einzug halten.
Jenseits der deutsch-holländischen Grenze aber hat sich eine eigene Stintangler-Kultur entwickelt. Die Spezialisten angeln mit feinstem Gerät (z.B. umgebauten Fliegenruten und feinster Schnur in Stärken von 0,14 bis 0,18 mm) und ausgeklügelten Montagen und fischen die Kunstköder-Fans an den Stintgewässern oft in Grund und Boden. (So haben sich die Naturköderfreaks ja auch beim letzten NKS-Event in Amsterdam durchgesetzt.) Mit Jan habe ich mich ein wenig über diese feine Angelei unterhalten.
Barsch-Alarm: Jan, bei Euch hat sich ja eine richtige Stintangler-Szene etabliert. Wo genau fischen diese Leute mit dem Stint auf Zander? Machen das viele Leute?
Jan: Das machen sehr viele Leute. Vor allem die ältern Angler, die nicht den ganzen Tag schmeißen wollen.Aber auch junge Angler greifen gern zum Stint. Besonders in den oberen Provinzen des Landes, wo sich Süß- und Salzwasser trifft. Denn genau dort hält sich der Stint auch auf. Z.B in Friesland angeln echt die meisten Leute mit Stint. Dort kommen viel weniger Kunstköder zum Einsatz als im Rest von Holland.
Barsch-Alarm: Und genau angeln die Experten mit dem Stint?
Jan: Zum einen gibt es natürlich die Posenfischer. Abwer die echten Profis nehmen eine kleine Bleikugel, die sie direkt vor den Haken platzieren. Der Abstand vom Haken zum Blei beträgt ungefähr 4 bis 5 cm. Nicht mehr. Und dieses System wird dann ganz langsam über den Boden geschleppt. Die Kollegen wickeln die Schnur mit der Hand auf die Rolle, das ist die richtige Geschwindigkeit. Sie halten die Schnur immer in der Hand, denn der Biss ist sehr zaghaft. Spüren sie das Festhalten, geben sie ein wenig Schnur und hauen dann nach ein paar Sekunden an. Sie lassen den Fisch aber nicht schlucken. Und meist sitzt der Haken sehr weit vorn im Maul. Für uns ist es wichtig, auf keinen Fall zu lange warten. Denn wir setzen die Fische ja zurück. Ein anderes System ist der Fireball. Aber das Schleifen ist effektiver, weil man da einen sehr großen Bereich abfischen kann.**
Barsch-Alarm: Jetzt mal zum Haken-System. Fischen die Cracks mit einem Einfachhaken oder montieren sie mehrere Haken an den Fisch, der ja sehr weich ist und deswegen nicht so gut am Haken hält?
Jan: Also meistens wird mit einem Hakensystem gefischt. Das besteht aus einem ganz kleinen Haken vorne im Fisch und einem großen weiter hinten. Der vordere Haken dient nur dazu, den Fisch gerade zu halten. Der weiche Stint hält dann auch länger. Der hintere Haken ist dann der, der den Zander packt. Weil die Stinte so weich sind, werden sie übrigens auch immer lebendig ans Wasser mitgenommen und dann direkt vor dem Anködern getötet. Eingefrorene Stinte kannst Du fast vergessen. Die sind viel zu weich! Da ist innerhalb von Sekunden nix mehr übrig.
Barsch-Alarm: Jetzt hat mit der Dietmar (Isaiasch) erzählt, dass die Stintspots fast so gehütet werden wie die Zanderspots. Ja fast noch besser, weil man Stinte vom Ufer aus nicht wirklich einfach bekommt.
Jan: Ja! Das ist richtig. Kein Mensch verrät, wo er seine Stinte her hat. Einfach aus Sorge, dass er nachher selber keine mehr bekommt. Denn zu bestimmten Zeiten ist es wirklich schwer an die Dinger ranzukommen. Und wer welche hat, hat oft einen Riesenvorsprung gegenüber den Kollegen. Vor allem natürlich im Brackwasser. Wenn man da einen Zanderplatz ohne Stinte angeht, hat man oft Pech. Wenn man Stinte hat, findet man dort auch die Zander. Umgekehrt findet man die Stinte nicht, wenn man die Zanderplätze kennt.*
Barsch-Alarm: Fangen die Stinte dann die größeren Fische oder geht’s da vor allem auch mengenmäßig besser zur Sache?
Jan: Es gibt Gewässer, da fängst Du ohne Stinte eben gar nicht. Im Schnitt werden auf den Stint aber auch die größeren Exemplare gefangen. Wenn man natürlich alles zusammenzählt, werden auf Kunstköder mehr Zander gefangen. Das liegt aber wohl hauptsächlich daran, dass bei uns mehr Leute mit Kunst- als mit Naturködern angeln. Ist ja auch logisch. Denn zwei Drittel der holländischen Angler kommen an die Stinte gar nicht ran. Rein geografisch. Aber manche Leute fahren dann halt doch hoch in den Norden, um sich einen Stintvorrat zu organisieren. Die nehmen dann mehrere 100 km Fahrt in Kauf, um diesen Köder zur Verfügung zu haben.
Barsch-Alarm: Ist der Stint an sich ein empfindlicher Fisch oder lässt er sich gut hältern?
Jan: Der Stint ist extrem sensibel! Nach ein bis zwei tagen kannst Du den Stint vergessen, wenn Du Pech hast. Auch mit Sauerstoffpumpe im Köderfischkessel. Wenn man ihn selber fängt, muss man Sorge tragen, dass man ihn im Salzwasser hältert. Am besten natürlich bewahrt man ihn in dem Wasser auf, in dem man ihn gefangen hat. Und dann muss wirklich eine gewaltige Sauerstoffpumpe her. Sonst gehen die Fische schnell ein.
Barsch-Alarm: Danke, Jan.
Fazit: Ich denke, dass wir diese Angelart auch hierzulande sehr effektiv einsetzen können – so wir denn mit Köfis angeln wollen. Das Schleifen über den Grund funktioniert mit Sicherheit auch mit anderen Köderfischen. Z.B. dürfte das auch sehr gut mit Kaulbarschen gehen (aber Achtung: die sind mancherorts geschützt!).
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