News Stellungnahme von Dr. R. Arlinghaus zum NDR-Beitrag „Hobby mit Widerhaken“
Kurz nachdem die Doku „Hobby mit Widerhaken“ ausgestrahlt war, war sie auch schon in aller Munde. Das lag unter anderem daran, dass die Angelei in dem Beitrag relativ stark polarisierend dargestellt wurde. Im Großen und Ganzen ging’s in der Dokumentation, die eigentlich mit dem Ziel ins Rennen gegangen war, das Schmerzempfinden von Fischen zu beleuchten, um die Gepflogenheiten in künstlich angelegten Dickfisch-Pools im Kontrast zur vom Autor ausgeübten Verwertungsangelei. Dass die erstgenannte Angelei nur wenige Angler praktizieren, blieb unerwähnt. So könnte sich beim nichtangelnden Rezipienten der Eindruck manifestieren, dass es nicht ein kleiner Teil der Angelschaft ist, der in Hälterbecken auf Großfische plumpst, sondern dass diese verhältnismäßig kleine Szene einen großen Bestandteil der Angelschaft ausmacht.
Als ich den Film das erste Mal gesehen habe, hat sich mir der Eindruck aufgedrängt, dass Offtext und O-Töne so arrangiert wurden, dass zum Schluss alle doof dastehen, die nicht jeden Fisch in die Pfanne hauen. Ob das die Absicht des Autors war, sei einmal dahingestellt. Der wissenschaftlichen Beantwortung der Arbeitsthese wird im Film jedenfalls nur wenig Zeit eingeräumt. Das ist besonders für einen Protagonisten enttäuschend, der dieser Fragestellung schon lange und intensiv nachgeht und der nur deshalb mitgemacht hat, weil ihm zugesagt wurde, die Schmerzdebatte vollumfänglich aufzuarbeiten. Das versprach eine spannende Dokumentation zu werden, zu der er sein Fachwissen gerne beitragen wollte. Dr. Robert Arlinghaus hat sich nun in einem offenen Brief zu Wort gemeldet, dem zu entnehmen ist, dass er im Vorfeld viel getan hat, damit die Reportage dem komplexen Thema gerecht wird und dass er vom Ergebnis enttäuscht ist. Der Brief ist lang. Aber absolut lesenswert. Hier geht’s lang! Für alle, die es eilig haben, gibt’s auch eine Kurzversion, die in der Rute&Rolle abgedruckt war. Mit freundlicher Genehmigung von Rute&Rolle, darf man zur Kurzversion verlinken.
Noch ein bisschen eigene Meinung: Unabhängig von der Schmerzdebatte sollte sich jeder Angler Gedanken um den Umgang mit den Geschöpfen machen, die ihn faszinieren. Wenn diese Reportage dazu beiträgt, dass wir uns alle noch mehr um einen waidgerechten Umgang mit den Fischen machen, hat der Autor etwas erreicht. Ein produktiver Umgang mit der Debatte wäre meines Erachtens die Erarbeitung eines Code of Conduct, dem wir uns selbst verpflichten. Dazu habe ich erst in der aktuellen Fisch&Fang-Ausgabe etwas geschrieben. Sobald diese Ausgabe von der nächsten abgelöst ist, werde ich das hier mal zur Diskussion stellen.