Barsch Spin-Jig: Mehr Druck fürs Barsch-Gummi
Der Spin-Jig? Ein alter Hut, möchte man meinen. In der Praxis sehe ich aber wenig Leute mit den Jigs mit dem über einen Wirbel angeschlossenen Spinnerblatt fischen. Dabei fangen die manchmal extrem gut. So gut, dass ich z.B. beim Abdriften der Ebro-Felswände letztes Jahr nach hinten ins Boot geschickt wurde, weil: „Wenn Du mit deinem Propeller da drüber gegangen bist, beißt es nix mehr auf einen normalen Jig!“ Und so habe ich wieder einen Batzen Spin-Jigs eingepackt…
… und mir zusätzlich noch die Premium-Variante von Nories nach Spanien bestellt, damit ich ordentlich Druck machen kann mit meinen Gummis.
Dass die mit einem Spinnerblatt dekorierten Seepferdchen-Jigs richtige Abräumer sein können, wissen alle, die sich ein bisschen intensiver mit der nicht komplett neuartigen Bleikopf-Variante auseinandergesetzt haben. In den USA sind die Propeller-Jigs seit Ende Februar 2015 voll im Trend. Man kann den Aufschwung der Seahorse-Jigs an einem konkreten Datum festmachen und mit einem ganz bestimmten Menschen verbinden: Im Zeitraum vom 20. bis 22. Februar 2015 fand nämlich das Bassmaster Classic statt. Gewonnen hat dieses Endspiel der nationalen Bassmeisterschaft ein gewisser Casey Ashley, indem er die Kombination aus Spin-Jig und schlankem Action-Shad ganz langsam über den Grund gezogen hat. Die Jigs hat ihm sein Vater von Hand gefertigt. Und natürlich machen die Amis jetzt eine Wissenschaft draus. Es muss ein schlankes „Willow Leaf“ dran, der Jig muss lackiert sein und vor allem muss ein kugelgelagerter Wirbel vors Spinnerblatt, so dass es sich auch im Fallen dreht. An derartige Spezial-Konstruktionen kommen wir hier nur schwer ran. Die gute Nachricht: Die Stangenware tut’s auch. Die schlechte: Obwohl z.B. Profiblinker die Jigs mit dem Propeller unter dem Namen „Spinn-Twister“ seit Jahren im Programm hat, findet man kaum einen Angelladen, der eine gute Auswahl anbietet. Ein paar zuverlässige Bezugsquellen kann ich aber nennen (siehe unten). Und das ist auch gut so, denn die Teile ziehen an manchen Tagen Fische an den Haken, die auf herkömmliche Jig-Gummi-Kombos nur zaghaft oder gar nicht beißen – der zusätzlichen Druckwelle und der Lichtreflexe sei Dank.
Das Spin-Jig-Prinzip
Das System ist einfach. Ähnlich wie bei einem Spinnerbait addieren sich die Druckwelle und Lichtreflexe eines Spinnerblatts mit den überzeugenden Eigenschaften eines Gummiköders zu einer alle Sinne ansprechenden Reizdosis zusammen. Im Gegensatz zum Spinnerbait, wo das Blatt in gewissem Abstand über dem Köder rotiert und dem Jig-Spinner, bei dem das Blatt hinter dem Köder läuft, sitzt der Propeller hier unter dem Körper, wird also von am Grund liegenden Fischen besser wahrgenommen als ein Spinnerblatt, das vom Gummikörper abgedeckt ist. Lichtreflexe und Druckwellen strahlen ihre volle Blink-und Vibrationsdosis ungebrochen zu den passiv am Boden herumlungernden Fischen aus.
Trailer-Tipps für Spin-Jigs aka Underspins
Ich habe viel experimentiert und alle möglichen Gummiformen auf die Spin-Jigs gesteckt. Am besten gefangen habe ich mit schlanken Action-Shads (EZ Swimmer, Easy Shiner, Swing Impact, Wobble Shad) und Twistern (Fat G Tail Grub). Das silberne Blatt macht auch Naturdekors und gedeckte Farben wie Pumpkin Seed, Motoroil, Electric Shad, Gold Flash Minnow, Barschdesgin usw. zum Schocker. Manchmal darf es aber auch mehr sein. Green Pumkin/Chartreuse geht z.B. oft auch gut im trüben Wasser.
Köderführung der Spin-Jigs
An dieser Stelle möchte ich mal kurz darauf eingehen, wie Bassmaster Champion Ashley mit seinen Eigenbau-Spezialköpfen gefischt hat. Mich haben seine Schilderungen inspiriert und keineswegs möchte ich mich hier mit fremden Federn schmücken. Das Bassmaster Classic 2015 war geprägt von extremen Witterungsverhältnissen. Während es beim Training noch sonnig war und die Schwarzbarsche flach standen, fielen die Temperaturen am ersten Tag derart ab, dass die Boote auf den Trailern fest froren, die Rutenringe vereisten und die Rollen auch. Ashley fand die Fische in Tiefen von 13 bis 15 Metern. Gefangen hat er sie, indem er zu maximal langen Würfen ansetze, den Köder auf den Grund sinken ließ und so langsam einkurbelte, dass die Rutenringe während eines Wurfes einfroren. In Interviews betont er immer, dass diese Vorgehensweise vom Standard-Muster abweicht. Denn normalerweise verwenden Angler die Spin-Jigs, um Freiwasserfische nach oben zu ziehen, indem sie den Köder schon nach dem Aufprall aufs Wasser linear einholen. Daraus ergeben sich schon einmal zwei Köderführungsvarianten: Extrem langsames Eindrehen über Grund und die lineare Oberflächen- bzw. Mittelwasserführung. Hierzulande stechen aber noch zwei andere Varianten. Zum einen fange ich viele Barsche und vor allem auch Hechte, wenn ich das Köder-Gummi-Gespann faulenze oder jigge. Ein Vorteil des Spinnerblatts ist, dass es den Sinkflug abbremst. So kann man auch im Flachwasser mit einem 5-Gramm-Spin-Jig Sprünge hinlegen, wo ein herkömmlicher 5-Gramm-Kopf nur über den Boden schrammt. Apropos „über den Boden schrammen“: Eine meiner fängigsten Präsentationen ist Variante Nummer 4 – das Schleifen. Besonders über Muschel- und Kiesbänken hat es sich bewährt, das System auf den Grund fallen zu lassen und so langsam einzukurbeln, dass der Grundkontakt nie verloren geht. Ich weiß nicht, ob es die Schabgeräusche sind, die die Fische heiß machen oder die Lichtreflexe oder beides. Was ich aber definitiv sagen kann, ist, dass ich mit dem so präsentierten Spin-Jig oft mehr Bisse bekomme, als Mitangler, die auf herkömmliche Jigs setzen. Insofern durchaus nachvollziehbar, dass man mich von der Pole-Position wegzitiert.
Bezugsquelle für Seahorse-Jigs aller Art: www.tackle-dealer-shop.de
Bezugsquelle für Profi-Blinker-Köpfe u.a.: www.koderwahnsinn.de
Bezugsquelle für den Nories-Jig: www.camo-tackle.de
Und wer noch nicht genug hat, kann sich die bei den Amis „Underspin“ genannten Spin-Jigs auf Youtube bei den Jungs von Tactical Bassin anschauen (auf Englisch…lohnt aber).