Zander Spanien 3/2017: Entfesselte Zander
Ich habe mich im letzten Bericht ja ein bisschen zur Barsch-Situation geäußert und dabei anklingen lassen, dass die Maßlosigkeit dazu geführt haben könnte, dass dem Barsch-Wunder Grenzen gesetzt wurden. Nicht dass man nicht jeden Tag seine Fische gefangen hätte. Doch vergleichsweise ging es zäh. Ganz anders an der Zanderfront und vielleicht widerlegen die Zettis ja auch meine These, denn auch wenn einzelnen Fischarten hier richtig doll auf die Schuppen gerückt wird, scheint das Gewässer mit brutaler Produktivität entgegenzuhalten. Von Mitte März bis weit in den April stehen nämlich besonders die Zander stark unter Beschuss. So werden hier jedes Jahr tonnenweise Zander entnommen – leider oft kurz vor oder nach dem Ablaichen. Und trotzdem wird es wenig Gewässer mit einem derartigen Zanderbestand geben. Der ist natürlich Schwankungen unterworfen, die zum Teil mit den Laicherfolgen zu tun haben. Die fallen von Saison zu Saison unterschiedlich aus. Das liegt z.B. daran, dass wir es mit einer Talsperre zu tun haben, in die im Frühjahr viel Wasser läuft, wenn es in Nord-West-Spanien kräftig regnet. Das Hochwasser wird zwar über die Staumauern kontrolliert, oft kommt da aber viel Sediment mit, das es sich auf den Zandernestern absetzt und die Eier platt macht. Flach angesetzte Nester liegen ein paar Tage nach Errichtung auch mal trocken oder eben zu tief, als dass da genug Licht und Sauerstoff rankommen könnte. Zwar laichen nicht alle Fische auf einmal und durch die Größe und die vielen sicheren Laichplätze produziert der See jedes Jahr Zandernachwuchs – neben den Anglern hat auf jeden Fall auch das Wetter einen Einfluss darauf, wie viel Zanderbrut in einer Saison hochkommt.
In den letzten drei Jahren müssen ideale Bedingungen geherrscht haben. Denn was hier an 40ern bis 60ern unterwegs ist, ist einfach gigantisch. Man stelle sich mal vor, dass das Gros der Zettis abwachsen dürfte… Dürfen sie eigentlich nicht. Und trotzdem fängt man neben den kleineren Fischen auch immer wieder gute Exemplare. Dass auf die Barschköder nicht exklusiv die dicken Zander gehen, ist ja klar. Wenn man aber ein bisschen größer angelt, werden auch die Fische größer. Wobei der größte Zander am oberen Stausee (82 cm) im Freiwasser über 10 m Wassertiefe auf einen 6cm-Twitchabit kam.
Als ich am Anfang in den Angelladen kam und man mir erzählte „Easy fishing, Johannes! 50 Zander per day. Easy.“, hatte ich das fast ein bisschen angezweifelt. Das erinnert ja fast an alte Mythen aus den 80ern und 90ern. Und anfangs haben wir uns auch ein bisschen schwer getan, die Fische zu lokalisieren. Als wir das Standplatzrätsel aber geknackt hatten, waren wirklich jeden Tag 30 bis 50 Fische im Boot. Dazu gab’s dann immer noch reichlich Fehlbisse und den einen oder anderen Aussteiger. Fishaction satt.
Soweit zur Zanderangelei am oberen Stausee. Unten fängt man traditionell ein bisschen weniger. Dafür sind die Fische oft ein bisschen größer.
Wir finden es schön da unten. Vor allem am Wochenende, wo oben viele Spanier auf Schwarzbarsch fischen, herrscht da dann deutlich weniger Betrieb als auf dem oberen Stausee, so dass wir samstags und sonntags schon mal prinzipiell lieber vor der Haustür fischen. (Unsere Unterkunft, das Casa Rio von Jürgen Stegherr, liegt direkt am unteren Stausee.)
Wo wir angeln, können wir dank unseres breit aufgestellten Fuhrparks frei entscheiden. Zander gibt’s jedenfalls überall. Mal mehr. Mal weniger. Auf einen Biss muss man aber immer vorbereitet sein.
Mehrheitlich fischten wir mit Gummi am Bleikopf. Wobei ich mit meinen Gästen Zandro und B-Jörg ein kleines Finesse-Battle ausgefochten habe, in dessen Verlauf sich herausstellte, dass die Zettis auch sehr gut auf ShakyHead, Carolina- und T-Rig reagieren. Und so konnten sich die Jungs noch reichlich Finesse-Skills aneignen, die an heimischen und holländischen Gewässern sicher noch ausgebaut werden. Das ist eine der guten Sachen hier: Aufgrund des guten Fischbestandes und der Tatsache, dass man hier Fische beangelt, die auch daheim vorkommen, kann man die Erkenntnisse bzw. das frisch erlangte Vertrauen in bis dahin stiefmütterlich behandelte Methoden dann auch in Deutschland oder Österreich umsetzen. Einsteiger können sich richtig reinarbeiten in die Jiggerei und dann auch entschlossen anschlagen, wenn es in der Rute zuckt. Den Anschlagreflex kann man sich aufgrund der doch beachtlichen Bissfrequenz vor Ort jedenfalls sehr gut antrainieren.
Zwar hatten wir oben teilweise auch eine hohe Wallerfrequenz und auch große Fische dran. Unterhalb der großen Staumauer sind Großwallerkontakte häufiger, so dass man sich auch gerätetechnisch auf brachiale Drills einstellen muss. Der größte Wels, der aufs Zandergerät kam, war 2,60 m lang. Also echt. Zweimetersechzig. Zwei. Sechs. Null. Irre.
Aber davon mehr im nächsten Teil, in dem es um die Waller geht…
Wenn ihr euch über die Touren im Jahr 2018 informieren wollt, könnt ihr das auf meiner Website spinn-angeln.de gern tun. Auch im Frühjahr 2018 bieten Dori und ich eine Gruppenreise an.