Barsch Soft & schnell: Searchbaiten auf Ufer-Vagabunden
Beitrag enthält WerbungWenn ihr öfter mal eine Angelzeitung lest, habt ihr von vagabundierenden Barschen sicher schon gehört, wenn euch die Phrase nicht schon zum Hals raushängt, wird sie doch Jahr für Jahr aufs Neue herausgeholt, um irgendeine Barsch-These zu untermauern oder eine Köderführung zu rechtfertigen. Seit neustem ist das geflügelte Wort von den vagabundierenden Barschen aber wissenschaftlich belegt und tritt damit aus dem illustren Kreis der Allgemeinplätze hervor. Da ich selber dem beweisliefernden Projekt des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei mit dem Arbeitstitel „Barschforschung“ teilgenommen habe und weil es so schön passt, lege ich noch einmal ein Vagabunden-Intro nach: Im Verlauf dieser Studie von Christopher T. Monk, Steven Carle und Robert Arlinghaus wurden einige Barsche mit Sonden ausgestattet und überwacht. Man stellte u.a. fest, dass die Barsche in dem kleinen Versuchssee, einer strukturlosen Badewanne, im Schnitt satte 5,6 km pro Tag zurücklegen. Vorwiegend patrouillierten die Fische (es wurden nur große Barsche mit Sonden versehen) am den Uferstreifen entlang.
Ich habe dazu bereits einen Artikel im Archiv versenkt: https://www.barsch-alarm.de/news/barsch-forscher-im-dienste-der-wissenschaft/
Das sind doch mal zwei ganz konkrete Ansagen, mit denen man als Angler arbeiten kann.
Zwei Wege zur Kontaktanbahnung
In meinem Kopf konstituieren sich aus diesem Wissen zwei unterschiedliche Strategien, mit denen man die Ufer-Vagabunden stellen kann. Strategie 1: Stelle Dein Boot in Ufernähe hin und schmeiße. Irgendwann wird ein Barsch vorbeikommen. Strategie 2: Halte Dich nicht mit bestimmten Plätzen auf. Du kannst sie überall erwischen.
Strategie 1 würde ich noch ein bisschen modifizieren und mir einen Spot mit einer für Barsche interessanten Struktur aussuchen. Viel spannender ist aber doch Strategie 2. Wenn ich den ganzen Uferbereich nach Barschen abwerfe und immer weitermache, lerne ich das Gewässer unheimlich schnell und unheimlich gut kennen. Zwar gehe ich das Risiko ein, immer am falschen Platz zu fischen. Aber wenn ich ein ganzes Uferstück absuche und davon ausgehe, dass es die Barsche mir gleichtun, müssen wir uns irgendwann mal treffen. Entweder werde ich überholt oder die Barsche kommen mir entgegen. Dieser aktive Ansatz lässt uns an Stellen Fische fangen, wo andere niemals hinwerfen. Denn im Durchschnitt sind wir dann ja doch alle recht bequem. Nicht jeder hat so viel Zeit zum Angeln wie so ein Teamangler-Fuzzi und deshalb verlässt man sich meistens auf die bewährten Plätze und auch auf die Köder, die schon immer Fisch gebracht haben. Ich habe ein bisschen mehr Zeit. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich an meinen Hausgewässern auch meistens die gleichen Plätze nach Fischen ab – wenn ich mir auch zur Auflage gemacht habe, an jedem Tag mindestens einen Spot zu befischen, an dem ich noch nie geankert habe. Wenn ich aber in Spanien an einem riesigen Stausee bin, ist alles anders. Unvorbelastet wie ich bin und aus Neugier, fahre ich den ganzen Tag beliebige Buchten und Steilwände ab, treffe dabei immer wieder auf Einzelfische und stelle manchmal auch kleine Barschtrupps. An diesem stark befischten Gewässer gibt mir diese Vorgehensweise das gute Gefühl, immer wieder jungfräuliches Terrain anzuwerfen, auf dem noch kein Köder sein Unwesen getrieben hat. Bei uns daheim gibt’s allerdings ein paar Hürden: Ankergebote, Motorverbote beim Bootsangeln und Privatgelände und unzugängliche Uferpartien beim Uferangeln. Aber es gibt auch Lösungen: leichte Anker, die man schon mit dem E-Motor durch einfaches „Gasgeben“ versetzen kann, Bellyboote, Wathosen oder geöffnete Augen bei der Gewässerwahl.
Wenn man diese Probleme für sich gelöst hat, kann’s weitergehen. Jetzt braucht man einen Köder, mit dem man das Ufer schnell abfischen kann – am besten mit dem Gefühl, dass er auf jeden Fall wahrgenommen wird. Im Fachjargon spricht man von Searchbaits.
Was ist ein Searchbait?
Searchbait bedeutet wörtlich übersetzt Suchköder. Es gibt Suchköder aus Blech (Spinnerbaits, Chatterbaits) oder Plastik (Crankbaits). Die mag ich auch gern. Und die fangen auch alle ihre Fische. Am meisten Vertrauen haben die meisten Angler aber wohl in den Gummifisch, weil er dem lebenden Beutefisch am nächsten kommt. Er sieht aus wie ein Beutefisch und bewegt sich ähnlich. Es gibt die subtilen Verführer, die durch ein völlig natürliches Laufverhalten bestechen. Wenn man aber viel Aufmerksamkeit erzeugen will, um die Fische aus einiger Distanz zum Köder zu ziehen, braucht man einen Kippellauf und eine aggressive Schwanzrotation. In Kategorie 1 fällt z.B. der Paddle Fry von Gitzit, mit denen meine Freunde und ich schon unzählige Dickbarsche verhaftet haben. Unter Kategorie 2 fallen der Fat Swing Impact oder der 360 GT von Storm, die die Fische aus allen Richtungen (360 Grad) an den Haken locken. Natürlich gibt’s Alternativen ohne Ende: Easy Shiner, Flash J, Spoontail Shad, Wobble Shad, Swing Impact, Grubster, Shaker und wie sie alle heißen…
Köderführung
So einen Searchbait kurbelt man einfach durchs Wasser. Gelegentlich eingestreute Beschleunigungsphasen erhöhen die Reizdosis. Auch ein Abstoppen bringt immer wieder Bisse. Die Fängigkeit resultiert aber eher aus der Wurffrequenz und der damit abgesuchten Wasserfläche als aus einer kunstvollen Köderanimation.
Alternativplätze
Natürlich fängt man mit Searchbaits nicht nur am Ufer. Auch Barschberge sind interessante Strukturen, die man von außen nach innen abscannen sollte. Oder Landzungen. Auch hier werfe ich immer vom Tiefen ins Flache oder an den Kanten entlang. Falls man Futterfischansammlungen im Freiwasser ausmacht (im Sommer zeigen sich die Kleinfische ja oft an der Oberfläche), ist ein Searchbait, den man knapp unter dem Schwarm durchzieht, eine sehr produktive Angelegenheit.
Unbedingt hechtsicher fischen!
Da man bei dieser Angelei immer wieder auf Hechte trifft, führt an Stahl kein Weg vorbei. Ich mag es so unauffällig wie möglich und knote ein 1×7 Titan von Knot2Kinky (5 oder 8 kg – je nach Gewässertrübung und Großhechtgefahr) ans 25er Fluorocarbon. Den Karabiner knote ich auch direkt an. Nicht weil das fangtechnisch besser wäre (so eine Klemmhülse vorm Karabiner schadet nix), sondern weil‘s so schön schnell gemacht ist. Um auch mal einen größeren Hecht heimzubringen, fische ich meistens mit einer Rute aus dem M-Klasse. Meine hat ein Wurfgewicht von 7 bis 21 Gramm, aber so viel Power im Blank, dass ich den Meterhecht nicht fürchten muss. Der kann gerne kommen.