Gewässer-Tipps Angeln im Rummelsburger See – Berlin
Mitten in der Hauptstadt liegt mit dem Rummelsburger See eines der reizvollsten (Raubfisch-)Gewässer des Bundeslandes Berlin. Rapfen, Aale, Spreezander und Barsche suchen dieses nicht gerade romantisch anmutende Gewässer in stattlichen Größen auf. Warum „der Rummelsburger“ einfach jeden Raubfischangler richtig reizen muss, erfahrt Ihr hier.
Berlin/Friedrichshain: unweit der Warschauer Straße gleich beim Osthafen – und nur 5 Minuten vom Alexanderplatz entfernt – liegt der Rummelsburger See, ein Altarm der Spree, der seinen umwelttechnischen Supergau schon hinter sich und zum Glück auch überwunden hat. Dass es sich überhaupt lohnt, über den See als Fischwasser zu schreiben, ist der Komplettsanierung in den letzten Jahren zu verdanken. Die Wasserstadt GmbH verwandelte die Rummelsburger Bucht in wertvolles Wohnland – unter anderem indem sie sie mit einer Spundwand komplett von der Spree absperrte, um den Grund von explosiven Kriegsüberbleibseln zu befreien und das Gewässer zu sanieren (Entschlackung, Abtrennung des Sees von der Spree, Eisen- und Nitratbehandlung, Umwälzung). Zwar haben hier im Zuge dieser Wiederbelebungsaktion namhafte Architekten sehenswerte Bauten errichtet, doch für Waldseefetischisten taugt der Ausblick dennoch wenig. Wer hier angelt, muss also andere Gründe haben, als vor der Zivilisation zu fliehen. Zum Beispiel den, dass sich die Wasserqualität stark verbesserte und die Raubfische den fast vollständig mit Spundwänden versehenen See verstärkt als Rückzugsrefugium nutzen. Das Spinnangeln lohnt sich hier besonders.
Der Rummelsburger See – Eine echte Herausforderung für Angler
Doch die Lage mitten in der Stadt und der Ausblick auf moderne Hochhäuser und Schornsteine sind nicht die einzigen Herausforderungen, denen sich der Angler hier stellen muss: die Fische sind teilweise sehr schwer an den Haken zu locken und ziehen außerdem nur zu bestimmten Jahreszeiten in die Bucht. Ersteres trifft vor allem auf die Rapfen, Döbel und auch auf die Aale zu. Zweiteres besonders auf die Spreezander.
Überall am Ufer und auch mitten auf dem Wasser spritzen im Sommer die Kleinfische auseinander. Bis weit in die Nacht hinein hört man die Räuber schlagen. Doch es ist häufig wie verhext: egal, was man ihnen anbietet – sie verweigern den finalen Zugriff. Selbst ein den Kleinfischen vehement nachsetzenden Rapfen direkt vors Maul servierter Köder (Popper, Blinker, Wobbler) wird mit einer penetranten Hartnäckigkeit ignoriert, die uns Angler zur absoluten Höchstform auflaufen lässt. Und wer es im Sommer auf Zander versucht, wird allerhöchstens mit einem Zufallsfang für seine Ausdauer belohnt.
Listige Rapfen, gezupfte Barsche im Rummelsburger See
Man muss sich seine Fische hier wirklich erarbeiten. Und auch dem fleißigsten Angler bleibt trotz heftigen Jagdbetriebes im Wasser die Gewissheit versagt, zumindest einen Fischkontakt herstellen zu können. Den im Sommer bis zum Frühherbst jagenden Rapfen mit herkömmlichen Ködern nachzustellen ist meist sinnlos. Oberflächennah präsentierte Köderfische inklusive. Die besten Chancen hat man mit Streamern, die mit einem langsam sinkenden Sbiro knapp unter der Oberfläche angeboten werden. Weiß, grün, rot und abends auch schwarz sind die Top-Farben. Ein 1,5 m langes Vorfach verhindert, dass gleich wieder die Alarmsirenen der vorsichtigen Kampfmaschinen losgehen, wenn sie den Köder sehen. Auch auf die zahlreich vorhandenen Barsche eignet sich ein haariger Streamer oder ein am Sbiro gezupfter Wurm um diese Jahreszeit ganz hervorragend. Eine normale Barschrute mit Barschrolle sollten in den meisten Fällen das richtige Tackle sein.
Wurm-Aale und Köfi-Zander – Köder für die Rummelsburger Bucht
Die Spitzkopfaale grasen ab 11 Uhr nachts die Spundwand nach Kleinlebewesen ab. Aber auch die Schlängler beißen gaaanz vorsichtig, gehen jedoch gern auf Rotwurmbündel. Die großen Raubaale werden weiter draußen auf tote Köfis (am besten gehen 5 cm lange Barsche) oder richtig fette Tauwurmbündel gefangen. Das Zanderangeln lohnt sich erst, wenn die Tage wieder kurz werden. Ab Ende September stehen die Spezis dann aber Mann an Mann um den ganzen See. Die Fische beißen dann am besten in der Abenddämmerung. Doch nicht der Twister, sondern der tote Köfi bringt die meisten Stachelritter ans Tageslicht. Ca. 20 bis 40 m vom Ufer patrouillieren die Trupps auf und ab. Wer hier ein etwas 15 cm langes Rotauge auf den Grund legt, kann mit einiger Zuversicht in Lauerstellung gehen. Allerdings beißen auch diese Kollegen nicht gerade brachial, so dass Experten ihr Fischchen am Haar anbieten und nach dem Biss lang genug warten oder mit einer Schnellhakmontage (ein Drilling vorne im Maul, einer im Rücken) an der Feederrute angeln und sofort nach dem Zupacken des Räubers anschlagen.
Die Hotspots
Einer der besten Plätze liegt auf der Westseite hinter einem roten Ziegelhaus ganz am Ende des Fußweges. Hier steht ein Ponton von dem aus während der warmen Jahreszeit sowohl die Räuber am Ufer (Rapfen und Barsche) als auch die sich im Inneren des Sees aufhaltenden Rapfen und, wenn es wieder kälter wird, die Zander befischt werden können. Die Barsche jagen im Sommer gern unter den überhängenden Gebüschen, die ihre Äste etwas weiter rechts gen Wasser recken. Hier lohnt sich das Barschangeln und man sieht im Sommer auch im Minutentakt Rapfen durchs Wasser brechen. Da die Zander durch den ganzen See ziehen, gehört bei der Platzwahl etwas Glück dazu. Wenn ab Herbst nur noch wenige Plätze frei sind, nehmen einem die Kollegen die Entscheidung jedoch ab. Und, um unseren Berliner Bürgermeister zu zitieren, manchmal „ist das auch gut so“. Besonders dann, wenn es scheint, als hätten die Zander nur darauf gewartet, dass eben dieser freie Platz besetzt wird…
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