Unsere Boote Restauration BW-Sturmboot
Wie alles begann: Eines Nachmittags saß ich nach erst kürzlich absolvierter Angelfischerprüfung an meinem hiesigen Angelteich und fischte zufrieden und entspannt auf Karpfen. Ein paar schöne Exemplare hatte ich bereits auf die Schuppen gelegt, als mein Handy sich bemerkbar machte. Mein Freund Rene war am anderen Ende der Leitung und fragte mich, ob ich denn keine Lust hätte, ihn bei einer Angeltour auf seinem Angelboot zu begleiten. Die ganze Sache sollte in den Niederlanden auf der Maas stattfinden und ich war mir anfangs nicht sicher, was ich denn bitteschön auf der Maas und vor Allem auf einem Angelboot sollte. Da ich aber Allem offen gegenüber stand und stehe, sagte ich damals kurzerhand zu und ging wieder meinem Karpfenangeln nach.
Der Tag kam und unsere Angeltour begann. Schon als wir im Hafen ankamen, merkte ich direkt, das es wohl was ganz besonderes sein müsste, dieses Bootsangeln. Das Wetter war schön und ich war aufgrund der ganzen Hafenatmosphäre in einer gewissen Art Urlaubsstimmung. Das Angeln war eigentlich relativ unspektakulär, da wir eigentlich nur einen Zander gefangen hatten. Jedoch das ganze drum und dran hat mich irgendwie gepackt. Ich bin heute überzeugt, dass ich mich an diesem Tag mit dem Bootsangelvirus infiziert habe. Als ich dann morgens wieder auf dem Steg stand, hatte ich ziemlich wacklige Beine und das Gefühl, andauernd von irgendwelchen Wellen gepackt und angehoben zu werden. Zu Hause angekommen unter der Dusche verstärkte sich dieses Wellengefühl noch um ein bis zwei Stufen.
Hups.. War da vielleicht jemand ein klein wenig seekrank?
Ich werde nie vergessen, wie ich mich anschließend zu meiner Frau an den Frühstückstisch setzte und diese mich fragte: Und, wie war es?… Hat Dir das Angeln vom Boot gefallen?….Wirst Du noch mal mitfahren?..
Ich antwortete nur kurz: Hmmmh… weiß nicht.. Schlecht war es nicht….
In der folgenden Woche ersteigerte ich dann bei Ebay mein erstes Angelboot. Es sah hervorragend aus auf diesen kleinen Bildchen und das ganze zum absoluten Schnäppchenpreis. Und eine Kajüte hatte es auch noch. Einfach perfekt!…….. Dachte ich!
Das Boot habe ich dann am folgenden Wochenende mit meinem Freund Andy S. und einem bei Leo’s Angelmarkt geliehenen Trailer in Hannover abgeholt. Bei der ersten Betrachtung vor Ort bekam ich erst mal gar keinen Ton heraus. Mein Freund Andy brachte es immerhin zu einem leisen…Ohhh Gott.
Na ja, half Alles nix. Wir haben das Ding dann erst mal nach Hause geschafft und haben dann während der Fahrt, speziell nahe der Heimat, darauf gehofft, dass uns bloß kein Bekannter mit diesem Haufen Schrott sehen würde.
Am folgenden Tag habe ich dann erst mal die so genannte Kajüte und alle weiteren Aufbauten entfernt und dabei war es überhaupt kein Problem diese aufgeweichte, verschimmelte Sperrholzpampe mit bloßen Händen zu entfernen. Was letztendlich überblieb war eine einschalige GFK-Schale des Typs Anka aus ehemaliger DDR-Fertigung mit den Abmaßen 4,6m * 1,5m. Die Grundsubstanz der Schale war auf den ersten Blick in Ordnung und ich kann mich heute gar nicht mehr so recht erinnern, was da eigentlich beim Wiederherrichten soviel Zeit in Anspruch genommen hat. Wobei meine Frau meint, ich hätte da wohl die Erinnerungen verdrängt und wohl niemals richtig verarbeitet. Hööö.. Hööö..
Restaurationssyndrom, oder was?
Jedenfalls haben Andy S. und ich viel Arbeit und Zeit in das Ding investiert Irgendwann Anfang September 2002 war das Teil dann fix und fertig und wurde auf den schönen Namen Thunder getauft (wegen AC/DC und so). Bei der Jungfernfahrt fing ich dann beim Schleppen meinen ersten Hecht (84 cm) und mein Freund Andy einen wirklich fetten Barsch.
Vorher…. Würg….
Nachher….. Wow…
Also, Ende gut.. alles gut….Alles gut?
Es kam doch anders…..
Ich war sehr viel mit dem Thunder unterwegs und es machte wirklich viel Spass mit diesem kleinen Boot zu angeln. Doch das Boot verhielt sich ziemlich kibbelig auf dem Wasser und wenn da so ein großer Pott auf der Maas vorbei fuhr, wurde es schon mal brenzlig. Der geringe Freibord des Bootes verlangte bei solchen Ereignissen höchste Aufmerksamkeit und irgendwann war ich mehr damit beschäftigt, den Bug des Bootes in die Welle zu drehen als mich mit dem eigentlichen Angeln zu beschäftigen.
Während dieser Zeit hatte ich das Glück, Jochen Frey von Leo’s Angelmarkt näher kennen zu lernen und in den darauf folgenden Wochen konnte ich mehrmals auf dem Boot von Leo’s Angelmarkt mitfahren. Als ich das erste Mal vor deren Boot am Steg stand, dachte ich nur: Wow… Was ein geiles Teil…Riesig viel Platz….hoher Freibord…. und…. und….und….
Jochen sagte nur von hinten: Geiles Teil, oder? Das ist ein ehemaliges BW-Sturmboot.
Ich dachte nur: So ein Teil werde ich auch bekommen, wart’s ab!
Jochen meinte noch, dass man diese Teile nur sehr selten bekomme und dass diese Boote dann meistens in einem sehr sehr schlechten Zustand sind.
Einige Monate vergingen und ich war wieder mal damit beschäftigt, im Internet nach neuen Informationen bzw. in Frage kommender Quellen für BW-Sturmboote zu suchen, als die Suchmaschine mir einen Link zu der Seite www.carpfoto.com ausspuckte. Der Inhaber dieser Seite, Thomas Kemper, fuhr auch ein BW-Sturmboot und von eben diesem Boot konnte man einige schöne Bilder auf dieser Seite bewundern. Interessant dabei war, dass es sich bei seinem Boot um ein Sturmboot früheren Baujahres handelte, das komplett aus Mahagonisperrholz bestand. Ich nahm kurzerhand mit Thomas Kontakt auf, wobei ich ihm mitteilte, dass ich auf der Suche nach einem BW-Sturmboot sei und zwar in der jüngeren Version aus GFK.
Thomas teilte mir mit, dass da ein Boot zum Verkauf stünde und ratet mal wo? Genau, bei Ebay.. Ein Klick auf die besagte Seite und… Treffer… da ist so ein Teil…aber was ist das? …2500 € ? Gut, da war ein fast neuer 10 PS Yamaha und ein einfaches Echolot dabei. Ich hoffte, niemand würde auf das Teil bieten. Und so kam es dann auch. Die Auktion verlief ohne Gebote und im Anschluss habe ich dann Kontakt mit dem Verkäufer aufgenommen. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Verkäufer und dessen Zusage, das an dem Rumpf nur sehr wenig zu machen währe, waren wir uns ziemlich schnell handelseinig und ich habe das Teil dann ohne Motor und ohne Echolot für relativ kleines Geld ein Tag später in Frankfurt Oberursel abgeholt. Sehr schöner Ort…! Schöne Tour dahin…! Tolle Landschaft….!
Bei meiner Ankunft mit dem Sturmboot zu Hause meinte meine Frau nur „Jetzt geht das schon wieder los ! Erinnere dich doch bitte mal an das letzte Mal !
Das letzte Mal…Hmmh…Was war denn da ? Also ich wusste wirklich nicht was sie meinte. Was sollte mir dieser negative Gesichtsausdruck sagen?
Wie so oft schon, sollte mein Engel mal wieder Recht behalten.
Nach einem Telefonat mit einem Chris J. kam dieser sofort vorbei und half mir, das Sturmboot in unserem Garten zu verstauen.
Jochen und ich haben dann ein paar Tage später damit begonnen, die erste Lackschicht mit einem super starken Hochdruckreiniger an Erichs Tanke zu entfernen und wir mussten schnell erkennen, das die weitere Entfernung der Farbschichten nicht mal so eben gemacht währe.
Da der Herbst bzw. der Winter vor der Tür stand und wir trotzdem möglichst viele Arbeiten während der Schlechtwetterzeit durchführen wollten, musste eine Möglichkeit geschaffen werden, das Boot bzw. mich während der Arbeiten vor dem schlechten Wetter zu schützen.
Beim Suchen nach irgendwelchen Teilen in meinem Gartenhaus fielen mir dann diese zwei schönen fast neuen Gartenpavillions in die Hände, die dann in Verbindung mit ausreichend Abspannseilen und ein paar großen Aldi-Abdeckplanen, eine fast perfekte Arbeitshalle abgaben.
Mit zwei von Jochen bereit gestellten Heizstrahlern zauberte ich dann eine „fast“ kuschelige Arbeitsatmosphäre.
Am darauf folgenden Samstag und den folgenden Tagen ging es dann richtig los. Mit Exzenterschleifer, Schwingschleifer und Schleifhexe sowie einer Unzahl an Schleifscheiben bewaffnet rückten wir den noch vorhandenen Farbschichten zu Leibe.
Man musste mit viel Gefühl an die Arbeit gehen und nach bereits zehn Minuten Schleifen konnte man aufgrund der Staubentwicklung die Hand vor Augen nicht mehr erkennen. Dies erforderte dann immer wieder mehr oder weniger kleine Pausen, die zum Abzug des Schleifnebels notwendig waren. Trotz Arbeitskleidung und Staubmasken sahen wir am Ende des Tages aus, als währen wir gerade aus einem Grubenschacht gekommen.
Der Rumpf, der bei der ersten Begutachtung in Oberursel noch sehr gut aussah, zeigte bei zunehmender Entfernung der vielfach vorhandenen Lackschichten immer neue Stellen die es nun auszubessern galt. Da waren Risse im Innen der Schale und der Handlauf wurde bis dato wohl teilweise nur noch durch Spachtel zusammen gehalten.
Nach zwei Samstagen und einigen Stunden abends nach der Arbeit war der Rumpf Innen von den alten Lackschichten und dem alten Gelcoat größtenteils befreit und konnte nun weiter bearbeitet werden.
„Hier noch mal vielen Dank an Jochen und Chris. War eine echte Scheißarbeit, die Schleifarbeit.
Übrigens: Zum Angeln haben alle Zeit…zum Arbeiten…na ja ihr wisst schon.
Nach dem Freischleifen und Reinigen der schadhaften Stellen Innen und am Handlauf wurden diese mit Epoxyspachtel gefüllt und geschliffen. Die auf dem obigen Bild zu erkennenden BW-Bankauflagen wurden aufgrund ihres schlechten Zustands komplett entfernt. Der komplette Bootsboden Innen sowie der komplette Handlauf wurden im Anschluss hieran dreischichtig mit Glasfasermatten laminiert.
Zum Laminieren musste das Zelt immer zeitig vorgeheizt werden, damit die zum Laminieren und Aushärten notwendige Temperatur vorhanden war. Das hat mich zwar einige Flaschen Propangas gekostet, aber ich muss im Nachhinein sagen, dass das Laminieren eine ziemlich lustige Arbeit war. Während des Laminierens und dem vermehrten Umgang mit Aceton war ich immer sooooo gut drauf.
Ich folgte dann trotzdem dem Rat meines Vaters, die von ihm zur Verfügung gestellte Atemschutzmaske zu tragen, um geistige und körperliche Schäden zu vermeiden.
Nach Beendigung der ersten Laminierarbeiten machte uns ein böser Sturm erst mal einen Strich durch die Rechnung und zerstörte mein schönes Arbeitszelt. Da die Grundarbeiten Innen erst mal abgeschlossen waren, beschloss ich den Rumpf zu drehen und mit dem Schleifen der Rumpfaußenseite zu beginnen. Während der Arbeitspausen, die oftmals mehrere Tage bis Wochen aufgrund des schlechten Wetters betrugen, war der Rumpf natürlich mit einer wasserdichten Plane abgedeckt.
Hups.. es war wohl auch mal rot!
Rechts am Heck noch erkennbar das Zeichen der BW-Einheit, gehörte wohl zur fliegenden Gebirgsmarine…und da waren sie wieder… die Auswirkungen der Acetondämpfe..
Da sich die Arbeiten von da an als Freiluftveranstaltungen gestalteten, waren die Tage an denen ich am Boot arbeiten konnte begrenzt. Sehnsüchtig wartete ich auf besseres Wetter, um endlich weiter zu kommen.
Das Entfernen der alten Antifoulingschichten gestaltete sich als äußerst schwierig. Dieses war jedoch absolut notwendig denn mit fortschreitender Entfernung dieser Schichten kamen weitere Problemstellen zum Vorschein.
Die Leitfinnen waren ziemlich beschädigt und mussten teilweise neu aufgebaut werden. Der Kiel hatte auch schon bessere Zeiten erlebt, aber in Hinblick auf den Verwendungszweck solcher Boote bei der Bundeswehr, nämlich aufs Ufer aufzufahren um Besatzung abzusetzen, waren diese Beschädigungen wohl nicht zu vermeiden gewesen.
Alle schadhaften Stellen wurden ausgeschliffen, gereinigt, mit Epoxy-Unterwasserspachtel gefüllt und wiederum geschliffen.
Als dann endlich wieder besseres bzw. wärmeres Wetter kam, wurde der Rumpf an den schadhaften Stellen dreischichtig laminiert. Die Übergänge wurden mit Unterwasserspachtel bei gezogen. Anschließend erfolgte eine dreischichtige Beschichtung mit Gelcoat um den ganzen Rumpf bzw. das freiliegende GFK gegen das Eindringen von Wasser zu schützen bzw. das GFK zu versiegeln.
Als nächstes folgte eine zusätzliche, fünfschichtige Versiegelung des Unterwasserbereichs mit International Gelshield 200. Abschluss bildete hier ein dreischichtiger Unterwasseran- trich mit Antifouling und ein dreischichtiger Überwasseranstrich mit BW-Farbe RAL 6031.
So, bis auf die Aufbringung des Bootsnamens war die Außenschale nun fertig und das Boot musste, um mit den weiteren Arbeiten fortfahren zu können, erst mal gedreht werden.
Nachdem dieses erfolgt war, galt es nun zu überlegen, welche Aufteilung des zur Verfügung stehenden Platzes wohl am sinnvollsten sei. Dabei wurden die folgenden Punkte besonders berücksichtigt.
- Stauraume müssen in ausreichendem Maße zu Verfügung stehen um das notwendige Bootsequipment aufzubewahren !
- Sitzgelegenheiten müssen so gestaltet werden, dass ein ermüdungsfreies, angenehmes Angeln über viele Stunden möglich ist !
- Die Platzaufteilung sowie die Anordnung von Hilfsmitteln wie E-Motor, Echolot, Rutenhalter etc. muss nahezu perfekt sein !
- Keine Kompromisse bei der sicherheitstechnischen Ausstattung (Strom, Positionsleuchten, Ankerlicht etc.) !
Um ausreichend Stauraum zu schaffen, wurde der Bugbereich mittels eines einlaminierten Schott abgeteilt und nach oben hin mit einer AL-Riffelblechplatte geschlossen die auf eingepassten Multiplexträgern zur Auflage kam. Zur Verbindung wurde die Al-Riffelblechplatte verschraubt und zusätzlich, als Schutz gegen Feuchtigkeit mit Sikaflex Dichtmasse verklebt.
Es folgte das Einlaminieren der Trägerplatte die zur Aufnahme des späteren vorderen Drehstuhls dienen sollte, die Versiegelung mit Gelcoat sowie das Anbringen der abschließbaren Schottklappe und der notwendigen Lüftungsbleche.
Eine ähnliche Trägeplatte wurde natürlich auch für den hinteren Drehstuhl einlaminiert, mit dem kleinen Unterschied, das diese Platte von Unten hohl sein musste, damit sich ansammelndes Wasser zum hintersten Heckbereich durchgeleitet wird, um da von zwei Bilgenpumpen über Bord befördert werden zu können. Hierzu wurde erst mal die Platte an sich komplett einlaminiert, damit später keine Feuchtigkeit mehr in die Platte eindringen konnte.
Im Anschluss hieran wurden dann im Heckbereich zwei weitere Staukästen einlaminiert, die zur Aufnahme von Akkus und weiteren Bootsequipment dienen sollten.
In dem Bild zwei drüber sind die provisorisch eingebauten Bilgenpumpen ersichtlich. Bei den ersten Tests jedoch zeigte sich, das der zum Absaugen notwendige Wasserpegel von ca. einem Zentimeter aufgrund des flach verlaufenden Bootsbodens erst spät erreicht wurde. Um das anfallende Wasser an der Abpumpstelle zu konzentrieren, wurde hier eine Art Pumpensumpf angefertigt.
Das Bild oben zeigt den schon mit Gelcoat versiegelten Pumpensumpf sowie den bereits versiegelten Heckbereich des Bootes und den zur Aufnahme des hinteren Drehsitz notwendigen Stuhlfuß.
Nachdem der komplette Innenbereich dreischichtig mit Gelcoat versiegelt worden war, wurde auch der vordere Stuhlfuß montiert. Es folgte das Aufbringen einer dreischichtigen Lackierung mit BW-Farbe RAL 6031 sowie die Montage der eigentlichen Sitzgelegenheiten.
Zusätzlich wurde in der Bootsmitte noch eine schnell demontierbare Bank eingesetzt, die als zusätzliche Sitzgelegenheit, als auch als Einstiegshilfe dienen sollte.
Mit dem nun vorliegendem Stand wollte ich die idealen Positionen für Schlepprutenhalter und Echolot festlegen, um ein ermüdungsfreies Fischen bzw. Schleppenangeln zu gewährleisten. Und so kam es, das ich eines schönen Sonntag Morgens bewaffnet mit zwei Ruten, Rutenhalter und Echolot am Ende meines Gartens zur Anprobe im Boot saß. Dabei überprüfte ich zig Positionen, die von zahlreichen Anschlagsimulationen begleitet wurden. Der in drei Meter Entfernung verlaufende Feldweg und die auf diesem während des Vorgangs vorbei gehenden Spaziergänger störten mich nicht wirklich.
Im Nachhinein muss das wohl aus deren Blickwinkel ziemlich bescheuert ausgesehen haben, aber, wie sich bei jeder Ausfahrt bestätigt, waren diese Simulationen auf dem Trockenen absolut notwendig.
Von der Elektroausstattung her wurde einer der hinteren Staukästen komplett zur Aufnahme von Akkus, der dazu gehörigen Ladeeinheit sowie für Sicherungskasten und Schalterleiste genutzt. Von hier aus wurde die gesamte Verdrahtung zur Versorgung von Positionslicht, Ankerlicht und Bilgenpumpen vorgenommen. Die Stromversorgung für das Echolot wurde, um Störungen zu vermeiden, im zweiten Staukasten untergebracht. Um den Bootsboden vor Beschädigungen zu schützen, wurde hier ein mit Drainagerücken bestückter Kunstrasen locker verlegt. Bedingt durch den Drainagerücken kann eine Weiterleitung des sich darunter ansammelnden Wassers in Richtung Pumpensumpf stattfinden.
Als Antrieb wurde ein 6 PS Evinrude Außenborder sowie eine VA-Vorrichtung zur Aufnahme des E-Motors montiert.
So, eigentlich war ich jetzt fertig bis auf das Anbringen einiger Klampen und Ösen sowie der Aufbringung des Bootsnamens. Nach einigen Überlegungen taufte ich mein Sturmboot auf den Namen
„Hawk“
Am kommenden Wochenende wurde der Hawk dann unter Begleitung von Chris, Jochen und Christian von Erichs Tanke zu Wasser gelassen und die Raubfischsaison 2004 konnte beginnen.
Am Anfang der Saison gab es dann noch einige Probleme mit dem Motor, die mich zum Kauf eines 8 PS Yamaha Viertakters veranlassten.
Hey, macht mal Platz da…
Mensch Jochen, genug Fotos gemacht, will endlich Angeln! Im Hintergrund rechts der Thunder
Jaah…Jaah…, ein allerletztes noch…. aber jetzt nix wie weg !
Bevor die Schlechtwetterphase begann, wurde noch eine Persenning besorgt und angepasst.
Fazit Restauration:
Durch die Investition von viel Arbeit, Zeit und natürlich auch ein wenig Geld habe ich heute aus meiner Sicht ein wirklich fantastisches Angelboot, das meinen Anforderungen bis auf ein paar Kleinigkeiten (Änderungsarbeiten laufen) gerecht wird.
Jedem, der in Betracht zieht, eine ähnliche Restauration durchzuführen, möchte ich hier noch folgendes mit auf den Weg geben:
- Die Restauration meines Sturmboots hat mehrere hundert Stunden Arbeit in Anspruch genommen !
- Zur Restauration sollten nur erstklassige, aufeinander abgestimmte Produkte z.B. von International verwendet werden. Alles Andere ist Murx und Pfusch !
- Die Annahme, man könnte anstatt Sikaflex Dichtmasse auch Silikon verwenden ist nicht nur falsch, sie kann auch ziemlich kostspielige Folgen nach sich ziehen !
- Verlasst euch nicht auf die Zusagen von Freunden die versprechen, euch bei den anstehenden Arbeiten zu helfen. Die meisten werden sich erst wieder melden, wenn das Boot fertig ist !
- Betrachtet so ein Projekt mit realistischen Augen und sprecht das geplante Vorhaben bitte vorher mit Euren Familien ab !
Wenn ich das abgeschlossene Projekt im Nachhinein realistisch betrachte, möchte ich nur noch bemerken, das wenn ich für die geleisteten Arbeitstunden einen Stundensatz von nur 5 € ansetze und alle weiteren angefallenen Kosten dazu addiere, die Restauration so kostenintensiv war, dass ich mir heute, vorausgesetzt ich stünde noch mal vor der Entscheidung, direkt ein neues Boot kaufen würde.
OK, währe dann halt kein Sturmboot! Schnief….Heul….
Dass man so ein Projekt nicht alleine durchführen kann; ist wohl jedem klar, und ich möchte mich an dieser Stelle bei meinen Freunden und vor allem bei meiner Familie bedanken, die mich bei diesem Projekt begleitet und tatkräftig unterstützt haben.
Unterstützung in jeglicher Hinsicht. meine Frau
Schleifarbeiten, tatkräftige Unterstützung:mein Sohn Sebastian (4)
(Basti, beim nächsten Mal aber bitte nicht mehr am frisch Lackierten rumschleifen!)
Anfertigung Spezialteile, techn. Beratung: Manfred Böker
Elektroinstallation und elektrotechn. Beratung : Harry Thomas
Restauration Rumpf, angeltechn. Beratung: Jochen Frey
Hilfe bei den Schleifarbeiten: Christian Jung
Beratung Innenausbau Holz: Andreas Schoenen
Status November 2005
Seit Abschluss der eigentlichen Restaurierung ist nun einige Zeit vergangen und hinsichtlich Angeltechniken hat sich bei mir einiges verändert. So betreibe ich die Schleppangelei nur noch äußerst selten, da ich vor nun gut anderthalb Jahren vom Vertikalangelvirus infiziert wurde. Dieses führte erneut zu einigen Umbauten an meinem Sturmboot. Die vormals Oben aufliegende Bugplatte aus AL-Riffelblech wurde durch eine um 20 cm zurückspringende Siebdruckplatte ersetzt . Auf dieser neuen Bugplatte wurde ein erhöhter Sitz zum Vertikalfischen sowie Vorrichtungen zur Aufnahme von Echolot und Bug E-Motor angebracht. Desweiteren wurde die Motorisierung des Sturmbootes auf 25 PS erhöht, wobei eine weitere Erhöhung auf 40-50 PS sicherlich noch mehr Laune machen würde!
Seit letztem Jahr sind mein Bootspartner und Freund Frank Doetsch und ich ziemlich oft mit den Jungs vom Us Baits Fishing Team unterwegs gewesen und wir haben gemeinsam mit diesen Jungs an NKS-Wettkämpfen (Niederländische Meisterschaften im Zanderfischen) teilgenommen. Bei diesen Meisterschaften handelt es sich um Catch & Release Wettkämpfe bei denen alle Fische zurück gesetzt werden ! Da bis zum Eintreffen der Kontrollboote, die den gefangenen Fisch bei solchen Wettkämpfen vermessen bzw. dokumentieren, einige Zeit vergehen kann und die Fische den Aufenthalt im Boot schadlos überstehen müssen, ist die Verwendung eines Fischkastens vorgeschrieben. Solch einen Fischkasten habe ich dann aus VA-Blech angefertigt und fest im Boot eingebaut. (Den kompletten Bericht zum Bau des Fischkastens könnt ihr bei www.hechtfieber.de nachlesen)
Fischkasten geschlossen
Fischkasten geöffnet !
Sonstiges
Auf meinem Sturmboot Hawk wird Catch & Release groß geschrieben ! Eine selektive Entnahme von Fisch erfolgt ausschließlich bei verangelten Fischen ! Die Anwendung von Catch & Release ist meiner Meinung nach für jeden verantwortungsbewussten Angler selbstverständlich und führt letzendlich dazu, das der Fang größerer Stückzahlen und kapitaler Fische auch in Zukunft bzw. für unsere Kinder noch möglich ist !
Da ich fast ausschließlich in den Niederlanden mit meinem Sturmboot unterwegs bin, wo Catch & Release ein ungeschriebenes Gesetz ist bzw. die Entnahme von maßigen Fischen keine Pflicht sondern ein Kann ist, gibt es dort auch keine rechtlichen Probleme !
Ich würde mir für die Zukunft wünschen, das eine diesbezügliche Anpassung der deutschen Gesetze nach niederländischem Vorbild erfolgt !
Rethinking !
Catch &Release
Euer Bernd Michael Böker