Waller & Exoten Der Wels- Raubfisch der nächsten Generation ?!
Der Waller ist mittlerweile in vielen deutschen Gewässern ein Teil des Fischbestandes geworden. Alle größeren Flüsse beherbergen Waller verschiedenster Größen, wobei Flüsse wie Rhein, Main, Neckar, Oder, Donau oder Naab die besten Bestände aufweisen. Unterschätzen darf man auch nicht die Seen die an den oben genannten Flüssen grenzen. Vergleichbar mit dem Rapfen, ist der Waller eher ein Neuling als Zielfisch der Raubfisch- und Spinnangler. Aber da er sich genauso explosionsartig wie der Rapfen in unseren Flüssen vermehrt hat, wird er in einigen Jahren mit Zander & Co mithalten können.
Bei uns im Rhein wird der Wurm von den Anglern als Köder mittlerweile verschmäht, es sei denn man möchte dauernd einen 10-20cm Winzling von Wels am Haken haben. Je heißer der Sommer, desto mehr Waller werden in den Folgejahren gefangen. Durch diese Erfahrung fische ich jetzt im Sommer gezielt auf Waller. Im Sommer ist der Waller am aktivsten und man hat im Fluss große Chancen mit dem richtigen Gerät einen Bartelträger zu erwischen.
Wieso ich „richtiges Gerät“ schreibe ???
Früher bin auch ich im Sommer mit feinsten Schüren und kleinsten Köder ans Wasser gegangen (was ich gelegentlich noch mache), um Raubfische überlisten zu können, die sich über die Brutfische hermachten. Nicht so beim Spinnfischen auf Wels. Man bekommt selten einen Welsbiss auf einen Köder unter 10cm. Wenn doch, ist das Gerät viel zu fein gewählt, um das U-Boot von der Hauptströmung oder Unterwasserhindernisse fernzuhalten.
Die Rute zum Spinnfischen muss stark und federleicht zugleich sein. Ich spreche nicht von Brechstangen mit 300g Wurfgewicht, die man bei manchen Walleranglern sieht. Es muss noch Spaß machen, mit der Rute stundenlang zu angeln. Fast jede qualitativ bessere Spinnrute mit einem Wurfgewicht von ca. 150gr kommt da in Frage. Mit so einer Rute macht auch der Drill eines Hechtes oder Zanders, die immer wieder den Wallerköder nehmen, Spaß.
Zur Rolle: Sie sollte eine Fassung von ca. 200m 35er haben. Auch wenn man heutzutage mit dünneren geflochtenen Schnüren angelt, haben diese Rollen den Vorteil, stabiler und robuster gebaut zu sein. Sie weisen ein stärkeres Getriebe auf als kleinere, was die Lebensdauer der Rolle beim Wallerangeln verlängert.
Schnüre: Als Sehnen kommen Geflechte mit einem Durchmesser von 0,20mm – 0,28mm und Monofile in Stärken von 0,35mm – 0,45mm in Frage. Warum noch monofil, fragen sich bestimmt einige. Nun: Wer im Winter mit geflochtener Schnur angelt, kennt bestimmt die vereisten Ringe. Diese entstehen durch die Wasseraufnahme der geflochtenen Schnur, die dann beim Einkurbeln das Wasser an den Ringen absetzt. Aber das ist Geschmacksache und hängt auch von der Qualität der Geflochtenen ab. (Ach ja, bei uns wird auch im Winter erfolgreich auf Waller gefischt.)
Als Köder kommt alles in Frage, was unter Wasser Krach macht und die richtige Größe hat. Der Waller ist kein besonders guter Seher, deshalb müssen wir ihn mit Vibrationen anlocken. Große Gummifische (ab 15cm), dickbäuchige Rasselwobbler, schwere Blinker und Spinner fangen. Auch ausgefallene Köder wie Krebsimitate von 20 cm sind gut. Es gibt einen Spezi bei uns am Rhein, der die Waller auf schwarze Gummimäuse garniert mit Rassel und 1/0er Drilling fängt. Viele haben ihn anfangs ausgelacht, aber nach 32 Waller über einem Meter innerhalb eines Sommers, haben alle nur noch gestaunt.
Wer Rücksicht auf die Beifänge (Hecht und Zander) nimmt, die sich bei der angebotenen Ködergröße wirklich sehen lassen können, sollte die Köderfarben dementsprechend anpassen.
Die Köderführung beim Welsangeln ist etwas eintöniger, als beim sonstigen Spinnfischen. Das hat damit zu tun, dass wir dem Fisch Zeit geben müssen unseren Köder besser zu orten. Wie schon erwähnt sieht der Wels nicht so gut, deswegen muss der Köder lange genug wahrnehmbar sein, damit der Wels Zeit hat ihn zu erreichen. Die typischen Zupfer wie beim Twistern oder gar Pausen sind hier Fehl am Platz. Natürlich sollte man den Lauf des Köders ab und zu beschleunigen oder verlangsamen, aber der Köder sollte stets Signale aussenden.
Der Standplatz der Waller ist fast immer im Tiefen, daher sollte man die tiefsten Stellen eines Gewässers befischen bzw. an tiefem Wasser angrenzende Bereiche. Im Sommer kommen die Waller abends gerne ins etwas flachere Wasser zum Jagen. Wie vom Erdboden verschluckt sind sie im Winter, außer man findet ein Wallerloch. Hat man das Glück, einen Winterwaller zu fangen, sollte man an dieser Stelle unbedingt noch ein paar Würfe machen. Die Waller stehen dann oft in tiefen Löchern zusammengerottet.
Wer kann den Vormarsch der Waller noch aufhalten?
Ab einer bestimmten Größe haben sie keine natürlichen Feinde mehr, sie sind Allesfresser und sie überleben auch unter unterschiedlichsten Bedingungen. Jeder heiße Sommer lässt ihre Anzahl und ihr Gewicht deutlich wachsen.
So, und nun strebt dem dumpfen Gefühl eines Hängers, der plötzlich binnen Sekunden die Hälfte der Rolle leerzieht, entgegen!
Viel Petri Heil!
William Borosch