Fangberichte Raubfisch-Alarm im Strelasund
Gerade bin ich zurück von einem Ausflug an den Strelasund. Leider. Denn am liebsten würde ich dort überwintern. Aber da warten ja noch andere Aufgaben: Zum Beispiel, Euch von diesen ereignisreichen Tagen in einem der besten Raubfischreviere der Nation im Nordosten Deutschlands zu berichten und Euch vor allem auch ein paar Bilder von herrlichen Fischen zu zeigen.
Doch der Reihe nach: Letzte Woche erhielt ich einen Anruf von Thorsten, den ich vom Angeln im Peenestrom her kenne. Er hatte mich bereits im Juni zum Zander gebracht. Und mir damals versprochen, mich sofort zu informieren, wenn er sich in seinem neuen Revier, dem Strelasund, auskennt und die Räuber auch noch beißen. Inzwischen leitet er nämlich zusammen mit seinem Kollegen Sven einen Guiding-Service in Stralsund. „Johannes, es ist soweit. Komm mal zu mir hoch und lass es uns ein paar Tage lang versuchen.“ Da war ich natürlich sofort zur Stelle.
Von Berlin dauert die Fahrt an den Strelasund ca. vier Stunden. Vier lange Stunden, wenn man heiß auf eine erfolgversprechende Twister-Expedition ist. Aber irgendwann war auch diese Fahrt vorüber und ich stand im Hafen, wo mich Thorsten bereits erwartete. Noch schnell die Ruten, Köder und Fotoausrüstung aus dem Auto ins Boot geladen und dann ballerten wir Richtung Norden in Richtung Kubitzer Bodden. (Der Strelasund liegt zwischen der Insel Rügen und dem Festland und verbindet den Kubitzer mit dem Greifswalder Bodden und gilt bislang noch als Geheimtipp unter den Raubfischanglern.) Doch das von 50 Pferdestärken angetriebene Boot hüpfte nur so von einer Welle zur nächsten. Wir hatten Windstärke 6. Bescheidene Angelbedingungen also. Dazu kam noch jede Menge Kraut im Wasser, so dass wir nach einem Zander, einem kleineren Hecht und ein paar Barschen schnell einsehen mussten, dass es besser ist, eine ruhigere Stelle anzufahren.Und so angelten wir an diesem ersten Tag hauptsächlich vor und hinter der Brücke, über die Rügen ans Festland angebunden ist. Hier fischten wir mit Gummifischen an relativ schweren Bleiköpfen auf Zander, Barsch und Hecht. Dummerweise kam der Wind von Nord – entgegen der Strömung im Sund. Also hieß es entweder richtig derbes Zeug auffahren oder gegen den Wind werfen. Trotzdem fingen wir ein paar kleinere Zander, die sich offensichtlich in großen Schwärmen um die Brücke herum versammeln, denn Thorsten hatte zwei kleine Zander gerissen. Selbstverständlich ohne es darauf anzulegen, wie es so mancher Angler im Stralsunder Hafen leider immer noch (trotz des Drilling-Verbots) praktiziert. Irgendwann brachen wir dann auch ab – wohl wissend, dass das Wetter in den nächsten Tagen etwas ruhiger werden würde.
Doch als wir am Di. Morgen dann wieder am Boot waren, schien die Lage zunächst unverändert: kräftiger Wind aus Nord. Zusammen mit Sven, seinem Kumpel Christian fuhren wir erst mal raus. Glücklicherweise hat der Schein getrügt und wir konnten doch wieder im Norden am Übergang zum Kubitzer Bodden fischen. Nach ca. 15 Minuten waren wir am Platz. Also raus mit den Gummis! Und schon wenig später hat’s zum ersten Mal so richtig gerummst. Ein Barsch von knapp 40 cm hatte sich Christians Gummifisch eingesaugt und war dran kleben geblieben. Und dann ging’s erst mal rund. Barsch-Alarm! Es folgte Biss auf Biss. Ein Barsch nach dem anderen schnappte nach unsren Ködern, die wir in kleinen Sprüngen über den Grund hüpfen ließen. Zwischen den Barschen bissen dann auch immer wieder Hechte. (Wobei die Barsche im Laufe des Tages immer schlechter auf die Köder ansprachen und die Hechte immer besser.) Die Krönung dieser Barschhatz war ein 45er von Christian, der vor dem Boot noch eine derart heftige Flucht hingelegt hat, dass wir alle an einen schönen Hechte dachten und schwer erstaunt waren, als da ein fetter Barschklopper vor uns im Wasser lag.
Eine echte Granate fing auch Thorsten wenig später.
Als wir es dann etwas weiter stromab versuchten, klingelten erst mal die Hechte an. 14 Stück waren es an diesem Tag. Der Größte davon hatte etwas über 90 cm.
Und zwischendurch war auch noch Zander-Time. Thorsten hatte sie zuerst am Wickel. Doch bald hatte auch die restliche Besatzung Bisse und innerhalb weniger Minuten hatten wir fünf wunderschön gezeichnete Zander. Der größte war so um die 70 cm lang. Was ein Angeltag! Die ganze Raubfischpalette hoch und runter. Und das in ganz ordentlichen Größen. Nur der Meterhecht blieb uns versagt. Aber am Mi. war ja auch noch ein Tag…
Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass man angesichts solcher Aussichten schon vor dem Weckerklingeln aufwacht und es kaum erwarten kann, endlich wieder aufs Wasser rauszukommen. Diesmal waren wir zu dritt. Sven, Thorsten und ich. Während die beiden die Mission Meterhecht angehen wollten, war ich scharf auf einen dicken Barsch. (Um ehrlich zu sein: Ich hab – leicht größenwahnsinnig – vom lang ersehnten 50er geträumt.) Und so fischten die beiden mit dicken (12 bis 15 cm) und ich mit kleinen (6 cm) Gummis. Schon mein erster Wurf brachte mir die Gewissheit: die Barsche sind noch da. Zum Glück. Man hat ja dann doch immer etwas Angst, dass sich die Dinge über Nacht verändern. Aber davon war keine Rede! Stundenlang hatte ich einen Fisch nach dem anderen. Bei den Kollegen lief es mit der Hechtzuppelei etwas zäher an, so dass auch sie zwischendurch mal auf Barsch umstellten. Bald waren wir umringt von anderen Booten, deren Insassen ebenfalls auf Barsche angelten. Doch mit den Effzett-Blinkern und Zockern fingen sie erstens weniger und zweitens kleinere Fische als wir mit unseren Gummifischen. Twistern bringt halt doch die meisten Fische, wenn die Barsche juckig sind. Gerade wenn sich die Gestreiften in 6 bis 8 m Wassertiefe knapp über dem Grund aufhalten, kommt kein Köder besser als der Gummifisch oder Twister.
Thorsten hängte sich als erster wieder einen großen Köder ran. Und auf einmal ertönte ein fröhlicher Pfiff in meinem Rücken. Als ich mich umdrehte, präsentierte er mir auch schon seinen zweiten Barschknaller in zwei Tagen. 44 cm! Und herrlich gemustert. Wahnsinn.
Dann schlug Svens Stunde. Er erwischte mit einem großen Gummifisch einen dicken Hecht, der mit 94 cm die Metermarke nur knapp verfehlte. Als die Barschattacken auf meine kleinen Gummifische dann langsam abnahmen, bekam ich eine harten Biss. Anhieb. Der saß. Die Rute bog sich schön durch und die kräftigen Kopfstöße verrieten bereits: Da hängt was Dickes dran. „Der 50er!“, schoss es mir durch den Kopf. Wiederwillig folgte der Fisch meinem Druck und kam an Boot. Vor dem Boot aber war Schluss mit lustig. Eine Wahnsinnsflucht brachte die Gewissheit, dass es nicht der erhoffte Dickbarsch war. Zornig schoss der Fisch unter dem Boot hindurch auf die andere Seite, so dass ich die Rutenspitze ins Wasser tauchen und den Druck erhöhen musste. Zögerlich reagierte er auf den Zug und kam wieder unterm Boot hervor. Im klaren Wasser erkannten wir jetzt schon die Flanken eines guten Hechtes. Und als er dann endlich im Kescher lag, konnten wir ihn vermessen: 1,01 m. Und das auf einen 6 cm langen Gummifisch. Auch nicht schlecht!
Im Laufe des Nachmittags fingen wir dann noch vereinzelt Barsche. Doch wie am Vortag übernahmen jetzt die Hechte das Kommando. So stellte ich auch auf größere Köder um. Und kurz darauf hatte ich auch schon den ersten Biss. Der Fisch war schwer – aber ein Hecht war das nicht. Soviel war direkt in der ersten Phase des Drills schon mal klar. Ein Zander also. Das bestätigten dann auch die zandertypischen Stöße nach unten. Doch als der Fisch dann oben vor mir im Wasser zu sehen war, hatte ich allen Grund zur Freude: Auch mir war der Fang eines fetten Barsches von gut 43 cm vergönnt. Was ein Angeltag – ich kann’s nur wiederholen.
Und so ging es gerade weiter. Unter der Brücke konnte Sven noch einen 92er Hecht landen, der vor dem Boot noch einmal richtig explodierte. (Tut mir leid, dass ich von Sven so wenig Fotos parat habe. Die hab ich alle mit der Spiegelreflexkamera geschossen und sind noch nicht entwickelt. Aber bald findet Ihr seine Hechte in der Galerie.) Außerdem verzeichneten wir auch noch ein paar Zanderbisse, die wir allerdings nicht verwerteten. Dann war 18 Uhr und somit endgültig Schluss. Wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt, fuhren wir glücklich, ausgepowert und höchst zufrieden nach Hause.
Und jetzt bin ich wieder hier. Aber sicher nicht allzu lange. Denn solange die Räuber derart in Fahrt sind, wird mich der Strelasund in schöner Regelmäßigkeit wieder sehen. Da kommen dann wohl eine Menge Kilometer auf den Kilometerzähler dazu, denn die Angelei dort oben wird von jetzt an immer besser. Im Winter versammeln sich hier massenweise Großhechte, so dass Ihr Euch immer wieder auf heiße Reportagen über kalte Tage und schöne Fische freuen könnt. Oder Ihr fahrt einfach selber mal hin. Die beiden Kollegen führen Euch auf jeden Fall gern zum Fisch und helfen Euch auch mit Ködern aus, wenn Ihr nicht die richtigen Gummis in Eurer Kiste liegen habt.
Meldet Euch einfach bei:
Sven Jakob (Tel.: 0174 96 53 928) oder Thorsten Schadowski (Tel.: 0173 21 42 558)
Mehr Infos im Internet unter www.strelasund-angeln.de
P.S. Und wenn Ihr da hinfahrt, dann zieht Euch warm an. Nicht nur des manchmal kräftigen Windes halber! Viel Spaß!!!
P.S.S. In der Galerie seht Ihr noch ein paar andere Bilder von diesem Ausflug. Man konnte hier einfach nicht jedes gute Foto unterbringen…