Rapfen, Döbel & Co. Rapfenangeln – wie man Rapfen überlistet


Rapfenangeln: Seitdem der Rapfen die ökologische Nische, die die vielerorts zurückgehenden Raubfischbestände aufreißen, mit zunehmenden Maße für sich einnimmt, kommt es an vielen einheimischen Gewässern zu nervenzerfetzenden Szenarien. Besonders im Sommer und Herbst scheinen die Flachwasserbereiche in den Morgen- und Abendstunden förmlich zu explodieren. Die Kleinfische spritzen auseinander. Wütend furchen massive Silhouetten durch die Schwärme. Eigentlich die Traumsituation für Spinnangler. Selten geht die flossentragende Räuberschaft offensiver zuwerke. Um so sicherer kann man sein, dass der Köder beim Rapfenangeln voll am Fisch arbeitet.

Doch oft ist es wie verhext: Die Köder landen mitten im Getümmel. Während der Adrenalinspiegel mit jedem Wurf ein Stück näher an den Maximalpegel rückt, bleibt der ersehnte Schlag in die Rute aber aus. So ist das oft beim Spinnfischen auf diesen vorsichtigen Räuber. Doch wenn man Gerät, Köder und Vorgehen auf den Rapfen abstimmt, kann man den einen oder anderen Flachwasserbomber entschärfen.

Rapfen - an der Ultralight-Rute gefangen
Rapfen – an der Ultralight-Rute gefangen

Rapfenfahndung: Wo man Rapfen finden kann

Um mit ihrer Jagdstrategie erfolgreich zu sein, brauchen Rapfen größere Futterfischansammlungen. Dann brettern die Rapfen mit hoher Geschwindigkeit in die Kleinfischschwärme, betäuben die Fischchen mit Schlägen der Schwanzflosse und fressen die dann wehrlosen Opfer. Solche Ballungszentren befinden sich oft im Flachwasser. Plätze, an denen sich das Rapfenangeln lohnt:

  • Sandbänke
  • Steganlagen
  • Fähranleger
  • Sandstrände
  • die flachen Zonen vor Wellenbrechern
  • Kühlwasser- oder Bacheinläufe
  • Buhnenfelder
  • oder die flachen Bereiche vor Schilfgürteln

Besonders wenn man mit der Polbrille Fischbrut ausgemacht hat. Kleinfische verraten sich außerdem auch oft durch kleine Ringe an der Wasseroberfläche.

Beim Rapfenangeln gefangener Rapfen in Berlin

Hat man einen guten Platz ausgemacht, winken die Räuber oft mit dem Zaunpfahl und lassen es heftig krachen. Manchmal aber halten sich die Kollegen auch bedeckt. Deswegen sollte man jeden potentiellen Hotspot anfischen – ob die Rapfen explodieren oder nicht.

Rapfen am Mini-Wobbler
Rapfen am Mini-Wobbler

Strategien beim Rapfenangeln für scheue Rapfen

Rapfen sind genauso scheu wie brutal. Deshalb hat es sich absolut bewährt, eine volle Wurfweite zwischen sich und das eigentliche Kampfgebiet zu bringen. Vom Boot aus stellen wir uns beim Rapfenangeln gern ins Tiefe und werfen einen Kegel zum Ufer ab. Wenn innerhalb dieses Suchkegels Nichts passiert, versetzen wir das Boot. Würden wir im Flachen parken und parallel zum Ufer einholen, würden wir zuviel Lärm im Uferbereicht machen und die Fische evtl. verscheuchen.

Beim Rapfenangeln gefangener Rapfen in Berlin

Beim Watangeln kann man das Terrain allerdings sehr schön absuchen, indem man parallel zum Ufer wirft. Und zwar immer in die Richtung, in die man geht. Ein langsames Fortbewegen (einen Fuß vor den anderen schieben) garantiert, dass man die Fische nicht scheu macht. Besonders spannend wird es für Uferangler, wenn man die Rapfen (oft paarweise) zwischen den Stegen und Bootsanlegern herumstreunen sieht. Hier kann man die Fische auf Sicht anwerfen. Dabei ist es am effektivsten, wenn der Köder hinter dem Rapfen aufs Wasser klatscht und dann schnell in sein Gesichtsfeld gekurbelt wird.

Schnelle Köder für Rapfen in flachem Wasser

Während es in der Strömung (z.B. unterhalb von Schleusen oder Wehren) oft dazu kommt, dass die Rapfen auf der Stelle stehende Köder (Wobbler) bevorzugen, bringt im Flachwasser eine schnelle Köderführung meistens die besten Fangergebnisse. In diesen ruhigeren Zonen würden die Augenjäger zu langsam geführte Imitate beim Rapfenangeln zu einfach als solche identifizieren und mit Missachtung strafen. Deshalb lässt man Blinker flitzen und Wobbler burnen. Beim Blinkern kann man den Köder immer mal ausbrechen lassen, indem man den Zeigefinger der Rutenhand beim Einholen gelegentlich in die Schnur kommen lässt.

Großer Rapfen am Blinker

Wobbler werden am besten schnell durchs Wasser gekurbelt. Gelegenttliche Twitchen während des Kurbelns lässt den Wobbler ausbrechen und beschleunigt den Lauf. Diese Fluchtbewegung wird häufig mit Bissen quittiert. Eine noch rabiatere aber manchmal effektivere Methode ist es, die Rasselwobbler (z.B. den Berkley Rattl’R oder den Bill Lewis) beim rasanten Kurbeln immer wieder kurz aus dem Wasser zu reißen. Das ist die wohl beste Simulation eines Rapfenangriffes und wird oft damit belohnt, dass ein echter Räuber nach dem Rechten sieht.

Fein abgestimmtes Arbeitsmaterial beim Rapfenangeln

Die Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Rapfenanglerdasein ist eine sauber auf den Zielfisch abgestimmte Gerätekombination. Dazu gehört eine Spinnrute in 2,4 bis 3 m Länge mit einer schnellen Aktion, einer nicht zu harten Spitze und genügend Rückgrat für den Drill großer Fische. Dazu passt eine mittelgroße Stationärrolle. 3000er bis 4000er Größen sind ideal. Oft muss man die Fische von weitem anwerfen, wobei der etwas größere Spulendurchmesser hilft. Größere Spulen haben auch stabileren Achsen. Darauf sollte jeder achten, der Rapfen am liebsten mit Wobbler „burnt“. Denn der Dauerdruck beim schnellen Einkurbeln stellt genauso eine Maximalbelastung dar wie der Einschlag beim Biss. Außerdem sollte die Bremse fein justierbar sein. Denn beim Rapfenangeln lässt man diese ein Stück weit offen, so dass die Fische beim Biss gleich etwas Schnur bekommen. Sonst läuft man Gefahr, dass ein großer Rapfen das Vorfach direkt beim Zupacken bricht.

Schöner Rapfen, gefangen beim Rapfenangeln

Rapfenangeln: Gute Aussichten für Spezialisten!

Noch einmal kurz zurück zu der oben angesprochenen biologischen Nische, in die die Rapfen preschen: Wenn man bei uns an der Berliner Havel oder Spree die alteingesessenen  Raubfischangler über die Fischbestände befragt, gewähren schon die finsteren Mienen tiefe Einblicke. „Früher, ja früher haben wir hier richtig gut gefangen. Da hat jeder seinen Zander bekommen. Und heute? Da muss man froh sein, wenn man gelegentlich eine Fritte fängt. Von großen Hechten ganz zu schweigen.“ Nachdem ich erst seit ein paar Jahren in Berlin wohne, habe ich die guten alten Zeiten leider gar nicht mitbekommen. Und um ehrlich zu sein: So schlimm ist es um die Bestände gar nicht bestellt. Sicher, man fängt in der Mehrzahl eher kleinere Exemplare, die gerade mal das Schonmaß erreichen. Aber beim Barschangeln ist gerade die Havel immer noch ein absolutes Spitzengewässer, wenn man am Ball bleibt.

Vor allem aber hat sich ein der Rapfenbestand im Schatten von Zander, Barsch & Co. ganz hervorragend entwickelt. Der räuberisch veranlagte Weißfisch übernimmt immer mehr die Aufgabe der Bestandsregulierung von Weißfischen und Kleinbarschen. Dass er sich immer weiter vermehrt und auch gut abwächst, hat der kampfstarke Fisch wohl seinem grätenreichen und wenig schmackhaftem Fleisch zu verdanken. Die Fischer finden keine Abnehmer. Die beste Basis für eine erfolgreiche Ansiedlung. Da sich Zander und Barsch immer öfter auf den Speisekarten unserer Restaurants wiederfinden, kann man davon ausgehen, dass die Rapfenpopulation immer weiter zunimmt und die Edelräuber immer mehr verdrängt werden. Beste Voraussetzungen zum Rapfenangeln.

Wenn man sich also auf diesen Fisch einlässt, hat das also durchaus Zukunft! Und das gilt nicht nur für die Berliner Havel, sondern für viele andere Gewässer, die der Rapfen für sich entdeckt (z.B. für Rhein, Main, Donau, Neckar, Elbe etc.).

Rapfen im Drill beim Rapfenangeln

Extra-Tipp I: Beim High-Speed-Wobbeln merkt man schnell, dass nicht jeder Wobbler sauber die Spur hält. Viele Modelle brechen zu einer Seite aus. Das kann man ändern, indem man die Einhängeöse in die entgegengesetzte Richtung biegt.

Extra-Tipp II: Eine Springerfliege, die man ca. 30 cm über dem Hauptköder an einem 10 cm langen Seitenarm anbringt, kann einerseits den Futterneid auslösen. Dann schnappen sich die Rapfen den Hauptköder, den sie ohne dessen flüchtende Beute ignoriert hätten. Andererseits kann es sein, dass die Fliege viel besser in das aktuelle Beuteschema passt (wenn sich die Rapfen z.B. auf Kleinstfisch eingeschossen haben), was zur Folge hat, dass man die Fische ausschließlich auf die Fliege beim Rapfenangeln fängt.

Extra-Tipp III: Wir verwenden immer eine Fireline als Hauptschnur (10er oder 12er) und knoten ein ca. 1 m langes Fluorocarbonvorfach (26er bis 33er Vanish) daran. Dieses Stück dient erstens als Puffer und reduziert so das beim Anbiss akute Schnurbruchrisiko beträchtlich. Zweitens bringt es durch die Transparenz auch mehr Bisse. Wenn Gewaltwürfe erforderlich sind, kann das Stück auch 4 m lang halten und es so als eine Art Schlagschnur nutzen.

Extra-Tipp IV: Wie Meerforellen hebeln sich auch Rapfen gerne einmal aus. Um das zu vermeiden sollten im Idealfall alle Kunstköder mit extrem scharfen und kräftigen Haken (z.B. von Owner), die über zwei Sprengringe mit dem Köder verbunden sind, ausgestattet sein.

Rapfen, gefangen beim Rapfenangeln

Extra-Tipp V: Rapfen sind manchmal extrem wählerisch. Der Rapfenköder muss exakt in der richtigen Große und Farbe sein. Außerdem muss er genau in der richtigen Tiefe laufen. Deswegen ist es gut, wenn man dünn- und dickwandige Blinker aller Größen und Farben dabei hat.

Extra-Tipp VI: Wenn man mit dem Gummifisch auf Barsche angelt und die Rapfen jagen sieht, kann man es auch mal mit dem Gummifischchen versuchen, das man dann zügig unter der Wasseroberfläche einholt.

Johannes Dietel beim Rapfenangeln

Köderwahl beim Rapfenangeln:

Wobbler: Rat-L-Trap (Bill Lewis), Frenzy Rattl’R, Frenzy Firestick, Frenzy Deep Diver (alle Berkley), Squirrel, Arnaud (alle Illex), Shad Rap, Super Shad Rap, Husky Jerk (alle Rapala), Shannon (YAD), Hornet (Salmo), Vims (Hansen), Spöket (Falkfish)

Blinker: Hansen Flash, Hansen Fight, Mepps Cyclops (0er), Stripper, kleine Pilker und Zocker (von Jenzi oder Behr), ASP (SPRO), Little George (Man’s), Toby (ABU), kleiner Effzett, Thor, Loke (Flakfish)

Köderwahl beim Rapfenangeln

Gerätekiste:

Rute: Berkley Series One 2,4 m (bis 35 Gramm), Berkley Skeletor in 2,7 m (bis 32 Gramm), Abu Rock Sweeper 2,4 m (bis 40 Gramm)
Rolle: z.B. Cardinal 804 oder 4000er Shimano Stradic
Schnur: 10er Fireline (am besten die semitransparente Crystal) und Vanish-Vorfach (Durchmesser 0,26 bis 0,33 mm)

A
Hoch lrbe der Toby Löffel :p
C
Schöner Bericht mit tollen Bildern (Wer ist da fotogener der Fisch oder der Tinsen?) :D
Eine Anmerkung zu den sehr fängigen "Topwater Lures" vermisse ich allerdings bei dem Bericht.
L
aber der ist weg :mrgreen:
D
aber leo hat echt recht. exakt DEN hab ich im kupfergraben verloren. da muss ein fahrrad drin liegen oder sowas. denke, wer dieses teil birgt, wird reichlich blinker, wobbler und gummis ernten...
F
Schöner und informativer Bericht.
Bei uns an den Kanälen sieht man auch immer wieder richtige Ballermänner jagen... diese dann zu fangen ist jedoch eine ganz andere Sache (mir noch nicht geglückt). Ein paar Tips werde ich mir mal abschauen und demnächst am Gewässer ausprobieren.
Also vielen Dank für den Bericht 8)
Gruß
R
Schreib doch einen kleinen Bericht zum Gebrauch von Topwaterlures in den Kommentar..... mich würde es interessieren!
Cheers
Moritz
K
Wer wird wohl Rapfenking 2007????
L
Schöner Bericht und ich sehe die Rapfen Entwicklung ähnlich. Nur, wie sicher bist du Dir, dass die Rapfen die Beutefische ohnmächtig Schlagen ? Hast du das schon gesehen oder wie kommst du darauf ?
L
Schöner Bericht und ich sehe die Rapfen Entwicklung ähnlich. Nur, wie sicher bist du Dir, dass die Rapfen Ihre Beutefische ohnmächtig schlagen ? Hast du das schon gesehen oder wie kommst du darauf ?
Z
schöner bericht obwohl ich lieber den gestreiften freunden nachstelle!!
L
Klasse Bericht, wenn auch schon etwas älter.
Ich persönlich fische mit Sbirolinopose & Streamern auf Rapfen, da Blech & Plaste, durch Überfischung der Silberpfeile meist links liegen gelassen wird.

Petri
Toller Bericht. Hab letztes Jahr im Mai mein ersten Rapfen Gefangen auf einen Illex Squirrrel Wobbler.

MfG Christian
N