Hecht Praxis des Hechtfanges
Welcher unserer Sportfreunde verspürte wohl nicht das Verlangen, sobald er sich nur das notwendigste Wissen* über den Fang der Fische angeeignet hat, nunmehr auch ,,König Esox“, dem neben dem Barsch meistverbreiteten Raubfisch unserer Gewässer, mit der Angel zu Leibe zu rücken? Erfolg wird dabei aber nur haben, wer neben der nötigen technischen Fertigkeit auch über Lebensweise, beliebteste Standorte und hauptsächliche Beißzeiten des Hechtes das nötige Wissen besitzt.
In den nachstehenden Ausführungen soll den interessierten Sportfreunden etwas darüber vermittelt werden.
Seine Lebensgewohnheiten
Im Gegensatz zu anderen Raubfischen, die ihre Beute beim Umherstreifen im Gewässer durch Verfolgung bis zur Ermattung des Opfers hetzen, ist der Hecht vorwiegend ein Standfisch, der aus seinem Versteck heraus durch blitzschnelles Vorstoßen seine Opfer erbeutet und sie sodann im Unterstand geruhsam herunterschlingt. Diese Form ist der Krauthecht, der über seine Körperfärbung bestens an die pflanzlichen Strukturen der Uferzone angepasst ist.
Vorwiegend schwere ältere Exemplare sind im Freiwasser zu finden, daher nennt man sie auch Freiwasserhechte. Im Verhältnis zu den Krauthechten ist ihre Färbung wesentlich blasser, denn im Freiwasser gibt es keine dichten Pflanzenbestände mehr, somit wäre die Körperfärbung wie bei den Krauthechten eher hinderlich. Freiwasserhechte sind in stetiger Bewegung und ziehen den Beutefischschwärmen hinterher.
Beliebte Unterstände der Krauthechte sind Krautbänke, unterspülte Uferstellen, Scharkanten, Schilfgürtel, versunkene Baumkronen und alle sonstigen Stellen, die ihm ein gutes Versteck bieten. Seine Schutzfärbung unterstützt ihn bei der Tarnung gegen Sicht durch Kleinfische, die für gewöhnlich seine Nahrung bilden.
Daneben vertilgt er auch alle sonstigen Lebewesen, die er, je nach erreichter eigener Größe bewältigen kann, z.B. Wasserkäfer, Frösche, Mäuse, Wasserratten, ja selbst Wasservögel wie Enten geht er an. Seine hoch entwickelten Sinnesorgane prädestinieren ihn geradezu für eine räuberische Lebensweise und der große, mit nadelspitzen Zähnen besetze Rachen ermöglicht es ihm, die Beute sicher zu greifen. Dabei orientiert er sich vorwiegend über den optischen Sinn, zusätzlich noch über das Seitenlinienorgan, eine beidseitig am Körper verlaufenden Region mit freien Nervenendigungen, die ihn über Bewegungen anderer Organismen im Wasser informieren.
Ich habe häufig erlebt, dass einige Meter entfernt befindliche Hechte bereits auf die voraussichtliche Einfallstelle zuschießen, wenn der Spinner noch kurz vor dem Einfall in der Luft schwebte. Sofort nach dem Eintreffen haben sie sich dann den Spinner geschnappt. Ja, es mag abenteuerlich klingen, aber einige Male ist es sogar passiert, dass Hechte noch vor dem Eintreten*durch Sprünge aus dem Wasser den Kunstköder in der Luft erhaschten, letztlich jedoch selbst gefangen wurden. Ihr Auge muss also sehr scharf sein.
Dementsprechend hat der Angler sein Verhalten am Wasser auszurichten. Wenn er zu hart auftritt, nimmt der Hecht dieses über seine Seitenlinie wahr. Er bemerkt die drohende Gefahr und entflieht natürlich schleunigst.
Je nach den Jahreszeiten wechselt der Aufenthaltsort des Hechtes natürlich. Wenn nach der winterlichen Härte (Kälte) die Sonne das Wasser erwärmt hat und Kleinfische sich wieder in der flachen Uferzone und den neu gebildeten Krautstellen umhertummeln, kehrt auch der Hecht nach Beendigung der Laichzeit an den Aufenthaltsort zurück, der ihm die beste Möglichkeit bietet, leichte Beute zu machen.
Ziehen sich aber im Spätherbst die Weißfische in tiefere Gewässerregionen zurück, in denen* bei +4 Grad das Wasser am wärmsten ist, so folgt ihnen der Hecht, der dann an den flachen Stellen kaum noch zu erbeuten ist. Dem muss sich der Angler in seiner Angelweise anpassen.
Spinnangeln – aber womit & wo
Die sportlichste Methode für den Hechtfang ist das Spinnangeln mit künstlichen Ködern oder mit am Hakensystem befestigten toten Fischen. Beide Köderarten bieten gute Erfolgsaussichten, wenn sie dem Hecht kunstgerecht dargeboten werden. In flachen Gewässern habe ich mit dem so genannten fliegenden Löffel, der um eine Achse rotiert, die besten Erfahrungen gemacht. Von größter Bedeutung ist die Farbe des Metalls, aus welchem der Löffel besteht. In tieferen Gewässern kann ich den sogenannten Z-Spinner empfehlen, der aufgrund seiner Schwere tiefer herabsinkt und auch größere Hechte zum Anbiss verleitet. Aber über die Wahl der passenden Medizin will ich mich nicht weiter auslassen, da jeder seine eigenen Favoriten hat und selber ein wenig ausprobieren soll bzw. muss.
Ein erfahrener Angler hat einen sicheren Blick für die Stellen im Wasser, die am ehesten Erfolg versprechen. Den noch nicht so geübten Sportfreunden seien hier einige Hinweise gegeben, woran erfolgversprechende Stellen im Gewässer zu erkennen sind. In flachen Seen, Teichen sowie an den Uferzonen von Flüssen sind es besonders die Stellen, an denen sich Ansammlungen von Seerosenblättern, Krautbänke, überhängendes Buschwerk oder von der Strömung unterspülte Uferstellen befinden. In tieferen Seen steht der Hecht gern an der Rohrkante oder an Barschbergen, das sind Bodenerhebungen unter Wasser, die oft bis an die Wasseroberfläche reichen. An den abfallenden Stellen dieser Berge ist häufig Krautbewuchs, der dem Hecht gute Verstecke und den Kleinfischen Nahrung gibt. Im Spätherbst ist er wiederum an all den tieferen Stellen zu finden, die auch Aufenthaltsort seiner Beutefische sind.
Nun noch ein Wort für diejenigen, die statt der Spinnangel die Stellangel mit Köderfisch benutzen wollen:
Sie müssen sich am Wasser so verhalten, dass sie den Hecht nicht durch lautes Auftreten oder ihren Anblick verscheuchen. Die Rute sollte länger sein als bei der Spinnangelei, besonders dann, wenn es zusätzlich noch die Uferverhältnisse erfordern.
Die Größe des Schwimmers sollte so abgestimmt sein, dass er zwar den Köderfisch trägt, aber dem anbeißenden Hecht keinen Widerstand gibt bzw. leistet. Der Hecht könnte sonst Verdacht schöpfen und wieder loslassen.
Die Tiefeneinstellung durch den Schwimmer richtet sich nach Jahreszeit und Wassertiefe. Im Sommer reichen Einstellungen von 40 –60 cm oft aus, während im Winter Tiefeneinstellungen von mehreren Metern* nötig sein können. Als Köderfische sind alle in dem betreffenden Gewässer vorkommenden, kleineren Weißfischarten geeignet.
Merke: Auch der Köderfischangler muss, wenn er Erfolg haben will, genau wie der Spinnangler, größere Strecken des Gewässers systematisch mit dem Köderfisch abtasten bzw. abfischen. Es ist zwecklos, stundenlang die Montage an einer Stelle liegenzulassen, da ja wie gesagt der Hecht ein Standfisch ist. Bis auf die Freiwasserhechte…
,Zigarettenpause oder nicht?
Erfolgt ein Anbiss, darf der Anhieb nicht sofort erfolgen. Vielmehr muss dem Hecht soviel Zeit gelassen werden, dass er den Köderfisch im Maul zurechtdrehen und schlucken kann. Andererseits sollte auch nicht so lange gewartet werden, bis der Hecht den Drilling (mit Köderfisch) schon im Magensack hat. Eine Zeit von 1 Minute sollte meiner Erfahrung nach reichen, um zu gewährleisten, dass der Hecht am Haken sitzt. Bei Rückenköderung mit größerem Einzelhaken kann meines Erachtens* der Anhieb schon nach 15-30 Sekunden gesetzt werden.
Geht ein Anhieb trotzdem fehl, so hat es sich höchstwahrscheinlich um ein kleines Schneiderlein gehandelt, das sich an einen für ihn zu großen Köder herangewagt hat.
Größere Exemplare können eigentlich gleich nach dem Anbiss angeschlagen werden, da sie den Köderfisch schnell vollständig im Rachen haben. Da aber beim Verschwinden des Schwimmers nicht zu ersehen ist, wie groß der zu erwartende –anbeißende Hecht ist, wartet man lieber 1 Minute.
Die häufig erwähnte Zigarettenpause* bis zum Anhieb ist meines Erachtens nicht notwendig. Oftmals überlegt sich ein Kapitaler, wenn er beim Schlucken doch den Haken spürt, das Ganze und würgt den Köderfisch wieder heraus. Plötzlich ist der Schwimmer wieder da, und ein zerkauter Köderfisch zeigt an, dass uns ein Kapitaler durch die Lappen gegangen ist.
Der Drill
Zum Schluss noch ein Wort zum Drill des gehakten Hechtes, unabhängig davon, ob an einer Stellfisch- oder einer Spinnrute gedrillt wird:
Das Drillen hat den Zweck, den Hecht zu ermüden und ihn dem Angler so nahe zu bringen, dass er ihn mit dem Kescher sicher aus dem Wasser heben kann. Wie lange ein solcher Drill andauern sollte, richtet sich nach der Größe des Fisches. Wenn allerdings in Angelzeitungen Drillzeiten von 15-20 min. und noch länger für einen Zehnpfünder angegeben werden, so nötigen mir derartige Berichte nur ein Lächeln ab. Selbst mit 28er Mono habe ich Hechte nie länger als 5 min. gedrillt. Wenn allerdings in manchen Zeitungen oder Live-Berichten von Anglern erzählt wird, dass sie nach einem halbstündigen aufregendem Drill erschöpft über ihrer Beute zusammengesunken sind, so wirkt sich das auf einen fachkundigen Leser schon (r)echt zwerchfellerschütternd aus. In ihrer Aufregung haben die Berichterstatter sicherlich die Zeit des Drilles um ein Vielfaches überschätzt. Der Drill stellt auch bei nur 2 min. Dauer ein sportliches Erlebnis dar. Der gehakte Fisch sollte ja nicht länger als unbedingt nötig gedrillt werden. Denn ein Drill darf nie in überflüssige Quälerei ausarten.
Meines Erachtens haben beide Angelarten ihre Existenzberechtigung. Jeder, der seinem Hobby Angeln mit Köpfchen nachgeht, wird sicherlich sowohl schöne Stunden als auch schöne Fangerlebnisse haben.
Und nun Petri Heil
PS: Nun werden einige sagen, das weiß ich doch alles! Dieser Bericht ist mehr unseren Junganglern und Anfängern gewidmet.
An dieser Stelle möchte ich mich auch noch mal bei Thomsen*bedanken, der mir einige Anregungen und* Hilfestellungen gab.