Tipps & Tricks Pimp my Baitcaster
Lange Zeit habe ich meine Abu Revo Premier an einer Medium Rute von Daiko mit Ködern ab 8 Gramm gefischt – und war hochzufrieden, mit Leichtigkeit beförderte die Gute doch auch Leichtgewichte auf gute Weiten! Verglichen mit meiner damaligen Daiwa Pixy musste sie sich jedoch konsequenterweise geschlagen geben, Gewichte von deutlich weniger als 5 Gramm waren mit der Pixy im Gegensatz zu meiner Premier problemlos möglich.
Doch woran lag dies? Die Pixy wie auch die Premier waren beides sehr leichte, kleine Low-Profile-Rollen, äußerlich schreien beide nach Light-Applikationen! Maßgeblich für den Wurfablauf und die erreichbare Untergrenze beim Ködergewicht ist bei einer Baitcastingrolle in jedem Fall die Spule bzw. das Spulengewicht. Als ich mir bei meinen damaligen Überlegungen die Spule der Premier näher betrachtete, war klar, dass sie leicht genug wäre, um der Pixy in Sachen Wurfperformance zu konkurrieren – der Haken saß offenkundig an anderer Stelle. Fündig wurde ich eher zufällig: Bekannte von mir waren schon seit einiger Zeit dabei, ihre japanischen Rollen mit anderen Kugellagern auszustatten – ob dies die Lösung wäre?
Meine Recherchen ergaben, dass die Premier vom Werk aus mit ABEC-3 Rating ausgeliefert werden. „ABEC“ ist die Abkürzung für Annular Bearing Engineering Committee, ein Fachausschuss der amerikanischen Wälzlagerhersteller. Interessanter ist allerdings die angehängte Zahl – diese beginnt bei 1, endet aktuell bei 11 und gibt den Grad der Fertigungstoleranzen an – je höher die Zahl, desto geringer die Toleranzen und desto hochwertiger das Lager! ABEC-3 ist demzufolge nicht die absolute Premiumqualität. Da musste ich was tun! Eine Sondierung des deutschen Marktes ergab leider, dass es in den geforderten Größen keinen Markt für hochwertige Kugellager gibt – fündig wurde ich letztendlich in Amerika, genauer gesagt bei dem ebayshop von VXB.
Was benötigen wir nun konkret für unsere Abu Revo Premier? Die wurfrelevanten Kugellager sitzen je einmal auf der Achse und einmal in der abnehmbaren Sideplate, wir sprechen also von zwei Lagern pro Rolle. Die nötige Größe ist schnell ausgemessen: Benötigt wird ein Kugellager in 3x10x4 und eines in 5x11x4. Ein besonderer Clou, den VXB uns bietet, sind sogenannte „Hybrid-Ceramics“ – Stahlkugellager mit Kugeln aus Keramik! Diese Kugellager laufen länger und sind auch leichläufiger als herkömmliche Kugellager. VXB bietet diese Lager in den richtigen Größen in einem ABEC-7 Rating an, was sich für unsere Zwecke hervorragend eignet!
Es ist unbedingt darauf zu achten, die Kugellager „Dry“ zu kaufen, dieser Punkt wird in der Ebay Artikelbeschreibung unter „Lubrication“ aufgeführt – das Lager sollte keineswegs mit „grease“ also Fett behandelt sein, dann müsste man das Kugellager erst gründlichst reinigen und anschließend ölen – kann man sich sparen und direkt „dry“ oder mit „lubrication: oil“ kaufen. Die Kosten belaufen sich auf ca. 45 $ insgesamt, was dann natürlich noch versteuert werden muss.
Aber nun ran ans Werk!
Zuerst lösen wir die Drehschraube an der linken Seite unserer Premier. Diese Schraube hält mittels einer Stange die Sideplate auf der anderen Seite in Position.
Lösen wir nun diese Schraube, sind wir in der Lage die Sideplate mit einer Drehung nach links zu entfernen.
Wir haben nun den Zugriff auf unsere Spule und nehmen sie heraus – bitte sehr vorsichtig hierbei sein, die Spule und besonders ihre Kanten sind maßgeblich am Wurf beteiligt, Kratzer, etc. führen unweigerlich zu Einbußen in der Wurfperformance!
Das kleinere Kugellager ist direkt in der Sideplate verankert. Mit einem kleinen Drahtbügel wird es in Position gehalten. Mithilfe einer Pinzette, oder etwas Ähnlichem entfernen wir diesen Drahtbügel – mit etwas Feingefühl und Fingergeschick geht’s auch gut mit einem Schraubenzieher raus und später wieder rein.
Wenn wir das erste Lager getauscht haben, kommen wir zu schwierigen Teil, dem Achsenlager. Das achsenseitige Kugellager rotiert frei auf der Achse und wird von einem Pin daran gehindert, von der Achse zu rutschen. Um dieses Lager zu tauschen, muss der Pin also runter und hier liegt die Schwierigkeit! Sehr wichtig ist, dass man den Pin an der richtigen Seite herausdrückt – er ist an der einen Seite leicht erkennbar dicker als auf der anderen und wird folglich zum dicken Ende hin herausgedrückt.
Hierzu verwendet man am besten eine Zange, bei der man seine Kraft gut dosieren kann und die man vorher mit Isolierband einwickelt – denn auch hier gilt: Jeder Kratzer verringert unsere spätere Performance! Ich habe mir zu diesem Zweck mit dem Dremel eine Kerbe in eine Zangenbacke gefräst – hier findet der Pin platz und ich kann super dosiert und gerade drücken – es besteht leider durchaus die Gefahr, den Pin zu verbiegen, wodurch er unbrauchbar würde.
Haben wir den Pin erfolgreich entfernt, können wir auch dieses Lager tauschen und den Pin vorsichtig wieder in seien Position drücken. Abschließend sollten wir den Lagern einen kleinen Tropfen Öl gönnen. Ich nehme hierzu das von Abu mitgelieferte und fahre damit sehr gut.
Durch diese eigentlich schlichte Maßnahme fühlte sich meine Premier tatsächlich noch wohler mit leichten Ködern, Köder unterhalb von 5 Gramm waren nun kein Problem mehr! Heute fische ich „meine“ Premier an einer L-Rute und werfe all das, wofür ich irgendwann einmal eine Pixy benutzt habe…
Bildernachschlag: