Tipps & Tricks PE-Klassifizierung bei (geflochtenen) Angelschnüren
Wer sich mit geflochtenen Angelschnüren beschäftigt, läuft aller Marketing-Botschaften um Durchmesser und Tragkräfte zum Trotz Gefahr, hier und da mal über den Begriff „PE-Klasse“ zu stolpern. In diesem einleitenden Satz steckt eine Menge drin. Und das dröseln wir jetzt mal auf.
Zunächst mal: Die PE-Klasse findet ihr bei vielen guten Schnurherstellern auf der Verpackung. Sie ist als Zahl hinter einer Raute angegeben. PE steht für Polyethylen, dem Werkstoff, aus dem man geflochtene Schnüre herstellt.

Die PE-Klassifizierung stammt aus Japan und basiert auf einem objektiven Messverfahren, das führende Schnurhersteller wie Varivas, Sunline, Momoi oder Daiwa mit dem Ziel entwickelt haben, eine einheitliche Vergleichsbasis zu schaffen, um es den Kunden einfacher zu machen, die Stärke einer Schnur besser einschätzen zu können.
Hierzulande wird immer noch viel mit dem Durchmesser gearbeitet. Das Problem: Keine geflochtene Schnur hat über ihre ganze Länge den selben Durchmesser. Es gibt dicke und dünnere Stellen. Außerdem kann man die Schnüre beim Messen zusammenpressen, um so auf krasse Werte zu kommen. Ich erinnere mich noch gut an eine 0,06er Whiplash, die über 10 kg (ich glaube es waren sogar 19 kg) Tragkraft haben sollte. Sensationelle Arbeit von Berkley damals. Aber eben in erster Linie von der Marketing-Abteilung. Zum feinen Angeln jedenfalls war die Schnur ungeeignet. Auch wenn die Tragkraft wirklich gut war.
Was ist die PE-Klassifizierung?
Nun wollen wir Angler aber ja irgendetwas Handfestes haben, mit dem wir arbeiten können. Und jetzt wird alles plötzlich ganz einfach: Man nehme 9.000 Meter einer Schnur, lege sie auf eine Waage und misst das Gewicht. Und schon kann man Schnüre objektiv miteinander vergleichen. Sogar der Durchmesser steckt irgendwie mit drin in dieser Nummer. Denn je leichter die Faser, desto dünner die Schnur – je schwerer die Faser, desto dicker die Schnur.
Folglich steht eine niedrige PE-Zahl für eine dünne Schnur, eine hohe PE-Zahl steht für eine dicke. Wobei Flechttechniken und Beschichtungen Einfluss auf den Durchmesser haben und auch auf die Tragkraft.
Viele Hersteller geben auf der Verpackung zwar einen Durchmesser an, doch dieser kann stark variieren – vor allem, wenn Beschichtungen oder Rundflechtungen ins Spiel kommen. Dank der PE-Klassifizierung sich der Angler sicher sein, dass er immer den echten Vergleichswert bekommt.
Ein paar wichtige Punkte:
- PE-Klassen sind unabhängig von der Tragkraft! Eine PE 1.0 kann je nach Hersteller eine Tragkraft von 7 kg oder 12 kg haben – je nachdem, wie sie geflochten wurde.
- Vergleichbarkeit über verschiedene Marken hinweg! Egal ob Momoi, Varivas oder Stroft – eine PE 1.0 ist überall im gleichen Bereich.
- Ideal für gezielte Anwendungen! Willst du ultraleicht angeln? Dann greifst du zu PE 0.4. Für schwere Einsätze auf Großfisch? Dann ist PE 2.5 oder dicker die Wahl.
PE-Klassen und Tragkraft – wie hängt das zusammen?
Da die PE-Klassifizierung nur das Gewicht der Faser berücksichtigt, gibt es keine direkte Verbindung zur Tragkraft. Die Tragkraft hängt von anderen Faktoren ab:
- Der Flechttechnik (enger oder lockerer geflochten)
- Der Anzahl der Stränge (4-fach, 8-fach, 12-fach)
- Der Beschichtung (z. B. Silikon oder Fluoropolymer)
Beispiel:
Eine hochwertige 8-fach geflochtene PE 1.0 kann eine Tragkraft von bis zu 12 kg haben, während eine einfachere 4-fach PE 1.0 vielleicht nur 8 kg trägt.
Wie man die richtige PE-Klasse wählt
- Leichtes Angeln auf Forelle, Barsch & Co. → PE 0.4 – PE 0.8
- Allround-Spinnfischen (Zander, Hecht, leichte Meeresfischerei) → PE 1.0 – PE 1.5
- Schwere Einsätze (Wels, Big Game, Offshore-Fishing) → PE 2.0 – PE 5.0
Fazit: Dank der PE-Klassifizierung gibt’s eine verlässliche Vergleichsbasis, unabhängig von den oft ungenauen Durchmesserangaben der Hersteller. Du kannst gezielt nach der richtigen Schnurstärke suchen und dich darauf verlassen, dass eine PE 1.0 bei Momoi und eine PE 1.0 bei Varivas wirklich vergleichbar sind. Genial einfach oder doch einfach nur genial? So oder so. Die PE-Klassifizierungsnummer macht Sinn!