News Outdoor-Trip auf dem Svartälven
„Schweden zum Nulltarif“ sollte es auch diesen Sommer wieder heißen.
Wie das geht? – ganz einfach: Ich habe während meiner vorlesungsfreien
Zeit, sprich Ferien, eine Gruppe deutscher Outdoor-Freaks 2 Wochen lang
als Guide betreut. Mit Kanadier bzw. Kajak haben wir den Svartälven
(schwarzer Fluss), inklusive Nebenflüsse, unsicher gemacht. Die Angelei
sollte eigentlich eher hinten anstehen. Dennoch boten sich zahlreiche
Möglichkeiten die Rute zu schwingen.
Vorab ein paar Worte zum Svartälven: Der Fluss hat seinen Namen von
der dunklen Färbung, verursacht durch den hohen Eisengehalt des Bodens.
Bedingt durch zahlreiche Staudämme (Elektrizitätsgewinnung) hat der
Fluss vielfach seinen eigentlichen Charakter verloren und verbreitet
sich seeartig. Die Tiefe schwankt von knietief bis um die 4 Meter.
Unzählige Felsbrocken und Baumstümpfe lauern unter Wasser. Wir waren im
Grenzdreieck Värmland, Dalarna, Västmanland unterwegs, ca. 250 km
westlich von Stockholm.
In Tyfors eingesetzt, mussten zunächst einmal 15 km bis Älvsjöhyttan zurückgelegt werden, damit meine „Fiskekort“ ihre Gültigkeit erlangte. Dann aber standen mir theoretisch 400 (!!!) Seen zur Verfügung – genug für ein Anglerleben und mehr. Läppische 200 SEK (23 Euro) hat das Vergnügen für 2 Wochen gekostet.
Die ersten Würfe mit der Spinnrute und 3er Mepps konnte ich endlich während einer kurzen Mittagspause, unterhalb eines kleinen Wehres, machen. 2 Barsche, einer davon in ansehnlicher Größe, sprangen dabei heraus. So kann’s weiter gehen dachte ich mir. Wertvolle Tipps erhielt ich zudem gleich am ersten Tag der Tour. Ein schwedischer Kollege, der mit einer Truppe französischer Teenager durch die Wildnis zog, „outete“ sich ebenfalls als begeisterter Angler. Die verwachsenen Uferbereiche mit Schilf, See- und Teichrosen sollten die Hot Spots sein.
Für kapitalere Fische riet er mir, es in den tiefen Kolken der Turbinenausläufe zu versuchen.
Gesagt, getan! Anfänglich jedoch beging ich den Fehler, ausschließlich die Bereiche vor den Wasserpflanzen abzufischen. Dort war’s eben einfacher, mit weniger Hängern. Doch dann sollte die Stunde des Spinnerbaits schlagen. Mitten in die Pflanzen katapultiert war er der absolute Erfolgsgarant. Innerhalb einer halben Stunde konnte ich 4 Hechte klarmachen. Mit bis zu ca. 55 cm waren diese eher klein, aber dafür wunderschön dunkel gefärbt. Die kommenden Tage brachten mir einige weitere Hechte. Fast ausnahmslos standen sie inmitten des Grüns. Ab und an stürzte sich auch ein Barsch auf den Spinnerbait. Die mitgeführte 5er Fliegenrute blieb gänzlich verpackt, die Jerkbait Rute kam nur sporadisch zum Einsatz. Inmitten der Wasserpflanzen hatte ich mit den heiß geliebten Jerks schnell den Kaffee auf.
Auf dem Rückweg zum Basislager durchquerten wir zwei größere Seen. Der Sörr- Älgen bescherte mir an unserem Ruhetag 3 schöne Fische zwischen 60 und 65 cm. Dieser recht große See schien definitiv kapitalere Exemplare als der Svartälven zu beherbergen.
Gegen Abend zog mich, wie so oft, einmal mehr die Geselligkeit der Gruppe vom Wasser ans Lagerfeuer.
Ein sehr talentierter Hobbykoch unter den Gästen war mittlerweile zum „Chef de Cuisine“ aufgestiegen und zauberte aus unseren reichhaltigen Lebensmittelvorräten wahre Köstlichkeiten. Gutes und ausgiebiges Essen stand bei uns hoch im Kurs. Übrigens, bis auf zwei meiner Fänge durften alle weiter schwimmen.
Am vorletzten Tag sollten wir auf den „Kindertraum“ stoßen, eine geführte Eltern-Kind Kanutour. Von uns anfänglich als „Kindertrauma“ bezeichnet, musste ich feststellen, dass die Kids gar nicht so übel waren.
Einige von ihnen hatten ebenfalls Angelruten dabei. Leider hatten sie etwas weniger Anglerglück. Als wir unweit von ihnen unsere Zelte aufschlugen und sie von meinen „Erfolgen“ hörten, wollten etwa 5 Kids und eben so viele Eltern gleich in meinen Kanadier springen, um auf Fischfang zu gehen. Langsam an, einer nach dem anderen sollte drankommen…
Nach dem Abendessen die erste Ausfahrt vor die Schilfbank, zweiter Wurf, Fischkontakt, Aussteiger – Verdammt, der Vorführeffekt! Aber aufgegeben wird nicht! – zack und schon war das Gummischwänzchen vom Twister gekappt. Der Dritte Räuber sollte dann den Kürzeren ziehen. Der Jungangler im Boot staunte nur Bauklötze als ich ihm den, wie er fand, riesigen 50er Fisch präsentierte.
Mein Kollege Olaf, der den „Kindertraum“ betreute, teilte mir später mit, dass einer seiner Jungs, ohne jemals zuvor geangelt zu haben, prompt einen Barsch und einen Hecht landen konnte. Im überreglementierten Deutschland in dieser Form einfach undenkbar…
Die mit dem Selbstauslöser geschossenen Fischbilder (bin oft alleine zum Fischen raus) ließen teils wirklich zu wünschen übrig.
Einen spektakulären Fang gab’s aber ehrlich gesagt auch nicht zu verzeichnen. Dennoch, gemessen an der von mir investierten Zeit, ist die Zahl der gefangenen Fische einfach spitze. Größere Exemplare treiben sich dort definitiv herum. An einem kleineren See in Bergslagsgarden, dem Ziel unserer Tour, wurde kürzlich noch ein Hecht von 1,10 m gefangen (und zurückgesetzt). Auf dem Sörr- und Norr-Älgen schipperten zudem Boote mit Downriggern herum…
Das „Allemandsrätten“ (Jedermannsrecht) macht vieles, bei uns Unmögliche, möglich. Campieren direkt am Sandstrand, ein offenes Lagerfeuer zum Kochen und Brotbacken – einfach herrlich. Absolute Ruhe, keine Chaoten, die wie zu Hause ihren Müll liegen lassen oder nur auf Stress aus sind. Kurz gesagt: Erholung pur!
Wen diese Art des Urlaubs interessiert, Informationen über die Region Hällefors, einschließlich eines Links zur Fischerei, gibt’s unter www.hellefors.se. Mit etwas „googlen“ findet man ansonsten auch einen Kanuverleih in der persönlich bevorzugten Ferienregion. Freunde des „Rundum-Sorglos-Pakets“ sind bei deutschen Reiseanbietern gut aufgehoben. Auch für Jugendliche, die ohne Mama und Papa Urlaub machen wollen, gibt’s tolle Angebote.
Ach ja, ich hab’ noch was vergessen. Keine Schweden-Tour ohne Elch! Auf der Heimfahrt konnten wir unseren bis dahin einzigen Elch der Reise bestaunen.
hej då!
Emsfisher