Tackle-Tipps Oldie but Goldie: Der (Rapala) Countdown läuft!
Beitrag enthält WerbungWir schreiben das Jahr 1936, als einem finnischen Angler namens Lauri Rapala, die Idee kommt, sich eigene Köder zu basteln, mit denen er mehr Fische fangen kann als mit den gängigen Blechködern dieser Tage. Und so nimmt er sich ein Messer und Sandpapier und formt einen schlanken Körper. Damit der kleine Kork-Pfropfen das Licht reflektiert, ummantelt Lauri den Körper mit dem Silberpapier einer Schokoladenverpackung. Gegen eindringendes und den Köderlauf beeinflussendes Wasser versiegelt er den Köder, indem er transparentes Negativ-Foto-Film-Material über den Körper schmelzt. Sicher braucht er noch ein paar Versuche bis aus dem Prototyp des Ur-Rapalas die Endversion des ersten Rapala-Wobblers entsteht.
Weil die Rapala-typische „Wounded Minnow Action“ schon in den 1930er Jahren so ziemlich jeden Raubfisch auf der Welt anspricht, breitet sich die frohe Kunde von einem Wunderköder wie ein Lauffeuer aus. Wenig später geht der Original Floating in Serien-Produktion. Lauri Rapala wird Inhaber einer erfolgreichen Ködermanufaktur und seine Nachkommen dürfen sich darüber freuen, dass ihr Vorfahr den meistverkauften Wobbler weltweit erfunden hat. Was das mit dem Countdown zu tun hat? Nun ja. Der ist nicht nur ein Rapala, sondern auch fast baugleich mit dem Original Floater. Im Gegensatz zu seinem schwimmenden Bruder ist der seit 1965 in Serie produzierte Countdown ein bisschen gedrungener. Außerdem hat man ihm einen Bleikern verpasst, der ihn nicht nur absinken, sondern auch weiter fliegen lässt.
Hier könnt ihr euch den Entstehungsprozess des Countdown und damit auch die Bauteile anschauen:
Die Countdown-Aktion
Alle Countdowns sinken mit einer konstanten Geschwindigkeit von ca. 30 Zentimeter pro Sekunde Richtung Gewässergrund. Wenn man die Sekunden zählt, die man dem Köder auf seinem Weg nach unten gönnt, weiß man genau, auf welcher Höhe der Wobbler operiert. Durch die kompakte Form und die Anbringung des Bleikerns im Schwerpunkt wackelt der Countdown auf der Horizontalachse, wenn man ihn an einigermaßen lockerer Schnur sinken lässt. Damit sucht er sich die ersten Abnehmer schon, wenn man ihn auf Tiefe bringt. Schnappt ein Schwarmfisch zu, kann man beim nächsten Wurf einfach wieder mitzählen und in der Tiefe operieren, in der die Fische rauben. Holt man den Köder dann mit der richtigen Geschwindigkeit ein, hält er das entsprechende Tiefenniveau. Dabei gilt: Je tiefer der Countdown arbeiten soll, desto langsamer muss man ihn führen. Beim Einkurbeln zittert er die Raubfische mit dem klassischen Rapala-Balsaholz-Wobbler-Dance an den Haken. Wobei er nicht ganz so lebhaft flankt wieder Original. Der etwas dezentere Lauf scheint die Fische nicht zu stören. Im Gegenteil. Besonders bei den kleinen Modellen von 2,5 cm, 3 cm und 5 cm ist die „gemäßigte Wounded Minnow-Action“ näher am Original und deshalb oft auch überzeugender. Ganz abgesehen davon, dass man die kleinsten Countdowns im Gegensatz zu vielen anderen Balsa-Mini-Wobblern ohne zusätzliche Hilfsmittel einigermaßen weit werfen kann.
Countdown-Führung
Natürlich kann man einen schlanken Countdown gelegentlich antwitchen und er wäre der einzige Minnow, der keinen Schnappreflex Beim Verfolger auslöst, wenn er ausbricht. Meistens reichen aber Geschwindigkeitswechsel und Spinnstops, um die Räuber heiß zu machen. Wir erinnern uns: Der Countdown ist so ausbalanciert, dass er im freien Fall anfängt zu flattern. Damit imitiert ein auf eine Beschleunigungsphase einsetzender der Spinnstop perfekt ein Fischchen, das seine letzten Kräfte für eine Flucht aufgebraucht hat, um leblos zu Boden zu sinken. Wenn ein Räuber einmal zuschaut – beim zweiten Mal schlägt er zu. Im Normalfall reicht es aber aus, den Köder einfach durchzukurbeln. Dabei sollte man mit der Geschwindigkeit experimentieren. Deshalb machen sich nicht zu hoch übersetzte und auch kleine Rollen zum Countdownen gut. Mit ihnen kann man sehr langsam angeln und den Köder lange tief unten halten, wenn man das möchte. Man kann mit einer langsamen Rolle außerdem die Geschwindigkeit besser wechseln. Schneller kurbeln geht besser als mit einer Rolle mit großem Schnureinzug Tempo rauszunehmen.
Countdown-Gerät
Wo wir beim Gerät wären. Die großen Countdowns lassen sich an ganz normalem Spinngerät fischen und sind so schnittig, dass sie sich auch mit der Baitcaster gut werfen lassen. Für die kleinen Modelle ist Ultralightgerät angesagt. Allerdings sollte die Rute schon auch einen dicken Fisch aushalten. Wobei das die meisten UL-Ruten gut im Griff haben. Wichtiger ist, dass die Bremse ruckelfrei anläuft, da man es gerade zur Brutfischphase oft mit großen Räubern zu tun hat. Rapfen steigen so hart ein, dass der Bremse eine hohe Bedeutung zukommt. Schließlich muss man die kleinen Köder an feiner Schnur fischen, wenn man sie weit werfen will. Auch fürs erreichen einer Tauchtiefe jenseits der 3 Meter-Marke ist eine dünne Schnur Grundvoraussetzung. Dicke Schnüre haben zu viel Wasserwiderstand. Nur wenn der Wobbler widerstandslos sinken kann, erreicht er die Sinkgeschwindigkeit von 30 Zentimeter pro Sekunde. Erst dann wird das Angeln berechenbar. Deshalb wird der Countdown auch oft mit eine Fluorocarbon-Hauptschnur gefischt. Fluorocarbon sinkt selber und geleitet den Wobbler schneller hinunter als die dünnste Geflochtene.
Zielfischspektrum
Das Zielfischspektrum ist so groß, dass man nicht mehr von einem Zielfisch sprechen kann. Von Mai bis September sind die Modelle bis 5 cm Allesfänger und machen vom Kleinbarsch bis zum Großzander alles frisch, was nicht bei 3 aus dem Wasser ist. Ok. Manchmal braucht man ein bisschen länger, bis man die Fische gefunden hat. Aber wenn man mal am Brutfresser ist, entwickeln sich die Mini-Countdowns zu kleinen Fangmaschinen. Alande, Döbel, Forellen, Rapfen, Barsche, Zander, Hechte und manchmal sogar Plötzen, Rotfedern und Brassen kann man auf die schrulligen Minis fangen.
Countdown-Situationen
Ich fische den Countdown sehr gern im Flachwasser, besonders um Seerosen und Stege herum. Bei uns an der Spree fange ich auch sehr gut, wenn ich ihn ganz nah am befestigten Ufer entlang führe. Auch Stegbarsche zockt der Countdown aus dem Schatten heraus, wenn man ihn dicht am Steg entlang wirft und erst einmal zum Grund sinken lässt, um ihn dann langsam und gleichmäßig einzukurbeln. Er eignet sich auch perfekt zum Abfischen versunkener Bäume. Damit er sich nicht in den Ästen verfängt, lässt man ihn nicht fallen, sondern stoppt die Schnur vor dem Aufprall und kurbelt direkt ein. Wenn die Barsche oben in den Ästen sitzen, kommt der Köder nicht weit. Manchmal verfolgen ihn die Fische aber auch ein paar Meter und schlagen dann erst zu. Beim Forellenfischen kann man ihn langsam gegen die Strömung und schnell mit der Strömung führen. Den Grund tiefer Gumpen scannt man ab, indem man ihn über die Vertiefung hinauswirft und langsam mit der Strömung in die Trutten-Senke hineinkurbelt.
Klassiker vs. Scatter Countdown
Seitdem Jahr 2014 gibt es den Countdown auch mit Scatter Lip. Diese gewölbte Tauchschaufel lässt den Wobbler beim Beschleunigen stark ausbrechen. Langsam eingeholt ist der Lauf identisch zum Klassiker. Besonders im Sommer, wenn die Fische auf eine schnelle Präsentation abfahren, ist der Scatter Rap Countdown oft noch ein bisschen fängiger als der Klassiker.
Farbcodes S und PEL
Wenn ich mir vorstelle, wie genial der Moment war, als Lauri Rapala seinen Silberpapier-schimmernden Prototyp durchs Wasser zog und die finnischen Fische damit verprügelt hat, kann ich mich in ihn hineinversetzen. Vielleicht habe ich deshalb so ein Faible für den Farbcode S, der wohl ziemlich nah am Urfarbcode dran ist. Irgendwie cool, so ein silberner Wobbler mit weißem Bauch, roten Kiemen und schwarzem Rücken. Und auch recht nah an der Brutplötze dran. Viele Angler schwören auch auf das gold-schwarze Dekor. Meine persönliche Lieblingsfarbe No. 2 ist PEL – Live Perch, ein naturgetreues Barsch-Design, mit dem ich schon extrem viele Barsche gefangen habe. Besonders in Gewässern mit einem guten Barschbestand spezialisieren sich viele Raubfische auf die Barschbrut.
Countdown-Historie
1965: Stapellauf der ersten Modelle in 7 cm, 9 cm und 11 cm (Farbcodes Silver und Blue – S und B)
1966: 13 cm-Modell
1967: 5 cm-Modell
1977: Farbe Perch
1979: Farbe Rainbow Trout
1989: 3 cm-Modell
2003: 2,5 cm-Modell
2013: Scatter Lip-Countdown-Version