Fangberichte Norwegen: Land der Trolle & Forellen
NEIN, warum ? Wie kann das sein? Das gibt es doch gar nicht … UNMÖGLICH ! Schier unfassbar — dass 2 Wochen soooooo wahnsinnig schnell vergehen, dass es einem erscheint, als hätte man gerade einmal tief Luft geholt in diesem wunderbaren Land & schon steht man wieder vor seiner Wohnungstür daheim. Aber was will man machen ? NICHTS ? Nein, "NICHTS" ist die falsche Antwort … gleich für die kommende Saison wieder buchen, ist dagegen mit Sicherheit eine bessere Wahl. Am 9ten Juni öffne ich meine Augen morgens gegen 4 Uhr & als hätte mich der Schlag getroffen, bin ich hellwach … "heute, heute, heute", schiesst es mir durch den Kopf .. aber das ist falsch … "GLEICH, GLEICH, GLEICH",berichtige ich in Gedanken, geht es los.
Auf in das Land meiner Träume, dem ich so lange fern geblieben bin & nicht mal wirklich erklären kann, wieso. Man hat es dort versucht, oder aber da, hat mal dort seinen Urlaub verbracht oder mal in dieser Ecke … aber NICHTS kann diesem wunderbaren Land nur annähernd die Hand reichen. N-O-R-W-E-G-E-N .. 7 Buchstaben, die einem die Hormone im Körper derart zurechtrütteln können, dass es nahezu unmöglich ist, die nach oben gerichteten Mundwinkel nur annähernd Richtung waagerechte zu bringen.
Die Taschen sind bereits im Transporter verstaut .. auch das Angelgerät hat sich sorgfältig in der Dachbox sowie im hinteren Ladeteil des PKW’s breit gemacht. "Wie kann man nur noch bis zur letzten Minute schlafen, wenn man eigentlich schon auf dem Weg nach Norwegen ist,…????" fährt es mir durch den Kopf, als ich im Haus noch keine weitere Aktivität feststellen konnte. Gott sei Dank, tat sich dann irgendwann doch etwas & irgendwann rollten die Räder & wir waren unterwegs. In Anbetracht der mehr als 1200 km die vor uns lagen, machte sich schon nach kurzer Zeit abermals ein verdammt ruhiges Ambiente im Transporter breit & alle Insassen bis auf mich, verfielen in einen nicht unlang anhaltenden Schlaf… "Wie kann man nur ….????!", ging es mir wieder durch den Kopf. "Wir sind auf dem Weg ins Paradies & die pennen alle!" "MERKWÜRDIG" …
Nun denn .. die Fahrt ging reibungslos von statten & kein Stau, keine Panne, nur die elendig brennende Sonne stellte sich uns in den Weg. So geschah es, dass wir ENORMST zu zeitig … in Buchstaben & Zahlen 4 Stunden … am Fähranleger in Hirtshals eintrafen. "Schöner Mistdreck", dachte garantiert nicht nur ich.
Diese Warteperiode endete auch für mich in einem tiefem Schlaf, aus dem ich bedingt durch ein enorm GREEEEELLLLLLLES Hupen, unseres älteren Hintermannes im BIG-SIZE-Wohnmobil geweckt wurde. Der hatte es wohl genauso eilig wie ich & hat wohl übersehen, dass die Reihe welche sich bewegte nicht die unsere war, sondern jene links von uns. Naja, nach einigen Minuten inhalierte das bauchige Schiff auch uns & wir stießen in See. Nicht unsere Fähre .. schade im Nachhinein ;-)
Leider gab es auf der Fähre nicht wirklich viel zu sehen & noch viel weniger Plätze, an denen man sich zur Ruhe legen oder setzen konnte … alle Liegen, Stühle, Sitzecken etc. waren bereits sehr breitflächig von einzelnen Menschen beLEGT & daher verwunderte es mich nicht, dass einige Passagiere ihre Schlafsäcke & Isomatten mitten in den Gängen ausrollten.
Auch die sonstige Ausstattung auf dieser Fähre war nicht das Non-Plus-Ultra, aber das hatten wir uns bei weniger als dem halben Preis zu Colorline Linie bereits gedacht & quetschten uns in irgendeine Ecke.
Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle .. es kreuzten weder besoffene Angler noch gröhlende Kahlköpfe unseren Gang, wie ich es damals auf einer anderen Fährfahrt erlebte & wir kamen eine halbe Stunde vor geplanter Ankunftszeit an.
"ENDLICHHHHHH DA" raunte es in meinen Gedanken & er Blick schweifte über den kleinen Ort, den Fjord & die Berge, welche vor unseren Augen lagen … HERRLICH !!!!
Die fehlenden 100te Kilometer zu unserem Ziel vergingen leider nicht so rasant wie in Dtl., denn die Höchstgeschwindigkeit & die massenhaften stationären Radarkästen bremsten die Fahrt schon enorm! Irgendwann jedoch kommt auch der Langsamste ans Ziel & wir trafen in Farsund/Saltnes ein. Nach kurzer freundlicher Einweisung des Inhabers ging es ans auspacken, betrachten & freuen .. denn alles erschien nicht nur perfekt, sondern war es auch!
Natürlich war klar, dass ich SOFORT nach dem Auspacken auch wieder einpacke … nämlich mein Angelzeugs in das Hansvik 18 Fisker incl. 40 PS Viertakter, gutem Echo & sehr sauberen Zustand.
Wie konnte es auch anders sein, denn das Boot + Motor waren gerade mal einige Tage alt & außer unserem Vermieter, waren wir die ersten Nutzer. PERFEKT !!!
Auch meine Freundin hielt es nicht lange aus & stellte sich noch vorm Auspacken ihrer 300 Taschen mit der Rute an unseren kleinen Bootsliegeplatz.
Downrigger, Rutenhalter, dennoch mein eigenes Echolot etc. etc. wurden montiert & nach einer knappen weiteren Stunde stach ich in See, oder besser gesagt Fjord.
Erst einmal fuhr ich einige Linien ab & war erstaunt über die Tiefe des Fjordes, selbst an den Ufern. Bereits 5m abseits des steinigen Ufers, fiel der Grund bis hinab auf 40m. Weitere 10-15m draußen waren es zumeist über 70m & die 150-200m wären nur ein weiterer Katzensprung gewesen. Umso mehr erstaunte mich die Oberflächentemperatur, welche in den Randbereichen um die 20°C pendelte.
"Das können nur optimale Bedingungen für die Sjø-ørret sein, die Meerforelle!" dachte ich & behielt Recht. Bereits am ersten abendlichen Schleppgang fing ich 4 sehr schön gezeichnete Exemplare von 50-60cm & verlor noch 3 vermutliche Forellen.
Ich fuhr fast den gesamten Urlaub mit der selben Aufteilung, wenn die Gegebenheiten es zuließen .. 2 Planerruten, 2 Ruten auf dem Downrigger & 1-2 x freie Leine an leichten Spinnruten.
Die Planerruten fischte ich jeweils sehr weit draussen über ca. 70m im freien Wasser mit großen Schlepplöffeln, wie dem Raptor, Ismo King, Grizzly Spoon & Salar, Northern King & Stripper. Die andere Rute extrem Ufernah mit kleinen leichten Schlepplöffeln, Wobblern oder Møre Silda Blinkern (welche sich mit als Favoriten herauskristallisierten – Kupfer, Kupfer/Schwarz, Kupfer/Rot).
Die Downriggerruten fischte ich in 5-8 & in 15-20m Tiefe. Die tiefgeführte Downriggerrute war die mit Abstand fängigste von allen. Neben Forellen gab es auf dieser auch immer wieder Dorsch, da sie am grundnahesten geführt wurde.
Der Köder der dort fast ausnahmslos dran hing, war ein 4,5er Apex in Forellendekor. Vom Forellendekor sieht man mittlerweile nicht mehr allzuviel.
Die Freie Leine Ruten wurden zumeist mit tieflaufenden Wobblern, wie z.B. Rapala’s DDRFR, Salmo Hornets, Megabass Griffons, Illex DD Arnauds, Halco Poltergeist etc. Die Rapala’s waren dort die mit Abstand fängigsten Köder, gerade in Farben wie Crawded, Chrom, Chrom/Blue oder Black !
Eigentlich gab es auf alle Köder Fisch, jedoch eben auch Favoriten. Man sollte versuchen eine große Anzahl verschiedener & -artiger Köder zu fischen & dann zu definieren.
Auch für kleine Kinder, kann die Angelei dort extremst viel Spass machen, denn 2 Fische, die in sehr großen Zahlen dort vertreten sind, lassen sich mit der Angel sehr leicht fangen. Dies sind die Lippfische & Grundeln. Wirklich bildschöne interessante Tiere in einem sehr starken Vorkommen. Auch Garnelen sind mit Hand oder Kescher sehr leicht zu fangen & bieten ein interessantes Schauspiel bei näherer Betrachtung in einem Glas.
Ein weiteres Highlight waren die Robben, welche uns nahezu täglich "besuchen" kamen …
Die erste Woche gab es das allerfeinste Wetter & nach Telefonaten in die Heimat, stellten wir fest, dass es bei uns gar nicht so anders war. Temperaturen um die 27°C, kaum Wind & reichlich Sonne brachten die Forellen auf Hochtouren & es verging kein Tag, an dem der Hansvik nicht vor den Klippen auf der gegenüberliegenden Fjordseite entlangschipperte & den Forellen sowohl im Morgengrauen, als auch in der Abenddämmerung das Leben schwer machte.
Ein kleiner Wehrmutstropfen blieb … die 25 Liter Tankkanister mussten sehr oft gefüllt werden. Aber die war wirklich nur ein kleiner Tropfen & verkraftbar.
Oftmals gingen beim Fischen auch anderen Spezies an den Haken, sodass ebenfalls Knurrhähne, Makrelen, Köhler & Pollacks in das Boot gehievt wurden konnten & man sich beim nächsten Biss nie wirklich sicher sein konnte, was einem da nun entgegen geschwommen kommt.
Natürlich wollten die anderen Familienmitglieder auch mal die Rute in die Hand nehmen & Fisch fangen … unter jenen waren auch Leute, die noch nicht zuvor geangelt haben. Aber da wir ja schließlich im Paradies weilten, sollte es auch für jene möglich sein, die ersten selbst gefangenen Schuppenträger über die Reling zu hieven.
Somit erkundete ich zuerst die Seekarten & entschloss mich für einige nicht allzuweit vor der Küste liegende Schären. Da die anderen zwar großmutig erklärten, nicht seekrank zu werden, ich dem aber nicht ganz Glauben schenken konnte, denn beim genaueren Nachdenken, wussten weder ich, noch vermutlich sie selber, wann sie das letzte Mal auf Bootsplanken standen. Und wenn, waren es jene eines Ruderbootes auf einem brandenburgischen Kleinstgewässer & somit absolut "vergleichbar".
Nach ca. 1 1/2 stündiger Fahrt erreichten wir das Ziel & hatten bereits das erste "Opfer" im Boot zu beklagen. Es war jene Person, die sich mit Abstand am sichersten war, seefest zu sein. Somit war klar, dass diese Ausfahrt nicht allzulange gehen darf & wir nur für kurze Zeit in der langen ruhigen Dünung fischen konnten. Pilker & Systeme sausten in die hellblaue Tiefe & jedes Angler fing seinen Fisch. Leider klappte das Abschlagen & Hakenlösen bei den "Anfängern" nicht so leicht, bzw. wollte gar nicht erledigt werden, sodass mir klar war, dass ich wohl als einziger Schneider bleiben werde.
"Seis drum!" dachte ich mir, "heut Abend gehört die Karre wieder alleine mir & ich kann entspannt fischen" …
Doch das sah vorerst ganz anders aus, denn die Erwartung, dass alle so bereitwillig mit am Filetiertisch stehen, anstatt vor dem Fernseher zu sitzen & sich das nächste Fußballmatch anzuschauen, konnte ich mir abschminken.
Somit blieb dieser Teil wie sooft dort mir überlassen & die Gnitzen, eine kleine Stechfliegenart, machte einem diese Arbeit verdammt schwer. Diese waren der einzigste Nachteil dieses Urlaubes für mich, denn am Abend traten diese in ungeheuren Massen auf & stachen alles, was sich bewegte & nackte Hautstellen zeigte.
In der 2ten Woche änderte sich das Wetter abrupt & wie man morgens beim Blick aus dem Fenster begrüßt wurde, so konnte man sich abends aus demselben verabschieden … feuchter nasskalter Nebel & oftmals Regen ließen die Wassertemperaturen sinken.An Stellen an denen ich wenige Tage zuvor noch fast 21°C Oberflächentemperatur hatte, gab es nun nur noch 15-16°C. Der kräftige Wind vermischte die Wassermassen ordentlich & den Forellen schlug dieses anscheinend gehörig auf den Magen. Nur noch schwer & mit guter Ausdauer bekam man die eine oder andere an den Haken.
Somit musste eine Idee her … nach langer Grübelei & einem Blick von der Terrasse über den Fjord fiel mir ein Geräusch auf. Erst klang es, als ob über den unbewohnten & wilden Felsen auf der anderen Fjordseite ein D-Zug fahren würde. Als ich mit dem Boot auf die andere Seite fuhr, erblickte ich verdammt viele Wasserfälle, die sich aus dem Nichts, aber aufgrund des teilweise starken Regens an den Felsufern bildeten & in den Fjord strömten. Binnen einer Nacht verschwanden diese, oder traten nach einem Regenguss wieder auf.
"Wenn dies keine Spots sind, an denen die Forellen stehen, dann fress ich eine meiner Ruten" dachte ich. Sofort fuhr ich unter dem trockenen Dach des Bootes zum Haus & packte meine sieben Angelsachen. Kurz noch einige Liter Wasser aus dem Zwischenboden des Bootes gelenzt & los gings.
Um es kurz zu machen: Das gezielte Fischen vor den Einläufen der Wasserfälle war ein Volltreffer. Fast ausschließlich bissen dort Forellen, Makrelen & Dorsch. Beim Ausnehmen einiger Fische, wurde mir auch klar, warum. Aber seht selbst:
In den letzten Tagen fuhr ich oftmals mit meiner Familie auf See um noch ein leichtes Fischen zu betreiben & ihnen einige Fische zu bescheren. Nämlich das Fischen auf Makrelen in großen Schwärmen. Die Schwärme zu finden, war nicht immer leicht, aber hatte man jene entdeckt, ging es rund an Board & binnen 10 Minuten, sah das Boot aus, als hätte es 3 Jahre ohne Reinigung gestanden.
Diese wunderbar anzusehenden Minithune waren nicht nur eine Augen-, sondern auch eine Gaumenfreude. Der zum Ferienhaus gehörende Räucherofen qualmte nahezu jeden der letzten Tage & es gab warme geräucherte Makrelen zum Mittag & Abendbrot & wenn gewollt, hätte es auch zur Frühstückszeit klappen können.
Leider gab es auch immer wieder Angler, die sich ihrer Gefahr anscheinend nicht bewusst waren & mit den kleinsten Booten, zudem noch ohne Kajüte oder Halbkajüte & Lenzeinrichtungen enorm weit vor die Schären trauten. Dies selbst bei sehr sehr starkem Wellengang. Somit geschah es, dass am letzten unserer Urlaubstage ein dt. Angler ertrank & nicht mehr gefunden wurde. Er war mit seinem Boot allein zum Fischen gefahren & dies ei sehr schlechtem Wetter. Auch die Angler auf dem folgenden Bild standen meiner Meinung nach extremst zu weit in der Brandung & waren viel zu mutig/dumm, wie auch immer man so etwas nennen möchte. Daher nochmals ein Appell:
Kein Fisch ist es wert, sein Leben zu riskieren & bei solch einem Wellengang hilft kein Floater oder Schwimmweste ! Seht Euch vor !!!
"Der letzte Tag ist nun nur noch wenige Stunden entfernt" ging es mir durch den Kopf, als ich auf den Fjord & unsere Nachbarn schaute, die eine immer größer werdende Menschenmenge wurden & freudig ins Wasser sprangen oder mit ihren sehr stark motorisierten Kleinstbooten Wasserski & auf Luftreifen fahrende Kinder über den Fjord & um die Schären zogen.
Die Sonne zeigte sich an diesem freudigsten Tag der Norweger natürlich zum Abend & keine Regenwolke trat ihr, wie die Stunden & Tage zuvor entgegen. Der Fjord füllte sich mit immer mehr Booten & die Mittsommernacht wurde fröhlich gefeiert. Noch beim Einschlafen hörte ich das freudige Gelächter vom Wasser schallen.
Der nächste Tag war abermals grau & verregnet, störte mich aber kaum, denn es war unser Abfahrtstag. Viel braucht es nicht darüber zu erzählen: die Fahrt dauerte exakt 24 Stunden & verlief problemlos.
Ohne lange darüber nachzudenken, haben wir noch auf der Rückfahrt auf der Landkarte ein Zielgebiet für das nächste Jahr ausgesucht & daheim bereits gebucht … wer raten will, wohin es geht, darf das gerne tun ! ;-)
Noch einige Bilder vom verträumten Land:
Blick aus dem Fenster:
Trolling:
In einem Dorschmagen gefunden – eine Seemaus:
Köhlerschwärme & Makrelen:
Einer der wunderschönsten Tangdorsche, die ich jeh sah:
Getrollte Seelachsschweinchen …