Meeresräuber Norwegen für „Beginner“
Erst sollte dieser Beitrag eine Fortsetzung von „Tinsen das erst mal am
Fjord“ werden. Da ich über meinen zweiten Angelurlaub in Norwegen gar nicht
berichtet habe und mein letzter Norwegen-Trip nun schon wieder 11
Monate hinter mir liegt, macht ein Fangbericht irgendwie wenig Sinn, da
ich mich an die Feinheiten nicht mehr so erinnern kann, um einen
fesselnden Artikel zu verfassen. Was liegt also näher, als ein wenig
näher auf das Angeln in Norwegen allgemein einzugehen.
Viele von Euch kennen sicherlich diese suchterzeugenden Momente im
Leben eines Anglers. Der saftige Einstieg eines Meterhechtes auf dem
Bodden, das trockene „Tock“ eines Zanders, der „Blutrausch“ in einem
Barschschwarm oder der Adrenalinschock eines knallharten Rapfenbisses.
All diese Momente zwingen uns täglich erneut ans Wasser – egal ob es
vom Himmel „kübelt“, die Sonne einem die letzten Hautfetzen abbrennt
oder die Nase einfriert. Sucht bleibt Sucht.
Doch aus meiner Sicht ist das alles Nichts gegenüber dem „Fiebervirus“, den man(n) sich einfängt, wenn man einmal das gelobte Land zum Fischen betreten hat. Viele von Euch hat es mit Sicherheit schon böse erwischt und viele wird es noch genauso hart treffen. Einmal infiziert ist eine Heilung selten möglich.
Egal wie es um die Finanzen steht – jeder halbwegs leidenschaftlicher Angler sollte wenigstens einmal in seinem Leben den Kontrast zwischen Berg und Fjord, verbunden mit saftigen grünen Wiesen oder schneebedeckten Hängen, gesehen und natürlich diesen unvorstellbaren Fischreichtum erlebt haben.
Um es vorweg zu nehmen – dieser Artikel ist an Leute gerichtet, die bisher noch nicht in Norwegen waren bzw. über wenig Norwegenerfahrung verfügen. Weiterhin bin ich nicht DER Norwegenexperte. Ich war zwar in den letzten Jahren 8 mal oben, aber davon nur 3 mal halbwegs angeln. Trotzdem glaube ich, einiges an Erfahrung gesammelt zu haben, was sich eventuell lohnt hier mal aufzuschreiben. Mein Ziel ist es dem „Norwegen-Neuling“ eine grobe Richtlinie zu zeigen, was man mitnehmen sollte und wie man vor Ort loslegt. Die Profis unter Euch sind gern eingeladen im Forum oder hier unter dem Artikel meine Ausführungen zu ergänzen.
Vor einer jeden Reise beginnt das Grübeln über die Dinge, die es denn mitzunehmen gilt. Ich habe mal versucht eine Liste mit Sachen aufzustellen, die aus meiner Sicht mindestens mit müssen, damit man halbwegs mit allen Situation zurecht kommt. Wie gesagt, es geht um den „Allround-Einstieg“. Wer sich spezialisiert hat sicherlich manch andere Position dabei.
1. Eine Bootsrute zwischen 1,60m und max. 2,40 mit 20-30 lbs (mal an dieser Stelle – lbs heisst nicht „Libbs“, sondern pfund oder pound. Ihr sagt ja zu kg auch nicht „kiggs“ sondern Kilogramm). Diese wird hauptsächlich ihren Einsatz im Naturköderangeln oder schweren Pilkangeln finden.
2. Eine Pilkrute für die „mittleren“ Gewichte. Ich habe hier eine „YAD Cleveland“ 2,85m mit 80-120 Gramm Wurfgewicht, welche ich mit Pilkern bis 150 Gramm fische.
3. Eine leichte bis mittelschwere Spinnrute mit ca. 40-60 Gramm Wurfgewicht. Ich habe hier eine alte „DAM Seahawk“ 2,70m mit 10-40 Gramm. Eine Skeletor wäre hier natürlich auch was feines, aber mir ist meine zu schade für das Salzwasser und den „Fischgestank“.
4. Eine stabile Multirolle mit mind. 600m / 25er oder 30er geflochtenen Schnur für die Bootsrute. Hier ist zu beachten, dass gerade beim Tiefseeangeln schon mal der „Dicke“ einsteigen kann und deshalb eine etwas dickere Schnur gewählt werden sollte aber auch der Strömungsdruck auf die Schnur nicht zu verachten ist, so dass eine zu dicke Schnur wieder nachteilig wird. Bei der Rolle sollte man nicht zu sehr sparen. Hier muss wirklich Qualität ran. Penn, Avet, Shimano oder diese Liga sollte es schon sein. Eine „Billigrolle“ fliegt Euch früher oder später um die Ohren. Ich will das hier nicht weiter ausführen. Dafür gibt es Foren. Ich habe mich damals für eine „Penn Special Senator 113 LH“ mit einer 30er Gigafisch Schnur entschieden. Bisher bin ich damit sehr zufrieden.
5. Eine stabile Stationärrolle bzw. etwas leichtere Multirolle für die Pilkangel. Preiswert und sehr stabil sind hier z.B. die Cormoran/Daiwa „Seacor“ Rollen. Mein 4500er hat 50 Euro gekostet und macht einen hervorragenden Job ohne große Pflege. Je nach Geschmack ne 15ner bis 20er Geflochtene auf die Rolle.
6. Passende Stationärrolle für die leichte Spinnangel. Ich habe hier ne alte „Mitchell 300x Gold“ dran mit einer 17er Fireline.
So, das wäre erst mal meine Grundausrüstung an Angeln. Mehr geht immer, weniger sollte es nicht sein. Angeln und Rollen haben wir. Fehlen noch die „Köder“.
7. Ganz klar – einige Pilker müssen mit. Wie viele und welche ist nun wirklich jedem selber überlassen. Ich persönlich glaube, dass ein preiswerter Pilker genauso seinen Fisch fängt, wie ein teurer „Eisele Select“. Ich glaube nicht, dass der Unterschied so gravierend ist wie z.B. zwischen einem Illex Squirrel und einem 0815-Wobbler. Also, haut Euch die Kiste mit Gewichten von 30 Gramm bis open End voll. Sehr Gut und günstig ist HAKUMA. Der „Bergmann-Pilker“ (Dreikant-Taumel-Pilker) ist in Norwegen eigentlich DER Standardpilker. Das Original ist leider sehr teuer, HAKUMA hat aber einen guten Nachbau in verschiedenen Farben. Auch der „VibraZock“ Spezialpilker ist hervorragend und wird von anderen Leuten unter anderem Namen sehr gut vermarktet.
Wichtig zu erwähnen ist sicherlich, dass man sich nicht nur auf Gewichte einlässt, sondern auch die Form des Pilkers variiert. So macht ein Taumelpilker bei starker Drift und starker Strömung wenig Sinn, wenn man schnell Richtung Grund vorstoßen will. Ein paar „Stabpilker“ sollten also auch dabei sein.
Die Farbe des Pilkers ist ab ca. 50m Wassertiefe fast egal, da man ab dieser Tiefe kaum noch Farben erkennt. Ich habe deshalb nur farbige Pilker für die flachwasser Bereiche in den unteren Gewichtsklassen. Wenn es tiefer gehen soll, dann habe ich unlackierte Pilker oder welche die mit einer selbstleuchtenden Farbe lackiert sind, weil „Leuchten“ Sinn macht.
Ich glaube man wird erst mit den Jahren richtig mitbekommen, was man so an Pilkern braucht und was man verliert. Dann gibt es noch persönliche Vorzüge. Der eine angelt lieber mit kleinen Pilkern am leichten Gerät in Tiefen bis 50m, der andere „keult“ lieber 400 Gramm Pilker in 150m Tiefe.
5-10 Pilker jeder Gewichtsklasse sind glaube ich ein gutes Maß. Abriß gibt es immer, aber nun auch nicht bei jedem Wurf.
8. Bleigewichte für das Naturköderangeln. Hier kann man natürlich auch mal einen Pilker ohne Drilling nehmen, aber Fertigbleie sind sicherlich einfacher zu handhaben. Auch hier sollte man 200 bis 1000 Gramm abdecken. Man sollte sich aber vorher überlegen, was man vorhat. Wenn man gar nicht in Tiefen von 200m oder mehr angeln will, dann braucht es natürlich auch keine Massen an schweren Gewichten. Auch hier ist HAKUMA wieder eine günstige Bezugsquelle.
9. Vorfachschnur in den Stärken 0,6 mm bis 1,2 mm sind unbedingt mitzunehmen. Felskanten scheuern eine geflochtene Schnur schnell auf, ein wenig „Pufferung“ im Drill aber hauptsächlich als Vorfachmaterial wird die Monoschnur gebraucht. Auch wenn ich einen Pilker „solo“ führe, habe ich immer ca. 1,50m Monovorfach davor. Ob nun Gummimakks oder Naturködermontagen – Vorfachschnur muss mit.
10. Große, stabile Wirbel und Karabiner. Ich persönlich stehe gar nicht auf diese so oft angepriesenen „Sovik“ Karabiner. Mir ist einmal so ein Teil ohne Grund beim rausheben der Montage aufgegangen. Für mich kommen nur große Duo-Lock/Cross-Lock Karabiner in Frage. Grundsätzlich gilt aber gerade hier bei den „Kleinteilen“ keinen „Billigschrott“ zu kaufen, da man eh kaum was einspart und vor allem der Fisch des Lebens nicht wegen einem verdammten Karabinerbruch verloren gehen soll. Lieber eine Nummer zu groß als eine Nummer zu klein.
11. Stabile Sprengringe und Wirbel für das Herstellen von Naturködermontagen.
12. Große Einzelhaken für Naturködermontagen.
13. Gummimakks. Das sind diese Einzelhaken, über welche ein Schlau gezogen ist. Sollen glaube ich Tiefseegarnelen imitieren. In Norwegen der Standardköder bzw. Standardbeifänger. Was auf der Ostsee der „japanrote Twister“ als Beifänger ist, ist in Norwegen der Gummimakk. Der Gummimakk wird entweder solo in den Karabiner, an welchem der Pilker befestigt ist, mit eingehängt oder mit Hilfe einer Springerschlaufe in das Vorfach als Beifänger geknotet.
14. Andere Vorfachmontagen oder auch gern „Tannenbäume“ genannt. Ich persönlich angel eigentlich nicht mehr so gern mit den „Tannenbäumen“. Zum einen bewegt sich der Pilker anders als ohne Beifängermontage und zum anderen hat man gerade im Uferbereich mit den „Tannenbäumen“ erheblich mehr Hänger, als mit einem Solopilker. Aber auf der Suche nach Makrelen oder gespickt mit kleinen Fischfetzen auf Schellfisch sind die Teile schon brauchbar. Ich habe im Übrigen sehr gute Erfahrungen mit großen Heringsvorfächern gemacht. Makrelen, Pollack und Seelachs stehen drauf und machen an der leichten Spinnrute einen schönen Tanz. Als Empfehlung würde ich hier vorschlagen nicht zu viel von dem Zeug zu kaufen, sondern sich eher auf Makrelenvorfächer für die Köderfischbesorgung zu konzentrieren und den Rest an Beifängermontagen mit Gummimakks zu „erledingen“.
15. Gummi-Octopusse für die Einarbeitung in die Naturködermontage (dazu später mehr).
16. Leuchtschlauch und Knicklichter (sowie Kabelbinder für Befestigung der Knicklichter auf der Schnur) für unsere Naturködermontagen.
17. Anti-Tangel-Booms / Abstandhalter für die Naturködermontage.
18. Ein paar leichtere Bleie und eventuell fertige Buttmontagen für das Angeln in flachen Uferzonen auf die schmackhaften Plattfische.
19. Jig-Köpfe der eher schwereren Sorte – also so um die 50 Gramm und passenden Gummifische für das Angeln auf Pollack und Dorsch in Tiefen bis 50m.
20. Filetiermesser
21. Hakenlöser
22. Kombizange, z.B. für das Zusammenziehen eines Knotens mit 1,2mm Vorfachschnur
23. Schere
24. Waage und Maßband
25. Tasche(n) für die Ablage von Vorfächern. Entweder man kauft sich Fertigtaschen oder man besogt sich ein paar von den großen, wiederverschließbaren Tüten und verstaut die Vorfächer darin.
26. „Ryobi“ Schnurzähler. Diese kleine, aber wichtige Teil wird einfach auf die Rute geklemmt, die Schnur einmal um das Rad gewickelt und schon weis man immer in welcher Tiefe der Köder „arbeitet“. In Verbindung mit einem Echolot ein wahrer Helfer!
27. Gimbal / Bauchgurt. Der Gimbal ist ein Hüftgurt, in welchem man die Rute „abstellen“ kann. Ohne dieses Teil (was es bereits für ca. 10 Euro gibt) hat man sehr schnell blaue Flecke in der Leistengegend vom vielen Stemmen der Angel beim Naturköderangeln. Macht unbedingt Sinn das Teil.
28. Echolot. Ja was soll ich sagen. Aus meiner Sicht wohl mit das wichtigste Teil der Ausrüstung. Nicht um Fische zu „sehen“, sondern um zu wissen, wie tief es gerade ist. Für das Echolot macht es Sinn ein kleines Holzbrettchen und ein Schraubzwinge mitzunehmen, da nicht immer die Geberstange an das Leihboot passt. Mit Brett und Schraubzwinge bekommt man aber in der Regel jede Geberstange am Boot montiert.
29. Seekarte. Nach dem Echolot das A und O. Auch in Norwegen springen einem die Fische nicht ins Boot. Man muss Strukturen suchen und das tut man nun mal am besten mit einer Seekarte.
30. GPS. Nicht zwingend notwendig für das Fangen von Fischen, aber wenn die Nebelwand auf einmal da ist (und das ist sie in Norwegen manchmal recht schnell und unverhofft), dann gibt es einem schon die Sicherheit, nach Hause zu finden. Auch das Markieren von guten Angelplätzen und das damit verbundene schnelle Auffinden auf den großen Wassermassen am nächsten Angeltag macht ein GPS zu einem guten Begleiter.
31. Ein Gaff und eventuell noch einen Kescher. Kleinere Fische kann man jedoch bequem am Pilker hochheben und größere passen eh nicht mehr in den Kescher, so dass dieser eigentlich nicht wirklich nötig ist. Ich habe mir ein Gaff aus einem Axtstiel und einem Fleischerhaken selber gebaut. Den Haken ein wenig in Form gebogen, angeschliffen, fertig.
32. Eine Schwimmweste (gibt es zwar meistens vor Ort), aber ich habe mir mal eine Automatikweste zugelegt, da diese nicht so wuchtig an einem dranhängt wie die „normalen“ Schwimmwesten.
33. Wetterfeste Kleidung – am besten einen „floatating“ (schwimm) Anzug, falls man doch mal irgendwie über Board geht.
So, ich glaube das müsste es im Groben gewesen sein. Alles Vorgestellte bekommt man zuverlässig, schnell und preiswert bei HAKUMA. Hier mal ein paar Bilder wie das alles auf einem Haufen aussehen kann. Am Ende ist es gar nicht so viel, wenn alles verpackt ist.
Nun haben wir also das ganze Gerödel eingekauft, verpackt und stehen erwartungsvoll am Fjord. Was fällt dem gemeinen „Spreeangler“ da erst mal auf? Wasser! Überall nur Wasser.
Ich muss ehrlich gestehen, dass mich diese Wassermassen immer wieder erschlagen. Da ist nix mit vor dem Schilf angeln oder an einem umgestürzten Baum oder an einem Brückenpfeiler. Nein, so etwas gibt es in Norwegen nicht. Und was macht der verzweifelte „Stadtangler“? Er drückt sich in flachen Buchten in der Nähe von Felskanten rum, weil er hier eine Art Struktur „fühlen“ kann.
Das mag in manchen Situationen gar nicht so falsch sein. So macht es durchaus Sinn und Spaß sich mit der leichten Spinnrute zu bewaffnen, einen leichten Pilker bis 50 Gramm oder einen Gummifisch einzuhängen und die steilen Felskanten nach kampfstarken Pollacks und Dorschen abzusuchen. Mit Sicherheit wird man hier auch Fisch fangen, manchmal auch ´nen Guten – aber die richtige Musik spielt woanders.
Tipp: Wie es über Wasser aussieht, so sieht es in der Regel auch unter Wasser aus. An steilen Felsen geht es meist unweit vom Ufer genauso steil in die Tiefe. Flach Wiesen laufen meist unter Wasser genauso flach aus und sind somit gute Standplätze für die geliebten Plattfische.
Hier kommt die eingangs erwähnte Seekarte ins Spiel. Grundsätzlich kann man sagen, dass sehr strukturreiche Gebiete meist auch fischreiche Gebiete sind. Ihr solltet also nach Stellen auf der Seekarte suchen, wo ein größerer Tiefenunterschied vorliegt, also Kanten welche Steil abfallen z.B. von 50m auf 150m. Oder Ihr sucht nach markanten Löchern (gute Lengplätze) oder Plateaus. Auch Unterwasserberge sind immer einen Versuch wert. An Engstellen (z.B. zwischen zwei Inseln oder dem Festland und einer Insel) entsteht während der Gezeitenströmung eine größere Strömung. Plankton und Kleintiere werden hier auf kleiner Fläche zusammengetragen. Von diesen ernähren sich die kleineren Fische und von den kleineren unsere Großen ;). Solche Engstellen sind also zu bestimmten Zeiten immer wieder gute HotSpots.
Auch wenn Ihr mitten auf dem Fjord seid und um Euch rum keine markanten Anhaltspunkte sind, die man sonst aus der Heimat kennt und gewohnt ist, dann kann der Platz trotzdem goldrichtig sein, wenn unter Euch besagte Kante oder besagter Berg ist. Am Anfang gehört eine gewisse Art „Mut“ dazu „mitten auf dem Teich“ zu angeln. Die Wassermassen erschlagen einen, aber nur Geduld, es funktioniert. Also vor dem Angeln: Strukturen suchen und diese dann mit Hilfe Echolot, GPS und Seekarte finden und beangeln.
In Norwegen wir eigentlich nie geankert. Geht meist aufgrund der Tiefe ja auch nicht. Man praktiziert deshalb meist einen Art „Schleppfischen“ indem man sich über die interessanten Stellen treiben (driften) lässt und dabei pilkt oder die Naturködermontage in Grundnähe hält. Ihr müsst also unbedingt darauf achten, dass Ihr Euren Angelplatz so wählt, dass Ihr genügend Drift habt, dass ich das Boot bewegt und Ihr nicht ständig auf der gleichen Stelle angelt, die Drift aber nicht so stark ist, dass Ihr mit Euren Ködern den Grundkontakt nicht halten könnt. Das Finden und Ausnutzen der Drift ist neben der Stellenwahl eine der wichtigsten Voraussetzungen für den erfolgreichen Fischfang!
Eine „Faustformel“ für erfolgreiches Fischen ist der Satz „Am Grund geht’s rund“. Weiterhin fängt normalerweise die „Großfischjagd“ in Tiefen jenseits der 50m an. Ich angel hauptsächlich in Tiefen zwischen 50m-200m. Hier findet man eigentlich alles, was Rang und Namen hat. Außerdem stehe ich gar nicht auf das elende Gekurbel von schweren Bleien aus großen Tiefen. Bei 200m bin ich bedient. Kurz: Strukturen, die tiefer als 50m sind und eine gesunde Drift suchen.
Haben wir eine solche Stelle gefunden gibt es mehr oder weniger 2 Arten diese Stelle zu beangeln: entweder den Pilker fleißig bewegen oder die entspannte Naturködervariante.
Beide Angelmethoden haben ihre Berechtigung. Hier muss jeder für sich herausfinden, was ihm am besten gefällt.
Das Pilken: Der Pilker wird mit oder ohne Beifängermontage zu Grund gelassen und dann ruckartig in Grundnähe bewegt oder zur Oberfläche zurück geführt. Das Pilkergewicht sollte so gewählt sein, dass man den Grund gerade noch so erreicht. Ist der Pilker zu schwer „plumst“ er wie ein Stein zu Boden. Ist er zu leicht haben wir zwar 200m Schnur draussen, sehen aber den Meeresgrund aufgrund der Strömung nie.
Je schwerer der Pilker wird, desto schwerer wird auch die ganze Angelmethode. So mancher Rücken hat hier schon „schei.. Norwegen“ gebrüllt. Weiterhin gibt es die Variante den Pilker schnell zur Oberfläche zu führen, um z.B. feiste Seelachse aus der Reserve zu locken. In der Fachpresse manchmal als „Speedjigging“ bezeichnet. Nicht nur im Romsdalfjord eine bekante Art Köhler zu fangen.
Ein wenig einfacher und relaxter wäre da noch die Methode, Makrelenfilets auf die Beifänger / Gummimakks und/oder 2-3 Filets auf den großen Drilling des Pilkers zu hängen. Das ganze wird dann zu Grund gelassen und nicht mehr so heftig gepilkt. Man versucht hier eher in Grundnähe zu bleiben und mehr die Filets als den Pilker arbeiten zu lassen. Ich habe auf diese Weise schon schöne Doubletten gefangen. So z.B. meinen ersten Lumb mit einem schönen Leng im Doppelpack. Das Ganze an der Cleveland mit einem 100 Gramm Pilker. War ein guter Drill.
Damit wären wir dann eigentlich schon beim Naturköderangeln: Hier geht es darum Fischfilets (meist von Makrele oder Hering oder auch kleine Köhler) oder ganze Fische in Grundnähe (meist 100m bis 300m) anzubieten. Klingt eigentlich einfach. Ist es auch. Das einzig schwierige ist, den Köder und die Montage hängerfrei über die Spots zu bekommen und die schweren Bleie, welche aufgrund der Tiefe nötig sind, einzukurbeln.
Als Montage gibt es hier nun wieder denkbar viele. Profis wie ein Rainer Korn haben spezielle Tiefseemontagen entwickelt, welche durchaus gut und auch fertig zu kaufen sind. Es geht aber auch einfach. Ich habe im letzten Urlaub recht erfolgreich mit dieser Monatage geangelt.
Man nimmt einen Abstandshalter, in welches ein Stabpilker oder ein Bleigewicht eingehängt wird (wenn gewollt an einer dünnen Monofilen, damit beim Hänger nur das Blei, nicht aber die ganze Montage abreißt). An das lange Ende des Abstandshalters wird ein 20-50 cm langes Monovorfach mit einem Leuchtschlauch, einem Oktopus, einem Knicklicht und einem 2-Haken-System angebracht. An das obere Ende des Abstandhalters wird ein Stück Monofile angebracht, welches länger ist, als der untere Seitenarm. Dadurch werden beim Ablassen die nach oben gezogenen Köder nicht „vertüddelt“. An das Ende dieser Monofilen kommt ein Wirbel mit Sprengring. In diesen Sprengring wird mittels zweitem Wirbel wieder eine „Mundschnur“ angebracht, wie wir sie unten schon hatten. Die geflochtene Hauptschnur wird dann mit einem Karabiner+Wirbel an dem Sprengring angebracht.
Nun kann auf den unteren Haken eine „Flattermakrele“ angebracht werden (Die Mittelgräte wird entfernt; die Filets bleiben aber am Kopf hängen – 1 Haken im Kopf, ein Haken im Filet) und auf den oberen Seitenarm können Fischstücke wie ein Schaschlik montiert werden.
Wenn dann alles fertig gebastelt und mit Ködern montiert ist, dann wird das Ganze zum Grund abgelassen und mit ein paar Kurbelumdrehungen 1-2m über den Grund angehoben. Wenn man nun über ein gerades Plateau driftet, könnte man sogar die Rute an die Boardwand lehnen. Driftet man über Strukturen, dann sollte man durch Schnuraufnahme oder Abgabe versuchen immer den Grundkontakt zu halten. Hänger werden vorkommen, aber meist hält sich das in Grenzen.
Bei dieser Art zu angeln ist zu beachten, dass man bei einem Biß nicht sofort anschlägt, sondern dem Fisch die Gelegenheit geben muss, den Köder zu packen und zu fressen. Ein Anschlag wie bei einem Zanderbiß ist völlig fehl am Platze. Auch wenn der Fisch nach einem Anschlag nicht hängt, bringt es etwas, den Köder sofort wieder zum Grund abzulassen. Manchmal bekommt man sofort wieder einen Biß.
Neben dem leichten Spinnangeln gefällt mir die Naturköderangelei in Norwegen als Angelmethode derzeit am besten. Man hat Urlaub, driftet bei schönem Wetter über den Teich, hat die Rute locker in der Hand… und hat plötzlich so ein energisches Ziehen und Rupfen an der Angel.
Meist fängt man auf diese Art schöne Lengs, Lumbs, und Dorsche.
So, das war es im Grunde auch schon. Meine „Anfängerfehler“ waren, dass ich mich zu oft in zu flachen Gewässerabschnitten rumgetrieben habe und dort dann kaum was „Brauchbares“ gefangen habe. Weiterhin hatte ich früher weniger mit Naturködern geangelt. Und dann kam noch dazu, dass ich mir Stellen ausgesucht hatte, wo zu viel oder zu wenig Drift vorhanden war. (Ein wenig erleichternd war für mich, dass die anderen auch Nichts gefangen hatten, also konnte es nicht nur an mir liegen).
Aber wenn ich eine Empfehlung geben müsste, dann würde ich heute sagen: „Ab an eine Kante mit 100 m – 200 m mit einer passablen Drift, eine Makrele ran und runter das Teil.
Absolut empfehlenswert ist das Buch „Meeresangeln in Norwegen“ von Rainer Korn und Sebastian Rose. ISBN 3-275-01426-9. Für mich die Bibel des Meeresangelns.
Ich hoffe, der eine oder andere konnte etwas aus meinen Ausführungen mitnehmen.
Ich werde in der letzten Septemberwoche endlich wieder in Norwegen sein. Diesmal geht es recht weit in den Norden und diesmal auch ohne Familie. 7 Tage angeln pur! Egal, was ich fangen werde – es wird einfach wieder traumhaft werden. Neben dem ganzen „Angelquatsch“ – Norwegen ist einfach zu schön…
Ich werde berichten.
Tinsen
PS: Wer jetzt spontan sein Sortiment auffüllen will,
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