Zander Zander-Zupfen: No-Action in Action
„No-Action-Shads“ nennt man die Gummifische mit der gespaltenen Schwanzflosse (z.B. von Lunker City, Mann’s oder SPRO) oder dem spitz auslaufenden Schwänzchen (z.B. von Bass Assassin), die die Holländer und ihre Trittbrettfahrer so gern beim Vertikalangeln einsetzen. Kaum ein Gummi-Crack verzichtet dort auf diese Köder. Seit geraumer Zeit hört man aber auch hierzulande immer wieder von Anglern und ihren Erfolgen auf No-Action-Shads. Mit dem feinen Unterschied, dass diese Angler die schwanztellerlosen Gummis werfen und jiggen, anstatt sie vertikal unter der Rutenspitze anzubieten.
Als ich mir von der Firma Berkley wieder neue Preise fürs Quizz aussuchen durfte, fiel meine Wahl deshalb auf die Power Bait 5’’ Jerk Shads. Denn gerade zum Herbst und Winter hin dürften diese eher träge laufenden Köder ein echter Zander-Bringer sein. Doch hat es bereits Tradition, dass die Quizz-Preise vor ihrer Verlosung einmal getestet werden. Und so habe ich mir ein paar Päckchen mit nach Spanien genommen und ein bisschen damit herumgezuppelt. Nach der kleinen Testreihe stellt sich mir nur eine Frage: Warum hab ich solange so wenig Vertrauen in das Jiggen ohne Schwanzteller gehabt???
Natürlich ist der Lake Caspe mit seinem extrem guten Zanderbestand ein hervorragendes Testbecken. Denn man kann sich bei jedem Wurf einigermaßen sicher sein, dass der Köder an einem Zandermaul vorbeikommt. Ideale Voraussetzungen also, ein wenig mit neuen Ködern herumzuexperimentieren, weil es na klar mehr Spaß macht, wenn man recht schnell eine Reaktion bekommt. Und weil es die gleich beim dritten oder vierten Wurf setzte, habe ich mich dem Thema mal ein bisschen intensiver gewidmet und einen Abend lang am Ufer vorm Lake Caspe Camping "No-Action-Shadding" trainiert und gleich einen schönen Zander erwischt.
Vorher hab ich mir aber das Köderspiel im klaren Wasser des campingplatzeigenen Swimming-Pool angeschaut. So ein großes Testbecken sollte eigentlich in jedem vernünftig ausgestatteten Wohnzimmer stehen. Denn wenn man sich mal anschaut, wie sich ein Köder bei welcher Ruten/Rollen-Aktion verhält, weiß man viel schneller, wie man ihn später im Praxiseinsatz führen soll. Nachdem der Köder bei unseren holländischen Nachbarn beim Vertikalangeln wahre Abräumerqualitäten entwickelt hat, ist es meines Erachtens sinnvoll, beim Jiggen ungefähr die Köderbewegungen zu erzeugen, die das No-Action-Fischchen beim Tanz unter der Rutenspitze vollführt (und so hat’s mir ja auch der Henk Simonsz erklärt).
Beim Swimmingpooltest hab ich den Köder also erst mal unter der Rutenspitze herunter gelassen und am Boden abgelegt. Dann sachte angezupft, bis er so ca. 30 cm über dem gekachelten Grund stand und verharren lassen. Um ihn dann an gespannter Schnur zum Grund hinunter zu lassen. Beim Anzupfen konnte ich ziemlich heftige Schwanzausschläge registrieren. Während die Bewegungen beim Verharren über dem Grund langsam auspendelten und wieder zunahmen (wen wundert’s) als der Köder zum Grund schwebte. „Schweben“ ist genau der richtige Begriff. Denn im Gegensatz zum Heruntertrudeln eines Gummifisches mit Schaufelschwanz verhält sich der No-Action-Shad um einiges ruhiger.
Dieses Köderspiel galt es jetzt aufs Jiggen zu übertragen. Meine Erkenntnis: Mit kurzen Zupfern mit der Rutenspitze erzeugt man ein relativ lebhaftes Wedeln mit dem Schwanz. Wenn man den Köder über die Rolle abhebt und den Satz dann noch durch ein Ziehen mit der Rutenspitze verlängert, zieht der No-Action-Shad saubere Bahnen und schwebt von einem Aufsetzer zum anderen. Und genau diese Führung brachte mir die meisten Bisse. Nach dem Anjiggen über die Rolle (eine bis zwei schnelle Kurbelumdrehungen) zeigt die Rutenspitze in Richtung Köder und ist nur leicht angehoben. In der Sinkphase wandert die Rutenspitze mit einer ruhigen Bewegung zur Seite. So verlängert man den kurzen Hüpfer zu einem lang gezogenen flachen Flug mit einer sehr ruhigen Sinkphase, in der die Zander den Gufi sauber verfolgen und dann angreifen können.
Am Anfang habe ich die No-Action-Shads noch an einem 4/0er Jighaken gefischt. Das hab ich dann relativ schnell modifiziert, weil’s eine Menge Fehlbisse gab. Und zwar vornehmlich auf den vorderen Bereich. Viel besser hat’s mit der Kombination aus kurzem 2/0er Jig und 6er bis 8er Zusatzdrilling (oder Twinnex von Gamakatsu) im letzten Drittel geklappt.
Damit man die Augen der geflavourten Jerk Shads und auch der SPRO-Shads nicht schon beim Aufziehen verliert, sollte man Jighaken verwenden, deren Knubbel nicht zu groß ausfällt bzw. die Widerhaken bei den Profi-Blinker-Köpfen andrücken.
Die Berkley-Dinger sind unten übrigens gespalten, so dass man sie sehr einfach sehr sauber aufziehen kann, was das Fangergebnis positiv beeinflusst (hat uns ja auch schon der Henk erzählt).
Seit kurzem bin ich also felsenfest davon überzeugt, eine „neue“ „Geheimwaffe“ im Köderkistchen zu haben, die gerade dann gut ziehen sollte, wenn die Zander auf langsam über den Boden kreuchende Kaulbarsche oder schlanke Binnenstinte fixiert sind. Nur Mut also. No Action am Shad kann für richtig viel Action an der Angel sorgen…