News Fliegenbinden: Neuer Stoff für neue Träume!
Der Winter ist schuld! Eindeutig. Wäre es nicht so lange so kalt und ungemütlich da draußen gewesen, wäre es vermutlich nicht passiert. Zumindest nicht jetzt. Weil ich mich aber vor lauter Schnee und Eis mehrheitlich in meinen eigenen vier Wänden mit dem Thema „Angeln“ beschäftigt habe, kam es wie es kommen musste. Ich habe ein neues Türchen aufgestoßen, das mich in den letzten beiden Wochen eine ordentliche Stange Geld gekostet hat. Das habe ich in Haken, Gold- und Silberperlen, Marabu-Federn, Hahnenhecheln, Dubbing, UV-aktive Materialien, verschiedenfarbiges Bindegarn, Tungsten-Köpfe, Silber-Tinsel, Bleidraht, Popper-Köpfe, Lack, einen neuen Whip-Finisher und so weiter investiert.
Ich hab’s dem Herrn Fiebig von Morefly in der Joachimsthaler schon gesagt: „Dein Laden ist fieser als jeder andere Angelladen in Berlin. Hier kommt man ja nie unter 100 Euro raus!“ Der Mist ist, dass der gute Mann einfach super sortiert ist und man da so wunderbar stöbern kann. Inzwischen war ich dreimal da. Im Moment scheine ich komplett zu sein. Ich kann also weitermachen mit meinem neusten Hobby im Hobby – dem Fliegenbinden.
Angefangen hat alles mit den Einzelhaken für meine Wobbler, die ich ein bisschen pimpen wollte. Dazu musste ein Bindestock her. Und ein paar Basis-Materialien. Ein bisschen Glitter, ein bisschen Fuchs, Lack und Garn. Dann schaut man sich auf youtube ein paar Videos von diesen Freaks an, die 15 Minuten investieren, um eine kleine Nymphe herzustellen. Oder von den Typen, die es schaffen, in 6 Minuten einen geilen Streamer aufzubauen. Nur um den Umgang mit den Materialien zu erlernen. Und dann bastelt man so vor sich hin. Verbessert sich immer weiter. Und plötzlich haben sie Dich! Du hast es nicht gemerkt. Aber irgendwann sitzt Du da und bindest mit den paar Dingern, die dir zur Verfügung stehen, eine Fliege um einen Dropshot-Haken.
‚Gar nicht so schlecht! Müsste eventuell noch ein bisschen feingliedriger sein. Aber nicht ungeil, das Teil.‘, denkst Du Dir. Und dann gehst Du von einer unsichtbaren Macht gesteuert zum Regal und ziehst Deine Fliegenrute raus. Und erinnerst Dich, wie viel Spaß das Werfen gemacht hat – auch wenn Du wirklich kein guter Werfer bist.
Und am nächsten Nachmittag sitzt Du im Auto und fährst zu ihm. Zu Meister Fiebig. Dem Mann, der den heißen Stoff parat hat, dem Lord oft the Flies.
Du schnappst Dir ein Körbchen. Zunächst wandern Haken hinein. ‚Oh Mann, eine Auswahl! Was braucht man denn?‘ Dir wird schummrig vor Augen vor lauter Optionen.
Und dann kommt er. Der Affe, dem Du dringend Zucker geben musst. Deine Hand greift beherzt zu. ‚Scheiss drauf! Du hast den ganzen Winter keinen Sprit verfahren, um an irgendeinen See zu gelangen. Das Geld wird halt jetzt rausgepulvert.‘
Und die Hand greift immer weiter nach den bunten Schmankerln.
Wie ferngesteuert. Irgendwann ertönt die innere Sirene. ‚STOP!!!‘ Du gehst zur Kasse und nimmst mit einem Lächeln wahr, dass der ganze Kleinkram in dem Korb zusammen 105 Euro gekostet hat.
Zuhause bastelst Du Deine ersten Wooly Bugger. Der erste ist Schrott. Aber irgendwann sehen die Teile ganz okay aus.
Du schaust Dir weiter Videos an. Diese Fischfolie sieht aber Hammer aus! Der eine Typ meint, Du brauchst Marabu auch in Olive. Der andere empfiehlt Dir goldenen Draht. Du selber weißt vom Spinnfischen, dass Nuancen den Unterschied ausmachen. Aber Du bist stark. Drei Tage lang. Dann fährt Dein Wagen wieder zu ihm hin. Du gehst Durch die Regale und Dir wird langsam aber sicher klar: Der Typ hat ja noch viel mehr, als sich Dir bis dato erschlossen hat. Richtig schwere Tungsten-Köpfe. Kupfer-Köpfe in Bullet-Form. UV-Lack. Kurze Haken mit einem starken Schenkel. Schwarze Haken. Noch schickere Popper-Köpfe. Und als Du zur Kasse schreitest, ahnst Du es: Auch dieses Körbchen hat seinen Preis. 110 Euro, um genau zu sein. Na gut. Aber Du hast Dir diesen Winter ja echt nicht viel gegönnt.
Und dann sitzt Du wieder vor Deinem Stock. Bindest am Ostersonntag.
Du bindest auch am Ostermontag. Stellst nach ein paar tollpatschigen Versuchen schon richtig schöne Nymphen her.
Die Bugger werden immer geiler. Und Du weisst genau: Morgen fährst Du da nochmal hin. Ein letztes Mal. Du brauchst noch anderes Dubbing. Du brauchst noch ein paar Tungsten-Köpfe. Der Draht ist aus und auch das Garn neigt sich dem Ende entgegen.
Lord Fiebig muss schon grinsen, als Du die Türe zu seinem Laden aufreißt.
Diesmal mit einem Zettel, auf dem 10 Dinge stehen, die Du auf youtube gesehen hast. Und 3 Dinge, die Dir ausgegangen sind. Das Körbchen füllt sich. Was ist das? Richtig! Hasenhaar soll ja auch geil sein. Rein damit! So einen Zonker will man sich schließlich auch mal binden. Und Marabu muss jetzt auch in Pink her. Dazu passendes Dubbing.
Ach ja! Dringend brauchst Du Tinsel in mehreren Stärken… Das Körbchen füllt sich weiter. Du gehst zur Kasse. „Johannes, Du steigerst Dich! 120 Euro“. „Das war dafür aber auch erstmal das letzte Mal! Du siehst mich so schnell nicht wieder!“ Er grinst mich an, scheint mehr zu wissen, als ich ahne.
Kann er aber vergessen. Ich bleibe erstmal bei meinem Low-Budget-Tackle und freue mich auf die ersten Einsätze meiner Eigenkreationen. Als erstes sind die BraFo‘s dran. Dann Barsche und im Hochsommer die Rapfen. Ich sehe es schon vor mir. Der Doppelzug sitzt. Die Schnur schießt nur so durch die Ringe vor lauter Energie. Der Wurf kommt auf den Punkt. Das Wasser explodiert…