Tackle-Tipps NanoFil – nochmal von vorne…
Über keine andere Schnur wurde hier im Forum so hart diskutiert wie über die NanoFil. Keine andere Schnur spaltet User und Benutzer derart heftig in zwei Lager. Da gibt’s die NanoFil-Verteufler, die in der Schnur nicht mehr als einen Marketing-Gag sehen, der im wahrsten Sinne des Wortes „nicht hält“, was versprochen wird. Und da gibt’s den Gegenpol. Nämlich die Leute, die sich kaum mehr vorstellen können, wie das Leben ohne Giga-Wurfweiten mal war. Eins ist klar: Würde ich nicht zu zweiten Gruppe zählen, hätte ich diesen Testbericht nicht angefangen. U.a. deshalb, aber auch weil es inzwischen zwei neue Farben gibt und weil ich mir wünschen würde, dass alle, die sich NanoFil gekauft haben und mit ihr unzufrieden sind, zufriedenen NanoFil-Nutzer – wenn nicht gar Fans – werden, möchte ich an dieser Stelle nochmal ein paar Tipps geben, wie man die Vorzüge der Schnur nutzt und wie man der etwas geringeren Schockresistenz entgegenwirkt.
Den NanoFil-Vorteil auf den Punkt zu bringen, ist nicht schwer: Dadurch dass die Schnur so glatt und so dünn ist, transportiert sie die Köder in bisher ungeahnte Dimensionen. Die glatte Oberfläche kommt daher, weil NanoFil aus Gel-gesponnenem Polyethylen besteht. Im Produktionsprozess werden hunderte Nanofilamente aus Dyneema molekular miteinander verbunden und zu einem Strang geformt. So kann’s kaum Reibung geben.
Den Nachteil dieser für sich stehenden „Schnurart“ (Uni-Filament) habt ihr sicher schon mitbekommen. Es geht um die Knotenfestigkeit. Die Gegner sagen: „Die Knoten halten nicht.“ Die Fans: „Man muss saubere Knoten binden, um die Vorteile nutzen zu können.“ Ersteren ist Letzteres zu aufwendig „für die paar Meter mehr an Wurfweite“. Das können Fans wie ich natürlich nur schwer verstehen. Gerade bei kleinen Ködern sind ein paar Meter eine ganz andere Angelwelt. Und: So aufwendig ist das mit den Knoten auch wieder nicht. Nach einem Jahr der Knotentesterei kann ich sagen, dass nicht nur der doppelte Albright super hält, sondern auch der doppelte Uniknoten (bei der 10er und 12er: 6 Windungen Fluorocarbon, 11 Windungen NanoFil). Der Vorteil vom doppelten Uniknoten ist, dass das kurze FC-Stück, das aus dem Knoten kommt, Richtung Rolle weist und der Knoten dadurch keine Bremswirkung hat.
Die Knoten-Geschichte führt uns an einen Punkt, der mir wichtig scheint: Ich fische niemals ohne Fluorocarbon-Puffer. Egal auf was ich angle. Egal mit welcher geflochtenen Hauptschnur gefischt wird – der Meter Klarsicht zwischen Hauptschnur und Köder gibt mir ein gutes Gefühl. Auch beim Hechtangeln habe ich immer einen Meter FC zwischen Hauptschnur und Stahlvorfach. Meines Erachtens braucht die NanoFil diesen Puffer (wie jede ultradünne Geflochtene). Und vielleicht ist es ja so, dass die Mehrzahl der Kritiker in der Annahme, dass die Fische so eine dünne Schnur nicht sehen können, auf diesen Puffer verzichtet.
Und da sind wir schon beim nächsten Punkt: NanoFil ist wirklich dünn. Vergleicht man diese Schnur im Durchmesser X mit einer anderen Schnur im selben Durchmesser wird man zu 99 Prozent feststellen, dass NanoFil dünner ist. Wer also eine 10er XY-Geflochtene fischt, muss bei der NanoFil eine 12er nehmen, um die selbe Power zu haben – auch wenn die lineare Tragkraft etwas anderes andeutet. Beim identischem realen Durchmesser wirft die NanoFil dann immer noch deutlich weiter.
Fürs feine Spinnfischen ist NanoFil meines Erachtens in vielen Disziplinen unschlagbar. Meine Kollegen und ich setzten die 10er vor allem zum Wobbeln, zum Angeln mit kleinen Topwater Lures und zum feinen Jiggen ein, die 12er wenn wir größere Fische erwarten, obwohl wir mit kleinen Ködern fischen.
Aber auch zum Softjerken ist NanoFil eine hervorragende Schnur, weil die Köder hier ja oft auch nicht besonders viel wiegen und im Gegensatz zu Wobblern keine Gewichtsverlagerung durch Rasseln oder Flüssigkeiten im Flug stattfindet.
Die Vorbehalte können wir insofern nachvollziehen, dass man sich beim Knoten ein bisschen Mühe geben muss. Fische sind uns nach einem Jahr NanoFil-Testangeln aber noch keine abgerissen. Und wir haben beim Barschangeln mit der 10er viele Rapfenkontakte gehabt. Die knallen ja bekanntermaßen so derb rein, dass sich Mängel bei einer so feinen Schnur eigentlich zeigen müssten.
Meine Tipps:
• Mit den Stärken ab 0,10 mm seid ihr auf der sicheren Seite. Aber passt Tragkraft und Durchmesser nicht nur an den Zielfisch an, sondern auch ans Tackle. Harte Ruten erfordern z.B. höhere Tragkräfte als weiche.
• Bindet die Knoten sauber und mit Spucke.
• Verwendet immer ein Fluorocarbon-Vorfach als Puffer.
• Angelt mit feinen Schnüren nicht in der Steinpackung oder im Holz.
• Checkt den Zustand der ersten beiden Meter vor jedem Angeln und nach jedem Hänger oder Hinderniskontakt und entfernt das angeknockte Teilstück.
Dann könnt auch ihr von den Vorteilen profitieren!
Seit kurzer Zeit gibt’s NanoFil auch in LoVis Green und HiVis Chartreuse.