Eigenbau Projekt Großgummiköder Teil III – Der Silikonguss

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Nachdem wir in Teil I unseres Grossgummiherstellungstutorials einen Prototyp für einen XXL-Gummifisch geschaffen haben und uns im Teil II der Herstellung einer Gussform widmeten, können wir unser Großgummi im Teil III nun endlich gießen und damit auch fertigstellen. Und dann kann es endlich ans Wasser gehen, um das erste Mal mit unserem Eigenbaugummi zu fischen und es auf Hechttauglichkeit zu testen.

Bevor wir anfangen, brauchen wir ein wenig Material und eins, zwei Werkzeuge. Zuerst brauchen wir natürlich das Plastisol in der gewünschten Gummihärte. Wenn wir Plastisol nicht einfärben ist es nach dem erwärmen und abkühlen durchsichtig. Wer es lieber bunt mag, der braucht dann noch ein paar Farben die man im Internet bestellen kann. Für den gewissen Bling, Bling, noch etwas Glitter in den gewünschten Farben. Möchte man die Härte der fertigen Gummifische anpassen benötigt man noch Härter oder Weichmacher.

Es gibt viele Möglichkeiten das Plastisol zu erwärmen. In unserem Tutorial, möchten wir euch die Mikrowellenmethode zeigen. Viele Werkzeuge braucht man eigentlich nicht. Einen Rührstab, der am besten nicht aus Holz bestehen sollte, weil Holz ein natürlicher Werkstoff ist und in allen Situationen Wasser aufnimmt. Wenn man so einen Stab in das heiße Plastisol eintaucht, wird durch die Hitze, das aufgenommene Wasser schlagartig verdampfen und es bilden sich Luftblasen. Wir raten zu einem Aluminium-, Glas-, oder Metallstab in 3-5mm Durchmesser. Wer unerfahren oder unsicher ist sollte dünne hitzebeständige Handschuhe benutzen. Dann brauchen wir je nach Farbgebung 2-4 Hitzebeständige Gläser, am besten mit einem Auslaufschnabel. Wir raten von normalen Gläsern ab, denn durch das ständige erhitzen und abkühlen, kann im schlimmsten Fall das Glas in der Hand platzen. Entweder hitzebeständige Laborgläser, oder welche die für die Mikrowelle geeignet sind.

Dann brauchen wir noch eine Mikrowelle, um das Plastisol zu erwärmen.

ACHTUNG: Ganz wichtig ist, das man in freien Räumen, oder Räumen mit ausreichender Frischluftzufuhr arbeitet. Wir raten jedem der Plastisol erwärmt, eine Schutzmaske zu benutzen. Auch wenn es nur eine einfache Maske ist, ist es deutlich besser als ohne zu arbeiten. Bei der Erwärmung von dem Plastisol (PVC) werden Säuren frei gesetzt, die man dann einatmet und die sind nicht gerade Gesundheitsfördernd. Auch das Tragen einer Schutzbrille, zumindest für den der gießt, ist ratsam.

Wenn man alles griffbereit vorliegen hat, dann kann es eigentlich schon losgehen. Als erstes wird die benötigte Menge an Grundwerkstoff in ein geeignetes Gefäß abgefüllt. Tipp! Bevor man das Plastisol abfüllt, sollte es kräftig geschüttelt werden.

Jetzt kommt der Härter dazu (sofern er benötigt wird). Wenn Härter benötigt wird, sollte man die benötigte Menge auf einer Kleinwaage abwiegen. Hier ist etwas experimentieren angesagt aber bis zu 30% Gewichtsanteil an Härter ist kein Problem.

Das Ganze wird erst mal in der Mikrowelle auf Temperatur gebracht. Das A und O beim Gummifisch gießen ist das Handling mit der Temperatur. Das Plastisol darf nicht zu warm werden (verbrennt), aber auch nicht zu wenig Temperatur abbekommen, denn sonst lässt es sich nicht vernünftig gießen und die Luftblasen, die beim Erhitzen entstehen, gehen nicht raus. Hier muss jeder mit seiner Mischung und Werkzeugen experimentieren und Erfahrung sammeln.

Um das Problem mit der Temperatur in den Griff zu bekommen, sollten Anfänger einen Hitzestabilisator benutzen. Mit dem Stabilisator kann das Plastisol länger der Temperatur ausgesetzt bleiben, ohne zu verbrennen. Einige Tropfen reichen für eine kleine Menge Plastisol aus.

Es gibt viele, die schon Farbe und Glitter vor dem erwärmen einmischen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man die Farben und Glitter erst ganz zum Schluss beimengen sollte. Das hat folgende Vorteile. Zum einen sehe ich bei einem ungefärbten Plastisol, wann der Punkt erreicht ist, wo das Material genug Wärme erreicht hat (Material wird durchsichtig) und zum anderen haben wir die Erfahrung gemacht, gerade bei Flourfarben, das die bei zu viel Wärme, sich verfärben und stumpf und schmutzig aussehen. In diesem Fall haben wir nur reines Plastisol ohne Zusätze zuerst erwärmt und dann den Farbstoff (Silber-Perlmuttpulver) beigemengt.

Bevor und nachdem wir den Farbstoff dazu gegeben haben, wird immer gut gerührt, das ist bei dem Plastisol ganz wichtig. Nach dem Umrühren kommt die Mischung wieder in die Mikrowelle, bis wir den exakten Gießpunkt erreicht haben und der sieht dann so aus, dass die Mischung sich wie Kondensmilch gießen lässt und frei von Luftblasen ist.

Nachdem die Mischung fertig ist, kann man jetzt das Glitter beimengen. Wenn man Glitter zu lange und zu hohen Temperaturen aussetzt, kann das Glitter stumpf werden und es verliert den Glitzereffekt. Die fertige Mischung wird nun vorsichtig in die Form gegossen. Möchte man mehrfarbige Köder, ist es ratsam alle Farben gleichzeitig vorzubereiten um keine Zeit zu verlieren.

Bei mehrfarbigen Ködern ist die Kunst, den richtigen Gießzeitpunkt von den unterschiedlichen Farbmischung hinzu bekommen. Wartet man zu lange, können sich die unterschiedlichen Lagen nicht richtig verbinden. Wartet man nicht lang genug, dann vermischen sich die verschiedenen Farben und man bekommt ein unsauberes Gießbild.

Achtung: Bevor man das heiße Plastisol in die Form gießt sollte man sich ganz sicher sein, das sich in der Form kein Wasser befindet. Wenn heißes Plastisol auf Wasser trifft, verdampft das Wasser schlagartig und das heiße Plastisol fliegt einem um die Ohren (Wie Wassertropfen in heißem Bratfett). Deshalb ist das Tragen einer Schutzbrille Pflicht.

Hier wurde nicht lang genug gewartet und die unterschiedlichen Lagen haben sich vermischt.

Danach wird die Form zum auskühlen liegen gelassen und sollte auch nicht groß bewegt werden.

Gerade große Formen brauchen recht lange, bis die Gummifische einigermaßen abgekühlt sind und man sollte sich die Zeit nehmen und nicht mit Wasser experimentieren (heißes Plastisol vs. Wasser). Nach genügend Abkühlzeit kann der Gummifisch aus der Form entnommen werden.

Die entformten Köder können jetzt in ein Eimer mit kaltem Wasser gegeben werden um endgültig abzukühlen..

Abgekühltes Plastisol oder auch alte Gummifische lassen sich immer wieder erwärmen und neu gießen. Also die Reste nicht wegwerfen, sondern weiter verarbeiten.

Wenn man sich mal einen Nachmittag Zeit nimmt, kann man sich gleich für den ganzen Herbst Großgummis gießen.

Wenn alles geklappt hat, dann sind solche schönen Fänge möglich.

Wir hoffen wir konnten mit unserem 3-teiligen Tutorial ein wenig Hilfestellung geben und euch auch inspirieren, wenn sich der eine oder andere entschließen sollte, selber Gummifische zu gießen. Falls noch jemand Fragen oder Wünsche hat, der kann uns gerne kontaktieren.

Viel Spass beim Nachbasteln wünschen euch

Euer Naghul und das ganze Team von MT-Lures

 

Hier geht’s zum Teil I: Der Rohling

Hier geht’s zum Teil II: die Gussform

M
  • M
    MSH
  • 02.12.2013
Also, bei den ersten beiden Teilen habe ich nur interessiert gelesen und war begeistert von eurem Engagement für die aufwendige Artikelherstellung. Was die Gummifische angeht war ich ein bischen skeptisch ob mir das Endprodukt gefallen würde. Das ist unabhängig von eurer grandiosen und sehr sauberen Arbeit, ich stehe einfach nur auf geradlinige und wenig verspielte Formen (bei den Rillen im Gummi zweifelte ich aber tatsächlich etwas an der Funktionalität bzw. Stabilität).
Jetzt aber, wo ich auch das Ergebnis - die fertigen Gummifische - sehe, bin ich auch von diesen begeistert. Ganz großes Kino habt ihr das gemacht!!! Nicht nur die Arbeit selbst sondern auch eure Artikel sind fantastisch. Es wirkt vielleicht nach viel und komplizierter Arbeit, weil die Artikel so voluminös sind, aber wenn man sich damit erstmal beschäftigt hat, ist das bestimmt nicht mehr so schwierig, denke ich. Für mich ist's trotzdem nichts, weil ich lieber basteln lasse. Dennoch: tolle Köder!

Weiter so und alles Gute,
Sebastian
D
Also ich werde mich jetzt auch nicht direkt hinsetzen und nen Gummifisch schnitzen. Aber für mich wars auch sehr interessant zu sehen, wie man das macht UND vor allem auch, dass es durchaus auch möglich ist, ohne Maschinen und Silikonpumpen einen tollen Gummifisch herzustellen. Ist sicher was für Liebhaber und Bastelfreaks. Aber auch eine ganz großartige Dokumentation. Vielen Dank für die Mühen! Hat sich gelohnt! Respekt, Metin!!!
M
Top, wie auch die anderen Beiträge!!!!
B
Danke für diesen tollen 3 Teiler. Anschauen und mitlesen hat Spaß gemacht.
N
Vielen Dank für die positiven Rückmeldungen und uns hat es auch Spass gemacht, die Köder und den Bericht zu machen.

Es wird sicherlich nicht der letzte seiner Art bei Barsch-Alarm sein ;)

Gruss von
Metin und dem ganzen MT-Lures Team
D
Naghul;300694 schrieb
Es wird sicherlich nicht der letzte seiner Art bei Barsch-Alarm sein ;)

Das hoffe ich sehr! Ist schon echt toll, was ihr (und wie ihrs) macht.
A
sehr sehr schön...danke für den ausführlichen bericht!
M
Da sind se endlich ;)

Nach dem ersten Bericht hat man ja schon drauf hingefiebert, zu sehen, was als Resultat heraus kommt.
Und ich muss sagen....1A.

Mag zwar auch eher glatte Varianten und flache tiefe flankende Bäuche, aber hätte bei Euren Ködern NIE an der Fängigkeit gezweifelt. Erst recht nicht nach all Euren Mühen. Und auch wenn ich selbst in solch eine Richtung noch nicht tätig war, weiss ich dennoch, dass es mit selbstgebauten Ködern einfach am meisten Freude macht zu fischen.

Danke für Euren Fleiß und PETRI HEIL ! ;)
J
Tolle Doku und schöne Kaugummis! Vielen Dank.
L
  • L
    lux
  • 30.06.2014
Schöner Bericht... tolle Köder!

Ich persönlich finde, dass das Plastisol ja kein guter Werkstoff ist. Es ist Weich-PVC und gerade die Zusätze (Weichmacher, Härter und Hitzestabilisator) sind meist sehr giftig. Weiter ist das Material oft aus USA oder Asien und erfüllt meist keinerlei Bestimmungen der EU.
<i>VERORDNUNG (EU) Nr. 10/2011vom 14. Januar 2011 - über Materialien und Gegenstände aus Kunststoff, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen</i>
Gerade in Verbindung mit Wasser entstehen da ganz tolle Substanzen. Fragt mal bei einem Chemiker nach.
Ich denke vielen Anglern ist das auch egal aber gerade das finde ich eigenartig. Natur, Angeln, und dann die volle Weichmacherdosis im Wasser!

Ein Interessanter Beitrag ist auch hier zu lesen:
<a href="http://rahfish.com/pros-view/get-rah/plastic-more-dangerous-than-we-think/">http://rahfish.com/pros-view/get-rah/plastic-more-dangerous-than-we-think/</a>

Abschließend möchte ich euch aber wirklich zu eurem tollen Handwerk gratulieren und wünsche ein kräftiges PETRI !
T
  • T
    Thomas
  • 14.01.2015
PVC Plastisol ist ein wunderbarer Werkstoff, mein lieber/liebe Lux.
Dieses Geschwätz von der Giftigkeit der Weichmacher ist langsam nervend.
Ich bin Chemiker und ich kann Dir versichern, dass im medizinischen Bereich sehr viel Weich-PVC verwendet wird. Es gibt mittlerweile sehr viele langkettige, ungiftige und lebensmitteltaugliche Weichmacher, mit denen sich Plastisole herstellen lassen; Du kannst Dich bei der Brillensuchmaschine gern informieren. ......Und übrigens unser Körper besteht nur aus Chemie...und nicht nur aus ungiftiger! :)
T