Fangberichte Nachruf an den Sommer: Timmeler Meer im Spätsommer
Im September stand also endlich Urlaub an, da es kein reiner Angelurlaub werden sollte und der Ort eher durch Zufall durch Bekannte ausgewählt wurde, fing ich an, etwas über das Timmeler Meer und die Umgebung zu recherchieren. Google und Co. führten nur bedingt zu Ergebnissen, die das Gewässer einschätzen ließen, so dass ich hier im Forum fragte, ob jemand mir etwas dazu sagen könne. Was daraus entstand, führte zum Einen zu einer sehr gelungenen Angelwoche und zum Anderen zu einem wirklich schönen Angeltrip mit Kelle, hier aus dem Forum. Aber dazu später mehr.
Gebucht hatten wir ein schnuckeliges Ferienhaus an einem künstlichen Kanal mit direktem Zugang zum See, Sauna und Co, Boot mit E-Motor ( ich musste dem Vermieter gefühlte Tage lang erklären, dass ich den E-Motor dem 2-Takter vorziehe ) und so ließen wir uns überraschen, was die einwöchige Flucht aus dem Alltag zu bieten hat. Wie dem auch sei, ich denke jeder Angler kennt das innere Verlangen direkt, ohne Umwege und Zeit zu verlieren ans Wasser zu müssen, wenn man ein neues Gewässer erreicht und dann: Erkunden, Analysieren, Hoffnung ins Unermessliche steigern und am besten direkt mit allem, was die Tackleboxen hergeben, einmal die komplette Palette durchs Wasser zu ziehen. Natürlich ging es mir kein Stück anders. Kaum angekommen und ausgeladen, erstmal zu Steg und schauen, wie das Boot aussieht, wo der Motor ist, wie das Wasser aussieht, die Dropshotrute mitgenommen (hat Vorteile wenn man die Montage vor der Fahrt schon zusammenbastelt). Ist ja schließlich ein Steg mit Booten, also mal nach gucken ob da nicht Gestreifte herumlungern. Erster Eindruck : „Man hier angelt ja jeder“ eine Pose neben der anderen dümpelte im braunen undurchsichtigen Wasser, gefolgt von dem Gedanken „Was eine Suppe…“
Kurz nachgefragt „ Und wie läufts?“ wurde mit „Nix !“ beantwortet. Nun gut, am besten selber ausprobieren! Und siehe da: Ich hatte an den Stegen binnen fünf Minuten zwei Nachläufer und einen Minibarsch, der mir am DS-System vom Haken gefallen ist. Geht doch!
Da es, wie gesagt, kein reiner Angelurlaub werden sollte, wurde am Ankunftstag nur noch ein wenig mit dem Boot der See besichtigt und gen Abend noch zwei Schniepel per Dropshot an den Stegen an die Luft geholt. Am nächsten Tag sollte dann angegriffen werden.
Dank der Vorabinformationen von Kelle konnte man sich ungefähr ein Bild von möglichen Stellen ausmalen. Also ging es am nächsten Vormittag raus aufs Wasser. Das Boot wurde mit allem an Tackle beladen, was ich mitgenommen hatte. Wie sich herausstellte, hat der See diverse abzweigende Kanäle, ist durchschnittlich zwei Meter tief und zu Großteilen sehr strukturiert. Einziges Manko war der stetig auffrischende Wind und die Tatsache, dass der erste Eindruck richtig war. Nämlich ein sehr hoher Angeldruck. So waren an diesem herrlichen Sonntag fünf bis sechs Boote unterwegs und von den anliegenden Häusern und Angelstellen ragten Ruten ins Wasser.
Da ich Flussangler bin und normalerweise ein bis maximal eineinhalb Meter tief fischen muss, wurde alles an Hardbaits an diversen Stellen durchs Mittelwasser gezogen, komplett ohne Erfolg. Strategiewechsel. Texas-Rig, um die Struktur zu erkennen. Nichts. Strategiewechsel. Seerosen anfahren und jerken. Nichts. Strategiewechsel. Gummifisch und Kanten suchen. Nichts. So verging Stunde um Stunde. Mein Steuermann und Nichtangler konnte langsam nicht mehr an sich halten und Spruch um Spruch hagelte auf mich ein. Also hieß es für mich „Schneider, bleib bei deinen Leisten.“ Bedeutet: Baitcasten was das Zeug hält. Irgendwas musste doch hier rumschwimmen. Wir fuhren eine kleine Bucht an, die von Seerosen gesäumt war. Überhängende Bäume zeichneten das Ufer. Um ehrlich zu sein, sah die Stelle aus wie aus der Angelzeitschrift ausgeschnitten, schon fast kitschig. Lieblingsköder drauf. Und los. Erster Wurf. Nachläufer. Zweiter Wurf. Zack. Minibarsch. Ehre gerettet.
Dritter Wurf. Zack. Der Nächste. In der Hoffnung endlich mal einen Schwarm gefunden zu haben (und mit einem unverschämten Grinsen im Gesicht), ging es weiter – Wurf – kurz angetwitcht . Dann knallte es in der Rute. Daumen auf die Spule. Anschlag??? Die Pulse bog durch und irgendwas rauschte mit Köder und Schnur vom Boot weg. Der Steuermann griff zur Kamera und ich gab mit dem Daumen Schnur nach, um Druck von der Rute zu nehmen. Das wilde Rätselraten, was den Squadminnow gepackt hat, ging los. Kopfstöße wie ein Zander, Fluchten wir ein Hecht, allerdings kam mein Gegenüber nicht an die Oberfläche und hatte in vielleicht einem Meter Tiefe gebissen. Erste Schuppen waren zu sehen. Ein Döbel mit solchen Fluchten? Niemals! Rapfen! Ein 76er auf der 30g Pulse – was ein Spaß…
Was soll ich sagen, mir war nicht bewusst das es dort Rapfen geben würde und wie ich am Abend am Telefon feststellte, wusste Kelle auch nichts von Rapfen in den Gewässern. Tag gerettet, Spaß gehabt. Für Montag um 7:00 war ich mit Kelle verabredet, also ging es nach Hause den Tag ausklingen lassen.
5:30 klingelte der Wecker, im Urlaub, na besten Dank, aber was tut man nicht alles für die goldenen Stunden am Wasser. Soweit war alles vorbereitet, also wurde schnell der Rucksack geschnappt, Kaffeekanne und Ruten aufs Boot geschleppt.Als letztes kam die Batterie an die Reihe, wobei ich ausrutschte und mein rechtest Bein komplett versenkte. Der Tag begann also blendend.
Mit trockenen Klamotten holte ich Kelle am Hafen ab. Der See lag im Nebel, kein einziger Windzug um halb Acht in der früh, totale Stille.
Außer dem Gequassel von zwei tackleverrückten Anglern, und das gelegentliche Platschen unserer Köder war nichts zu hören. Wir tauschten alles erdenkliche an Informationen aus, über das Gewässer, Lieblingsköder, wo und wann man so fischt und weiß der Herrgott was noch alles. So verging die Zeit wie im Fluge, allerdings auch ohne Fische am Band.
Der Nebel verzog sich so langsam und der Wind kehrte zurück.Thilo zeigte mir Stelle um Stelle, die er früher schon erfolgreich beangelte, allerdings zeigten sich viel gelobte Zander und Hechte nicht.
Diese hatten offenbar überhaupt keine Lust zu beißen. Und so fing es wieder mit dem „Hier muss doch was gehen“ „Ich versteh das nicht“ „Ich probiere jetzt mal was Anderes aus“ an. Aber im Laufe des frühen Morgens waren zwei Barsch-Nachläufer auf einem Hellgie alles was der See uns zeigte.
Kelle klopfe Stück um Stück den Boden mit Gummi ab und ich versuche mal wieder mein Glück im Mittelwasser, als es dann doch endlich bei ihm ruckte und sich seine leichte Skelli bog. Fisch, na endlich. Ein kleiner Hecht hatte direkt an einer Kante gebissen und wie sich an den Parasiten beim aushaken zeigte, lag dieser wohl schon länger am Boden herum.
Ich stieg auch wieder auf Gummi um, wir diskutierten in der nächsten Zeit darüber wie,wo man wohl hier noch fangen könnte und fuhren eine andere viel versprechende Stelle an. Kurze Zeit später brachte Thilo den nächsten Schniepel-Hecht an die Oberfläche. Ebenfalls an einer Kante gebissen und genauso direkt vom Grund gekratzt wie schon der Erste. Somit waren wir uns einig, wenn hier überhaupt noch was beißt, dann ganz knapp über Grund, so leicht wie möglich fischen. Das war bei dem Wind und der Drift alles andere als einfach.
Was dann passierte, liefert wieder einmal den Beweis wie wichtig es ist das richtige Gewicht zu wählen. Ich fischte permanent mit 10g Köpfen um besseren Kontakt zum Köder zu haben und ignorierte die schnellere Absinkphase. Kelle hingegen fischte 7Gramm, mit dem Ergebnis das er zwei weitere Schniepel aus dem Wasser zog und ich lediglich einen Fehlbiss zu verbuchen hatte. Mann, hatte ich schlechte Laune.
Da mein „Guide“ wegen der Arbeit gegen Nachmittag schon fahren musste, machten wir einen letzten Versuch in einer windgeschützten Gegend um danach in den Hafen zu fahren. Ich wechselte auch endlich auf 7g-Köpfe, ließ den Shaker allerdings drauf, Arkansas Shiner wird’s schon richten, die anderen Hechte hatte auf schwarz/weiß gebissen. Etliche Würfe später dann endlich meine Erlösung des Tages. Wir ließen die Köder in kleinen Sprüngen wieder und wieder über eine Kante ins Tiefere hüpfen, als es bei mir verdächtig klopfte, der Anhieb saß und ein für den ganzen Tag entschuldigender Drill begann. Die Baitjigger war krumm, die Fluchten ausladend und kurze Zeit später landete ich mit einem breiten Grinsen einen richtig schönen 73er Hecht. Auch bei diesem zeigte sich, dass er wohl schon längere Zeit träge am Boden lag.
So endete unser Angeltrip mit fünf Hechten und ohne Zander oder Barsch, was wie Thilo mir zu verstehen gab, alles anderen als normal für den See sei. An dieser Stelle sei gesagt: Wirklich gut, dass es Foren wie Barsch-Alarm gibt , wo man solch nette Menschen kennenlernt. Noch einmal meinen besten Dank und Gruß an Thilo aka Kelle aka Wakkaputschti.
In den nächsten Tagen versuchte ich fast ausschließlich Zander zu angeln, blieb also bei Gummifischen und Grund klopfen, da sich die Wetterverhältnisse nicht änderten, der Wind unablässig war. Aber die Zander bissen wenigstens.
Wenn auch bis zu diesem Zeitpunkt keine Riesen aus dem Wasser kamen, so zeigten die 7 Gramm-Köpfe und der Shaker ihre Wirkung. Die Bisse der kleinen Zander kamen hart und waren mehr als eindeutig, allerdings verlor ich einen schönen Großen aus genau diesem Grund, da ich den Biss gar nicht mitbekommen hatte und ihn für einen Hänger hielt. So pumpte ich den vermeintlichen Holzklotz nach oben und konnte nur noch verdutzt zuschauen wie mit einem Schwall die Schwanzflosse durch Wasser peitsche, Schnur von der Rolle gerissen wurde und mir der Fisch unter dem Boot ausstieg. Sehr ärgerlich aber lehrreich.
Unsere Bekannten fuhren einen Tag eher nach Hause und ich überredete meine Frau, dass wir zusammen am Freitag einen Angeltag einlegten. In der Früh ging es raus an die vermeintlich guten Stellen, zunächst erfolglos, aber man lernt ja aus den Erfahrungen der vorangegangenen Tage und so fuhren wir erneut aus dem Wind heraus. Mit Erfolg wie sich zeigen sollte. Ich warf eine Vertiefung ab und ein extrem leichtes Klopfen zeigte zunächst einen vermeintlichen Fehlbiss an, eine Kurbelumdrehung später wieder ein verräterisches, kaum zu spürendes Klopfen und ich schlug auf Verdacht an. Hänger! … der sich nach links bewegte. Der Fisch verhielt sich absolut ruhig, genauso wie der verlorene große Zander vor ein paar Tagen. Also zog ich ihn langsam nach oben. Und wieder fing der Kampf erst an der Oberfläche an, allerdings war die Bremse diesmal besser eingestellt und ich erwartete die Flucht. Das Ergebnis war ein netter 73er Z-Fisch.
Wieder auf den Shaker, wieder direkt einer Kante und entgegen der kleine Zander begann der Drill erst bei erreichen der Wasseroberfläche.
Gegen Abend wollten wir es nochmal versuchen, vielleicht könnte man das Ergebnis ja noch steigern. Es sollte nicht lange werden, lediglich nur den Sonnenuntergang „abfischen“. Also der direkte Versuch im Windgeschützen, an der Stelle wo ich den Rapfen gefangen hatte. Was soll ich sagen, der Urlaub endete wie er angefangen hatte, ein knallharter Biss und beeindruckende Fluchten, so zeigte sich der letzte Fisch des Urlaubs, ein richtig schöner 74er Rapfen. Der Gute hatte den Shaker vollkommen eingesaugt.
Für ein Gewässer, in dem es die nicht geben soll, ist das doch schon ein nettes Ergebnis.
So bleibt zu sagen, alles in Allem ein gelungener Urlaub an einem schönen, wenn auch schwierigen Gewässer. Die Gegend ist in jedem Fall zu empfehlen, vor allem wenn man mit der Familie Urlaub machen möchte.
In diesem Sinne… Tight lines.