Fangberichte Müritz-Meeting 2008 – der Bericht
Wegen wilder Barschjagden auf fußballfeldgroßen Wasserflächen sind wir an die Müritz gefahren. Hunderte von hektisch ins Wasser stechende Möwen sollten uns auf die Raubaktivitäten aufmerksam machen. Die Angst um die Lackierung unserer Topwaters und Wobbler sollte unser ständiger Begleiter sein. Heruntergezogene und zerfetzte Gummis waren ebenfalls fest eingeplant. Und auf mächtige Beifänge in Hechtform waren wir natürlich auch eingestellt.
Dass es diesmal besonders gut um die Motivation der über 30 Teilnehmer bestellt war, habe ich bereits in der Woche vor dem Treffen registriert. Die Indizien: ein überquellendes Barsch-Alarm-Postfach, aufgeregte Mails und zahllose Anrufe auf Handy oder Festnetz. Kein Wunder, dass sich diese Anspannung am Freitag Abend in einer wilden Sause entlud, in deren Verlauf so ziemlich jedes Spinnangelphänomen, das die Themen „Müritz“ und „Barsch“ auch nur im Entferntesten ankratze, ausgiebig besprochen wurde. Mit den Ergebnissen aus Diskussionen über die beste Rutenaktion für den jeweiligen Einsatzzweck, den erfolgreichsten Jigtechniken, den fängisten Wobblerkationen etc. im Kopf, ging es dann am nächsten Morgen bei Sonnenschein und Windstille mehr oder weniger ausgeschlafen und nur verhältnismäßig pünktlich aufs Wasser, wobei sich die Boote auf die Binnenmüritz, den Kölpinsee und die große Müritz verteilten – mit der Ausnahme von sikloia’s Anka, das aufgrund der extremen Zahnschmerzen seines Besitzers über den Asphalt nach Kiel bretterte.**
Bis zum Einsetzen der Möwenstechen vertrieben sich die meisten Müritztester die Zeit mit dem Abschleppen und Anwerfen von Barschbergen und Kanten. Wobei es eigentlich an jedem Berg tolle Echolotanzeigen von Futterfischschwärmen und ihren „Bewachern“ zu bewundern gab. Komischerweise haben die Väter und Mütter der kleinen und großen Sicheln leider nur selten zugebissen.
Aber diese Angelei auf die teilweise sehr tief stehenden Räuber (die meisten Anzeigen gab’s im Bereich von 8 bis 15 m) war ja eh nur zur Überbrückung gedacht. Denn jeden Moment konnte ja das Schauspiel mit den Möwen anfangen, wegen dem wir ja gekommen waren. Eine Box mit Oberflächenködern lag also ständig griffbreit. Doch die einzigen, die am Samstag eine Möwenjagd beobachten und auch ausnutzen konnten, waren Jan, Lohmann und ManneGlasauge, die das Glück hatten, nach dem Mittagessen vor der Werft bei Boek direkt in ein kleines Möwenstechen hineinzugeraten. Innerhalb einer Stunde, in der ein kleines Möwengeschwader immer mal wieder zum Sturzflug ansetzte, konnten sie ca. 20 Fische erbeuten, von denen Manne den Größten fing (36 cm).
Ansonsten wurde viel geankert und zwischendurch immer wieder geschleppt. Doch so richtig große Barsche hat dabei niemand gefangen. Irgendwie scheinen wir gezielt am Dickbarsch vorbei geangelt zu haben…
Die Hoffnung blieb, dass wenigstens das Großhecht-Experten-Boot mit Nomada, Rene und michaZ erfolgreich waren. Doch leider waren auch die dicken Müritz-Muttis nicht in Beißlaune.
Auf dem Kölpinsee lief es leider auch recht zäh. Zwar konnte man im klaren Wasser immer wieder Schleien, Barsche, Weißfische und Hechte beobachten. Aber so richtig toll gebissen hat es auch hier nicht. Zumindest nicht so, wie man sich das als heißgelaufener Spinnangler wünscht. Dennoch kam der mit 38 cm größte Barsch des ersten Tages aus dem Kölpin. Gefangen hat ihn Hebaza. (Topköder waren hier anscheinend silberne Spinner.) Dazu kamen noch ein paar kleine Hechte und Barsche.
Dafür fing sich fast jeder Teilnehmer einen schönen Sonnenbrand ein!
Der zweite Abend verlief dann dementsprechend ruhiger. Und so kam es, dass wir am zweiten Angeltag dann auch etwas früher auf dem Wasser waren. Angejuckt durch die Erfahrungsberichte der Kölpin-Fraktion von Tag I und unter dem fast schon furchterregenden Eindruck der großen Wasserfläche auf der Müritz und den mäßigen Fangergebnissen des Vortags verweigerten sich nun die meisten Teams dem großen Teich und fuhren stattdessen auf den Kölpin. Durchaus nachvollziehbar, denn das Angeln in dem glasklaren Wasser ist schon etwas ganz Besonderes – gerade bei Sonnenschein, wo man immer wieder Hechten und Barschen beim Köderverfolgen und manchmal auch beim Zupacken zuschauen konnte.
Die Hechtspezis hatten ziemlich viele Bisse. Aber leider peilten die Hechte immer genau die Stellen an den Gummifischen an, die nicht von einem Haken abgedeckt waren. Und so blieb es bei ein paar wenigen Fischen, von denen michaZ den größten und Nomada den kleinsten dingfest machen konnten.
Barschtechnisch ging auf dem Kölpin lediglich bei wobbelwilli und Bernd die Post ab. Allerdings nur frequenztechnisch. Und wieder auf Spinner. Hier sein Bericht (Auszüge aus einer PN an mich):
„Also wir sind gegen 7 Uhr raus, und haben schon im Kanal zum Kölpinsee angefangen zu schleppen und hatten schon dort die ersten Barsche über Bord gehoben. Dann sind wir nach Deinen Tipps vom Vorabend im Restaurant LINKS abgebogen zu dem steinigen Grund und haben ultraleicht geschleppt. Sprich typische Barschrute mit kupferfarbenen Spinner Gr. 2. Wobei Bernd erst versucht hat, mit Twistern zu schleppen. Da ging aber Nichts drauf. Er fing erst, als er es auch mit Spinner probierte. Vom Schlepptempo hatten wir gute 3,5 km/h drauf. Und dann kam eigentlich Barsch auf Barsch – ne ganze Zeit lang. ABER ALLES KEINE RIESEN. Die besten hatten so um 25 cm. Aber im 10-Minuten-Takt kann man sagen. Wir wollten dann nochmal rechts von der Ausfahrt in den Krautfeldern schleppen. Da lief aber seltsamerweise nichts, aber auch gar nichts. Dann haben wir bis etwa halb 11 nochmal in der Steinregion des Kölpinsees geschleppt, bis ab 10 Uhr auch dort die Bisse magerer wurden. Ich könnte mich ärgern, dass wir nicht schon viel früher, so gegen 4 oder 5 Uhr, raus sind. Ich glaube, das wäre die beste Beißzeit gewesen an diesem Tage.
Alles in allem kamen wir auf unsere Kosten und es hat echt Spaß gemacht. Zumindest bis 10 Uhr war die Barschwelt im Kölpin für uns in Ordnung. Danach ab etwa halb 11 lief Nichts mehr und wir sind dann auch los. Das Ganze hat mich ein bisschen an unsere Harzer Forellenseen erinnert, frühs rockt’s in der Rute und ab Mittag ist Schicht im Schacht. Aber da steckt man nicht drin. Aber auf jeden Fall geh ich nun soweit, dass ich mir für mein GPS ne Müritzkarte hole, so angetan bin ich von dem Teich da oben…“
Die großen Barsche wollten auch bei den anderen nicht. Auch nicht bei Leo und Woody, die einmal einen Schwarm mit Barschen sahen, in dessen Zentrum zahlreiche Dickbarsche schwammen. Als die Köder die Barschmeute passierten, waren die kleinen Begleiter schneller. Doppeldrill. Und als die Wobbler wieder einsatzbereit waren, war der Spuk auch schon vorbei. Ansonsten blieb es meines Wissens zumeist bei vereinzelten Kleinhecht- und Barschkontakten.
Einen ganz Besonderen davon konnte Grigo verzeichnen. Er hatte David und mir am Vorabend noch berichtet, dass er noch nie einen Spinnangelzander gefangen hat. Und als er seinen Tandemspinner zur Mittagszeit bei 28 Grad, strahlendem Sonnenschein, einer Sichttiefe von bestimmt 4 m über 3 m Grund in ca. 1 m Tiefe durchs Wasser zog, hat er sicher nicht den Plan verfolgt, den Bann auf dem Kölpinsee zu brechen. Umso größer die Freude, als sich der vermeintliche Hecht dann als Zander entpuppte. Seinen Hecht fing Grigo dann etwas später.
Auf der Binnenmüritz blieben die Wunder leider aus. Obwohl die Teams immer wieder fette Futterfischwolken auf dem Lot angezeigt bekamen und der Wind bei wunderbarem Sonnenschein die Wasseroberfläche ein bisschen kräuselte, wollten weder die Barsche noch die Hechte beißen. Von fehlgeleiteten Zandern ganz zu schweigen. Egal, was die Kollegen Veit, Jochen, Thomas, Leo, Woody etc. auch unternahmen – die Fische hielten die Futterluke geschlossen.
Auf der Müritz waren an diesem Tag nur noch die Teams Lohmann, Jan und ManneGlasauge sowie Oerkel, Profiblanker, Hoffi und ich unterwegs, also die beiden Parteien, die mit ihren schnelleren Booten auf eventuelle Möwenjagden hätten reagieren können. Der Konjunktiv deutet es ja schon an: Wir haben leider keine Barschhatz mitbekommen. Meine Mannschaft verständigte sich nach diversen Anker- und Driftversuchen mit überschaubarem Erfolg schweren Herzens darauf, die Wobbler über Bord zu hängen und die aktiven Fische schleppenderweise aufzuspüren und uns die Zeit zu vertreiben.
Während wir vergeblich auf ein Möwengewitter hofften, gingen uns zwei Hechte und ein paar kleine Barsche ans Band. Unser Erfolgsmodell war der schnell geschleppte Frenzy Flickershad. Der auf ca. 4 m abtauchende 5-Euro-Wobbler hat an diesem Tag in allen möglichen Farben alle anderen Modelle ausgestochen und so gut wie jeden Fisch gebracht. Egal, ob wir über 20 m oder über 6 m schleppten.
Die Kombination aus verhältnismäßig hoher Schleppgeschwindigkeit und ca. 4 m tief laufenden Wobblern brachte auch Pharmaman und seinem Sohn Anton die meisten Bisse. Die beiden fingen auf die Loudmouth von Mann’s ein paar mittlere Barsche und zwei schöne Hechte.*
Fazit: Dass man an einem derart großen Gewässer auch mal voll am Fisch vorbei angeln kann, ist wohl normal. Anscheinend hatten die Barsche außerdem beschlossen, gleich mehrere Ruhetage hintereinander einzulegen. Aber Fisch gibt’s da oben ohne Ende. Das bewiesen nicht nur die vielen tollen Echos, sondern auch die vielen kleinen Hechte und Barsche, die wir beim Schleppen durch die Kanälchen gefangen haben.
Dazu kamen noch perfekte Boote, saubere und großzügig ausgestattete Appartements mit direkter Anbindung an den Kölpinsee und die Binnenmüritz sowie der immer freundliche, umsichtige und hilfsbereite Fischer Wolfgang Schinzing. Die Anlage in Eldenburg ist auf jeden Fall ein idealer Ausgangspunkt für Treffen dieser Art.
Von einem „Fehlversuch“ hat sich die Barsch-Alarm-Reisegruppe noch nie ins Boxhorn jagen lassen. Wir kommen wieder – keine Frage! Es liegen schon wieder zahlreiche Interessensbekundungen vor. So wie es aussieht, wird die Anlage in Eldenburg wohl in nächster Zeit außerdem auch immer wieder von einzelnen Teilnehmern des Treffens aufgesucht werden.
Ein herzliches Dankeschön geht noch mal an die Sponsoren des Startersets und der Ruten, die wir für die schönsten Fänge vergeben haben:
Wenn ihre große Stunde an diesem Treffen noch nicht geschlagen hat, so werden die Megabass- und VIVA-Wobbler von Spinner&Co,
die Jackson- und Jan Gutjahr-Wobbler vom Fachversand Stollenwerk
und die vielen tollen Gummis, die der Köderwahnsinn spendiert hat,
in Zukunft noch eine Menge Fische fangen – schließlich sind sie in besten Händen. Das gilt auch für die drei Ruten (Skeletor Dropshot- bzw. Fenwick Casting-Ruten), die uns die Firma Pure Fishing gestellt hat – sehr zur Freude von DozeyDragon, ManneGlausauge und Hebaza.
Vielen Dank auch an die Müritz Plau GmbH (insbesondere in Person von Sebastian Paetsch), die das Objekt eine ganze Woche lang freigehalten hat, damit wir die komplette Anlage über das Wochenende nutzen konnten. Mit Wolfgang Schinzing hat die GmbH für den Fischerhof in Eldenburg einen unglaublich geduldigen Ansprechpartner ausgewählt, der für alle Fragen eine gute Lösung parat hatte. Danke, Wolfgang!
Und zum Schluss möchte ich mich bei allen Teilnehmern dafür bedanken, dass ihr euch der Tour angeschlossen habt. Auch wenn man im Verlauf der Veranstaltung nicht mit jedem ausgiebig sprechen kann, bleiben da ganz viele nette Erinnerungen zurück. Mir hat’s wieder sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich schon aufs nächste Mal.
Johannes
PS: Weil ich jetzt nach Rastattt auf zu Fisherman’s Partner auf eine Hausmesse fahre und ich den Bericht vorher noch online stellen wollte, fehlen noch ein paar Bilder (die mir bestimmt bald vorliegen). Ich werde den Bericht in nächster Zeit immer wieder um die eintrudelnden Fotos ergänzen. Wenn ihr Teilnehmer Lust habt, dann schreibt zur Komplettierung doch auch eine kleine Zusammenfassung als Kommentar. Es waren diesmal einfach zu viele Teilnehmer, als dass ich alles hätte mitbekommen können…