Unsere Boote Motor-Probleme

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Ich muss die Geschichte mit meinem Motor mal festhalten, weil ich sie selber bald nicht mehr zusammenbringe und weil sie eigentlich auch lustig ist, wenn man sie von oben betrachtet. Und weil sie heute weitergeht. Ich fahre meinen 18 PS-Tohatsu heute an den Bodden. Dort hat sich ein Tohatsu-Spezialist bereit erklärt, sich der Angelegenheit zu widmen. Es ist der letzte Versuch, bevor der Motor zum künstlich angelegten Mini-Riff wird. Aber vielleicht klappt es ja.

Eigentlich ja ein sehr schöner Motor und mein Boot treibt er auch gut an.

Die Sache ist die: Seit der Saison 2015 produziert der jährlich gewartete 4-Takter Fehlzündungen. Zunächst nur bei schneller Fahrt. Das habe ich der Werft, in der ich ihn im Winter 2015/2016 warten ließ auch gesagt. Ich bekam ihn im April zurück. Ultraschallgereinigt. Mit neuen Zündkerzen und so weiter. So eine Wartung kostet dann um die 300 Euro. Erste Ausfahrt 2016 im Mai: Motor aus auf dem Müggelsee. Motor springt nicht mehr an. Die DLRG kommt vorbei und schleppt mich an die Werft des Vertrauens.

Sieht man mir an, dass ich leicht genervt bin?

Wochen später bekomme ich den Motor zurück. Seinen Dienst verweigern tut er in dieser Saison nicht mehr. Das mit den Fehlzündungen ist allerdings nicht behoben. Also Werftwechsel. Ich beschreibe das Problem und nehme den Motor im Mai 2017 an. Kosten erneut sowas um 300 Euro. Ergebnis: Das Tocken geht weiter. Ab und zu säuft er ab. Ich bringe ihn zurück in die Werkstatt. Man bedeutet mir, dass er im Testbecken wunderbar läuft. Also verabrede ich mich mit dem Chef an der Spree für eine Probefahrt. Tatsache. Der Motor läuft zunächst nicht rund. Nach einer halben Stunde Getüftel (kostenlos!) schnurrt er wie ein Kätzchen. Allerdings nur für einen Tag. Hat der Meister schon prophezeit. Muss was mit dem Steuerteil sein. Also gebe ich den Motor ab in der Erwartung, dass er evtl. im Juni fertig sein wird und funktioniert.

Ich rufe im 2-Wochen-Rhythmus an und höre immer wieder, dass man dran ist, dass es aber schwer ist, so ein Steuerteil zu besorgen. Im August reißt mir dann mein Geduldsseil. Ich starte auf Facebook eine Steuerteil-Suchaktion. Nach 3 Tagen habe ich ein passendes Steuerteil bei mir in Berlin.

Erneuter Werftwechsel. Ich lasse das Steuerteil (hat knapp 400 Euro gekostet) für ca. 200 Euro einbauen. Das dauert ein bisschen zu lange, als dass ich den Motor 2017 noch fahren kann. Die Jungfernfahrt 2018 ist ernüchternd. Das Tockern geht weiter. Soft zwar. Aber es ist da. Zwei Ausfahrten später fällt der Motor auch ne niedriger Geschwindigkeit regelmäßig aus. Es ist brutal nervig. Ich bringe ihn zurück und lasse ihn nochmal checken (70 Euro). Und jetzt wird’s witzig:

Letzte Woche Mittwoch hole ich den Motor wieder ab. Im Testbecken lief er super. Neuer Splint. Nochmal gereinigt. Und? Na klar. Nach einer Minute ist das Tocken wieder da. Angelzeug ins Auto. Motor abbauen. Gleich auf den Schrottplatz? Ne. Ein Kumpel hat nen Kumpel, der alles kann, was Motoren angeht. Von Auto bis zum Bootsmotor. Dort lade ich den Motor am Donnerstag ab.  Am Donnerstagmorgen durchsuche ich das Netz nach einem Überbrückungsmotor und werde fündig: ein sehr stylischer 2-Takter von Evinrude. Langschaft. 25 PS. Baujahr 1977. 750 Euro VB. Ich verhandle kurz und erstehe den Motor für 700 Euro.

Die Stadtautobahn ist gesperrt. Ich muss von Müggelheim (dort wohnt der Motor-Bastler) nach Spandau. Ich bin stundenlang unterwegs, sehe den Motor. Bekomme einen coolen Tank und die Papiere. Sehe zwar, dass da nirgends was von Langschaft steht. Aber halt auch nix von Kurzschaft. Dafür wird mir eine Quittung von der letzten Wartung gezeigt, die vor 2 Jahren stattgefunden hat. Da wurden nochmal 570 Euro investiert. U.a. in einen neuen Impeller etc. Seither stand der Motor nur rum, weil ihn der neue Besitzer nicht an den Spiegel seines Eigenbaubootes anbringen konnte.

Am Freitag bringe ich den Motor an. Vorher noch in den Angelladen, um meiner Freundin eine Angelkarte zu kaufen für die Spree. Jetzt kann doch eigentlich nix mehr schief gehen.

Ist der schön? Ich war sofort verliebt.

Nicht? Sehr wohl! Der Motor springt beim dritten Mal Ziehen super an. Man merkt, dass er fett Power hat. Dann geht er aus. Nach kurzem Kampf (inklusive Wutanfall) läuft er aber. Laut und stinkig. Aber er läuft. Juhu. Boot beladen. Auto wegparken. Raus auf die Spree. Allerdings merke ich gleich, dass sich das Teil beschissen lenkt. Ich muss endweit ausholen, um kleine Kurskorrekturen vorzunehmen. Es kommt ein Verdacht auf. Ich gebe Gas.

Oh nein! Er ist zu kurz, bekommt seine Power nicht ins Wasser. Wir rühren an der Oberfläche. Abbruch. Abbau. Ich schildere dem Verkäufer das Problem, während ich zum Schrauber nach Müggelheim fahre, um meinen Tohatsu abzuholen. Denn in der Zwischenzeit habe ich Kontakt zum Tohatsu-Spezialisten in Stralsund aufgenommen und der kann den Motor mit einer Software auslesen. Na klar kaufe ich unterwegs noch eine Kiste Bier für den hilfsbereiten Motor-Mann. Der Verkäufer stellt sich zunächst quer, weil er mir beweisen kann, dass er den Motor als Langschaft gekauft hat. Nachdem ich ihm die Bilder vom Vermessen geschickt habe, sieht er ein, dass es ein Kurzschaft ist.

Tohatsu-Langschaft
Evinrude-Kurzschaft

Kurz hatte ich zwei Motoren im Auto. Einen habe ich bei Bernd abgestellt in der Sanderstraße.

Da wartet er nun auf die Rückabwicklung.

Der geht am Donnerstag zurück. Da komme ich hoffentlich mit einem gesunden Tohatsu-Motor zurück vom Bodden. Und wenn nicht, kaufe ich mir endgültig einen neuen Motor und hoffe, dass er nicht gleich geklaut wird. Aber geklaut wird halt relativ viel an der Spree. Bevorzugt neue Motoren. Deshalb habe ich ja solange an dem Tohatsu 4-Takter festgehalten. Aber irgendwann würde ich halt dann doch gern mal wieder von meinem Boot angeln…

Hi Dietel, hoffe Du kannst das leidige Problem bald lösen. Der Evinrude ist wahrscheinlich ein sogenannter Normalschaft mit 435 mm Länge, wie viele andere 2Takter auch. Ich habe seit 14 Jahren einen Tohatsu 30PS Zweitakter und den Spiegel meines Bootes 7cm runter gesetzt. Das Ding macht eigentlich keinen Aerger damit war das Runtersetzen ne gute Option fuer 100 Euro. Aber Zweitaktpower muss man moegen. Hoffe, dass man sich die neuen 25kW Elektromotore bald leisten kann...
Hallo Johannes,

das ist ja eine Odyssee. Ich hoffe die Geschichte nimmt ein gutes Ende.
Ich habe bis jetzt immer nur gute Erfahrungen mit Tohatsu Motoren gemacht.
Zur Zeit bin ich mit einem 18 Jahre alten 25 PS 2-Takter unterwegs, bisher keine Probleme.
Hallo Johannes, hallo Tohatsu-Mitleidende,
Ich schließe mich der obigen Story mal mit einem eigenen Leid-/Erfahrungsbericht an :)
2010 habe ich einen nagelneuen Tohatsu MFS 30B Langschaft 4-Takter mit 30PS, E-Start und Fernschaltung/-Lenkung für mein 5m Aluminiumboot bestellt, erhalten und montiert. Juli 2010 bis August 2013 lief der Motor wie eine Rakete und wurde auch jährlich gewartet! Gleitfahrt mit 4 Personen kein Problem, bei Alleinfahrt gar keine Frage. Habe noch ein Foto gefunden von einer Fahrt zu zweit bei 43km/h.

2013 ging es zum Plauer See für den jährlichen Angelurlaub. Angekommen bei bestem Wetter, Boot geslippt, die Elde entlang Richtung Seeeinfahrt getuckert, Bier geöffnet, auf einen tollen Urlaub angestoßen - PIIIIIIEEEEEEEP. Motor geht auf niedrige Drehzahl und hat die Lampe an. Long story short: mehrere Tage ergebnislos vor Ort gebastelt und einige Hundert Euro investiert (Impellerwechsel, Ölwechsel, diverse Checks beim Motorenmenschen vor Ort) und prinzipiell die komplette Woche mit 1.200U/min geschleppt. Bei einem Gewitter wars mal knapp aber ansonsten war es okay. Gefrustet auf dem Heimweg den ganzen Kahn in der Werft meines Vertrauens abgestellt und um Reparatur gebeten.

ACHTUNG FESTHALTEN: die Reparatur dauerte von September 2013 bis März 2014 und kostete satte 1.350EUR!!! Grund für die Dauer: man hat einfach den Fehler nicht gefunden und bei jedem Test gab es wieder das PIIIIIIIEEEEEEP, welches ich so hassen gelernt habe. Im März 2013 hatte der Motormensch die Schnauze voll und hat den noch mit original Werksmotorkopfdichtung (also unangetastet!) verschlossenen Motor komplett aufgemacht und hat gestaunt: das Steigrohr sah im inneren des Motors aus, als hätte es jemand mit der Zange zusammengedrückt, sogar zangenähnliche Abdrücke waren zu sehen! Das sorgte anscheinend für eine rasche Überhitzung weshalb der Motor sich runter geregelt hat. Steigrohr ausgetauscht, Motor getestet, schnurrt wie ein Kätzchen!

Saison 2014 gerettet - DENKSTE! Inzwischen hatte ich einen Aufbau auf dem Boot um mir mehr Stauraum zu verschaffen und war auch mit dem Gewichtszuwachs von 60kg fein, da ich eh meist nur allein oder zu zweit unterwegs bin. Plötzlich kommt der Motor nicht mehr vernünftig in Gleitfahrt, selbst mit mir allein merkt man, wie der Motor kämpft. Zu zweit war ich plötzlich in maximaler Verdrängerfahrt unterwegs. Es wirkt, als würde der Motor nicht genügend Kraft ins Wasser bekommen. Alles ausprobiert: andere Schraube, Wartung, Gaszug nachgestellt, Gewicht verlagert uvm. - es ist seitdem wie verhext. 2017 habe ich den kompletten Aufbau herunter genommen und durch Aluminium ersetzt und damit nochmal ordentlich Gewicht gespart - keine Änderung. Ab 4.000U/Min kämpft der Kerl und keiner weiss warum. Getriebe ist in Ordnung, Motor ist in Ordnung, Benzinzufuhr ist in Ordnung, Entlüftung stimmt, Motor sitzt perfekt aber er kämpft. Das Boot im heutigen Zustand sollte leichter sein als seinerzeit in Gleitfahrt mit vier Personen. Niemand kann mir sagen, woran das liegt.

Aktuell bin ich so gefrustet, dass ich nach einem vernünftigen, gebrauchten Suzuki/Honda/Mercury mit 50-60PS, E-Start und Fernbedienung suche, der mir weitere Dilemma erspart. Ob 2-Takt oder 4-Takt ist mir eigentlich sogar egal (glaube ich). Klar wäre ein Suzuki DF50/60 Baujahr 2012 mit Trollmode ganz lieb aber alles andere tut es auch. Wenn ihr also jemanden kennt, der jemanden kennt …. 
Und das schlimmste von allem: auch meine Frau hasst den Motor jetzt!
Sieht schlecht aus. Muss mich wohl nach einem neuen Motor umschauen. Heute Abend geht erstmal der Evinrude zurück nach Spandau.
Ich hatte am Anfang als ich mit dem ersten Boot anfing auch nen alten 20 ps Johnson 2takt,der wollte mal und mal wieder nicht.So viele schöne angeltage die mir das Ding versaut hatte. Ich bin viel am Arbeiten und dafür sind die Tage noch kostbarer.
Dann hatte ich einen 25ps Yamaha,nach kurzer Zeit Lagerschaden,das Teil hat geklappert als ob jemannd mit nem Hammer im Block hockt und draufhaut.Ich hatte alle aufmerksamkeit am Rhein wenn ich wohin kam :)
Dann hatte ich nen alten 30ps Yamaha autolube,brutal power das Teil!
Hat auch gut geschluckt!Wenn der abgesoffen war,musste ich den 30mal anreißen bis der wieder anging.Im winter mit dicken klamotten war man durchgeschwitzt.Der bekam einen Getriebeschaden.
Dann war nix mehr mit Ebay Motor gebraucht.
Hatte dann meinen ersten Mercury neu gekauft.
5 jahre gerantie drauf,das war ein Argument.Habe jetzt den 2. und nen größeren Mercury am neuen Boot dran.
Kann ich nur empfehlen! 5 Jahre garantie und viele Optionen bei den Motoren,führt meiner meinung nach was Bootsmotoren angeht,nichts mehr dran vorbei!
Kann es nachvollziehen.. lag mal quer aus meinem Boot mit den Fingerspitzen am Zündschlüssel und dem großen Zeh am Gasgestänge des Motors. (Evinrude/Johnson 120Ps 2Tackt). Das Ding läuft Super nur darf man ihn nicht „warm“ ausmachen und kurz darauf starten. Mittldrweile hab ich das Ding im Griff und weiß wie es geht. Und mein 8 Ps Evinrude 4 tackt (bj 96 ) läuft trotz einmaliger Benutzung pro Jahr wieder wie eine 1 . 2 mal ziehen und selbst mit dem alten Benzin surrt er wie ein junges Kätzchen . Mein Kommentar bringt euch zwar nicht weiter.... bis auf die Erkenntnis das ein Evinrude (wie Johannes sein „2 tackt normalschafter „) von anno dazumal eben läuft.
Sorry, aber man sollte doch vorher wissen welche Schafftlänge man für sein Boot braucht ?.
Warum hast du nicht vorher den Schafft des Tohatsus gemessen?
Hoffentlich kommt der Tohatsu wieder in die Gänge, viel Glück.
das is ja wirklich ärgerlich, gerade weil ich, als ausgesprocherner tohatsu fan, seit jahrzehnten nichts anderes mehr fahre und null probleme damit hatte.
alle drei sind auf höchste langlebigkeit gebaut und trotz intensivster nutzung halten sogar die impeller extrem lange.
ich habe einen in 9,8 , 18 und einen tldi 50 ps, alle drei sind 2takter, absolut zuverlässig und unglaublich sparsam.
ich hoffe die halten noch ne weile, denn auf einen neuen mit den offenbar dazugehörenden problemen habe ich auch keinen bock.
Hi nobo. Der ist nun echt platt. Ein Zyliner verkohlt und einer voller Wasser. Wurden wohl auch nicht unbedingt vorbildlich gewartet. Ich hole mir jetzt was Neues und hoffe, dass ich lange Spaß dran habe und nicht gleich nen Diebstahl zu beklagen habe...
@Brassmann: Ja. Das kann man schon so sagen. Bin halt davon ausgegangen, dass der ausgewiesene Langschaft-Motor ein Langschaft ist. Der Verkäufer hat ihn auch als Langschaft gekauft und ihn mir verkauft, weil er dachte, dass das Problem an seinem Spiegel liegt und nicht an der Schaftlänge. Es geht immer schlimmer. Aber ein bisschen trottelig war das schon.
@Hannes und die anderen: Wenn´s ein gebrauchter Mixer sein soll; Suzuki DT Serie, gibt´s als 2 Takter und läuft wie ein vierer. Tolle Motoren, robust, springen super gut an, leise und solide gebaut.
Inzwischen habe ich einen 40 PS Viertakter YamahaF. Springt auch immer sofort wie ein Auto an, leise, sehr gutes Drehmoment und sparsam im Verbrauch. Ein Yamaha kostet zwar etwas mehr als alle anderen, dafür bekommt man halt ausgefeilte Technik.
Tja,

ein Kollege kaufte vor ein paar Jahren einen neuen Tohatsu 4-Takter. Erst Begeisterung, nach einem halben Jahr nahm der Verkäufer den Motor zurück, weil selbst er ihn nicht mehr zum Laufen bekam. Scheint irgendwie an der Konstruktion zu liegen.

Was die Wartung angeht, viele Mechaniker scheinen nicht mehr zu verstehen, was in einem Motor passiert. Ist wie beim Auto. Wenn aber das Verständnis für die Ursache des Fehlers nicht vorhanden ist, ist eine gute Lösung oft weit entfernt.
Geht Deine Möhre vielleicht nur aus, wenn Du am sitzen bist ? Hört sich vielleicht blöde an, das Problem hatte aber ein Kumpel von mir. Wie sich (nach langem Suchen) rausstellte, war der Benzinschlauch derart unglücklich verlegt, dass immer wenn eine Sitzbank belastet wurde einfach nur der Schlauch abgeklemmt war und kein Sprit mehr geflossen ist.
Man weis es ja nie vorher, günstiger für die Geldbörse wäre ja fast ein neuer gewessen. Besser für das Seelische Wohlbefinden und das Nervenkostüm allemal.
J